Die Beförderungsbedingungen der Fluggesellschaften sind sehr unterschiedlich, oft sehr diffus. Der Fahrradfahrerklub in Moskau zeigt einige Links zu Quellen auf seiner Website, darunter welche zu Amerikanern. Doch diese Informationen jener Amerikaner können kaum unser spezielles Interesse befriedigen, z.B. wenn jemand alles rund um Klappfahrräder gesammelt hat und die auch verkaufen will.
Allgemein lässt sich zusammenfassend sagen, dass manche Fluggesellschaften die Radreisenden abzocken. Wer sein Fahrrad Tage vor dem Flug anmeldet, sollte nicht vergessen, sich die Bestätigung der Fluggesellschaft darüber auszudrucken und mitzunehmen. Das ist ein Schutz vor der Erhebung von Nachgebühren (, die womöglich per Kilo berechnet werden).
Eigene Erfahrung
Ich selbst hatte auch mal einen Radtransport mit Flugzeug: Mit Air Canada ließ ich mir auf dem Rückflug von Vancouver ein in den USA gekauftes Rad nach Frankfurt/Main transportieren. Das kostete 40 kanadische Dollar. Das war im Jahre 1992. Der Preis war akzeptabel; eine Wahl hatte ich auch nicht. Das Rad musste in einen Pappkarton. Ich ließ es mir in einem Radgeschäft wieder zusammenbauen, d.h. ich hatte es vom Flughafen aus weiter im Karton transportiert zusammen mit einem Rucksack, einem kleinen Tiefkühlcontainer. Ohne fremde Hilfe hätte ich das nicht geschafft, z.B. an der Rolltreppe im Frankfurter Bahnhof. Weiß nicht mehr, was der Zusammenbau des Trek-Rades im Fahrradladen kostete, vielleicht 50 DM?
Deutsche Fluggesellschaften mit Zielen in Russland
Wie handhaben es die Fluggesellschaften auf den Strecken zwischen Deutschland und Russland? Der Frage gehe ich hier nach. Nebenbei gibt es auch Informationen zu anderem sperrigen Gepäck wie Ski und Golfschläger.
Generell lässt sich hier feststellen, dass Teilnehmer bestimmter Bonusprogramme der Fluggesellschaften Vergünstigungen beim Gepäck bekommen, also etwa 5 oder 10 kg mehr Gepäck kostenlos mitnehmen können.
Lufthansa
Die Lufthansa-Bestimmungen sind komplex und erfordern einigen Erklärungsaufwand.
Nicht auf Mitnahme der Gepäckstücke verlassen, rechtzeitig anmelden/informieren!
Die nachfolgend beschriebenen Bedingungen wurden von Lufthans (LH) zum 1.1.2010 in Kraft gesetzt.
[Nachtrag 12.1.2011: Auf der Website wurden die Gepäckmitnahmebedingungen für Sportgepäck mit Datum 15.11.2010 aktualisiert. Am Ende dieses Artikel gibt es einen verkürzten Link dahin.]
Der Transport des Sportgeräts wird vorab nicht garantiert, weil die Partner-Airlines von LH andere Regelungen für Gepäck haben können (relevant bei Codesharing-Flügen mit Partnern) oder die Transportkapazitäten im Flugzeug im Einzelfalle schon erschöpft sein können.
Sportgepäck muss mindestens 24 Stunden vor Abflug angemeldet werden. Außerdem wird darum gebeten, die Anmeldung des Sportgeräts innerhalb von 24 Stunden ab der Flugbuchung vorzunehmen. Unter +49 (0) 1 805-805 805 sollte man prüfen lassen, ob der gewünschte Service für die ausgewählten Flüge bestätigt werden kann.
Maßgebliche Kriterien zur Bestimmung der Gepäckgebühren
Die Lufthansa praktiziert unterschiedliche Gepäckgebühren-Konzepte, das Stückkonzept und das Gewichtskonzept. Auf einer anderen Ebene liegt das Konzept für Sportgepäck. Danach werden Sportgeräte in drei Kategorien eingeteilt, in Small (Klein), Medium (Mittel) und Large (Groß). Bei der Preisermittlung gilt es dann auch noch zu beachten, um welche Fluglinie es geht, in welche Zielregion. Unterschiede gibt es weiterhin bei der gebuchten Sitzplatzklasse. Bei First Class und Business Class ist mehr Freigepäck erlaubt als in der Economy Class. Schließlich gibt es Vergünstigungen für Flugpassagiere, die am Programm "Miles & More" teilnehmen. Je höher der von ihnen erreichte Status, desto günstiger wird das Gepäck - in Abstufungen.
Aus all diesen Kriterien können sich zahlreiche Kombinationen ergeben. Daher muss man sich jeden Fall konkret ansehen. Jetzt wissen Sie noch nicht, wie Sie ihr Fahrrad einordnen sollen, wenn Sie dieses bei einem Lufthansa-Flug mitnehmen wollen. Also erkläre ich noch, was unter "Klein", "Mittel" und "Groß" fällt.
Gewichtsklassen bei Sportgeräten
- Klein (Small) = 15 kg und/oder 1,40 m Länge
- Mittel (Medium) = 15 bis 32 kg und/oder 1,41 m bis 2,00 m
- Groß (Large) = über 32 kg (bis 50 kg, ab dann Frachtgut) und/oder über 2,00 m
"Im Gewichtskonzept ist zusätzlich zur Freigepäckmenge ein Skigepäck frei. Jedes weitere Skigepäck und andere Sportgepäckarten der Kategorie "Small" sind Bestandteil der Freigepäckmenge und werden jeweils nur dann mit dem entsprechenden Tarif berechnet, wenn sie die Freigepäckmenge überschreiten."
(original LH-Erläuterung unter www.lufthansa.com/online/portal/lh/de/info_and_services/baggage...)
Dann wird also nach Gewicht abgerechnet. Das bedeutet, es wird normal wie die Sachen im Koffer nach Gewicht gemessen. Wenn alles zusammen im Rahmen des Freigepäcks bleibt, fällt keine Gebühr an. Wenn Sie (in der Economy Class) neben einem (erlaubten) Koffer zwei Paar Skier mitnehmen wollen, wird ein Paar Ski gewogen und Sie bezahlen dafür nach Gewicht, soweit Sie Gepäck über 20 kg haben.
Die Freigepäckmenge in der Lufthansa Economy Class umfasst (ohne Teilnahme am Miles & More-Programm) 20 kg plus ein Paar Ski bis 15 kg. Wird die Freigepäckmenge überschritten, sind pro Kilogramm Gewicht 10 € zu zahlen. Das gilt für Flugstrecken innerhalb Deutschlands und Europas sowie zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie Deutschland und GUS oder dem Nahen Osten, Afrika, Asien. Ein Skipaar ist auch dann kostenfrei, wenn die Freigepäckgrenze überschritten wird bzw. ein zweiter Koffer (, der gebührenpflichtig ist,) mitgenommen wird. - Alles klar?
Im Stückkonzept fällt Sportgepäck der Kategorie Small und Skigepäck oder Golfgepäck unter Freigepäck, soweit die Menge der erlaubten Gepäckstücke nicht überschritten wird. Fällt das Sportgepäck nicht unter "Small", ist kein Skigepäck oder Golfgepäck, dann wird es berechnet wie zusätzliche(s) Gepäckstück(e).
Subsumtion des Fahrrads unter die Gepäckbedingungen von Lufthansa
Soweit das Fahrrad (einschließlich der Verpackung) über 15 kg wiegt, fällt es nicht in die Kategorie "Small". Das ist ungünstig. Wenn der Fahrradkarton länger als 1,40 m ist, handelt es sich ebenfalls nicht um "Small"-Gepäck, auch wenn dieses Paket nicht mehr als 15 kg wiegt - auch ungünstig. In beiden Varianten zahlen Sie nach dem Gewichtskonzept pro Kilogramm 10 € (nach Russland, europäischer Teil; bei Flügen in den asiatischen Teil 20 €/kg), bei einem 15 kg schweren Fahrrad also 150,- €. Nach dem Stückkonzept kommen Sie hier vielleicht besser weg.
Schlussfolgerung - Preistipp: Mit einem leichten Mountainbike fliegen Sie günstiger. Nehmen Sie den Sattel, die Pedalen und die Cateye-Lampe zum Handgepäck! Ihr Rad sollte in einen Karton passen, der nicht länger als 1,40 m ist. Oder einen speziellen Fahrradkoffer.
Schöpfen Sie die Grenzen Ihres Gewichtskonzepts oder Stückkonzepts aus! Das erfordert genaue Überlegung, wie Sie ihr Gepäck verteilen.
Ergänzung 18.12.2010: Für den hohen Preis gibt es Comfort. Passagiere brauchen ihr Fahrrad einfach nur der Lufthansa zu übergeben, brauchen sich nicht um ein Karton und die Demontage der Pedalen und des Lenkers kümmern. Das erzählte mir der im ersten Teil schon erwähnte Radfan. Das stünde so auch in den Beförderungsbedingungen der LH; ein LH-Mitarbeiter im Flughafen hatte das anscheinend mal nicht gewusst, so dass er nachdrücklich darauf beharren musste. - Die Gebühr für den Rücktransport des Fahrrads hat er erst in Moskau bezahlen brauchen, in Rubel; es war günstiger, normalerweise hätte es (umgerechnet) 70 € gekostet und nicht 1.200 Rubel (etwa 30 €). Vielleicht haben die Mitarbeiter dort nicht die Tarife verstanden...
Ergänzung 13.06.2011: Seit 1. Juni 2011 gelten bei LH neue Gepäckbestimmungen. Danach dürfen Passagiere der Economy Class einen Koffer mit einem Gewicht bis zu 23 kg mitnehmen und als Handgepäck einen Minikoffer bis zu 8 kg. In der Business Class dürfen 2 Koffer mit Gesamtgewicht von 32 kg mitgenommen werden. Ein extra Koffer kostet zwischen 50 und 150 EUR.
Austrian Airlines
Austrian Airlines ist eine Tochtergesellschaft der Lufthansa. Die Freigepäckgrenze in der Economy Class liegt bei 20 kg; das Handgepäck darf bis zu 8 kg wiegen.
Als kleines Sportgepäck zählt Gepäck bis zu 15 kg, als mittelgroßes Gepäck zwischen 15 und 32 kg Gewicht. Die Mitnahme eines Fahrrades oder von Skigepäck auf der Strecke aus Deutschland nach Sotschi würde für Hin- und Rückflug 150 € für das kleine Sportgepäck kosten, aber 310 € für das mittelgroße, so die telefonische Auskunft von Austrian Airlines am 08.11.2010.
Selbstverständlich muss dieses Gepäck vorher rechtzeitig angemeldet werden.
[Ergänzung 01.01.2011: Das Russische Magazin Euromag zitiert in einem Beitrag vom 28.12.2010 das britische Portal Cheapflights,wonach Austrian Airlines seinen Gästen die kostenlose Mitnahme eines Skisets oder eines Snowbords erlaubt. Das widerspricht meiner Recherche.]
Germanwings
Germanwings ist eine Tochter der Lufthansa. Auch Germanwings gibt keine generelle Transportgarantie ab. Die Kapazitäten eines Flugzeuges sind beschränkt (Mehr als 6 Fahrräder können im Mittelstreckenflugzeug nicht mitgenommen werden.) und die Nachfrage kann das Platzangebot manchmal übersteigen. Germanwings empfiehlt Sportgepäck in einem 2. Buchungsschritt der Online-Buchung anzumelden. Spätestens ist es 3 Stunden vor Abflug online anzumelden. Die Anmeldung kann auch telefonisch erfolgen. Aber aufpassen bei den Gebühren! Es gibt unterschiedliche Preise: für Änderungen auf die schon erfolgte Buchung: 14 Ct/min; sonst unter der Telefon-Nummer 0900-19 19 100: 0,99 Ct/min aus dem Festnetz.
Transportgebühren
Die Transportgebühren sind einfach zu überblicken und deutlich günstiger als bei LH. Der Transport eines (transportfertig verpackten) Fahrrades kostet 30 €. Soviel kostet auch der Transport anderer Sportgeräte, aber Skier werden ohne Transportgebühr mitgenommen, bis zu 3 Paar/Person.
[Ergänzung 01.01.2011: Damit schnitt Germanwings in einem kürzlich vom britischen Portal Cheapflights durchgeführten europäischen Vergleich unter 13 Fluggesellschaften hinsichtlich Mitnahme von Wintersportgepäck (insbesondere Ski) als kundenfreundlichste, großzügigste Fluggesellschaft ab. Das berichtete die russische Website Euromag.ru am 28. Dezember 2010 (ohne Datumsangabe des in Bezug genommenen Beitrags oder Link zur Quelle, die ich dann nicht fand).]
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