
Als Individualtourist mit Pkw oder Kleinbus nach Russland fahren - So geht´s
- Ergänzung 06.11.2013: Zum 1. September 2013 wurden einige Strafen erhöht. Z.B. jetzt neu: Fahren bei rot: Bei erster Übertretung: 1.000 Rubel. Wiederholtes Fahren bei rot: 5.000 Rubel oder Führerscheinentzug zwischen 4 bis 6 Monate.
Eine Übersicht gibt dieser russischsprachige Artikel mit Grafiken: http://auto.mail.ru/article.html?id=43210&social=fb
- Ende der Ergänzung -
Auf news.at fand ich einen Artikel vom Mai 2006, wonach es damals Bestrebungen in Russland gab, ein Verfahren einzuführen, wonach potentielle Verkehrssünder Bußgeld auf ein Guthabenkonto einzahlen sollten, von dem im Falle von Verkehrsübertretungen dann das Bußgeld automatisch abgezogen würde. Das hatte die Bewandnis, dass russische Verkehrspolizisten seit 3 Jahren die Strafgelder nicht mehr an Ort und Stelle gegen Quittung kassieren, sondern Überweisungsscheine zur Einzahlung der Strafgebühr bei einer Bank ausstellen. Diese wurde/wird aber oft von den Autofahrern ignoriert. Nur bei schweren Verstößen, wenn der Entzug der Fahrerlaubnis drohe, wenden viele Autofahrer diesen ab, indem sie Geld an die Polizisten bezahlen - ohne Quittung. Der Vorschlag zu dem Guthabenkonto zielt also auch auf die Bekämpfung der Korruption.
Was aus dieser Idee geworden ist, weiß ich nicht. Sie als Ausländer wären davon aber nicht betroffen.
Eine Verkehrssünderdatei mit einem Punktesystem wie bei uns in Flensburg gibt es in Russland nicht.
[Ergänzung 11.03.2010:
Polizei missbraucht Privat-PKW zur Verfolgung von Kriminellen und will keinen Schadensersatz für die beim Durchbrechen der Autobarriere beschädigten Fahrzeuge zahlen
Sie glauben nicht, was Ihnen so passieren könnte: Gerade fand ich eine Meldung auf Russland Aktuell vom 9.3.2010, nach der Autofahrer für die Jagd auf bewaffnete Kriminelle missbraucht wurden. Willkürlich wurden Autofahrer auf der Stadtautobahn von der Polizei gestoppt und mit ihren PKW die Straße blockiert. Und sie sollten in ihren PKW sitzen bleiben. Mit dieser Autoblockade sollte eine Bande, die sich auf dieser Straße näherte, gewaltsam aufgehalten werden. Die kamen auch und rammten die Fahrzeuge und konnten abhauen. Jetzt erst, im Nachhinein, erfuhren die geschädigten Autofahrer, dass sie als lebende Schilde herhalten mussten. Sie erfuhren dann auch, dass sie keine Aussichten auf Schadensersatz hätten, weil es nicht gelungen ist, die flüchtigen Kriminellen in Gewahrsam zu nehmen.
Das ist der Hammer, oder?!
Einen vergleichbaren Fall hat es auch schon 2008 in Belarus gegeben. Damals sollte ein betrunkener Autofahrer mit der Autobarriere gestoppt werden. Er brach durch, wodurch mehrere Menschen verletzt und Autos beschädigt wurden. Die geschädigten Autofahrer bekamen vom Gericht später insgesamt (nur) umgerechnet 5.500 € Schmerzensgeld zugesprochen, die Polizisten verloren ihren Job und bekamen eine Haftstrafe von 2 Jahren auf Bewährung.]
[Ergänzung 13.3.2010: Jetzt schlägt der Skandal aber richtig Wellen. Der Verkehrsausschuss der Duma zitierte den Moskauer Verkehrspolizeichef Kasanzew zur Berichterstattung. Der behauptete, erst 4 Tage nach dem Ereignis Kenntnis davon bekommen zu haben. Und dann wollte er die missbrauchten Verkehrsteilnehmer mit Trostpflästerchen abfertigen. Rede und Antwort musste er auch geben zum schweren Verkehrsunfall des Lukoil-Vizechefs in einem Mercedes, bei dem zwei Autoinsassinnen eines gerammten PKWs ums Leben kamen. Offenbar deckt die Polizei den Wirtschaftsboss. Aufzeichnungen von Kameras zur Unfallstelle werden nicht herausgerückt. Skandalös, lesen Sie hier den Bericht auf russland-aktuell von gestern!]
Null-Promille-Grenze
In Russland gilt die Null-Promille-Grenze.
Radarfallen
Radargeräte zum Messen der Geschwindigkeit arbeiten in Russland auf diesen Frequenzen:
X-Band: 10,525 GHz
K-Band: 24,2 GHz
Quelle: http://www.radarwarner.ws/frequenzen.php (Stand: Mai 2011)
Eigentümer-Erlaubnis
Wenn Sie durch Polen fahren, müssen Sie auch beachten, dass dort jeder ausländische Fahrer seit Anfang 2008 eine auf ihn namentlich ausgestellte Erlaubnis des Eigentümers mitführen muss, die nachweist, dass Sie Ihr Auto in Polen fahren dürfen. Wenn die nicht vorhanden ist, kann das Fahrzeug sofort still gelegt und erst gegen eine hohe Kaution freigegeben werden.
Eine solche Erlaubnis brauchen Sie auch in Russland. Wie es damit in der Ukraine aussieht, weiß ich nicht. Aber wenn Sie sich sowieso eine für Russland besorgen, haben Sie damit in der Ukraine ja kein Problem. Ich würde mir vielleicht zwei Kopien oder Abschriften davon mitnehmen.
Autokennzeichen
Die Autokennzeichen sind bereits an anderen Plätzen im Internet gut erklärt. Daher nur kurz dazu: Aus welcher Region ein Fahrzeug kommt, erkennt man aus dem rechten Teil des Autokennzeichens, an der Zahl. Die Zahlen wurden alfabetisch vergeben. Deswegen bekam die Republik Adygea die Zahl 01. Das geht aber nur bis 76 so, dann war man beim Buchstaben "Ja", dem letzten im russischen Alfabet. Jetzt gibt es aber 99 Zahlen, ab 77 ist die Vergabe ein bisschen durcheinander. Vielleicht nimmt man sich eine Kennzeichen-Übersicht mit auf die Reise.
Wie bei uns in Deutschland gibt es auch farbige Kennzeichen. Polizeiautos haben weiße Schrift auf blauem Hintergrund, Armeefahrzeuge weiße Zeichen auf schwarzem Hintergrund. Ihnen sollte man tunlichst aus dem Wege fahren, aber auch Fahrzeugen mit weißer Schrift auf rot - ausländische Vertretungen, denn diese werden strafrechtlich oder zivilrechtlich kaum zur Verantwortung gezogen.
Tipp: Halten Sie Ihr Autokennzeichen (und die Autolampen) immer sauber, so dass es lesbar ist. Sonst droht ein Bußgeld.
Prüfung der Betriebsbereitschaft
Es gibt in Russland wie in Deutschland die Pflicht, ältere Autos regelmäßig zur Kontrolle der Betriebsbereitschaft vorzustellen, ähnlich dem TÜV; jährlich. Diese Kontrolle kostet 1.000 Rubel für einen kleinen Geländewagen sowie Schmiergeld dafür, damit man die Prüfung erfolgreich passieren kann. Ein Freund erzählte mir von Problemen mit der Elektrik seines alten japanischen (gebraucht gekauften) Geländewagens. Er bekommt gar keine Ersatzteile. Notgedrungen zahlt er also immer auch Schmiergeld (28.4.2011).
Autounfall und Schadensabwicklung
Jeden Verkehrsunfall müssen Sie als Beteiligter der Verkehrspolizei melden. Sofort anhalten und die Unfallstelle sichern. Das Auto nicht zur Seite fahren, erst muss die Polizei (d.h. Beamte von der staatlichen Kraftfahrzeuginspektion GAI) den Unfall aufnehmen. Prinzipiell gehen Sie vor wie in Deutschland auch: Beteiligte Autos aufschreiben (Marke, Typ, Farbe, Kennzeichen), Name des Fahrers, Zeugen aufschreiben mit Adresse (nicht blos Mobilfunknummer).
Fertigen Sie sich eine Unfallskizze!
Unterschreiben Sie kein Schriftstück blind, also wenn Sie kein russisch können, unterschreiben Sie auch nichts, was in russisch geschrieben wurde, also auch nicht das Unfall-Protokoll der GAI!
Ihre Ansprüche werden Sie gegen den Unfallbeteiligten ohne Anwalt kaum durchsetzen können. Der ADAC, dessen Website mir für diesen Abschnitt mit als Quelle diente (Mitteilungen der Juristischen Zentrale, Stand 04/2010: Merkblatt für Auslandsunfälle: Russland), nennt eine Anwaltsadresse in Moskau: Rechtsanwältin Olga Burdonowa, Injurkollegium, Twerskaja Uliza 5, 103009 Moskau, Tel.: 495/6-29-29-48.
Schadensersatzansprüche aus Verkehrsunfällen verjähren laut dem Merkblatt des ADAC nach 3 Jahren. Nicht ersatzfähig sind Abschleppkosten, Mietwagenkosten, außergerichtliche Anwaltskosten u.a.
Orientierungshilfen für die Straße
Da fallen mir jetzt einige Varianten ein.
Sie brauchen einen aktuellen Straßenatlas, am besten mit eingezeichneten Tankstellen und Points of Interest.
Für den groben Überblick, zur Grobplanung, für große Vorhaben oder wenn man schon weiß, dass man noch öfter nach Russland oder GUS-Länder reist geht vielleicht, mal als Beispiel, die Karte von Hildebrand´s "GUS - Baltische Staaten" im Maßstab 1:3.500.000, auf der Jekaterinburg im Ural in etwa in der Mitte liegt (keine Tankstellen eingetragen).
Gut sind die Atlanten der Kartenfabrik "Zentralnaja eksperimentalnaja woenno-kartografitscheskaja fabrika". Ich habe hier z.B. den Atlas vom Krasnodar Kraj und der Republik Adygea, Maßstab 1:200.000, die enthaltenen Stadtpläne 1:15.000 bis 1:40.000. Habe ich mir in Krasnodar gekauft (171 Rubel, etwa 5 EUR).
Wenn Sie nicht das gewünschte Kartenmaterial in Ihrer Heimatstadt oder übers Internet finden, planen Sie doch einen Besuch eines guten Buchladens in der ersten ukrainischen/russischen (Groß-)stadt ein, z.B. Lwow (Lemberg) oder Kaliningrad.
Wenn Sie ein Navigationsgerät nutzen, brauchen Sie Kartenmaterial zu Osteuropa. Aber in welchem Kartenpaket sind auch russische Straßen enthalten?
Der Versandkatalog von Pearl, Weihnachtsausgabe 2009, bietet Geräte von NavGear, den StreetMate. Nun, in einschlägigen Tests 2009/2009 waren diese Geräte im Mittelfeld; ich will nur erste Anregungen geben. Mithilfe von Preissuchmaschinen findet man vielleicht ja noch besser bewertete Geräte mit ähnlichem Preis. Jedenfalls gibt es zu diesen Geräten bei Pearl ein Paket mit 43 Ländern West- & Ost-Europa für 149,- €. Darin sind die baltischen Länder und die Ukraine mit enthalten, aber nicht Russland. Ich denke, da muss man in russischen Shops suchen oder online in Navigationsforen.
Eine CD-Rom oder DVD mit einem Routenplaner für Russland, die Ukraine bekommen Sie vielleicht in manchen Russenläden. Ich habe mir aus St. Petersburg so einen Autoatlas für das Moskauer Gebiet mitgebracht, neben der russischen auch mit einer englischen Sprachversion. Dann auch einen Plan von St. Petersburg von [...Next]
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