
Als Individualtourist mit Pkw oder Kleinbus nach Russland fahren - So geht´s
In Südrussland war ich mit dem Linienbus im Mai 2008 von Rostow nach Krasnodar gefahren. Teilweise fuhren wir auf einer Autobahn M4; sie war im Ausbau. Die Strecke dürfte noch nicht fertig gestellt sein.
Straßenstau
In die Moskauer City wollen Sie doch nicht allen Ernstes hineinfahren, oder? Hohe Staugefahr! Es wird eng. Das Risiko, sich Kratzer zu holen, nimmt erheblich zu. Hohe Staugefahren, aber nicht in dem Umfang, gibt es freilich auch in St. Petersburg, Krasnodar oder auf wichtigen Magistralen wie die M10 zwischen Moskau und St. Petersburg. Man sollte hier schon Schilder lesen, Anweisungen der Polizei folgen können. Wie es im russischen Straßenverkehr zugehen kann, habe ich bereits geschildert. Wenn das alles noch nicht hilft, Ihnen abzuraten, dann lesen Sie ruhig weiter!
Parkplätze sind in Moskau schwer zu bekommen. Der Bau von Parkhäusern ist für Investoren nicht besonders interessant. Die Investitionskosten (durchschnittlich bei 3.500 € pro Parkplatz) amortisieren sich durchschnittlich nach 10 Jahren. Zu lange. Voriges Jahr hat das Stadtparlament ein Programm zum schnelleren Bau von Stellplätzen für Autos beschlossen.
Dazu kommt, dass jetzt die Falschparkgebühren in Moskau drastisch erhöht werden. In zweiter Lesung verabschiedete das Moskauer Stadtparlament das notwendige Gesetz Anfang März 2010. Kostete Falschparken bisher zwischen 300 und 500 Rubel, so werden jetzt bis zu 3.000 Rubel (entspricht derzeit etwa 75 EUR) fällig. Zur Rechtskraft ist noch die Zeichnung durch Moskaus Oberbürgermeister Luschkow erforderlich (Nachtrag November 2010: Luschkow wurde Ende September 2010 von Medwedjew abgesetzt). Wer im Hotel übernachten will, fragt bei der Buchung vorneweg auch, ob es über kostenlose Parkplätze für seine Gäste verfügt.
Auf Parkplätzen, die mit einem entsprechenden Zeichen für Behinderte reserviert sind, dürfen auch von Behinderten aus anderen Ländern benutzt werden, mit denen ein Gegenseitigkeitsabkommen besteht. Das trifft auf Deutschland zu. Dazu braucht man aber einen Parkausweis für Behinderte aus Deutschland oder einen europaeinheitlichen Ausweis. (Quelle: Website von Arnstadt, Parkplatz für behinderte Menschen, gesehen am 18.10.10)
Visum
Das Thema Visum klammere ich hier aus. Dazu gibt es reichhaltige Infos im Web, (Ergänzung: aber einen Überblick über Visen habe ich inzwischen geschrieben.) Als Inhaber eines Visums haben Sie selbstverständlich eine Auslandsreise-Krankenversicherung abgeschlossen.
[Nachtrag 14.3.2010:
Weil ich gerade von dem Start einer Fährgesellschaft im Fährbetrieb zwischen St. Petersburg und Helsinki las - da kommt bei mir die folgende Frage auf: Als westeuropäischer Tourist, der mit der Fähre nach St. Petersburg ankommt, wird man ohne Visum ins Land gelassen. Ein Aufenthalt ist bis zu drei Tagen zulässig. Kann man als solcher Tourist auch sein Auto mitbringen, um dann damit eine Ostseeumrundung fortzusetzen und Russland am Grenzübergang zu Estland (Narva) oder einem Grenzübergang zu Finnland weiter nördlich wieder verlassen?
Das weiß ich jetzt noch nicht. Vielleicht steht die Visumfreiheit für die drei Tage unter der Bedingung, Russland auch nur wieder in St. Petersburg zu verlassen.]
Antwort, 13.03.2011: Der Fahrer eines Autos oder Busses braucht in jedem Falle ein Visum. Das sagte mir ein Vertriebsmitarbeiter der neuen Fährreederei St. Peterline heute an seinem Messestand auf der ITB. Die Mitfahrenden aber nicht, wenn das Auto von der Fähre kommt.]
[Nachtrag 14.03.2014: Jeder, der mit einem Fahrzeug kommt, mit dem beabsichtigt ist zu fahren, braucht ein Visum. Das gilt auch in Hinsicht auf Fahrräder. Es gibt nach dem Gesetz eine Bedingung für den visumfreien Aufenthalt, wenn man mit der Fähre kommt (Und die kann man schlecht erfüllen, wenn man mit Fahrzeug angekommen ist.):
"Bürger ausländischer Länder können in die Russische Föderation mit der Fähre einreisen und sich bis zu 72 Stunden darin aufhalten, wenn sie an einer Tour teilnehmen, die von einem Veranstalter (oder Beförderer) durchgeführt wird, der von den Ausländerbehörden dazu die Erlaubnis erteilt bekommen hat." Deswegen muss man in St. Petersburg ein Tourticket oder Transferticket mitkaufen. Nach der Tour wird man im Zentrum freigelassen und kann dann auch im selbstgewählten Hotel oder bei Freunden übernachten. Dasselbe in Sotschi/Adler. Die Fähre legt in Adler an. Passagiere müssen ein Ticket für den Transfer nach Sotschi kaufen, auch dann, wenn sie in Adler bleiben wollen oder vielleicht gleich nach Krasnaja Poljana wollen; und zwar kaufen zusammen mit dem Fährticket.
Der Sinn der Visumsbefreiung liegt gerade darin, durch ausländischen Touristen mehr Einnahmen zu erzielen.]
Registrierung als Ausländer
Besondere Probleme sind hinsichtlich der Registrierung zu erwarten. Wenn Sie mit Bus und Bahn durch Russland reisen, haben Sie mit den gekauften Fahrkarten Nachweise darüber, dass Sie an einem Ort nicht länger als 3 Werktage waren. In jenem Falle müssten Sie sich nämlich registrieren (lassen). Ob es stattdessen Quittungen von Tankstellen tun, an denen Sie getankt haben - das bezweifle ich. Immerhin haben Sie beim Kauf Ihrer Bahnfahrkarte, vielleicht auch Fernbusfahrkarte mal Ihren Reisepass vorlegen müssen. Ich kann jetzt ad hoc aber nicht sagen, ob daraus eine Nummer auf die Fahrkarte gedruckt wurde. Wenn Sie bestimmte Anlaufpunkte auf Ihrer Tour hätten, wo es Helfer gibt, die Ihnen so eine Registrierung verschaffen...
[Ergänzung 25.06.2010: Auf dem Antragsformular zur Ausstellung einer Einladung gibt es die Frage nach Ihrer Reiseroute. Unklar ist, inwieweit diese Route für Sie bindend ist. Wenn Sie diese Route verlassen, dürfen dann Polizisten Sie dafür bestrafen? Mein moskauer Freund hat für mich mal diese Frage an die zuständige Behörde weitergegeben. Ich warte noch auf eine Antwort.] [16.12.2010: Im November 2010 lag immer noch keine Antwort vor.]
Seit 2009 gibt es zu allem Überdruss auch noch die Pflicht, sich bei seiner Abreise abzumelden in der Kommune ... Wer soll das für Sie machen? Wie will man die Abfahrtszeit planen, wenn man nicht weiß, wieviel Zeit das nun wieder brauchen wird?
Ich sage ja - als Ausländer aus der EU haben Sie es schwer mit Autofahren in Russland.
Nachtrag 19.01.2013: Diese Pflicht der Abmeldung zur Abreise ist 2010 wieder abgeschafft worden, war zu bürokratisch. Einzelheiten zur Registrierungspflicht können Sie in einem Artikel von mir hier im Blog nachlesen.
Kfz-Haftpflichtversicherung und Kaskoversicherung
Klären Sie den geografischen Schutzbereich Ihrer Versicherung ab!
Hat man seinen PKW schon und will mit ihm tatsächlich nach Osteuropa fahren, sollte man sich im Rahmen seiner Vorbereitung vergewissern, dass die eigene Kfz-Versicherung sich auch auf Russland bzw. die Ukraine etc. erstreckt. Ich schätze, dazu braucht man einen gehobenen Tarif, z.B. "Comfort" (bei Asstel). Die Versicherungskarte einstecken bzw. eine Kopie der Versicherungspolice bitte auf die Reise mitnehmen. Russland (bzw. die Länderkennung RUS) sollte darin explizit erwähnt sein. Wenn der Punkt geklärt ist, sollte man sich eine grüne Karte beschaffen. Die bezeugt, dass man in Deutschland haftpflichtversichert ist. Diese grüne Karte ist in osteuropäischen Ländern Pflicht, d.h. ohne sie muss man im betreffenden Land eine Kfz-Haftpflichtversicherung abschließen.
Russische Kfz-Haftpflichtversicherung
An der Grenze zu Russland muss man eine Kfz-Versicherung für die Dauer des Aufenthalts in Russland abschließen, wenn man keine internationale Haftpflichtversicherung hat, also auch keine grüne Versicherungskarte als Nachweis hat. Ich nehme an, Polizisten sind nicht verpflichtet, ohne die grüne Karte die deutsche Versicherungspolice des Haftpflichtversichererers zu übersetzen, anzuerkennen. Die russische Haftpflichtversicherung wird mindestens für die Dauer von 5 Tagen gekauft. Eine russische Haftpflichtversicherung für ein Jahr kostet etwa zwischen 4.000 und 5.000 Rubel, aber es gibt viele Bedingungen, bei denen man Preise verändern kann, schreibt mein moskauer Freund.
Doch man stelle sich den Kauf einer solchen Verpflichtung mal praktisch vor: Man kommt an der russischen Grenze oder im Hafen von St. Petersburg an und wird dann zu einem Versicherungsverkäufer geleitet. Aber vielleicht hat der gerade Mittagspause. Sie warten so lange, bis Sie die Versicherung haben. Die Abläufe sind an der Grenze ziemlich unorganisiert. Dazu fand ich einen genau beschriebenen Reisebericht eines Deutschen zu seiner Vorbereitung und Anreise nach St. Petersburg und dem Hin und Her am Hafen. Leider bricht der Bericht da ab. Man sieht hier, dass es gar nicht so einfach ist, an der Grenze dann die Versicherung zu bekommen, geschweige denn noch Ansprüche zu stellen und auszuwählen.
Internationaler Führerschein
Kümmern Sie sich auch rechtzeitig vor Reisebeginn um die Beschaffung eines internationalen Führerscheins! Den bekommen Sie im Bürgeramt. Dieser Ausweis ist zwingend erforderlich. Gültig ist er drei Jahre. Aber in Russland benutzen kann man ihn "am Stück" nur 60 Tage. Will man länger fahren, muss er in einen russischen Führerschein umgewandelt werden, wozu man eine theoretische Prüfung bestehen muss.
Wenn Sie zum Arbeiten mit dem PKW nach Russland einreisen, benötigen Sie einen russischen Führerschein.
Zoll
Erkundigen Sie sich auch, was Sie alles über die Grenze nehmen dürfen, jede, die Sie passieren!
[Nachtrag 29.3.2010: Die zeitweilige Einfuhr eines PKWs für [...Next]
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