Am Mittwoch, dem 7. März 2012 war ich mit in einem kleinen Raum im ICC dabei, als Organistatoren der Fußball-EM 2012 aus Polen über den Stand der Vorbereitungen sprachen und zu den Bedingungen und die Infrastruktur für die Fußballfans Journalisten und Bloggern Rede und Antwort standen. Meine Mitschrift ist für Fans gedacht, die selbst bei der EURO 2012 live vor Ort dabei sein wollen.
Für diese Übersicht habe ich mich aber zusätzlich aus Materialien bedient, die ich bei der ITB bekommen habe und direkt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt. Von diesem habe ich auch die Bilder in diesem Exzerpt.
Inhalts-Übersicht
1. Allgemeines
1.1. Flüge
1.2. Auto und Autobahn
1.3. Bahn
1.4. Polen-Ausweis / Polish Pass
1.5. Fan-Zonen - Sicherheit
1.6. Unterkünfte, Preise
2. Warschau
2.1. Stadion
2.2. Allgemeines
2.3. Spieltermine - Gruppe A
2.4. Fan-Zone
2.5. Reisewege nach Warschau
3. Gdansk / Danzig
3.1. Stadion
3.2. Allgemeines
3.3. Spieltermine - Gruppe C
3.4. Fan-Zone
3.5. Anreise
3.6. Ausflüge, Freizeitprogramm
4. Wroclaw / Breslau
4.1. Stadion
4.2. Allgemeines
4.3. Spieltermine - Gruppe A
4.4. Fan-Zone
4.5. Reisewege nach Wroclaw
5. Poznan / Posen
5.1. Stadion
5.2. Allgemeines
5.3. Spieltermine - Gruppe C
5.4. Fan-Zone
5.5. Unterkünfte
6. Krakow / Krakau
1. Allgemeines
Als grobe Übersicht über die Euro 2012 habe ich bereits einen Artikel geschrieben. Echte Fußball-Fans werden womöglich schon den gesamten Euro-Spielplan im Kopf haben. Dann geht es hier um die Fakten: die Infrastruktur der Gastgeberstädte, die Planung der Individualreise durch Polen.
Übrigens gibt es auch in anderen als den offiziellen Gastgeberstädten Fan-Zonen. Zunächst ist die schöne Kulturstadt Krakau zu nennen, aber auch die Stadt Torun (deutsch: Thorn), die etwa in der Mitte von dem durch Warschau, Danzig und Poznan gebildeten Dreieck liegt. Vielleicht auch wegen attraktiverer Übernachtungspreise interessant. Am 6. Juni gibt es in der Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, Torun, übrigens ein seltenes Schauspiel: Die Venus schiebt sich vor die Sonne. Deswegen gibt es in der Stadt ein großes öffentliches Spektakel mit der Sonnenbeobachtung nebst Weltuntergangsszenarien.
www.2012torun.pl
1.1. Flüge
Deutsche Airlines, voran die Lufthansa, werden mehr Flüge anbieten, ab April 2012. Z.B. nimmt Air Berlin die Strecke Berlin - Danzig ins Programm auf.
1.2. Auto und Autobahn
Am 1.7.2011 hat man in Polen ein Gebührensystem für die Benutzung von Schnellstraßen in Betrieb genommen, das elektronische Mautsystem viaTOLL. Die Zahlung ist obligatorisch. Zahlungspflicht besteht auf Fahrzeuge ab einem Gewicht von über 3,5 Tonnen zulässigen Gesamtgewicht (auch: PKW mit Anhänger) oder (unabhängig vom Gesamtgewicht) eines Busses mit über 9 Sitzen (inklusive Fahrer). Neben Autobahnen sind auch bestimmte Landesstraßen und Schnellstraßen betroffen.
Das Autobahnnetz ist anlässlich der bevorstehenden EM bis Ende 2011 um 1.100 Kilometer verlängert worden. Einige geplante Abschnitte werden aber nicht mehr rechtzeitig fertig. Dazu gehört ein Abschnitt von der Autobahn bei Lotz bis nach Torun (Thorn) und der Teil der A4 von Krakau bis zur ukrainischen Grenze nach Lemberg. Dagegen soll der 100 Kilometer lange Abschnitt von Lotz bis Warschau noch rechtzeitig vierspurig ausgebaut worden sein. Ebenfalls gerade noch fertig werden soll der südliche Abschnitt auf der A1 von der tscheschisch-polnischen Grenze bei Gorzyczki zum Flughafen Katowice (deutsch: Kattowitz).
1.3. Bahn
1.3.1. Informationen erhalten
Die Polnische Bahn PKP bietet auf ihrer Website neben polnisch Informationen schon auch auf englisch an. Man soll auch in englisch Fahrkarten kaufen können. Auf meine Frage wurde mir gesagt, dass es Informationen auch auf deutscher Sprache geben wird. Derzeit ist Google-Translate-App in die Website integriert. Hier erfolgt eine automatische Live-Übersetzung. Die Website ist, was Design, Maße (statische Breite - zu schmal), Navigierbarkeit, Suchfunktion und Werbebanner betrifft, nicht ganz auf der Höhe der Zeit, muss ich feststellen.
Auf den Bahnhöfen der EURO-2012-Städte werden Freiwillige arbeiten, die sich um die Gäste kümmern und natürlich Fremdsprachen beherrschen.
1.3.2. Zugverbindungen
1.000 Kilometer Schienen wurden/werden anlässlich der EM modernisiert, wobei man sich auf die Verbindungen zwischen den EM-Austragungsorten konzentrierte. Auf der Strecke E65 zwischen Warschau und Danzig soll sich die Fahrzeit ab Beginn der EM dank der Modernisierungen von sechs Stunden auf vier verringern. Und auf der Strecke zwischen Posen und Breslau sollen Züge nach Abschluss der Arbeiten 160 Km/h schnell fahren können.
Gleichzeitig mit den Streckenmodernisierungen ist die Renovierung von mehreren Bahnhöfen in Angriff genommen worden. Dazu gehört der Breslauer Hauptbahnhof. In Posen hat man mit der Renovierung im Mai 2011 begonnen. Sie dauert noch an.
Vier reguläre Züge gibt es zur Zeit aus Berlin nach Polen.
Die polnische Bahn PKP wird bald einen zusätzlichen Zug zwischen Berlin und Danzig einsetzen; man braucht zwischen Berlin und Danzig dann nicht umzusteigen. Da auch mehr Danziger nach Berlin kommen wollen, richtet man sich nach denen. So fährt der Zug in Danzig um 6.00 Uhr morgens nach Berlin ab und kehrt abends aus Berlin zurück. In Berlin soll der Zug um 15.39 Uhr abfahren und um 22.30 Uhr in Danzig ankommen. Die genauen Fahrzeiten stehen noch nicht fest. Sie sollen im April 2012 festgesetzt und veröffentlicht werden. Hier kann sich im Minutenbereich noch etwas ändern. Der Zug fährt über Poznan und Bydgoszcz (deutsch: Bromberg).
Die Preise für die zusätzlichen Züge werden zur Zeit verhandelt. Der Preis wird bei einer Fahrt aus Berlin nach Warschau oder Danzig ungefähr bei 50 € liegen.
Derzeit wird in Polen an quasi allen wichtigen Bahnstrecken gebaut, so dass diese gesperrt sind oder sich aber erhebliche Verspätungen ergeben. Die Bauarbeiten werden für die Dauer der Europameisterschaft aber ausgesetzt.
Zur EURO 2012 ist geplant zirka 40 Sonderzüge einzusetzen.
1.3.3. Bahn-Fahrkarten
Es wird für die Sonderzüge Sonderangebote geben, die im Preis vereinheitlicht werden. Die Staffelungen sehen hierzu so aus:
- Berlin - Poznan: 19,- €
- Berlin - Warschau: 29,- €
- Berlin - Krakau: 39,- €
1.4. Polen-Pass
Außerdem wird es in Abhängigkeit der Gültigkeit der Karten attraktive Preise geben, wenn man den Polish Pass erwirbt (Warum gibt es nicht einen "Polenausweis"?). Den wird man in drei Varianten anbieten:
- für 3 Tage
- für 7 Tage
- für 2 (oder 3. Ist wohl noch nicht entschieden) Wochen.
Der Polish Pass ist eine Plastikkarte, auf oder in der mehrere Funktionen kombiniert sind:
- Flugticket
- Fahrkarte für Fernverkehr und Nahverkehr
- Auslandskrankenversicherung
- Hotelreservierungsausweis
Dafür nimmt man dann vielleicht in Kauf, Statist zu sein. Mithilfe solcher Karten lässt sich sicherlich wunderbar registrieren, wieviele Touristen welche Leistung wann in Anspruch genommen haben. Datensensible Menschen müssten sehen, dass sie vom Fremdenverkehrsamt Informationen darüber erhalten, welche Daten mit der Karte von den Teilnehmern am System eingesammelt werden. Der Pass wird von zwei polnischen Unternehmen vertrieben.
Den Polish Pass kann man sich selbst über das Internet beschaffen. Dazu muss man seine Personalausweisnummer in ein Online-Formular eingeben. Man kann den Pass zu Hause ausdrucken, habe ich gelesen. Aber wie man eine Plastikkarte ausdruckt (siehe oben), weiß ich nicht. In diesem Punkt sind die mir vorliegenden Informationen nicht konsistent.
Man kann sich vorstellen, dass je nach Kombination benötigter Leistungen der Preis unterschiedlich, das Preissystem also recht komplex ist. Die Rechenarbeit tun dann Server im Netz. Fraglich ist dann, wie der Browser des Fans eingestellt sein muss, damit die Buchung funktioniert. Aus diesen Gründen habe ich einige Bedenken, ob das die Lösung für jeden Fan ist.
Es soll auch Apps für Android-Smartphones und iOS-Smartphones oder PDAs geben, mit denen man sich seinen Polish Pass beschaffen kann, und zwar zirka einen Monat vor Anpfiff des Auftaktspiels in Warschau, also um den 10. Mai 2012 herum.
Unklar ist, welche Fluggesellschaften sich beteiligen, wenn man damit einen Flug aus Polen in die Ukraine bucht. Muss man sich ansehen, wenn der Pass erhältlich wird.
Es sollen zirka 150.000 Betten in Hotels, Pensionen und Appartments über das System buchbar sein. In den verbleibenden Monaten soll diese Zahl noch erhöht werden.
Auch sein Bier soll man damit in manchen Kneipen abrechnen können. Das wird wohl pro halber Liter damit 2 € kosten, wo es sonst vielleicht ohne die Karte 1,50 € kosten würde.
Für die Auslandskrankenversicherung muss man pro Tag 1 € bezahlen. Braucht sicherlich auch nicht jeder, macht aber bei 2 Wochen auch nur 14 €.
Also wer mit der Bahn viel reisen möchte und auch noch Unterkünfte benötigt, mag das bequem sein. Allerdings fallen dann manchmal aber Schnäppchen weg, z.B. von Pensionen, die nicht am System teilnehmen. Fans, die mit eigenem oder gemieteten Auto ankommen, brauchen den Pass wohl eher auch nicht. Aber das ist nur Spekulation. Man muss es sich im Internet ansehen, welche Leistungspakete für welche Preise angeboten werden.
Webadresse: www.polishguide2012.pl
Der Weg zum Polish Pass führt über den Polish Guide. So lassen sich die Besucher- und Nutzerzahlen gut statistisch auswerten. Vom Polish Guide wird man zu den beiden polnischen Veranstaltern geleitet, bei denen man den Polen-Ausweis kaufen kann:
Netmedia, www.polishpass.com.pl
Quovadis, www.polishpass.org
1.5. Fan-Zonen - Sicherheit
Die bevorstehende EM hat man zum Anlass genommen, in Polen neue gesetzliche Regeln zur Sicherheit bei Großveranstaltungen zu erlassen. Das passierte im September 2011. Danach ist die Einrichtung eines Registers für straffällig gewordene Hooligans vorgesehen. Der EM wurde ein extra Abschnitt gewidmet. Danach haben Polizeikräfte die Befugnis, im Falle des Verdachts von Straftaten Personen zu erfassen, deren Daten zu sammeln und zu verarbeiten. 9.000 Polizisten werden zur Sicherheit für die EM in Polen bereitgestellt, davon 2.400 in Warschau.
Alkoholische Getränke dürfen nicht mehr an beliebigen Orten verkauft werden, sondern nur an für die Veranstaltung ausgezeichneten Orten ausgeschenkt und verkonsumiert werden. Diese Getränke dürfen auch nur maximal 3,5 % stark sein. Schnaps fällt also aus.
Einlasskontrollen gibt es nicht nur in/bei den Stadien, sondern auch zu allen Fan-Zonen.
1.6. Unterkünfte, Preise
Welcher Hotel-Preis ist angemessen? Oder sagen wir, durchschnittlich, nicht überteuert. Diese Frage stellen sich bestimmt viele Fans, die ein Hotel oder (einfacher) eine Unterkunft suchen und noch nicht gefunden haben.
Man sagt, dass die Hotelpreise für die Zeit der Fußball-EM in Polen in den EURO-2012-Gastgeberstädten doppelt so hoch sind wie sonst zur gleichen Jahreszeit. Für eine Nacht im Drei-Sterne-Hotel muss man schon mindestens 100 € zahlen. Nach oben gibt es einen weiten Spielraum, bis etwa 300 €. Das ist der Stand jetzt.
Doch man darf auf ein Fallen der Preise hoffen. Denn es ist so: große Reiseveranstalter haben große Mengen an Zimmern reserviert. Die werden bestimmt nicht alle verkauft und an die Hotels zurückgegeben. Kurz vor Beginn des Championats werden also wieder mehr Zimmer angeboten werden und dann auch zu günstigeren Preisen. Unter www.hotel.pl sind Hostels der fünf EM-Städte Polens verlinkt. Das ist eine kleine Such-Alternative für günstige Unterkünfte zu den Hotelbuchungsplatttforomen.
In der Ukraine ist es dramatischer. Hier sind die Hoteliers maßloser und verlangen das Zweieinhalbfache bis zu Dreifache des normalen Preises, ist zu hören. In Lemberg müssen die Studenten ihre Studentenzimmer räumen, damit die Universitäten, denen die Zimmer gehören, damit Geld verdienen können. Die Frage ist, bei wem dann das Geld der Gäste tatsächlich landet, ob im Etat der Universität oder auf dem Konto von Universitätsmitarbeitern.
Für Warschau und Umgebung hat die UEFA mindestens 100.000 Übernachtungsplätze erwartet. Diese Zahl soll inzwischen schon deutlich überschritten sein. In Danzig werden zur EM 85.000 Plätze benötigt. Es soll doppelt so viele geben. Auch Posen und Breslauf verfügen jeweils über mehr als die benötigten 50.000 Plätze.
Fan-Camps mit Bier
Der Vollständigkeit halber weise ich aber auch darauf hin, dass der dänische Bierproduzent Carlsberg in fünf polnischen Städten die Carlsberg-Camps sponsort. Wer hart im Nehmen ist oder wegen Rausches sowieso nichts (mehr) merkt und kein teurer iPhone zu verlieren hat, kann dort leicht viele neue Freunde gewinnen und günstig unterkommen. Es werden Zwei-Mann-Zelte aufgestellt, man kann sich sein eigenes mitbringen und aufstellen. Oder etwas mehr Komfort: mobile Ferienhäuser mieten oder im mitgebrachten Caravan.
[...Next]