Russisches Visum - Teil 1: Übersicht: Arten des Visums
Die Umsetzung dieses Beschlusses sollte bis Herbst 2010 passieren. Doch werden bei der Einreise wohl Dokumente verlangt, die die Zahlungsfähigkeit beweisen wie Nachweis einer Hotelbuchung, eine Auslandskrankenversicherung und das Rückflugticket.
3. Pauschalurlaub, Geschäftsreise oder Individualreise?
Die erste Unterscheidung möchte ich machen zwischen einer Pauschalreise und einer Individualreise. Ein Geschäftsreisender ist nicht immer ein Individualreisender; z.B. wenn er mit anderen in einer Gruppe reist und diese Reise vom deutschen Wirtschaftsministerium oder anderen staatlichen oder halbstaatlichen Stellen gefördert werden und sie durchorganisiert werden wie Pauschalreisen. Ein Individualreisender wird nicht daran bestimmt, ob er Geschäftsreisender, Tourist oder Student ist.
3.1. Visum für Pauschalreise
Ein Visum für Pauschalreisen ist dadurch gekennzeichnet, dass für eine Gruppe von Touristen, für die eine gemeinsame Reise ausgearbeitet wurde, Visa zu beschaffen sind von einem Dienstleister, der für diese Gruppe verantwortlich ist: das Reisebüro der Reiseteilnehmer, der Reiseveranstalter oder der Reiseleiter, der für einen der beiden arbeitet. Charakteristisch ist, dass die Teilnehmer dieser Gruppe gemeinsam ein- und ausreisen und dabei gemeinsam dasselbe Fahrzeug benutzen. Die Gruppe muss mindestens 7, darf maximal 50 Teilnehmer haben.
Allgemein gilt, dass bei größeren Gruppen größere Rabatte bei den Gebühren zur Beschaffung des Visums durch den privaten Dienstleister gewährt werden können, weil Skalierungseffekte bei der Beschaffung der Einladungen für die Visa bzw. für die Beschaffung der Visa selbst zu Zeit- und Portoeinsparungen oder Einsparungen bei Wegekosten (zum Konsulat) führen. Oft ist ein Visum für eine Pauschalreise daher günstiger für den Einzelnen als für eine Individualreise. Um effektiver zu arbeiten, wird der Dienstleister, der sich um die Beschaffung der Visa kümmert, regelmäßig auf mehrere Kunden warten, die eine Reise buchen und bis sie ihre Anzahlung geleistet und die Antragsformulare ausgefüllt übersandt haben, bis die Einladung für die Gruppe bestellt wird, bis die Mindestteilnehmerzahl für die Reise erreicht ist.
3.2. Visa für Individualisten
Individualisten stellen sich Ihre Reise selbst zusammen und wählen dabei regelmäßig freiwillig aus, mit wem zusammen sie reisen. Manche bereiten ihre Reise minutiös vor, andere tun nur das Nötigste und lassen vieles offen auf sich zukommen. Wer weiß, in welchem Hotel er wohnen will oder wird, kann verbindlichere Verabredungen mit Gastgebern und Partnern treffen und seine Reisemittel mit größerer Sicherheit bestimmen, vorab buchen. Dieser Punkt der benötigten Flexibilität hinsichtlich Ort und Zeit des Aufenthalts im Bestimmungsland (also bei uns: Russland) kann Einfluss auf die Auswahl des Visums haben. Natürlich nur, wenn der Individualreisende um die Arten von Visa nach Russland weiß. Denn es gibt weitere Unterscheidungen (siehe unten). Wer Übernachtung im Hotel bucht, bekommt von diesem dann (soweit Lizenz zur Registrierung vorhanden) seine gesetzlich vorgeschriebene Registrierung nach der Einreise organisiert.
3.3. Geschäftsvisa/Businessvisa
... sind auch Visa für Individualreisende, mit einigen feinen Spezifika: Die Freiwilligkeit der Wahl, mit wem man reist, mag fehlen, wenn man für die eigene Firma mit bestimmten Kollegen reist. Auch kann die Firmenleitung oder die Business-Travel-Abteilung der Firma über die Länge und den Ablauf der Reise mitbestimmen, das Hotel aussuchen etc.
Die Erlaubnisse hinsichtlich des Aufenthaltsrechts reichen bei einem Geschäftsvisum weiter als bei einem anderen Individualreisenden, die als Touristen kommen. Geschäftsreisende haben in der Regel höhere Anforderungen an Aufenthaltsrechte. Werden sie zu sehr an bestimmte Orte geknebelt und bei der Reise durch Russland behindert, kommen sie tendenziell seltener. Doch Investoren sind von der Staatsführung erwünscht. So überrascht es nicht, dass es hier längere Aufenthaltsfristen gibt als bei gewöhnlichen Touristen, die als Urlauber unterwegs sind (meistens nicht länger als eine oder zwei Wochen.). Die längere Aufenthaltszeit schlägt sich daher auch in einem höheren Preis der Einladung nieder. Geschäftsvisa brauchen auch Touristen, die länger in Russland bleiben wollen als nur 30 Tage.
Neben der Gruppe der Geschäftsvisa gibt es weitere Sonderregelungen für bestimmte Personengruppen, mit einigen Erleichterungen gegenüber Touristenvisa:
Visa für:
- LKW-Fahrer
- Werksarbeiter
- Mitarbeiter von deutschen, österreichischen, europäischen Behörden
- Journalisten
- Studenten, Schüler.
- Piloten und Bordpersonal von Flugzeugen sowie Kapitäne und Bordpersonal von Schiffen
Diese besonderen Visa und das Transitvisum klammere ich im Folgenden mal aus.
3.4. Visa für Expatriates
Nachtrag: Für Expatriates verbessern sich die Bedingungen für die Visaerteilung mit einem kürzlich erlassenen Gesetz, worüber die Kanzlei Rödl & Partner in ihrem Newsletter Nr. (Juli 2010) berichtet hat. Für sie können jetzt Business-Visa mit einer Gültigkeitsdauer von bis zu 5 Jahren erteilt werden.
[Ergänzung 24.01.2013: Putin unterschrieb Anfang Januar 2013 eine Novellierung des Ausländergesetzes, in der neu geregelt wird, dass Ausländer, die länger als 90 Tage pro Jahr sich in Russland aufhalten, Russisch lernen müssen.]
3.5. Visa für die weltgrößten Sportereignisse
Nachtrag: Ich glaube ja, dass die Gäste zur Winterolympiade 2014 in Sotschi kein Visum brauchen werden. Putin hat bei einer Visite von Mitarbeitern der FIFA bei Moskau am 17. August 2010 angekündigt, dass die Teilnehmer und Gäste der Fußball-Weltmeisterschaft, wenn sie denn 2018 oder 2022 in Russland stattfinden würde, keine Visa benötigen würden. Die russische Regierung würde die Visaregelungen entsprechend ändern.
Nun, dazu denke ich, könnte sich die FIFA ja einmal erst ansehen, wie die Winterolympiade 2014 über die Bühne geht. Wenn es gut geht, könnte die WM 2022 vielleicht an Russland vergeben werden.
[Ergänzung: Die WM 2018 ist an Russland vergeben worden.]
[Ergänzung: Zur Eishockey-WM im Mai 2016 in Moskau und St. Petersburg brauchten die ausländischen Gäste Visa.]
4. Unterscheidung nach Anzahl der möglichen Ein- und Ausreisen mit demselben Visum
Ein Tourist, der öfter ein- und ausreist, macht den Behörden mehr Arbeit. Allerdings wäre es unsinnig, denjenigen, der regelmäßig nach Russland reist, hin- und her pendelt, immer wieder von Neuem die Prozedur der Visumbeschaffung durchlaufen zu lassen. Daher kann man sich einige Einreiseerlaubnisse auf Vorrat beschaffen. Das Visum heißt dann Mehrfachvisum (Multivisum) oder Zweifachvisum (engl.: double (entry) visa). Für den Touristen gibt es aber nur ein Einfach- oder Zweifachvisum und letzteres auch nur unter einer besonderen Bedingung. Das Mehrfachvisum bleibt denen vorbehalten, die ein Geschäftsvisum erhalten (können).
5. Unterscheidung nach Benutzungsfristen für die Visa
Diese Visa gibt es für unterschiedlich lange zeitliche Geltungsbereiche. Je länger, desto teurer (Flexibilität wird bezahlt). Es gibt diese Unterscheidung auch für Individualtouristen, die nicht als Geschäftsleute reisen.
Am gebräuchlichsten sind Visa bis 14 Tage und solche mit Gültigkeitsdauer von einem Monat. Es gibt dann weiter Befristungen bis 3 Monate, bis 6 Monate, bis 12 Monate und sogar bis zu 2 (3) Jahren, letztere nur für Business-Visa und andere besondere Visa (z.B. für ausländische Studenten). Seit 2010 gibt es Business-Visa mit einer Geltungsdauer von bis zu 5 Jahren.
Fraglich ist, ob es Visa mit offenem Datum gibt. Mit dieser Frage bei Google fand letztens ein Benutzer auf mein Blog (vor Veröffentlichung dieses Artikels). Ein Visum, in dem die Aufenthalts-Berechtigung unbefristet ist (was einem "offenen Datum" entspricht), gibt es nicht.
[Nachtrag 12.7.2010:
6. 3-Tage-Visum
Als im April 2010 Hunderte von Ausländern in Russland festsaßen, weil ihre gebuchten Flüge von russischen Flughäfen wegen der Flugasche eines isländischen Vulkans in der Luft nicht starten durften und deshalb auch ihre Visa abliefen, hatten sie nicht nur ein Problem, irgendwie anders in ihre Heimat zu kommen, sondern überhaupt weitergelassen zu werden, weil ihr Visum abgelaufen war. Mit abgelaufenem Visum wird man nicht rausgelassen aus Russland; zunächst muss das Visum verlängert werden, weil es bei der Ausreise noch gültig sein muss. Hierzu las ich damals, dass eine unbürokratische Regelung mit einem 3-Tagesvisum den Touristen weiterhelfen sollte. - Ich kann hier nichts aus eigener Erfahrung berichten. Aber das Portal Flugprofis zitiert eine dpa-Meldung, wonach chaotische Verhältnisse geherrscht haben und Taxifahrer sich für hohe Summen anboten, Gäste nach Lettland zu bringen: Fahrzeit 10 h, Fahrpreis 1.000 USD. Bei einer Befreiung von der Visumpflicht von bis zu 3 Tagen, auf die ich gleich eingehe, spricht man natürlich nicht von einem 3-Tage-Visum.
Nachtrag, 24.09.2014: Tatsächlich gibt es seit wenigen Jahren ein 3-Tagesvisum für Kaliningrad (26.05.2017: seit Januar 2017 nicht mehr!). Das ist eine Ausnahmeregelung zwischen Touristenvisum und der Visumbefreiung für Schiffsreisende. Dieser Regelung liegen Verhandlungen zwischen Russland, Deutschland und Polen im Jahre 2011 für eine Sonderregelung zugunsten der Kaliningrader Bewohner zugrunde. Aus Mitgliedern der Parlamente der Länder ist eine Komission gebildet worden, in der die Visumbedingungen verhandelt wurden. Litauen ist gegen einen Sonderstatus für Kaliningrader und dieser Position folgt die EU. Da auch Polen EU-Mitglied ist, hat es einen Kompromiss mit Russland gefunden, denn Polen hatte sich für einen Verzicht auf Visa für Kaliningrader ausgesprochen. Und der Kompromiss ist:
Man braucht zum Erhalten des Visums nicht in den Schengenländern, in Großbritannien und Japan vor der Reise das Russischen Konsulat zu besuchen, auch nicht das Visazentrum. Man muss seine Reise ankündigen und dazu Kopien von Dokumenten nach Kaliningrad senden, zu einem von bestimmten Kaliningrader Reisebüros. Man bekommt dann das Visum an den polnisch-russischen Grenzposten Mamonowo-Braniewo und Bagrationowsk-Bezledi und/oder im Flughafen Chrabrowo. D.h. es gibt keine Ausgabe des 3-Tage-Visums am Grenzübergang auf der Kurischen Nehrung (Nida).
[Ergänzung 22.04.2016 / 05.04.2023: D.h. wer aus Litauen auf die Kurische Nehrung kommen will, braucht ein normales Visum.
Quelle: Mit Informationen von Ratanews, Ausgabe vom 24.02.2011, http://www.ratanews.ru/news/news_24022011_2.stm
Ost Impuls hat mit seinem baltischen Partner 2016 eine Kurzreise über Kaliningrad entwickelt, mit der dieses Sondervisum ausgenutzt wurde. Die Anreise erfolgte aus Danzig über Mamonowo. Wegen der Einstellung der gewerblichen Tätigkeit wurde das Reiseangebot offline genommen.]
[20.12.2015 Aktualisierung. Inzwischen hat die Außenstelle des Russischen Außenministeriums eine Seite mit Fragen und Antworten hergestellt, in welcher Fragen unsortiert nacheinander (manchmal zu) knapp (auf englisch) beantwortet werden:
http://kaliningrad.mid.ru/en_GB/web/kaliningrad_en/ask-us-a-question]
Aktualisierung 26.05.2017:
Heute erhielt Ost Impuls von einem Kaliningrader Partner die Information, dass das russische Außenministerium das Experiment mit dem 3-Tage-Visum für Kaliningrad beendet hat. Der Grund ist nicht bekannt. Wir vermuten verschlechterte politischen Beziehungen in den letzten 2 - 3 Jahren. Stichworte Kaczynski und der Flugzeugabsturz von Smolensk im April 2010 (ein Sabotageakt der Russen?) und die Ausbildung von Revolutionären/Nazis für den Putsch der Regierung in Kiew 2014, in den neben dem tiefen Staat der USA auch die Nato involviert ist, darunter auch polnische Militärs. Ausführlich dazu in der Serie Ukraine-Krise in der Rubrik Ukraine im Blog Ost im Puls. Die 3-Tage-Ausnahme-Regelung endete zum Jahresbeginn 2017.
7. Ausnahme von der Visumpflicht
Eine 3-Tages-Frist war auch immer wieder im Gespräch für Gäste, die mit einem Kreuzfahrtschiff oder einer Fähre nach St. Petersburg kommen. Kreuzfahrtteilnehmer waren für diese Zeit schon die letzten Jahre visumbefreit und konnten in St. Petersburg an Land gehen. Touristen von Fähren dagegen nicht. Diese Benachteiligung ist im Frühjahr 2009 abgeschafft worden. Regierungschef Putin hat eine entsprechende Regelung unterschrieben.
Diese Ausnahme gilt auch für Anreisen über die Ostsee nach Wyborg, Kaliningrad, aber auch für die Hafenstädte am Schwarzen Meer Sotschi und Noworossijsk und weitere Hafenstädte. Jetzt am 9. Juli 2010 meldet Russland Aktuell, dass sich die Petersburger Gouverneurin Matwienko bei der russischen Regierung für eine Ausweitung der Ausnahme einsetzt, für eine Erstreckung auf Touristen, die mit dem Flugzeug auf dem Flughafen in Pulkowo landen. Sie hat jetzt Erfahrungen mit der Ausnahme für ein Jahr sammeln können und kann also deutlich den Unterschied sehen, den eine fallweise Befreiung von der Visumpflicht bringen würde. Das Verkehrsministerium habe im März 2010 eine Verdopplung der Fähr- und Kreuzfahrtpassagiere vermeldet. - Na bitte! Jetzt muss jemand ausrechnen, was Russland mehr Vorteile bringt: die Einnahmen durch die Visagebühren oder das Geld, was Touristen ausgeben, die über das Meer nach Russland auf einen Kurzbesuch einreisen ...
Sonst (oder - wegen dieser Ausnahme) ist ein solch kurzes Visum von wenigen Tagen aber, soviel ich weiß, "ungebräuchlich".
Demgemäß halte ich es für unlauteren Wettbewerb, wenn ein Reiseveranstalter im Internet mit Preisen ab 15,- EUR für Visaeinladungen wirbt und man dann auf dessen Website Einladungen zu solchen Preisen nicht finden kann. Vielleicht ergäbe ein Anruf, dass der Preis für ein 3-Tage-Visum gemeint ist?! - Ja, das ist ein Scherz von mir, aber mit einem Hintergrund.
Unlautere Werbung mit 15-EUR-Visaservice
Ich spreche hier von der Bannerwerbung von Vostok Reisen. Sie wurde jedenfalls im Juni 2010 geschaltet und auch noch am 12. Juli 2010 auf der Website von Russland-Aktuell.ru. Auf der Landing-Page auf Vostok Reisen (also der Seite, auf der man landet, wenn man auf die 15-EUR-Bannerwerbung geklickt hat) sieht man keinen Hinweis auf einen Service für 15 EUR. Wenn man oben auf "Preise und Gebühren" klickt, wird man zu einer anderen Website russland-visum.de geleitet, aber nur bei aktiviertem Javascript, was wohl bedeutet, dass es sich um die Website einer Partnerfirma handelt. Wenn man das Javascript im Browser zulässt, kommt man zu einer Seite, auf der doch nicht, wie versprochen, die Preise für Visaleistungen gezeigt werden, sondern man seine Daten in ein Formular eingeben soll. - Das ist für mich nicht akzeptabel, das ist für mich unlauterer Wettbewerb! Nach § 4 Nr. 4 des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb handelt unlauter, wer ...:
"bei Verkaufsförderungsmaßnahmen wie Preisnachlässen, Zugaben oder Geschenken die Bedingungen für ihre Inanspruchnahme nicht klar und eindeutig angibt".
Also Vorsicht, machen Sie nicht alle Maschen der Reiseveranstalter mit, nur um 10 EUR zu sparen! Die günstigsten Einladungen für Touristenvisa an Individualtouristen waren bis vor kurzem zum Preis von 25 EUR in Deutschland zu haben, soweit mir bekannt, für Reiseveranstalter auch günstiger in Kombination mit dem Kauf von Reisen oder Hotelübernachtungen. Bloß davon war in der 15-EUR-Werbung von Vostok nicht die Rede.
Rufen Sie mal bei Vostok an und fragen, was für eine Einladung man für die 15 EUR bekommt! Ein 3-Tage-Visum? Sicher wird man Ihnen noch weitere Visadienstleistungen verkaufen wollen, bei den 15 EUR wird es nicht bleiben. Da wird nicht die Registrierung in Russland mit enthalten sein. Vielleicht gilt dann das Angebot nur noch, wenn Sie auch ein Hotel bei Vostok buchen.
- Also gut, ich rufe nun doch die Seite russland-visum.de auf. Es sieht nach einer Seite von Vostok aus, aber ein Impressum, eine Anbieterkennzeichnung finde ich nicht. Das verstößt gegen Rechtsprechung zur Anbieterkennzeichnung im Internet, denn es gibt nicht mal einen erkennbaren Link, der erahnen lässt, dass der übernächste Klick die Anbieterdaten offenbart. Klickt man dann auf "Weiter in Deutsch", wird man wieder zu der Seite geleitet, wo man seine Daten in ein Formular eingeben soll und wo es keine Preis-Leistungs-Übersicht gibt. Es bleibt dabei: Die Werbung mit 15 EUR ist damit unlauter und täuschend. - Man verspricht Preise auf Bannern und wenn man darauf reagiert, werden die Preise doch nicht in Bezug zur erwarteten Leistung genannt. Man kann nur hoffen, dass man das Versprochene angeboten erhält, wenn man eigene Daten an Vostok gegeben hat.
Ende Nachtrag]
8. Kindervisum
Kindervisa gehören selbstverständlich zu den einfachen Touristenvisa oder werden auch im Rahmen von Gruppenreisen ausgegeben. Da Kinder von ihren Eltern abhängig sind und tun, was die Eltern sagen, sind die Kindervisa gegenüber Erwachsenenvisa rabattiert zu bekommen. Soweit die Kinder noch keinen eigenen Ausweis haben, wird das Kindervisum in den Reisepass eines Elternteils eingetragen.
Aktualisierung 24.01.2013: Seit 2012 braucht jedes Kind seinen eigenen Reisepass, in den das Russlandvisum dann einzutragen ist.
9. Unterscheidung nach Absender oder Aussteller der Einladung
Eine Unterscheidung lässt sich auch machen hinsichtlich der Person(en) in Russland, die die Einladung ausstellen.
Das können sein:
- Privatpersonen (Ihre Freunde, Verwandten)
- Geschäftspartner (Unternehmer)
- Universitäten
- Vereine, Klubs (juristische Personen)
- Industrie- und Handelskammern
- Ministerien der Russischen Föderation
Eine Einladung ist zwingende Voraussetzung für die Ausstellung eines Visums. Später werde ich hier noch auf Einzelheiten der Einladung eingehen. Die Definition der Einladung steht im russischen Ausländergesetz in Artikel 2 (dort die vierte Legaldefinition). Die Links zum Ausländergesetz und Migrationsgesetz finden Sie in meiner Gesetzessammlung unter Punkt 2.2.
Ein Reiseveranstalter oder eine Visaservice-Agentur agiert gegenüber seinen/ihren Kunden nur als Agentur, Vermittler bestimmter Einladungen. Nicht überall ist so ein Vermittler für die Einladung nötig, so etwa bei einer privaten Einladung; diese Einladung für ein Privatvisum beschreibe ich in Teil 2 dieser Serie.
10. Unterscheidung danach, ob das Visum im Heimatstaat zu beantragen ist oder ob im Einreiseland (Visa on arrival)
Nachtrag 20.05.2016:
Ein Kommentar im Blog Wirelesslife heute brachte mich jetzt auf die Idee, dass man Visa auch danach unterscheiden kann, wo man sie beantragt.
Für Abchasien z.B. gilt, dass man das Visum sich in der Hauptstadt beschaffen kann, nach der Einreise. Das hat Gudrun in ihrem Blog in ihrem Reisebericht über die Tour von Baku nach Sotschi beschrieben.
Für Russland gilt natürlich, dass man das Visum außerhalb Russlands beschaffen muss, nicht zwingend im Heimatland. Ich hatte mir auch schon ein Visum von dem russischen Konsulat in Tallinn besorgt, kurz vor Auslaufen meines Touristenvisums, als ich in St. Petersburg gewesen war. Also fuhr ich mit Bus nach Tallinn und beschaffte mir am nächstmöglichen Ort, eben Tallinn, das Visum.
Was die Exklave Kaliningrad betraf (siehe oben): Hier galten Sonderregeln für ein 3-Tage-Visum. Das lässt sich dem eben erwähnten e-Visum zuordnen.
11. Das elektronische Visum
Es gibt auch eine Prozedur, die zwischen beiden Verfahren (für a) Beantragung im Heimatland bzw. b) Beantragung im Einreiseland) liegt: das eVisum. Das gibt es z.B. für Armenien für einige Länder (für deutsche nicht notwendig). Man beantragt es im Internet und bekommt es dann in den Reisepass bei der Einreise.
[Aktualisierung 30.08.2017:
In Russland hat das Außenministerium nun begonnen, sich damit zu beschäftigen. Mit Wladiwostok gibt es die erste Stadt, für die ein eVisum möglich ist. Als nächste Region kommt jetzt der Kuban in Frage, also die Region im Südwesten mit der Gebietshauptstadt Krasnodar Das geht aus einer Verlautbarung des Außenministeriums von Juni oder Juli 2017 hervor.
Quelle: https://www.visahouse.com/de/news/read/russian-electronic-visas-in-krasnodar/]
12. Die Reiseroute im Visum
In das Antragsformular für die Einladung sind die Stationen der Reise einzutragen. Die Erlaubnis, sich in Russland aufhalten zu dürfen, die mit dem Visum verbunden ist, bedeutet nicht, dass Sie kreuz und quer reisen können, wie Sie wollen. Die Reisefreiheit ist eingeschränkt.
Wenn Sie in eine Stadt reisen, die Sie nicht als Ziel Ihrer Reise angegeben haben (und nicht bloß auf der Durchreise sind), kann Ihnen passieren, was ein deutscher Reisender in seiner Kaukasus-Reisebeschreibung erzählte:
In Pjatigorsk wurden die Teilnehmer seiner Reisegruppe von Polizisten in zivil angehalten und aufgefordert, ihre Visa vorzuzeigen. Da Pjatigorsk nicht als Reiseziel eingetragen war, mussten sie mit ins Polizeirevier kommen und sich freikaufen, da ihr Aufenthalt illegal war (, laut der Behauptung der Polizisten). Sie konnten den Preis noch drücken.
Da Sie zwar wissen, dass die Polizei in Russland sehr korrupt ist, aber Sie das Recht nicht kennen, bleibt Ihnen nichts anderes als zu zahlen. Aber der Umstand, dass der Preis gedrückt werden konnte, erweckt den Verdacht, dass die Mitreisenden nach dem Gesetz nicht verpflichtet waren, zu zahlen. Polizisten nutzen die fehlende Rechtskenntnis von Touristen aus. Ich habe das selbst zweimal erlebt, konnte die Versuche der Polizisten aber abwehren.
Wie ist die Rechtslage hier tatsächlich?
Ich befragte dazu einen befreundeten Juristen in Moskau. Er schrieb die zuständige Behörde an und wir warten jetzt auf deren Antwort. Wenn ich sie habe, werde ich den Artikel an dieser Stelle ergänzen.
[Nachtrag: Für meine Reise nach Moskau im Sommer 2010 beschaffte ich mir eine Privateinladung. Im Antrag dazu nannte ich neben Moskau zwei Städte, die ich besuchen wollte. In das Visum sind diese aber nicht eingetragen worden. Dazu meinte mein Freund: dann gibt es für mich keine Reisebeschränkungen und ich könne überall hin reisen.]
Generell gilt das russische Recht um die Ein- und Ausreise von Ausländern und deren Aufenthaltsrecht als nebulös. Stellt man Fragen an verschiedene Polizisten, bekommt man verschiedene Antworten. Das ist die Differenz von geschriebenen und praktiziertem Recht, die ich schon in dem Artikel zur Frage der Notwendigkeit einer ukrainischen Krankenversicherung bei der Durchreise durch die Ukraine erwähnte.
Nachtrag 02.11.2012: Die von meinem Freund angeschriebene Behörde hat eine Antwort bis heute nicht erteilt.
Nachtrag 19.01.2013: Der Artikel ist von mir heute am Anfang überarbeitet worden, eine Gliederung ist eingefügt worden.