
dena preist großspurig ihre Studie zu Chancen der Renewables im Krasnodarer Gebiet
Und wie definiert man hier überhaupt Sotschi und deren Einwohnerzahl, wo man deren Verbrauch nach Energiebedarfssenkungsmaßnahmen in einem unbekannten Ausmaß (nach dem Konzept der dena) mit dem von 27.000 Deutschen gleichsetzt? Es sollte ja bekannt sein, dass Groß-Sotschi sich definieren lässt als ein Streifen von Ortschaften entlang eines Küstenstreifens von knapp 150 Kilometern (längster Kurort der Welt), wobei Gelendjik, wo demnächst ein Windkraftwerk errichtet werden soll, aber nicht mehr dazu zählt.
Wenn da schon vom Energiebedarf die Rede ist, der gesenkt werden soll, dann gehört für mich dazu, diesen - derzeitigen - Bedarf in Zahlen zu nennen. Das wäre dann die Bezugsgröße für nachfolgende Ausführungen in der Pressemeldung, in denen der Begriff Energiesenkung vorkommt.
Unklar ist auch, ob in das Konzept die Verträge mit nationalen und internationalen Unternehmen zum Aufbau der für die Olympiade erforderlichen Infrastruktur in Sotschi bis zur Olympiade Berücksichtigung fanden und welche erst noch zu schließen sind. Für mehrere Großprojekte von Architekten, wurde letztes Jahr auf Websites der einschlägigen Informationsdienste wie Russland Aktuell und RIA Nowosti vermeldet, fand man nämlich gar nicht rechtzeitig die erwünschten Investoren aus dem Ausland, so dass deren Realisierung auf einem hohen energiesparenden Niveau (mit einem bestimmten niedrigen Energieverbrauch aus dem russischen Stromnetz), mir fraglich erscheint.
In der Kurzversion der Studie heißt es (auf Seite 6):
"Es ist wichtig zu betonen, dass das wohl größte Einsparpotenzial in der Einplanung einer effizienten Nachnutzung der Infrastruktur liegt. Dies ist aber leider bislang nicht erschöpfend zu quantifizieren."
Na, wenn diese Aussage nicht den Nutzen dieser Studie (oder eines größeren Teils von ihr) in Frage stellt! Das bedeutet ja, dass man zugibt, keine verlässlichen Aussagen zur Amortisation der Sonderinvestitionen in die energieeffizienten Verkehrssysteme machen zu können.
Tut mir leid, diese Verlautbarung ist stümperhaft und einer Institution, die sich so wichtig gibt, nicht würdig.
Noch ein Beispiel:
"Russland hat es in der Hand, bei den Winterspielen von Sotchi auch in der Energiebilanz eine Spitzenleistung zu bringen..."
- Das ist Politikergeschwafel. "Auch eine Spitzenleistung"? Russland enttäuschte bei der Winterolympiade in Kanada gerade. Welche Spitzenleistung wird hier in Bezug genommen? Also dieser Text ist so weit weg von der Realität wie Berlin von Sotschi!
Außerdem schreibt man Sotschi mit "sch", englisch aber "Sochi". Aber ich glaube, ich habe jetzt, nachdem ich schon eine Weile an diesem Posting arbeite, herausgefunden, was es mit der falschen Schreibweise von Sotschi auf sich hat.
An dieser Studie hat eine Beratungsfirma (vielleicht auch mehrere?) mitgewirkt. Diese ist in der Kurzversion und in der von mir hier kritisierten Ankündigung nicht erwähnt worden. Doch beim Googeln fand ich auf die Website der Beratungsfirma Drees & Sommer, die natürlich mit Stolz verkündet, dass sie im Auftrage der dena und "rudena" (sic!) im Rahmen der Studie hier analysierte, wie die verschiedenen Immobilien ...
"für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi mit bis zu 70 Prozent weniger Primärenergie auskommen können, als es den heutigen russischen Standards entspricht."
Nach eigenem Bekunden entwickelten sie zwei Effizienzstandards, von denen man in der Studie lesen kann. Die Firma sieht sich unter der Rubrik "Unternehmen" auf ihrer Website als Marktführer im Projektmanagement, hat aber, wie es scheint, eine ernsthafte Deutschschwäche.
Das wirkt auf mich alles ziemlich unprofessionell. Der Leser muss doch denken, dass die in der Langfassung eingangs erwähnten "weiteren" Autoren bei der dena arbeiten. Nur deren Namen sind genannt, nicht deren Zugehörigkeit zu einer Institution oder zu einem Unternehmen. Aber vielleicht sind es die Leute von Drees & Sommer?! Im Satz der Danksagung für die Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit wird die Firma erwähnt. Aber es ist danach unklar, welchen Anteil sie an der Studie hat.
Von einer wissenschaftlich anspruchsvollen Arbeit erwarte ich mehr Transparenz. Dazu gehört auch die Auszeichnung, wer welchen Anteil beigetragen hat. Also hier sind Steuergelder zum Fenster rausgeworfen worden... (Die dena wird ja mit Steuergeldern mitfinanziert. Dazu sogleich.)
Ich wundere mich auch über die privaten Firmen, deren Logo auf der dena-Seite prangen - als Partner (Wolf Energietechnik). Das halte ich für wettbewerblich bedenklich. Wäre ich Geschäftsführer eines Konkurrenzunternehmen von Wolf Energietechnik, würde ich anwaltlich prüfen lassen, ob man hiergegen rechtlich vorgehen kann. Wie finanziert sich die dena denn?
"Die dena wurde im Herbst 2000 mit Sitz in Berlin gegründet. Die Gesellschafter der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und die DZ BANK AG.
Als GmbH agiert die dena kosten- und leistungsorientiert. Sie finanziert ihre Projekte in erster Linie durch Public Private Partnership (PPP), also durch öffentlich-private Partnerschaften."
Also agiert man hier in einer rechtlichen Grauzone wegen unklarer Trennlinie zwischen Wirtschaftsförderung und Eingriff in den freien Markt?
Entscheider deutscher Firmen aus der Renewables-Branche!:
Lesen Sie sich diesen Artikel vom Februar 2010 unter "Pressematerial" (Veröffentlichungsdatum ist nicht angegeben) in aller Ruhe durch (solange er noch dort zu finden ist) und fragen Sie sich dann, ob, wie der Artikel endet, Rudea wirklich nötig ist, deutsche und russische Partner aus der Wirtschaft zusammenzubringen. Ob sie die wichtige Rolle tatsächlich spielt, hängt vielleicht davon ab, ob sie als Vermittlerin von den Unternehmern angenommen wird. - Wenn es überhaupt Alternativen gibt, russische Banken zur Finanzierung von Bauprojekten in Südrussland ins Boot zu holen, ohne sich an die Rudea (und damit auch an die dena) wenden zu müssen.
Mein Eindruck nach dem Lesen der Verkündung von der Studie ist: Hier wurden wieder Steuergelder verschwendet für (aus russischer Sicht:) Werbung um deutsche Unternehmen, für die sich die dena gerne hat benutzen lassen. Wobei: Die Allianz und die Deutsche Bank als Gesellschafter der dena haben ganz sicher ein eigenes Interesse, so dass diese Formulierung nicht den Nagel auf den Kopf trifft ...
Die Verlautbarung wirft nach meinem Dafürhalten nicht nur ein schlechtes Licht auf den Autor/die Autorin dieser Verkündung, sondern auf die "Institution dena", deren Rolle an sich. Ich habe Zweifel über die Kompetenz mancher ihrer Leute und die Sachlichkeit und Neutralität derer, die die Studie erstellt haben.
Die Unterstützung durch Russland Forum (Rufo) führt hier für die dena bzw. für Rudea zu einem Abfall der Informationsqualität, die man sonst hier erwarten würde. Die Angaben sind nicht vertrauenswürdig. Das ist meine Meinung!
Ergänzung: 18.5.2010
Links
Meine Zweifel teilen noch ganz viele andere Menschen. Bitte schauen Sie sich auch mal die verlinkten kritischen Beiträge an:
Susanne Götze: Die dena - Konzernlobbyismus mit Staatsknete?
Marvin Oppong: Wer finanziert die halbstaatliche Deutsche Energie-Agentur?
Sophia Reimers: Freunde und Feinde der Bachforelle, Moskauer Deutsche Zeitung vom 18.02.2010
Mein Standpunkt zur deutschen Energiepolitik und zur Subventionierung im Energiesektor sowie der Qualität unserer Marktwirtschaft im Energiesektor habe ich in einem (mehrfach ergänzten) Nachtrag zum deutsch-russischen Seminar zu erneuerbaren Energien in Berlin umrissen.
Ältere russische Hubschrauber aus osteuropäischen Mitgliedsstaaten sollen nach einem Beschluss der EU-Verteidigungsminister modernisiert werden, höre ich am Freitag andauernd auf dem Deutschlandsender. Es mangele an einsatzfähigen Hubschraubern für den Ei ...