
Geführter Rundgang durch Sotschi
Gehen wir runter zum Strand mit den grauen, anthrazitfarbenen Steinen. Hier kann man einigen sportlichen Aktivitäten nachgehen wie Parachute-Fliegen, Laufen auf dem Wasser in einem gelben überdimensionierten Gummiball, auf der gelben Banane fahren oder Wasserscooter. Dieser öffentliche Strandabschnitt ist nicht sehr breit. Auch auf der anderen Seite ist ein Metallzaun, hier von einem Hotel. Es lässt sich kaum vermeiden, den einen oder anderen fettleibigen Menschen mit auf den Bildern zu bekommen. Man muss sehen, wie man baden geht,wenn man seine Armbanduhr und Geld dabei hat. Da gibt es keinen Unterschied zum Ostseestrand. Aber ich bin ja dabei und passe solange auf.

Geht man hoch zum Kurortnui Propekt, muss man auf einer Brücke die Sotschi überschreiten. Das machen wir jetzt mal. Ja, die, denn gemeint ist der Fluss. Im rechten Winkel zur Küste kommt die Sotschi aus den schneebedeckten Bergen. Wir staunen über den Blick zu den Bergen Adygeas und schauen uns an der Brücke bei einem Kiosk um, an dem Exkursionen angeboten werden, frage dazu eine attraktive Frau. Nein, einen Zettel mit den Angeboten können wir nicht mitnehmen. Die Preise der Touren stehen doch dran. Die Bilder der Exkursionsangebote sind von der Sonne verblasst. Preise gehen in Ordnung. – Solche Stände sehen wir an diesem Tage noch einige, hatten wir auch schon vorhin am Eingang zum Rivierapark gesehen.
An der Brücke befindet sich auf der nördlichen Seite (Neu-Sotschi) ein hübsches Haus, ein Restaurant mit drei Etagen, mit Balkonen zum Fluss hin. Es heißt Kruschka. Das bedeutet Krug oder Bierseidel.
Wir folgen der Straße und kommen an der Hauptpost vorbei und gelangen auf die platanengesäumte Allee des Kurortnui Prospekts, der wichtigsten Straße Sotschis, würde ich sagen. Auf dieser Straße gelangt man weiter bis nach Adler und schließlich Abchasien, immer entlang der Küste. Ein Kinotheater befindet sich hier in der Nähe.
Jetzt sind wir schon im Zentrum. Wie wollen wir uns jetzt entscheiden? In welche Richtung? Sagen wir, erst mal zum Yachthafen ... Denn für das Kino an der Straßenkreuzung ist es noch zu früh. Auf dem Wege zum Meeresbahnhof kommen wir bei Frau Marta vorbei. Die bewirtet uns mit deutschem Essen und deutscher Musik. Ist ja gerade Mittagszeit. Und, ja, auch deutsches Bier. Sprüche von Heinrich Heine zum Bier zieren außen die Fassade des Hauses.

"Frau Marta" ist ein Bierhaus. Hier wird deutsche Marschmusik und Volksmusik gespielt, gibt es deutsches Bier, Sprüche von Heinrich Heine zum Bier zieren außen die Fassade. Hierher hatte mich mein Freund Alex am Ende meines Aufenthalts in Sotschi eingeladen; wir aßen Chatschapuri. Das ist ein Gericht aus Adjarien (in Georgien), ein Schiffchen aus Teig, in der Form eines Auges, mit Käse und Ei, mit Kräutern serviert; ich glaube es war Petersilie. Im Volksmund heißen die Dinger auch "Lodka", also Boot. In Adjarien machte ich in den 80ern mal Urlaub, kurz vor Ausbruch der Unabhängigkeitsbestrebungen Adjariens. Meine Bilder von damals sind leider schon sehr vergilbt.
Adresse: Frau Marta, ulitsa sowetskaja 2.
Meeresbahnhof Sotschi
Das Gebäude des Meeresbahnhofs ist eines der bekanntesten, meistfotografierten Objekte in Sotschi, würde ich sagen. Viel schöner als das Gebäude des Meeresbahnhofs in St. Petersburg, welches ich mir gut vorstellen kann als bevorzugtes immobiles Objekt eines Sleepers der Transformers. Schade ist, dass hier rund um das Gebäude nicht alles frei zugänglich ist; insbesondere die Mole, an der übrigens auch eines der Fährschiffe anlegt, dass nach Trapson rüber fährt, zur Türkei, die "Apolonia" oder die "Prinzessin Wiktoria". Ich habe dort aber auch schon die "MS Michael Swetlow" angeleint gesehen, die Sotschi mit Georgien verbindet.
Allerdings haben die Verbindungen nach Poti und Batumi (Hauptstadt von Adjarien) lange Zeit stillgelegen wegen der Spannungen zwischen Georgien und Russland - noch vor dem Krieg im August 2008. Die Überfahrt nach Batumi dauert zirka 12 Stunden. 2006 kostete sie für Erwachsene 1.750 Rubel (Damals entsprach das etwa 50 EUR), bis Poti 1.580 Rubel. Es gab damals auch noch Tragflächenboote, die schneller unterwegs sind (doppelt so schnell), die aber auch mehr kosten. Das sind große Dieselschlucker. Nach Batumi 3.500 Rubel (2006 nach Batumi oder Poti noch 2.000 Rubel), Kinder 1.750 Rubel. Fahrzeiten waren Montag, Mittwoch und Freitag. Aber im Herbst 2006 wurden die Strecken eingestellt.
Ergänzung [16.11.2009]: Zur Zeit gibt es keine Schiffsverbindung nach Georgien. Die Tragflächenboote fahren nur in der Hochsaison, undzwar zwischen Sotschi, Gelendjik, Anapa, Noworosijsk.
Wenn ich schon bei den Preisen bin: Eine Überfahrt zur Türkei kostete damals 2.100 Rubel plus 20 USD für das Visum. Ich habe mal gehört, das Visum soll ziemlich einfach für Russen zu bekommen sein. Die Türkei ist eben nicht die EU. Türken machen in Sotschi aber auch gute Geschäfte, vor allem in den Branchen Bau, Kleidung, Lederwaren, aber auch Lebensmittel. Es gab keine festen Abfahrts- und Ankunftszeiten für die Fährverbindung in die Türkei. [April 2010: Aktuell kosten Tickets nach Trabson zwischen 1.800 und 3.000 Rubel.]
Es gibt noch einen kürzeren Betonsteg am Meeresbahnhof, der nicht abgesperrt ist; der von Anglern und Liebespaaren gerne aufgesucht wird. Hier sah ich mir eines der beiden großen Schiffe an, mit denen man einen Ausflug entlang der Küste Richtung Adler machen kann, die Dagomys, ein Katamaran. Das andere ist die viel schlankere Gagra; die sah ich auch öfters. Ausflüge gibt es ab Mittags um 12 bis Abends. Ein Ausflug mit der Gagra bei einer Dauer von 1,5 bis 2 Stunden kostete im Herbst 2006 200 Rubel (Kinder bekommen 50% Ermäßigung). Ein einstündiger Ausflug mit der Dagomys kostete 250 Rubel, ein zweistündiger 350 Rubel.
Hier traf ich einen jungen Mann, der zu einer Firma gehört, die einem das Tauchen beibringt. Ich kann mir aber nicht richtig vorstellen, dass es hier im Schwarzen Meer viel unter Wasser zu bestaunen gibt. Er bestätigte das, aber man kann sich beim Tauchen fotografieren lassen.
Vor dem Gebäude, auf der dem Wasser abgewandten Seite, ist ein schöner Springbrunnen mit Banken drum herum. Ich fotografiere auf Bitten einer Frau sie und ihren Mann/Freund und Kind auf der Bank. Ging hinein. Dort saß entspannt ein Milizionär. Den fragte ich, wie lange hier schon geöffnet ist nach der Renovierung. Er sagt, hier war immer auf gewesen. Das Gebäude ist schon älter. Man habe renoviert, aber deswegen war das Gebäude nicht geschlossen.
An dem Brunnen traf ich mich während meiner zweiten Reise im Mai 2008 mit einem Mann, der schnell zu einem Freund wurde. Er spricht sehr gut deutsch und englisch, ist ein begeisterter Naturfreund und Wanderer, kennt viele Lieder, auch in deutsch und englisch, spielt Gitarre und Akkordeon. Das ist mein Mann, mein Guide! Sie können ihn mieten. Es lohnt sich. Ein warmherziger Mensch, der schnell mein Vertrauen gewonnen hat. Er hat mich mit seinen Freunden bekannt gemacht. Wir sind zusammen im Sotschier Hinterland gewandert. Ich habe anschließend bei toller Aussicht in seiner Wohnung seinen Honig probiert.
Also los, machen wir einen Ausflug mit der Gagra, entlang der ein paar Hundert Meter entfernten Uferpromenade!
Gagra ist übrigens ein Kurort am Schwarzen Meer in Abchasien, also gar nicht so weit von hier aus. Kamera dabei? Gut. Da bekommt man schon mal einen kleinen Überblick über Bautätigkeiten. Z.B. der Bau des Hafens. Und die Hotels. - Später zeige ich Euch die Stadt aus der Vogelperspektive...
Jetzt gehen wir durch einen kleinen Park wieder hoch zum Kurortnui Prospekt. Wie wäre es mit einem Becher Kwas aus dem Fass? Ein Becher kostete im Mai 2008 nur 10 Rubel. Diese Kwas-Fässer auf einem einachsigen Anhänger sind heutzutage nur noch selten zu sehen in den Zentren der Großstädte. Stattdessen gibt es mehr Pepsi-Cola und Coca-Cola.
Jetzt machen wir einen Ausflug ins Dendrarium. Von der Hauptstraße Sotschies aus, gleich hinter dem Zirkus, führt eine Seilbahn ans obere Ende des Parks. Der Park zieht sich nämlich einen Berg hinauf. Vom Seilbahnturm oben kann man über die Bäume hinweg auf die Berge rund um Krasnaja Poljana schauen. Für den Park nimmt man sich ein paar Stunden Zeit; na mindestens drei. "Dendrarium" ist aus dem Griechischen abgeleitet, bedeutet Baum (dendron).

Also ich würde fast vorschlagen, dass Ihr, wie ich früher, hoch lauft und auf anderem Wege wieder runter. Beim zweiten Mal könnt Ihr ja auch mal die Gondel nehmen. Sonst entgeht Euch wahrscheinlich einiges Sehenswertes. Neben dem Zwinger mit den Straußen wird der Tee verkauft, der hier ganz in der Nähe angebaut wird. Man kann ihn auch auf der Grünen Woche in Berlin im Januar probieren. Das Krasnodarer Gebiet war in den letzten Jahren mit mehreren Ständen auf der Landwirtschaftsmesse immer vertreten, auch mit dem Tee. Die Geschichte des Teeanbaus hier kann man sich während einer Exkursion zum Teehaus Utsch Dere mal erklären lassen; dazu erzähle ich später noch mehr. Im Park gibt es schöne große Kakteen und herrliche Pinien. Ich habe hier ein tolles Blütenfoto gemacht, dass ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten kann...

Was machen wir jetzt? Hunger? Gut, dann gehen wir vom Dendrarium runter in Richtung Strand. Für den Baum der Freundschaft ist es jetzt schon etwas spät. Wir haben uns ja heute viel bewegt. Also suchen wir uns ein Lokal an der der Promenade in Höhe des Hotels Primorskaja. Das ist ein altes, äußerlich von weitem noch stilvolles Hotel. Auf Einzelheiten möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Ich war da auch drin gewesen. Über die Hotels schreibe ich noch einen extra Artikel. In der Nähe hier gibt es ein gutes Restaurant, laut Reiseführer, das "Wody Lagidze". Hier essen viele Georgier. Es gibt auch eine Speisekarte in englisch. So, hier verlasse ich Euch heute. Bis demnächst, zu unserem zweiten Exkursionstag durch Sotschi!
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