Dampfende Luft vermischt mit Zigarettenrauch - das ist der Eindruck beim Verlassen des Flughafengebäudes des Internationalen Flughafens von Adler so um 1.00 Uhr nachts. Das Gebäude gibt seine gespeicherte Wärme ab. Da um diese Zeit wenig Betrieb ist, ging die Ausgabe des Gepäcks schnell. Die Sorgen um meinen Rucksack aus Moskau (siehe letzter Bericht) sind verflogen.
Wir fahren ins Zentrum des Kurortes Adler. Für die erste Nacht buchte ich (nur einen Tag zuvor) ein Hotel, damit ich am nächsten Tage die Registrierung ohne Aufwand erhalte.
Es befindet sich an einer Straße, die nur wenig Fußminuten von der Leninstraße (die wohl längste Straße in Adler) entfernt ist, und nicht weit vom Strand. Die Tür zur Reception steht offen. Das Mädchen dort hat heute ihre erste Schicht. Englisch spricht sie nicht. Erste Frage meines Freundes: Machen Sie die Registrierung von Ausländern zu den Behörden? Ja, bis zum nächsten Tag.
Mein Freund hätte mich auch gern gleich mit nach Hause genommen. Andere seiner ausländischen Freunde, die zu Besuch kommen, haben sich nicht um die Registrierung gekümmert und keine Probleme deswegen bekommen. Gut, bei nur einer Woche ist das verständlich. Aber zur Fußball-WM sind die Regeln geändert worden. Nicht nur die Gäste mit der Fan-ID-Karte, sondern auch alle Gäste, die ein Visum haben, müssen sich binnen eines Tages anmelden.
Jetzt steht also fest, dass ich hier bleibe. Wir holen meine Sachen vom Auto und gehen in die 2. Etage. Wow, wir staunen wegen der Möbel im Zimmer 204. Kleiderschrank im Flur mit Hochglanzlack und das Doppel-Bett mit Kissenbezügen und Tagesdecke mit dem Logo des Hotels und glitzernden Steinchen. Er fährt heim. Ich stelle dann fest, dass die Schubladen Kommode aber klemmen.
Es ist schon bald 2.00 Uhr. Ich kühle mich in der Duschzelle ab und esse noch meinen Fertig-Salat mit Dressing, den ich in Berlin kaufte. Die letzte Mahlzeit war um Halbeins Mittags in Eile, beim Rucksackpacken.
Ich gehe noch mal zur Rezeption, eigentlich auf der Suche nach einem Kühlschrankautomaten mit Getränken. Die junge Rezeptionistin wendet sich an einen Mann im weißen kurzärmligen Hemd. Der Inhaber des Hauses. Fragt, woher ich komme. Nennt dann seine erste Assoziation zu Deutschland. Kühlschrankautomat gibt es nicht. Aber auf jeder Etage Wasserspender. Er zeigt mir, wie ich den Fernseher in meinem Zimmer bediene, mit den Fernbedienungen und stellt mir die Klimaanlage an, stellt auf meinen Wunsch auf 18 °C, und schließt deswegen das Zimmerfenster. Er ist aus Armenien. Ich kläre ihn auf über meinen Reisezweck, gebe ihm meine Visitenkarte und äußere den Wunsch, nach dem Frühstück ein paar Zimmer anzuschauen, wenn frei - und eventuell zu baden. Er empfielt mir, gleich am Vormittag um 09.00 Uhr zum Strand zu gehen. Nachmittgs bekomme ich schnell einen Sonnenbrand.
Erst gegen 2.30 Uhr lege ich mich zum Schlafen. Dank der Klimaanlage kann ich einschlafen, trotz des Rauschens. Es überdeckt auch das Summen des kleinen Kühlschrankes.
Ich weiß am nächsten Morgen nicht, bis wann das Frühstück gegeben wird (im Zimmer gibt es keine Kladde mit den typischen Hotelinfos), gehe daher bis kurz vor 9.00 Uhr runter, vorbei an der Rezeption, die sagt, bis um 12.00 Uhr. Ein Paar und en Mann frühstücken. Das Cafe hat keine Fenster, da es sich im Keller befindet. Es gibt ein Menü mit 5 Varianten eines Frühstücks, das sehr dürftig ausfällt.
Mein Menü 4 umfasst: 2 russische Pfannkuchen (Blinnij) mit etwas saurer Sahne, 2 gekochte Eier mit Schale, 2 Scheiben Toast ein Stückchen Butter dafür, ein Schälchen Milchreis (hätte stattdessen auch Getreide bekommen können (Porridge), ohne Zimt und Zucker. Kein Obst, keine Marmelade, kein Honig.
Eine Tasse grünen Tee (hätte auch Kaffee bekommen). - Alles. Ich hätte auch Rührei mit Käse bekommen können. Marmelade gibt es nur beim Menü 5.
Ich schätze, bei einem Büfett würde zuviel weggeworfen werden müssen, bei warmen Gerichten. Und es wäre mehr Arbeit. Hier ist nur eine Mitarbeiterin hinter der Bar, die, ihre Augen auf ihr Smartphone richtet. An der Bar stehen übrigens 2 Kühlschränke mit Getränken
Zunächst weiß man beim Buchen nicht, wie das Frühstück wird, davon abgesehen, dass man Hotelbewertungen lesen kann.
Als Reisebüro könnte ich das Hotel - aufgrund Lage zum Strand, des guten Preises und Dachterasse mit Swimmingpool nur Kunden anbieten, für die das Frühstück im gelben Haus gleich nach dem Aufstehen nicht so wichtig ist. Am Eingang gibt es unter Palmen Tische und geflochtene Stühle für Raucher und einen Springbrunnen.
Später am Abend nutze ich diesen Platz noch zum Blog schreiben, wobei nur gelegentlich mal ein oder zwei Raucher kommen, um ihre Sucht zu befriedigen. (Am nächsten Tag höre ich am Olympiagelände beim Bahnhof beim Nachhausegehen den Sprecher: Sotschi ist eine raucherfreie Stadt).
Erstes Ziel heute ist ein Besuch des Strandes - ohne dass ich die Badehose und ein Handtuch mitgenommen habe. Der Strand heißt Tschaika, die Möwe. Unterwegs komme ich an einigen Ständen vorbei, in denen Frauen ab 50 Jahre aufwärts Exkursionen anbieten. Es gibt all die Läden, die Strandurlauber so brauchen. Getränkemarkt, Stände mit Sonnenschutzmilch, Shampoo usw. Schwimmringe und anderes Aufblasbares, Souvenirs ...
Kurz vor dem Beeline-Shop sprach ich mit einer Verkäuferin von Exkursionen, so um die 65. Sie erklärte mir die Möglichkeiten und Preise beim Besuch des Skyparkes, mit der Fussgängerbrücke über die Msymta. Mit dem Urlaub verbunden sind natürlich Besuche einiger Sehenswürdigkeiten, die ich als Sotschispeziaist kennen soll. Am Strand kommt einselbständiger Jeepfahrer auf mich zu. Am Jeep werden diverse Touren angeboten. Es gibt 6 Plätze. Mit dabei sind auch Besuche von Wasserfällen, unter denen man in einem ausgewaschenen natürlichen Bassein baden kann. In der Ferne fährt ein russisches Kriegsschiff oder Küstenwachschiff Richtung Abchasien.
Der Gang zum Meldebehörde, wo Bürger ihren Reisepass erhalten, ihren Wohnsitz anmelden und Ausländer sich anmelden.
Das zweistöckige Haus befindet sich an der Ecke Leninstraße, Gogolstraße, ca. 15 bis 20 min von meinem Hotel Fußweg entfernt. Westliche Ausländer bemerke ich keine. Es gibt keine lange Schlange, wie ich befürchtete. Aber es gibt Informationen an der Wand zur Fußball-WM für Gaste. An jeder Seite des quadermäßigen Gebäudes gibt es Warteräume. Überfüllt ist es nicht.
Ich gehe wieder. Am Zaun am Bürgersteig unter Platanen befindet sich ein Kwas-Stand. Ich kaufe von der Frau einen Becher. Mit Kwasmarken scheint sie sich nicht auszukennen. Es gibt Kwas aus Sotschi, aus Adler, ...
Ich gehe noch auf der Leninstraße weiter, finde einen Beeline-Shop, könnte eigentlich gleich eine Simkarte kaufen, denn von den letzten Reisen habe ich noch einige Rubel übrig. Doch meinen Reisepass habe ich nicht dabei. Den braucht die Verkäuferin.
Ich komme an einen Stand mit freiwilligen Schülern, die Infos für Fussballfans geben. Hier bekomme ich eine Überblickskarte mit interessanten Punkten für Touristen. Es sind noch Schüler, um die 16 oder 17 Jahre.
Ich gehe zurück, denn um 12.00 Uhr ist Check-out-Zeit. Packe die Sachen, bringe sie zur Rezeption. Der armenische Direktor ist nicht da. Die Luxuszimmer und Halbluxuszimmer sind nicht frei für eine Besichtigung. Ich gehe wieder in die Stadt. Mit meinem Freund habe ich vereinbart, dass es kein Problem sein wird, die Zeit zu vertreiben und auf ihn zu warten, bis er mich abholt. Denn wo er wohnt, das ist ein Dorf am Rande von Sotschi und dem Olympischen Park.
Ich gehe zum Beeline-Shop. Dort sind mir gerade zu viele Kunden, keine Lust auf Warten, gehe weiter, biege von der Leninstraße nach links in die Kirowstraße ab, finde hier einen Einkaufstempel "My Plaza" von Perekrostok, sehe auch hier die russischen TK-Marken und gehe rein, kaufe mir bei Swjasnoi meine Beeline-Simkarte mit 6 GB für 350 Rubel. Schaue mich weiter um, entdecke einen Schuhmarkt "Zenden". Der wirbt mit 50 % Rabatt und beim Betrachten von Sportschuhen spricht mich eine Verkäuferin auch an, kümmert sich um mich. Ich kaufe dann 2 Paare. Das erste sind Lederimitatschuhe in rot mit weißer Sohle und dem offiziellen Fußball-WM 2018-Logo drauf. - Mein WM-Souvenir!
Und ein paar Sommerhalbschuhe mit gelochtem Leder, leicht, in beige-braun. Ich sehe nach dem Verlassen bald eine Bank, Binbank. Kenne ich. Gehe zum Geldwechseln rein. Die Frau an der Kasse schaut sich sehr genau meine 50-Euro-Scheine an. Legt einige zur Seite und sagt, die nehme sie nicht an. Warum genau, verstehe ich nicht, denn sie spricht kein englisch. Sie hat vielleicht auf eine bestimmte Nummer gesucht oder Herausgabejahr. Keinder der Scheine war bekrakelt (Sie hatte irgendwas von Schrift erzählt). Ich gab ihr weitere Scheine in der Hoffnung, dass darunter noch welche sind, die sie akzeptiert. Ja. Ich bekam 200 EUR gewechselt. Das reicht erst mal, beim guten Kurs von 1 EUR = 72,95 Rubel. Das Thema ist vertagt. Bei einer anderen Bank gibt es vielleicht keine Probleme.
Sehr heiß, die Sonne knallt. Ein Eis am Stiel am nächsten Eisstand um die Ecke, 50 Rubel.
Meine neuen Sandalen drücken. Deswegen kann ich mir keine weiteren Spaziergänge mehr erlauben und gehe über den Platz in der Nähe des Marktes zurück. Bei einem Kiosk für Veranstaltungskarten informiere ich mich noch, ob es interessante Konzerte gibt. Nichts auf meiner Wellenlänge in den nächsten Wochen.
Nach Rückkehr im Hotel schreibe ich meinen ersten Bericht - den Flug nach Adler, bis das Akku fast leer ist. Dann meldet sich mein Freund. Ich muss aufbrechen. An der Rezeption wird mir für die Aufbewahrung meiner Sachen nichts berechnet. Ich konnte sogar den gekauften Käse für die Familie meines Freundes im Kühlschrank für die Rezeptionsmitarbeiter aufbewahren.
Mit dem Bus fahre ich bis zur Bahnstation des Olympischen Parkes, mit großem Umweg. Er fährt im Kreis eine Strecke und er fahrt zunächst bis nach Veseloje und Psou an der Grenze zu Abchasien, vorbei an dem Vergnügungspark in Psou, dann zurück durch ein Gebiet, das zur Winterolympiade gebaut wurde, alles neu, Wohnhäuser, Hotels, Straßen, Teiche, der Vergnügungspark neben der Formel-1-Strecke...
Vom Bahnhof holt er mich ab. Pelmeni zum Abendessen und den Rest vom Spiel Schweiz gegen Serbien gesehen. Die Schweizer machten aus dem 0:1 zur Halbzeit noch ein 2:1 Sieg (so dann auch Deutschland am nächsten Tag gegen Schweden).