Berlin: re:publica Nachlese, Teil 2
Als Beispiele zu dieser Thematik nennt Senges das Prime Life Projekt, die platform for privacy project (P3P - W3C), die European Article 29 Group.
In einem Seminarraum nebenan geht es um das Thema Datenschutz und Recht im medizinischen Web 2.0, darum, was insbesondere Ärzte und Arztpraxen beim Umgang mit Patientendaten zu beachten haben. Das erläutert neben den Dozenten Wolf Constantin Bartha und Harald Zwingenberg auch der Jurist Jan Schallaböck, der diese Reihe re:health09 der republica organisiert hat. Am Eingang im Mediacenter liegt ein Exemplar E-Health-Com zum Mitnehmen aus, die erste Ausgabe 2009 des Magazins für Gesundheitstelematik und Telemedizin. Da sind auch sicherheitsrelevante Themen enthalten, natürlich auch zur Gesundheitskarte.
Rechtzeitig vor 18 Uhr sichere ich mir einen Sitzplatz im großen Saal oben in der Kalkscheune für einen der Höhepunkte des Kongresses.
Bei Lawrence Lessig, dem Initiator der Creative Commens zur flexiblen und übersichtlichen Regelung der eigenen Urheberrechte, geht es um Re:Mix . Diesem Vortrag widme ich einen eigenen Eintrag.
Um 19.30 Uhr schließt sich im kleinen Saal der Kalkscheune eine Diskussion über Für und Wider einer Kultur-Flatrate an. Der Raum ist voll, die Diskutanten kamen, als alle Stühle schon besetzt sind. Hinter den beiden Tischen stehen nur noch 2 Stühle. So bleibt nur, dass die vier sich auf die Tische setzen. Das mag ein wenig anstrengend sein, tut der Qualität der Diskussion aber keinen Abbruch. Für mich ist diese Veranstaltung eine der interessantesten der drei Tage republica.
Mit dabei sind Oliver Passek von der Medien-Initiative Berlin Brandenburg als Moderator, Marcel Weiß, ein Blogger aus Chemnitz, der mit www.netzwertig.de (13.12.2022: inzwischen nicht mehr vorhanden. Er erfolgt Weiterleitung zu Förderland mit viel Werbemüll) zum Blogwerk, einem Blog-Vermarkter,gehört, Markus Beckedahl, www.netzpolitik.org und Mitorganisator der republica, Johnny Häusler, den hier jeder kennt, ehemaliger Musiker der Westberliner Band Plan B, und Volker Grassmuth, Wissenschaftler und Mitorganisator von privatkopie.net.
Markus Weiß darf zuerst seine Meinung äußern. Er hält eine Kultur-Flatrate für keine gute Idee. Eine faire Auszahlung des von den Internetnutzern eingesammelten Geldes sei kaum möglich. Es sei schwierig, faire Bemessungsgrundlagen dafür zu finden. Es bestehe dann auch Betrugsgefahr, etwa wenn man darauf abhebt, wie oft die Website einer Band aufgerufen wird oder wie oft ein Titel gestreamt wird und dergleichen. Eine Flatrate laufe hinaus auf einen Wegezoll für die Nutzung des Internets; unklar ob er hier nur Musik im Auge hat oder (welche anderen) sonstige Kunstformen.
Johnny findet es zwar eine gute Idee, die jedoch praktisch nicht umzusetzen sein dürfte und im Ergebnis wohl nur unfair sein könne. Bei der Umsetzung sind viel zu viele Fragen zu beachten, das ist alles zu aufwändig, um es unter einen Hut zu bekommen. Er ist Mitinhaber des Spreeblick-Blogs. Dort gibt es auch Gast-Blogger. Denen wird ein Entgelt gezahlt, aber nicht das, was angemessen ist, nicht genug. Aber der Blog wirft nicht ausreichend Umsatz ab, um die Blogger angemessen zu bezahlen. Er wäre froh, wenn er es tun könnte. Sie hatten es bei Spreeblick mal mit dem Einsammeln von Spenden versucht. Nach einem Jahr waren lediglich 80 EUR zusammengekommen. Im Raum wird gelacht.
Markus ist dran. Auch ein Befürworter der Kultur-Flatrate. Er hat sich schon lange mit dieser Materie auseinander gesetzt. Vage ist, wer alles in den Genuss der Einnahmen kommen soll? Beschränkung nur auf Musik (Und: was ist Musik, was nicht mehr?)? Oder auch Blogger?
Volker Grassmuth weist auf einen neuen Dienst bei The Pirate Bay hin, "IPreadator". Downloads "urhebergehärtet", gegen ein Entgelt von 5 EUR im Monat. Davon bekämen allerdings die Künstler nichts.
Ich möchte hier ergänzend einfügen, dass es seit Einführung neuer Urhebergesetze in Schweden zum 1. April diesen Jahres noch einen anderen Service dort gibt, anonymisierte Downloads. Auch dieser Service kostet 5 EUR pro Monat.
Diese Diskussion, an der sich die Zuhörer rege beteiligten, wurde übrigens von einem jungen Mann vom SWR, der wie ich in der ersten Reihe saß, mitgeschnitten. Vielleicht gibt es inzwischen irgendwo einen Podcast hierzu.
Nach dieser Veranstaltung gab es im großen Saal der Kalkscheune eine Twitter-Lesung. Aber mich zog es mehr zum NGO-Empfang der Aktion Mensch im New Thinking Store, worüber ich ja schon am Anfang was schrieb.
Freitag, 3. April
Der Freitag ging los mit einem Vortrag von Dr. Jan Schmidt über "Das neue Netz: Wandel von Öffentlichkeit - Wandel der Privatsphäre?" Als Medienwissenschaftler verschaffte er einen kleinen Überblick über Trends und bot einige Statistiken über die Nutzung des Webs, z.B. in Abhängigkeit vom Alter. Nach seiner Ansicht sinken die Hürden für Identitätsmanagement (z.B. Blogs, Twitter, Youtube), Beziehungsmanagement (studiVZ, Xing) und Informationsmanagement (Wikipedia, Digg u.a.). Er präsentierte Motive für die Nutzungen und stellte heraus, dass sich diese und die Kontexte der eigenen Präsentation im Netz ändern und welche Folgen diese Änderungen haben (können). Notwendig sei daher auch die Entwicklung von Strategien zum Umgang mit der eigenen Identität, den eigenen Rollen, und die Entwicklung von Konventionen in Communities, an denen man partizipiert. Und so kommt er letztlich auf eine der zentralen Fragen republica zu sprechen, den Privatsphärenschutz.
Nach der Schilderung von Esraá Al Shafei aus Bahrein über ihren Kampf um die Befreiung eines aus politischen Gründen eingekehrkerten Freundes unter Mobilisierung der Internetgemeinschaft mit Aktionen in verschiedenen Ländern (Titel "Political evolution"), die sehr viel Anerkennung im Saal fand und einer thematisch passenden Gesprächsrunde zwischen Frauen über Unterschiede im Osten und Westen (Axis? What axis?) beim Thema politischer Online-Aktivismus ließ Jimbo Wales hinter die Kulissen bei Wikipedia (wiederum im großen Saal des Friedrichstadtpalastes) blicken; für mich einer der gewichtigeren Beiträge der Konferenz.
Er erklärte, was die Stärken eines Wikis, insbesondere Wikipedias, gegenüber anderen Informationsquellen sind. An erster Stelle nannte er die Neutralität und den moderierten Prozess der Prüfung der Informationen, die zu einem Begriff von Autoren zusammen getragen werden, auf Wahrheit, auf Informationsquellen und erläuterte das. Die Wochenzeitung Der Freitag veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 2. April, die wie die Ausgabe vor einer Woche im Foyer des Friedrichstadtpalastes auslag, in der Rubrik "Wissen" den Artikel "Die Wahrheit über Wikipedia", in dem (Wikipedia-)Autor Friedhelm Greis mit sechs Vorurteilen über Wikipedia aufräumt. Und zwei Leute vom Support Team der Wikimedia Deutschland schildern ihre Arbeit als Moderatoren in der kleinen Zeitung Wikimedium der Wikimedia GmbH in Berlin im Artikel "Erklären statt Motzen". Die Zeitung lag auch auf der Konferenz aus, ist aber auch online abrufbar.
Wales stellte auch das kommerzielle Projekt Wikia vor, das er 2004 ins Leben rief. Während Wikipedia eine Enzyklopädie ist, stellt Wikia nach seinem Konzept eine Ergänzung dar, wo bis ins Einzelne gegangen wird, der Rest der Bibliothek. Es gibt jetzt 12.000 spezialisierte Websites zu einzelnen Begriffen und in 103 Sprachen. Er veranschaulicht das am Beispiel der Muppets von der Muppet Show. Schließlich äußert er seinen Standpunkt zur Bedeutung des Internets in Bezug auf das Verhältnis zwischen Staat/Regierung ("government") und uns, den Bürgern. Er sieht uns in einer Krise des Journalismus, in der Tageszeitungen eingestellt und Journalisten entlassen werden. Eine gute Regierungspolitik setzt Offenheit, leichten Zugang zu Informationen und eine Übersicht darüber voraus, was die Bürger bewegt. In einigen Fällen können Communities den Staatslenkern echte Hilfe geben. Es gibt Gelegenheiten zu Fragen. Eine ist die danach, wie man auf den Namen Wikipedia kam. Das Wort wiki bedeutet schnell und kommt aus dem Hawaiischen; steht aber natürlich auch auf Wikipedia zum Nachlesen.
Gut zu unterhalten verstand anschließend auch wieder der Science Fiction-Autor, Technology-Aktivist und Boing Boing-Blogger Cory Doctorow aus Amerika mit "How to survive the web without embracing it".
Er wurde mit dem optimistischen Hinweis angekündigt, dass er als bekanntermaßen schneller Sprecher den Zeitverzug wieder aufholen würde. (Aber ohnehin war das der letzte Vortrag im Friedrichstadtpalastsaal, bevor die Veranstaltung vollständig in die Kalkscheune umzog.) Doctorow riss eine Lanze für freies Kopieren, erklärte, warum sich DRM zur Nutzung von Medien nicht durchsetzen konnte. Das machte er sehr anschaulich anhand einiger eingeflochtener Episoden.
Am frühen Nachmittag ging es im kleinen Saal der Kalkscheune um Open Source Hardware mit Fabienne Serriere (USA) und Frank Rieger. Das war eine mir völlig fremde Welt. Da zeigte Fabienne selbst zusammen gefrickelte Geräte für den eigenen Computer. Und Frank vom Chaos Computer Club sprach über seinen (letztendlich misslungenen) Versuch, für teure Drehmaschinen eigene Software zu schreiben, mit der diese bedient werden können. Gerade die Software an komplexen Maschinen erlauben es den Herstellern, hohe Margen zu verdienen für Service-Leistungen, da die Käufer auf die Software angewiesen sind, da insoweit die Hersteller ein Monopol haben. Dass während dieses Vortrages die Zuhörer noch sitzen blieben, erstaunte mich. War es aus Höflichkeit? Ich war in die Core-Szene der Computerbastler geraten und stand auf, als die Fragerunde begann.
Im Blauen Saal sollte Sabria David (www.sabria-david.de, 13.12.22: damals war ihre Literaturseite www.text-raum.de) mit ihrem Vortrag eigentlich durch sein (planmäßig Beginn ab 14:30 Uhr), doch sie hatte gerade erst angefangen, weil es zu Beginn technische Probleme gegeben hatte, einen Lichtausfall am Beamer. Märchen sammeln, wie es die Brüder Grimm taten, als frühe Form des Einsammelns von user generated content. Etwas Wiederholung der Kenntnisse zu Märchen. Welche beruhen auf mündlicher Überlieferung, welche wurden von einem Autoren wie Hans Christian Andersen ausgedacht?
Jens Ohlig vom CCC ist geduldig, zehn vor halbvier macht er Sabria mal schüchtern vom Eingang zum Blauen Saal aus auf sich aufmerksam, dass er nach Plan schon längst dran sei. Eine halbe Stunde Verzögerung wie hier gerade kommt heute mehrfach vor. Trotzdem bekommen die Zuhörer von Sabria noch die Möglichkeit zu einigen Fragen und literaturwissenschaftlichen Statements.
Jens erklärt den Titel seines Vortrags "Hackerspaces: Selbstverwaltete Orte, in denen Hacker Sachen machen". Er spricht über diese ganz realen Orte, Hacker Clubs eben. Der erste wurde 1969 gegründet. Die Leute von R.E.S.I.S.T.O.R.S. trafen sich in einer Scheune im Zentrum von New Jersey. Der CCC, für den er hier etwas Werbung machen kann, wurde 1981 gegründet. Man organisiert Meetings von Hackern, zuerst einen Raum, den Strom, die Computer usw. und dann werden sich schon Projekte, die man gemeinsam angehen kann, schon ergeben, wenn die Leute sich in einem solchen Raum treffen. Die CCC-Gruppen treffen sich traditionell am Dienstag. Was braucht man noch zur Organisation? Eine Mailing-Liste, ein Wiki, eine IRC-Adresse oder Jabber für Echtzeitkommunikation / Telefonkonferenz - und klare Festlegungen zu ein paar Rahmenbedingungen, etwas Autorität, sonst macht keiner den Abwasch der Kaffeetassen im Club.
Warum jetzt? Weil es technisch möglich ist, sagt er zuletzt, aber die anderen Gründe sind so Sätze, die eigentlich immer passen (oder einfach zu schwammig sind): "Die Welt ist kompliziert geworden.", "Der globalisierte Kapitalismus erhöhe den Wert von Selbstgemachten." - Etwas kryptisch. Oder: "Überleben als Mem (Was oder wer ist das?) in traumatisch und politisch angespannten Zeiten werde so leichter." Hackerspaces ist der Ort, an dem kreative Ideen überwintern. Das ist wohl Hacker-Jargon. Ich verstehe nicht ganz. Wie die Hackerspaces funktionieren, kann man sich hier ansehen. Ich finde es gut, dass man hier auf der rp09 Zugangsmöglichkeiten zu Subkulturen gezeigt bekommt.
Zur Kaffeezeit (16 Uhr) war ich im großen Saal, um mir die Diskussion zu politischen Blogs anzusehen. Da ging es aber noch bis um Viertel nach um die Quadratur des Webs und anschließend referierte Tobias Escher seine Forschungsarbeit, "Wieder die üblichen Verdächtigen", über politisches Engagement im Web. Dabei widmete er sich mySocietys writetothem.com im Vereinten Königreich, eine Plattform, auf der man die Abgeordneten kontaktieren kann, ähnlich wie bei uns auf dem Abgeordneten Watch. Anhand von statistischen Übersichten zeigt er, wer denn diejenigen sind, die diese Plattform in Großbritannien nutzen und ihre parlamentarischen Vertreter befragen. Nämlich überdurchschnittlich häufig solche Menschen mit hohem Einkommen, hoher formaler Bildung, älter und politisch bereits interessiert und organisiert.
Um 16.40 (anstatt 16.00 Uhr) beginnt die Podiumsdiskussion über politische Blogs, u.a. mit Julia Seeliger (war von 2006 bis 2008 im Parteirat der Grünen), Markus Beckedahl (www.netzpolitik.org) (Nachtrag 13.12.2022: ebenfalls ein Anhänger der Grünen-Partei), Kai Biermann von Zeit online, Politblogger Jens Matulczik aus Olfen im Münsterland, unter der Moderation von Falk Lüke.
Markus wird gefragt, warum er nicht auch privat bloggt. Er findet, man macht sich so unberechenbarer für politische Aktivitäten. Ich glaube, er denkt auch: nicht so leicht von der Seite angreifbar.
Kai sagt, Politikerblogs sind langweilig; die liest er nicht. Julias Wahrnehmung als politische Bloggerin war oft ein Gefühl, die anderen denken: "Die kann uns mit ihrem Blog vor den Karren fahren!" Also ein schwelender Verdacht, sie sei eine potentielle Verräterin. Viele männliche Blogger haben schon Kommentare zu ihrem Äußeren abgegeben. Wahrscheinlich fühlt sie sich dadurch als Politikerin nicht so ernst genommen, vermute ich. Mithilfe ihres Blogs habe sie nun gute Möglichkeiten, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen, sagt sie. Ich habe von ihr noch nichts gelesen, frage mich: aber wird dann ihr politischer Blog nicht zu sehr fremdbestimmt, wenn sie sich gegen anzügliche Bemerkungen von Kollegen zur Wehr setzt, Stichwort Feminismus? Na, vielleicht nicht, entsprechende Reaktionen auf Äußerungen zu ihrer Erscheinung geben dann eben ihrem Blog die private Note, die Markus auf Netzpolitik.org zu vermeiden sucht. Markus sagt, seine Themen sind Politik, Technik und Technologie. Er nutzt sein Blog, um Kampagnen zu fahren. Sein Bedauern, dass seine Mitblogger dort nicht so oft posten, wie er es sich wünscht, hörte ich auf der Veranstaltung schon mal. Auf die Adressaten angesprochen, sagt er, nun, Tourismuspolitiker und Umweltpolitiker werden nicht viel Interessantes auf Netzpolitik.org finden. Er gibt sich keinen Illusionen hin: Man erreicht nicht die Politiker, aber die Journalisten. - Auch gut, wenn diese sein Blog als Filter nutzen und seine Infos in ihre Beiträge einbauen. Vielleicht ist Netzpolitik.org dadurch wirksamer, als wenn Politiker sich bei ihm informierten. Dass normale User seinen Blog lesen, sieht er nicht.
Jens schreibt über Kommunalpolitiker im Münsterland. Er wird von diesen auch wahrgenommen, wird ab und zu von diesen angerufen, wenn er etwas schreibt, was ihnen nicht gefällt, z.B. über die lächerlichen Gründe eines Amtsrücktritts eines Politikers.
Markus meint, bloggen soll nicht nur meckern über Politiker sein und darüber, was man (in den Medien) gelesen hat. Er wünscht sich mehr originelle Beiträge, Beschreibungen von Vorschlägen, mit denen sich was politisch bewegen ließe, mehr über Kommunalpolitik, also mehr echten eigenen Content.
Jemand aus dem Publikum meldet sich: für gutes Bloggen brauche er Geld. Wer finanziert ihm so einen höherwertigen, originellen Blog? Dass "private" Blogger finanziert werden, so was gibt es bei uns doch gar nicht. Das ist auch nur, meine ich, ganz verständlich, dass keiner Geld an Leute vergibt, die nicht für einen selbst schreiben. Gute Blogs mit Themen zu eigenen Interessengebieten zu haben, das ist doch eher ein Allgemeininteresse einer Minderheit in der Bevölkerung, die sich aus Blogs informiert. Die Mehrheit nimmt doch Blogs noch immer kaum wahr.
Jemand sagt, in den USA gibt es finanzielle Förderung von Bloggern. Die Huntington Post in Washington finanziert Arbeiten von Bloggern vor.
Es geht jetzt um Wahrnehmbarkeit von Weblogs. Markus weist auf Rivva hin. Diese Plattform, die in einer speziellen Veranstaltung hier schon vorgestellt wurde, stellt die Kommunikation unter Blogs dar, einerseits automatisch, andererseits mithilfe redaktioneller Bearbeitung. Falk sagt auf eine Äußerung im Publikum, dass gute Blogs kaum wahrgenommen werden, er kenne eigentlich nur ein großes Medium im deutschen Teil des Internets, das alles in seinen Artikeln Angesprochene verlinkt. Das ist Heise. Schade, meint er. Wir bräuchen ein System, dass hier die Übersicht über die guten Blogs schafft. Aber ich muss ergänzen: dieses System muss es schaffen, selbst ernsthaft wahrgenommen zu werden, neben den Online-Ausgaben der TV-Programme und Zeitungen. Man braucht auch hier noch andere Kanäle für die Werbung für eine solche Plattform. Wer soll dafür in Frage kommen, so etwas zu entwickeln? Vielleicht fällt unseren deutschen A-Bloggern, die sich mit ihren Blogs schon ausreichend selbst versorgen können, was ein?!
Vielleicht hat jetzt Robert Basic schon gleich die zündende Idee? Mit seinem neuen Projekt Buzzriders, das er in einem Interview mit der Zeitschrift t3n soeben vorgestellt hat, zielt gerade auf die Wahrnehmung der schreibenden Bürger in ihrer regionalen Umgebung für ihre Mitbürger. Nach seinem Grundkonzept sollen lokale News, Kleinanzeigen mit Blogs und Social Networks und (etwas wie) Twitter kombiniert werden.
Nach dieser Runde, in der man meiner Meinung nach nicht nah genug am Thema war (Welches sind denn nun die meinungsbildenden Politblogs in Deutschland, von Netzpolitik.org abgesehen?), kam nochmal John Kelly als Soziologe zu einem Teilbereich der Blogosphäre zu Worte. Doch für "politics and media in the US Blogosphere" gab es um Viertel vor Sechs nur noch wenig Aufmerksamkeit; der Saal lichtete sich jetzt beträchtlich. Zum Wahlkampf Obamas unter Nutzung des Internets hatte seine Wahlkampfhelferin Mary C. Joyce heute am frühen Nachmittag großes Interesse im komplett gefüllten großen Saal der Kalkscheune gefunden.
Auf 18 Uhr war der Beginn der Abschlussparty im New Thinking Store angesetzt. Die war wirklich gut besucht. Getanzt wurde nicht. Blogger, Medienleute, Programmierer wollten sich kennen lernen. Musik brauchte es gar nicht. Stoff zum Feiern gab es zur Genüge. Die Zungen waren absolut gelöst.
republica 09, Nachlese, Teil 1