Für Dresden habe ich was übrig, trotz des großen Loches an der Prager Straße, neben dem Autotunnel, das es schon über fünf Jahre gibt, trotz der halbierten Prager Straße wegen der Bauarbeiten gegenüber von Wöhrl, trotz des politischen Willens, die Waldschlösschenbrücke zu bauen. Bei Russen ist die Stadt sehr gefragt. Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich mit zwei Maschas aus St. Petersburg an einem Wochenende all die Pracht bewundert. - Für die Schacholympiade hatte ich eigentlich nur den Samstag eingeplant, am Sonntag wollte ich einem russischen Freund, der für Dresden ja Monate Zeit hat, ein bisschen von der Sächsischen Schweiz zeigen, wo er inzwischen die Stadt fast besser kennen dürfte als ich, raus in die Natur. Aber bei diesem Wetter, kalter Wind, Schnee, vielleicht Regen und dann Matsch, musste es ausfallen. Er smste mir am Samstagabend, als ich mit einem Freund vom Kongresszentrum am Elbeufer zurück gekehrt war, dass er dann doch auch gerne die Olympiade besuchen wolle. Das konnte er haben. Bis zum Überdruss.
Und so habe ich wieder einen Beitrag geleistet, mich um interessierte russische Gäste der Stadt gekümmert. Gerade ist ja die "Dresden-Werbung und Tourismus" (DWT) von der Insolvenz bedroht, las ich kürzlich im Fachmagazin für Touristiker FVW (Heft 22/08), das titelte im Oktober: "Krise in Dresden". Hauptgesellschafterin der DWT ist die Stadt Dresden. Sie ist nicht mehr bereit, die Schuldenlöcher zu stopfen, bis zum Jahresende werden wohl 260.000 € zusammen kommen. Einer der Vorwürfe gegen die DWT von lokalen Touristikern ist der, dass sie die Werbung im Ausland vernachlässigt hat. In keiner deutschen Großstadt ist der Anteil ausländischer Übernachtungen so gering wie in der sächsischen Hauptstadt, nämlich 15,5%, schreibt die FVW. - Vielleicht sollten sich die Marketing-Verantwortlichen der Stadt mal was von den russischen Städten St. Petersburg und Krasnodar abkucken?! Zumal St. Petersburg, eine Partnerstadt von Dresden.
Noch mal zurück zum Begriff der Schach-Olympiade: Einem Interview des ND-Autors René Gralla mit dem derzeitigen FIDE-Präsidenten Kirsan Iljumschinow vom Dezember 2006, das auch auf SCHACH veröffentlicht ist, entnehme ich, dass es tatsächlich ernsthafte Bestrebungen der FIDE gibt, in der olympischen Bewegung integriert zu werden, Gespräche mit dem IOC laufen; aber offen ist danach, ob Schach zur Sommer- oder Winterolympiade kommt. Allerdings soll der amtierende IOC-Präsident Jacques Rogge die Linie vorgegeben haben, dass zuerst eine andere Sportart aus dem Kanon gestrichen werden müsste, bevor Schach olympisch werden könnte. Karpow schätzte auf der Podiumsdiskussion am Samstag mit Susan Polgar und Alexander Chalifmann, dass es wohl erst 2020 so weit sei.
Soviel zu einigen Hintergründen. Jetzt wollen wir aber die Kreise enger um das Thema Schach in Dresden 2008 ziehen und näher auf die Großveranstaltung eingehen. Der FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow war am ersten Spieltag (13.11.) auf dem Wege nach Dresden in einen Verkehrsunfall im Westen Moskaus verwickelt worden. Infolgedessen konnte er nicht kommen. Laut einem Bericht von The Moscow Times passierte der Unfall gegen 11 Uhr russischer Zeit, als er in Begleitung von Polizei in einem schwarzen Mercedes unterwegs zum Flughafen war. Daraus lässt sich schließen, dass er bis zum Spielbeginn um 15 Uhr deutscher Zeit nicht rechtzeitig angekommen wäre, um den ersten Zug am Spitzenbrett der Herren auszuführen. Wer Schuld an dem Unfall hatte, war zunächst laut der Meldung unklar. Der Präsident war in eine Klinik gebracht worden, nicht hingegen die 21-jährige Fahrerin eines Ford Focus, die wohl den Mercedes angefahren hatte und auch gelitten hatte. Der Präsident erlitt eine Kopfverletzung, aber nichts Lebensbedrohliches.
Neu an einer Schacholympiade war dieses Mal die Regel, dass, wenn ein Spieler nicht pünktlich um 15 Uhr an seinem Brett ist, seine Partie als verloren gewertet wird. Bisher war es so, dass die Verspätung eines Spielers zu Lasten der eigenen Bedenkzeit ging, die aber auch reichen konnte, die Partie zum Siege zu führen.
Neu war außerdem, dass alle Turnierpartien gleichzeitig live übertragen wurden. Im Internet konnte man unter http://schachlive.dresden2008.de/ live dabei sein, vorausgesetzt, man hat Java auf seinen Rechner installiert bzw. Flash. Alle Turnierschachbretter waren verkabelt und mit Sensoren ausgestattet. Jeder Zug wurde automatisch sofort registriert und an einen Server weiter geleitet. Die FIDE, nach der FIFA der zweitgrößte Sportverband der Welt, hat diese Bretter von der holländischen Firma Digital Game Technology (DGT) gekauft, erzählte mir deren Vertriebsfrau am Samstagabend nach dem Ende der letzten Partie an ihrem Stand. Nach der Olympiade wird die FIDE diese Bretter wohl an förderbedürftige, arme Mitgliedsländer verschenken oder günstig weiterverkaufen. Solch ein Brett mit Figuren wird für 470 € verkauft. Die Bretter sind noch aus Holz, sie werden in Spanien gefertigt. Dann werden sie nach Holland gebracht, wo die Technik ein- oder angebaut wird. Ich habe leider nicht mal unter so ein Brett sehen können. Das Brett ist mit einem USB-Anschluss oder mit einer seriellen Schnittstelle, die es ermöglicht, viele dieser Schachbretter an nur wenige Computer anzuschließen, bestückt. Über Kabel wurden die Partien dann im Saal des Kongresszentrums auf Leinwände übertragen. Außerdem wurde eine Auswahl von Partien mithilfe dieser Technik und mit einer speziellen Präsentationssoftware von DGT im Foyer vor interessierten Zuschauern kommentiert, hauptsächlich von Großmeister Bischoff, aber auch von der ungarischen Ex-Weltmeisterin Susan Polgar. Bischoff machte das sehr gut, Susan in englisch. Der Andrang der Besucher war groß, die Stühle reichten oft nicht für alle Zuschauer.
Eine Etage höher wurden ebenfalls aktuelle Partien analysiert, aber für alle Fans, die das Großereignis über das Internet verfolgen. Hier machte es aber am Samstag und Sonntag meistens kaum Sinn, zuzusehen und zuzuhören, da meistens die kommentierte Partie für die anwesenden Besucher nicht angezeigt wurde oder etwas anderes zu sehen war, als die Kommentatoren besprachen; das war verwirrend. Hier wurde für das Internet-Schach-Fernsehen kommentiert, zu empfangen wohl über
www.schach.de. So ein Schach-Internet-Fernsehen gibt es schon ein paar Jahre. Sowas hatte ich mal benutzt, als Kasparow gegen einen Computer spielte. Auch die auf dem Turnier eingesetzten digitalen Schachuhren kommen von dem Hersteller DGT. Die haben den Vorteil, dass die Bedenkzeit im Unterschied zu mechanischen Schachuhren für beide Seiten exakt gleich eingestellt wird. Ich habe nie mit einer digitalen Schachuhr gespielt. Es hat aber wohl mehrmals technische Probleme mit der Elektronik gegeben. Passende Beispiele fand ich heute auf einem
Blog. Da berichtet ein Schiedsrichter oder sonstiger Aufpasser, was seiner serbischen Schiedsrichter-Kollegin passierte: Die Uhr eines Spielers sprang von 0:20 auf 9.59 um! Die beiden fanden dann heraus, "das die vorderste Anzeige wohl ihren Geist aufgegeben hat." Weiter schreibt er: "Einen weiteren Vorfall gab es vor ein paar Runden, als ein Spieler im 36. Zug die Zeit überschritt, und die DGT-Uhr zwar die Zeitüberschreitung anzeigte aber auf der Uhr 0:31 min zu sehen war. Der Spieler akzeptierte die Zeitüberschreitung und im Gegensatz zur Partie von P.H. Nielson aus Runde 1 war die Partie vorbei." Was ich selbst sah, war, dass die Übertragung der Züge auf die Leinwand oder ins Internet bei Zügen im Blitztempo nicht hinterher kommt, da werden gespielte Züge übersprungen.
Russland ist für DGT schon ein sehr wichtiger Absatzmarkt, liegt hinter Deutschland an zweiter Stelle. - Jedes Kind weiß, dass Schach hier eine lange Tradition hat, Schachunterricht an Schulen war weit verbreitet. So finden sich denn auch finanziell starke Förderer, vorneweg Anatoli Karpow, der auf der Pressekonferenz von über 20 Schachschulen sprach; gerade hatte er auch eine erste in Polen eröffnet und eine zweite in den USA will er demnächst in Chicago eröffnen. In Russland gibt es extra für Schachklubs gebaute Häuser, vorzüglich für die Nachwuchsarbeit ausgestattet. So ein Schachhaus, gebaut mit Mitteln eines Gasunternehmens Tatneft, hatte ich vor zwei Jahren in Tatarstan besucht. Dies war keine private Schachschule, aber Schach ist hier gewissermaßen Betriebssport der Erdgasfirma. Mit meinem Freund dort in dessen Heimatstadt kamen wir an einem Feiertag zufällig, aber neugierig, vorbei und wurden just eingeladen, am Blitzturnier mitzuspielen, das gerade anfangen sollte. Da spielten Meister und Meisteranwärter mit. Ich wurde Letzter, stand ein paar Mal auf Gewinn, aber spielte zu langsam. In Elista, wo 1998 die Schach-Olympiade statt fand, ist sogar eine Schach-Stadt entstanden, also ein olympisches Dorf zur Schach-Olympiade. Dort haben 1.000 Menschen eine regelmäßige Arbeit gefunden, erzählt FIDE-Präsident Iljumschinow in dem erwähnten Interview. Wenn dort Turniere stattfinden, werden noch zusätzlich kurzfristig Leute eingestellt. - Na, jetzt bin ich doch wieder abgedriftet in Hintergründe.
Aus gut unterrichteten Kreisen vernahm ich unmittelbar vor meinem Olympiade-Besuch, dass die Stadt Dresden Hoffnungen vor allem auf dieses Wochenende setzte, was die Besucherzahlen angeht. Anders als an den Tagen zuvor war die Benutzung der Garderobe nun nicht mehr kostenlos. Am Samstagnachmittag gab es an den Kassen tatsächlich Schlangen bis zum Eingang, was freilich nicht allzu weit ist - lange musste man nicht warten. Nur um Viertel nach Drei waren schon die Kapazitäten der Garderobe erschöpft - schlecht auch fürs Geschäft, zumal die Stadt wohl nicht die ganzen Ausgaben für die Ausrichtung des Großturniers wieder hereinbekommen wird. Susan Polgar nannte in ihrer Pressekonferenz die Zahl 60.000 €, die durch den Verkauf von Eintrittskarten eingenommen wurden. Am Sonntagnachmittag war es schon wieder etwas entspannter an der Kasse und Garderobe. Die Einführung einer Garderobengebühr war nicht die einzige Umstellung rund um die Organisation des Besucherverkehrs. - Man hatte wohl irgendwann bemerkt, dass die Kontrollen etwas lasch waren. So hatte man am letzten Freitag damit begonnen, auf die platinfarbenen Armbänder eine Zahl zu schreiben, diejenige des Wettkampftages, auch wurde nun das aktuelle Datum auf die Eintrittskarten geschrieben. Am Sonntag gab die Kasse Karten heraus, in die das Datum eingedruckt war. Ab Samstag wurden dann den VIPs die grauen Armbäder auch von den Einlassern angelegt, so, damit sie nicht wieder abzuziehen waren, ohne den Verschluss kaputt zu machen.
VIPs war es möglich, sich auf das Parkett des Saales zu begeben, um unmittelbar beim Kampf der besten Teams dabei zu sein. Für die Besucher mit der einfachen Eintrittskarte blieb häufig der Blick auf die Schachbretter versperrt durch solche VIP-Kiebitze, aber auch schon durch die großen Trinkbecher der Schachspieler, die einige Figuren verdeckten. Da nützte auch das Fernglas nichts. Aber immerhin gab es auch für die Standard-Besucher die Möglichkeit, an zwei Stellen runter an den Rand des Parketts zu gehen und näher an die Spieler zu kommen, nämlich an der Bühne und bei den Männern und Frauen in Bereichen auf der Tribünenseite, wo nicht um die Spitzenplätze gekämpft wurde. Nur konnte man an der Bühne stehend nicht mehr auf die Bretter sehen. Da musste man immer warten, bis die Stellungen an die Leinwand geworfen wurden. Dort war Platz für die Anzeige von 4 Brettern gleichzeitig. Aber an so um die 12 Brettern wurde auf der Bühne gespielt. Also wurden die Bretter immer im Wechsel gezeigt. Am letzten Sonntag (23.11.2008) spielte hier oben auch die erste deutsche Männermannschaft gegen die USA (verlor 1,5:2,5) und die erste deutsche Frauenmannschaft gegen die philippinischen Damen (gewann 3:1). Außer Elisabeth Pähtz kenne ich die deutschen Spieler und Spielerinnen gar nicht. Schon lange nicht mehr habe ich mich mit dem deutschen Schach beschäftigt. Auch in der Weltspitze sind inzwischen so viele für mich unbekannte Namen. Klaus Bischoff ging in seinen Kommentierungen auf einige dieser so jung in die Weltspitze vorgedrungenen Spieler ein; das war sehr informativ.
Bei der Preisfestlegung für die Eintrittskarten spielte für den Veranstalter auch die Überlegung eine Rolle, wieviele Gäste das Parkett bzw. die Spieler, vertrugen. Pro Tag sollten, was ich hörte (nicht sicher), nur 50 Besucher mit einer Gold-Karte auf das Parkett gelassen werden, wieviele mit einer Platin-Karte, weiß ich nicht. Die Nachfrage nach dieser Möglichkeit, unmittelbar an den Brettern der Spitzenmannschaften kibitzen zu können, war groß. So kalkulierte man einen hohen Preis, bei dem sich Angebot und Nachfrage etwa decken würden. Eine VIP-Karte für einen Tag kostete 127 EUR, ein Gold-Ticket 35 EUR, eine einfache Besucherkarte kostete dagegen 9,50 €. Naja, wenn man diese Preise in Relation zu denen für Box-WM-Kämpfe oder Fußball-Bundesliga-Spielen setzt, kann man das wohl nicht als unangemessen bewerten. Nicht gut fand ich, dass man sich im Internet nach Beginn des Turniers nicht über die Preise informieren konnte. Da stand auf www.dresden2008.de nur unter Tickets und Preise neben Merchandising-Produkten ein Link zum Verkauf. Auf der Verkaufsseite hieß es nur, ein Online-Verkauf sei nicht mehr möglich. Trotzdem hätte man die Preise für den Offline-Verkauf nennen können. Mit der Platin-VIP-Karte bekam man weiter oben im Gebäude in einer VIP-Lounge kostenlos Erfrischungen und Feinschmeckerchen, präsentiert vom Suitess-Hotel in Dresden, mit der Goldkarte hingegen nicht.
Um von der Tribüne aus auf den Brettern etwas ohne Anstrengung zu erkennen, brauchte man schon ein Fernglas. Um einen Platz am Geländer der Tribüne zu bekommen, brauchte man Geduld. Auf den Stühlen hier saßen manche Angehörige von Spielern, da war es sinnlos auf die Freigabe eines Stuhls zu warten. Für scharfe Fotos aus dieser Entfernung und bei diesem Kunstlicht brauchte man bessere als die kleinen Digicams. In Ruhe beobachten konnte ich weiter links, in Höhe des Raumteilers an der Metalltreppe zwei Partien zwischen den Spielerinnen von Schweden und den Niederlanden, eine Partie zwischen der zeitweise stärksten Frau der Welt, Pia Cramling, und Zhaoqin Peng und die Party am dritten Brett, ein Turmendspiel mit drei Mehrbauern für die Niederländerin. Im richtigen Moment konnte ich die Aufgabe der Schwedin per Handschlag festhalten. Peng hätte meines Erachtens im Mittelspiel einen Bauern auf a6 gefahrlos greifen können, ich sah für Cramling kein Gegenspiel oder irgendeine Kompensation dafür. Ich wunderte mich bei so starken Spielerinnen, wie lange sie an manchen Zügen überlegten und Zeit verschwendeten.
Am Samstag war Exweltmeister Anatoli Karpow zu Besuch. Ich habe ihn nicht gesehen, obwohl er unten auf dem Parkett herumgelaufen sein soll. Auf dem Blog von Ex-Weltmeisterin Susan Polgar, die die englischsprachige Pressearbeit während dieser Schacholympiade übernommen hat, kann man ein Video ihrer Pressekonferenz mit Karpow und außerdem mit Exweltmeister Alexander Chalifmann sehen. Karpow hat zur Eröffnung am Samstag um 15 Uhr den ersten Zug am Spitzenbrett ausgeführt. Am Sonntag übernahm das Exweltmeister Boris Spasski. Den traf ich persönlich!
Ich fand gut, dass er keine Berührungsängste hatte, wollte zwar zwei jungen Damen vom Rüdersdorfer Schachverein (bei Berlin) zwar kein Autogramm geben (Sie hatten mich um einen Kuli gefragt), aber ließ sich mit ihnen fotografieren. Er wurde zuvor in einem Interview natürlich zu seiner Meinung über die russische Mannschaft befragt. Dazu sagte er, das ist eine Ansammlung von starken Spielern, aber keine Mannschaft. Am Tage zuvor hatte schon Karpow gesagt, dass die Mannschaft keinen Anführer hat. Nie hatte ein russisches Team einen höheren ELO-Wert, nämlich 2.756. Aber die Mannschaft steht nach ihren Verlusten in der 7. Runde gegen Titelverteidiger Armenien und in der neunten Runde am Samstag gegen die Ukraine auf dem fünften Rang.
Nachdem ich gestern den Besuch des Ex-Junioren-Weltmeisters Artur Jussupow bei Klaus Bischoff am Kommentatorentisch mitverfolgen konnte, besuchte ich den Tisch von Altmeister Viktor Kortschnoi. Der mehrfache Ex-Vizeweltmeister sah sich gerade dazu gezwungen, einen Bauern herzugeben, um den gefährlichen weißen Springer abtauschen zu können, mit dem Leko (Ungarn) drohte, noch mal auf den Punkt f7 draufzugehen. Dann kämpfte Kortschnoi in einem Schwerfigurenendspiel mit einem Bauern weniger und verlor später. Jussupow, der, soweit ich mich recht entsinne, in Deutschland zuerst für Wünsdorf südwestlich von Berlin, wo die russischen Streitkräfte stationiert waren, spielte, hatte den Zuschauern erzählt, dass er jetzt Trainer der Schweizer Mannschaft sei. Bischoff vermutete, dass es wohl leichter sein müsse, in der Mannschaft zu spielen als deren Trainer zu sein. Aber Jussupow sagte bescheiden nein, das nicht. Allerdings könne er jetzt keine Autogrammstunde geben, da er doch gleich wieder in der Nähe seiner Mannschaft bleiben müsse. - In meiner Jugend hatte ich alle Weltmeisterschaftspartien zwischen Karpow und Kortschnoi, die in unserer Monatszeitschrift "SCHACH" abgedruckt waren, nachgespielt. Spasski hatte gestern im Interview gesagt, Kortschnoi kämpfte gegen ihn um die WM nicht selten mit unfairen Mitteln, schnitt z.B. Grimassen, als Spasski am Zuge war.
Jussupow erzählte Bischoff und den Zuschauern, dass er gerade an drei Trainings-Büchern schreibe, die aufeinander aufbauen: das erste für Spieler mit einer DWZ von unter 1500, das zweite für Spieler bis DWZ 1800 und das dritte für Spieler bis 2100. Die Motivation dafür kam, sagte er, weil er für seine eigenen Kinder passendes Material erstellen wollte. Am Samstagabend war ich bis zur letzten Partie bis kurz vor neun Uhr abends geblieben, einem Turmendspiel zwischen Rois und Akopjan (Armenien) mit einem Mehrbauern für Rois. Rois konnte das nicht gewinnen, sicherte mit seinem Remis aber Israel den Sieg über Armenien. Am Sonntag konnte ich leider nicht so lange bleiben, musste schon früher nach Berlin abfahren.
Jetzt brauche ich noch etwas Zeit, einige Partien nachzuspielen, auf die mein Blick zeitweise gerichtet war, aber bei denen mir immer wieder die Sicht von der Tribüne aus versperrt gewesen ist. Schade, das die deutschen Herren nicht gegen Polen gewinnen konnten. Die liegen überraschend weit vorne, nicht nur die Frauen, auch die Männer. Gegen Litauen in der 11. Runde muss noch einmal ein Sieg her. Was unsere Frauen boten, ist indiskutabel. Die bekamen ihren Senf weg, über die Häme vom Schachblogger Stefan Löffler musste ich schmunzeln.
Links:
offizielle Seite der Schacholympiade der Stadt Dresden
www.dresden2008.de
Regional Leader´s Car Involved in Collision
http://www.themoscowtimes.com/article/1010/42/372326.htm
Chess Base
Schachblog - Pähtz will Frauenförderung debattieren - gerne!
http://schach.twoday.net/stories/5342365/
DGT
http://digitalgametechnology.com/site/index.php/News/official-supplier-chess-olympiad-2008-dresden.html