
Kasan für einen Tag
Nun, heute, 2010, arbeitet sie im Ministerium für Bildung und Wissenschaften der Republik Tatarstan; ich fand jetzt beim Schreiben dieser Erzählung ein Bild von ihr auf der Website des Ministeriums.
Ich suchte mir einen Weg zum Kreml, aber auch ein Internetcafe. Ein Internetzugang sollte in der Städtischen Bibliothek sein, hatte Mavlina mir noch erklärt. Auf der Straße ging ich in die Hauptfiliale der Bibliothek. Von außen ein schönes Gebäude. Das Foyer ist sehr eng. Auch die Räume linkerhand, wo es Computer mit Internetzugang gibt. Aber die Verbindung ist langsam. Mir wurde von den Bediensteten eine andere Filiale der Bibliothek empfohlen, vielleicht 10 Minuten von hier, wo es einen schnelleren Anschluss geben soll. Diese Filiale wollte ich nach dem Kreml besuchen. Zuerst der Kreml, denn dafür brauchte ich noch das Tageslicht zum Fotografieren (wenn sich das Akku noch etwas erholt hat).

Als ich den Kreml durch den bekanntesten Mauerturm betreten wollte, rief mein Freund aus Almetjewsk mich an. Vor 12 Stunden hatte er mich zum Minibus gebracht, bevor er im Dunkeln sein Morgenlauf machte. Eine Führung konnte ich nicht mehr mitmachen. Aber in die Kul-Sharif-Moschee kam ich hinein.

Ich bin am Eingang der berühmten Moschee durch ein Tor gebeten worden. Sicherheitskontrolle. Ich hatte mein Notebook in der Notebook-Umhängetasche, denn es war mir zu unsicher, dieses am Bahnhof mit meinem Gepäck in der Aufbewahrung zu lassen. Leider hatte ich versäumt, die Tasche abzulegen und zur Kontrolle deren Inhalt vorzuzeigen. Oder bin ich gar angehalten worden, mit ihr durch das Tor zu laufen? Weiß nicht mehr. Jedenfalls hatte ich dann später den Schaden. Die Festplatte crashte, als ich am Abend noch am Kasaner Bahnhof in meinem Zug nach Moskau saß. Offenbar war das Magnetfeld des Detektors zu stark für die Festplatte gewesen. Das hat mir später entsprechend viel Ärger bereitet, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich machte Bilder von der Moschee, die ich hier online stelle.

Als Rufia mich anrief, da befand ich mich in der Einkaufsstraße, an der sich auch das Hotel "Schaljapin" befindet, in der Uliza Baumana. Es dunkelte schon. Wir trafen uns bald darauf am Einkaufszentrum "Kolzo".

Es ist eben erst eröffnet worden, am 3. November 2006. Investiert hat hierin die gleiche Firma, die auch in die Renovierung des Hotels "Schaljapin" investiert hat, erklärt Rufia. Wir machen einen kleinen Rundgang durch das mehrstöckige Einkaufszentrum. Es gibt mehrere Kinosäle. Vorige Woche hat sie hier einen Film gesehen. Ich lade sie ein, dass wir in ein Cafe gehen. Wir suchen uns ein Bistro in diesem Shoppingparadies. Sie will nichts essen. Ich lasse mir auf einen Teller aber zweimal zwei kleine Stücken Kuchen legen, vielleicht überlegt sie es sich noch und greift zu. Der Kuchen ist sehr süß, aber nicht schlecht. - Ich weiß nicht so richtig, was ich mit ihr anfangen soll. Sie ist schüchtern, erzählt nichts von sich oder über die Stadt, macht keine Vorschläge, was man sich ansehen müsste. Letzteres ist natürlich inzwischen schon schwierig, da es jetzt dunkel ist und z.B. das Tatarische Museum um 18 Uhr schließt. Vielleicht hat sie Verhaltensanweisungen von ihren Eltern bekommen, wie sie sich gegenüber einem fremden Mann aus dem Westen zu verhalten hat.

Ich würde dann gern noch ein paar nette Cafes oder Internet-Cafes auskundschaften. Aber sie ist mir da keine Hilfe. Ich habe den Eindruck, sie kennt sich nicht besonders gut in der Stadt aus, zeigt sich auch nicht gerade engagiert. Ihr Englisch ist auch nicht gut. Eine flüssige Unterhaltung ist nicht möglich. Sie siezt mich. Ich hatte ihr das "Du" angeboten. Aber ich bin doppelt so alt wie sie.
Sie zog nach Kasan, weil die tatarische Hauptstadt in mehrfacher Hinsicht mehr bietet als Almetjewsk. Ein paar Freundinnen leben auch hier, andere blieben in Almetjewsk.

In der Nähe des "Kolzo" kamen wir an ein Schickeria-Cafe vorbei, das Internet bietet. Deswegen gingen wir da rein. Abseits der Tische gab es an der Wand eine Paneele, auf der drei Monitoren standen. Davor Barhocker. Oben an der Wand, über einen Durchgang in einen Nachbarraum zwei Treppenstufen höher befand sich ein Flachbildschirm, auf dem Modenschauen gezeigt wurden. Ein Cafe, dessen Publikum überdurchschnittlich gut verdient oder halbwüchsige Kinder der Neureichen. Ich fragte einen Mann vom Personal hinter der Kuchenvitrine nach den Preisen fürs Internet. Er sagte, 30 Rubel pro halbe Stunde (etwa 75 Eurocent beim Kurs von 1:40). Okay, wir setzten uns erst mal an den zu den Monitoren nächsten Tisch und ich bot ihr an, dass sie ihre E-Mails abfragen kann und würde das bezahlen. Sie sagte, sie hat eine E-Mail-Adresse, aber ihren Account kontrolliert sie unregelmäßig, in den letzten Tagen hat sie das nicht mehr getan. Ich sagte diesem Mann, ich will eine halbe Stunde das Internet nutzen. Zu Rufia hatte ich gesagt, dass sie sich neben mich setzen könne, dann könnten wir gleichzeitig surfen. Aber sie wollte nach mir, auf meinem Platz; vielleicht, um die Zeit besser auszunutzen, die der Internetzugang kostete. Ich weiß nicht. Sie blieb also an dem Tisch neben dem Fenster sitzen, und wollte die Bestellung des Tees übernehmen, auf den wir uns geeinigt hatten. Jeweils ein Kännchen.
Man musste den Internet Explorer benutzen. Neben mich an den benachbarten Monitor hatte sich ein anderes Mädchen gesetzt, etwas älter als Rufia. Der Browser lud alle Werbung mit, so dass die Seite sich nicht schnell aufbaute. Nach 15 Minuten wurde ich aus dem Internet rausgeschmissen. Das verärgerte mich sehr. Ich beschwerte mich beim Personal. Der Mann an der Theke meinte, ich hätte schon 5 MB verbraucht. Deswegen sei die Verbindung beendet worden. So ist doch der Tarif: 30 Minuten oder 5 MB. Aber von der Volumenbegrenzung auf nur 5 MB hat er mir vorhin nichts gesagt, als ich beim Reinkommen nach dem Tarif gefragt hatte. Er wies mich darauf hin, dass der Tarif aber im Menü steht, das auf den Tischen liegt. Aber nur in russisch. Das ist zwar richtig, aber wer vermutet schon in einem Menü, wo man sich den Tee aussucht, dass dort der Tarif für den Internetzugang drin steht? Ausschlaggebend ist doch, wenn ich nach dem Preis frage, was mir gesagt wird. Das Personal schien anderer Ansicht zu sein. Das empörte mich. Und der Mann beherrschte englisch, wie sich während des Diskutierens herausstellte. Der hat sicher gleich gemerkt, dass ich Ausländer bin. An der Wand bei den Monitoren gab es keinen Preisaushang. Auch sonst fehlte ein deutlicher Preisaushang für den Internetzugang. Ich diskutierte mit dem Personal. Die sollten mir noch 15 Minuten ins Interent Zugang gewähren. Dazu waren sie nicht bereit. [...Next]
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