
Aeroflot-Flug Berlin - Moskau - Sotschi-Adler und zurück, Teil 1
Ich war, als das Austeilen des Essens begann, von einer Stewardes mit Liste nach dem Namen gefragt worden und ob ich (hier verstand ich nicht, weil es zu laut war) ... wohl einen besonderen Essenswunsch hatte. Bei der Flugbuchung hatte ich als Essenwunsch angegeben: glutamatfrei. Sowas bekam ich. Das Essen meiner Nachbarn sah leckerer aus.

Meins war bestimmt gesünder. Die Reis(e)waffel schmeckte nach gar nichts freilich. Der Senf war etwas schärfer, als ich erwartet hatte. Der Salat und das Putenfleisch waren in Ordnung, der Salat nun nicht ganz frisch (erkennbar an ersten kleinen braunen-gelben Stellen; weniger dramatisch als es sich vielleicht für einige Sensible anhören mag). Als Dressing gab es Olivenöl (siehe Foto), nicht Smetana, wie Russland-Erfahrene vermuten könnten. Schön fand ich das Erfrischungstuch. Die Verpackung war schon schön. Ich packte es später aus: ein Stoff wie der für medizinische Binden. Und eben größer als früher (Falls Sie auch nicht so oft fliegen und sich erinnern können.) Als Dessert gab es ein Stück Kuchen mit einer Creme innen drin. Dazu hatte ich meinen Tee im Becher mit Sotschi-2014-Olympiawerbung.
Das Menü war okay; würde sagen, Note 2-. Gelegenheit zum Direktvergleich zu dem Essen meiner Nachbarn bekam ich leider nicht.
Landung, Ankunft im Flughafen Scheretmetjewo
Früher als von den Passagieren gewollt forderte die Crew diese auf, sich hinter ihre Gurte festzusetzen, denn Turbulenzen schüttelten unser Flugzeug, über russischem Territorium. Die Turbulenzen dauerten bis nahe der Landebahn an. Ich durfte trotzdem noch mit Erlaubnis des Stewards nach dem erfolgten Gurtbefehl die Toilette besuchen. Anschließend, wo nun das Schlimmste der Schicht überstanden war, bekam ich auch noch Gelegenheit, den Steward zu fragen, was ich unternehmen sollte, um möglichst noch meinen Anschlussflug nach Sotschi zu erreichen.
Er sagte, ich solle nicht die normale Ausgangskontrolle nehmen, sondern den Weg für Transitflieger. Ich fragte, ob ich erst mein Gepäck abholen müsse. Nein. Es werde dafür gesorgt, dass es in das richtige Flugzeug gelangt.
Da ich Scheretmetjewo nicht mehr kannte (Als Jugendlicher war ich mal dort), hatte ich keine räumlichen Vorstellungen zu der Erklärung und musste also sehen, was auf mich zukam. Leichter gesagt als getan, was er mir empfahl.
Überraschung in Moskau. Die Flüsse sind noch zu weiten Teilen zugefroren. Schneeflächen. Nasser Beton. - Unsere Passagiere klatschen Beifall für den Kapitän und seine Helfer. Wegen der Turbulenzen. Meine polnischen Nachbarn wissen es inzwischen, dass ich es eilig habe. Aber nicht all die anderen Passagiere. Unsere Reihe ist leider weit weg vom Ausgang. Nur die Tür vorne ist geöffnet worden. In Schönefeld hatte man zum Bording auch die hintere Tür geöffnet. Da gab es zwei Gangways. Hier nicht. Die Leute, die noch nicht fertig zum Rausgehen sind, verstopfen den Gang, wo sie sich anziehen und ihr Handgepäck aus dem Regal über den Sitzen holen. Sie wollen nicht warten, bis der Gang frei ist von den Leuten, die es eilig haben. Das sind bestimmt auch die Leute, die in die Metro reinströmen, sobald die Türen öffnen und bevor die Passagiere dahinter aussteigen können.
Ergänzung 02.08.2012: Im Flug aus Moskau nach Frankfurt mit Lufthansa las ich in der USA Today (vom 13. bis 15. Juli) auf S. 4W das:
Einige Fluggäste würden 20 USD bezahlen dafür, als erste das Flugzeug zu verlassen. Das ergab eine Umfrage von AirfareWatchdog.com. 16 % der Antwortenden sagten, dass sie bereit sein würden, mehr zu bezahlen, wenn sie zuerst aus dem Flugzeug kämen. 10% würde 10 USD zahlen, 3% würden bis zu 20 USD zahlen. Ein Grund für diese Zahlungsbereitschaft war auch, natürlich, um den Anschlussflug erreichen zu können. - In den USA nimmt derzeit keine Airline eine derartige Gebühr, aber es könnte mal kommen, meinte George Hobica von Airfarewatchdog.
Quelle: (Aktualisierung 10.03.2015 war, jetzt offline:) http://travel.usatoday.com/flights/story/2012-07-07/The-next-airline-fee-Paying-more-to-get-off-a-plane-faster/56073708/1
An mehr als zwei Leuten komme ich gar nicht vorbei. Keine Chance. Es sind noch ungefähr 20 oder 18 Minuten zum planmäßigen Abflug des Sotschifliegers von Aeroflot. - Tschüss, Stewardessen! War nicht die leichteste Schicht eben.

Der Schnee taut, Matsch; der Himmel - tristes Grau. Die Gangway im Regen runter in einen Niederflurbus. Der wartet, bis er voll ist und bringt uns zu einem Gebäudekomplex, der ziemlich neu aussieht. Rein, Treppe hoch, große Halle, vor uns Kabinen. Passkontrolle. - Und wo ist nun der Korridor für Inlandsflüge? Ich sah hier nur einen Weg für mich - und der führte vorbei an der Passkontrolle. Abseits der Kabinen stand eine Flughafenbetreuerin. Die sprach ich an und sagte, ich hätte es eilig und will zum Flieger nach Sotschi. Und was ist mit dem Gepäck? Sie wies mir den Weg Richtung Passkontrolle, Treppe runter und dann links zur - Gepäckrückgabe und anschließend zur Departure-Halle und dort einchecken.
Die kleinen Zettel werden gebraucht, die im Flugzeug ausgeteilt worden sind. Die Grenzerin in der Kabine verlangt beide, ausgefüllt. Ich hatte nur einen im Flugzeug ausgefüllt. Für die Einreise eben. Reicht nicht. Sie weist mich zurück. Schnell schnell, Kuli suchen, in Druckschrift und russischen Buchstaben die Migrationskarte ausfüllen und noch mal neu anstellen in die Schlange; zwar nicht lang, aber jeder Passagier ist jetzt zuviel. Ich bettelte vorgelassen zu werden, dringend! Ging. Die Grenzerin akzeptierte mein Gekrakel. Und jetzt wie weiter? Geht ja nur die Treppe herunter - und da bin ich nicht auf einem Korridor für Inlandflüge. Ich brauche meinen Rucksack. Wo ist die Gepäckausgabe?

Ich folge meinen Passagierkollegen. Bevor das Gepäck auf das Band fällt, kommt eine Aeroflot-Mitarbeiterin, jetzt ist es 14.15 Uhr, und erklärt, dass das Bording nach Sotschi beendet ist. Das Flugzeug fliegt gleich ab. Aber in wenigen Stunden fliegt wieder eine Maschine ab, in der es für uns noch Plätze gibt. Ich sollte mich beim Eincheck-Schalter melden. Natürlich, ich zahle ja nicht ein zweites Mal.
Mein Rucksack! Der Steward hatte mir vorhin eine falsche Information gegeben. Aber ohne diese wäre ich auch nicht weiter.
Als ich in der Ankunfts-Halle für Inlandsflüge ankam und mein Unglück erklärte, wurde ich gebeten, mich zu dem ovalen Pavillion gegenüber in dieser Halle zu begeben. Es war jetzt 14.26 Uhr. Dort wurde mir dann geholfen.
Wie es weiterging - drei Flüge mit Aeroflot standen mir ja noch bevor - erfahrt Ihr in einem zweiten Teil, den ich noch schreiben muss.
Generelle Infos zum Flughafen Scheretmetjewo
IATA-Dreiletter-Code: SVO
Kapazität aller Terminals: 40 Mio Passagiere pro Jahr
34,00 Mio Passagiere in 2016 abgefertigt (44 % des Moskauer Marktes), mehr als 93.200 pro Tag im Durchschnitt
252.000 Flugzeugbewegungen in 2016.
Angebunden an 186 Destinationen.
Qualität:
Europas bester Flughafen nach ACE ASQ 2012 - 2015
Einer der Top 10-Flughäfen weltweit bei der Pünktlichkeit und 1. Platz in Europa nach OAG (Kategorie Major Airports)
Bester Flughafen in Russland laut Conde Nast Traveller 2014 - 2016
Nationale Auszeichnung als bester Flughafen in Russland 2015 - 2016
Allianzen: Sky Team, Star Alliance, Oneworld
Fazit dieses Fluges
Weil ich beim Getränkeausteilen übersehen worden bin und länger warten musste, kann es für den Bordservice keine Bestnote geben. Der Kapitän hatte sich freundlich zu Wort gemeldet und Fluginfos gegeben und uns heile runtergebracht. Also von mir Note 2. Der Flug an sich war eine halbe Stunde zu spät. Deswegen verpasste ich den Anschlussflug, der anscheinend pünktlich war.
Die Unpünktlichkeit liegt meiner Vermutung (worauf die gründet, werde ich im Teil 2 dieses Erfahrungsberichts schreiben) nach in einer mangelhaften Organisation der Sicherheitskontrollen im Flughafen Scheretmetjewo, weswegen es häufig dazu kommt, dass Passagiere zu spät zum Boarding kommen. Wegen der Unpünktlichkeit kann es für den Flug keine Bestnote geben. Über die Verteilung der Verantwortlichkeiten hinsichtlich der Abläufe am Heimatflughafen von Aeroflot habe ich keinen Einblick. Ich habe aber auch kein Notensystem ausgerichtet je nachdem, mit wieviel Verspätung das Flugzeug ankommt. Die Informationsströme bei Aeroflot lassen sich bestimmt noch optimieren.
Wenn ich zusammenfassen soll, würde ich sagen, durchschnittlich. Ein Geschäft ist mir wegen der Verspätung nicht durch die Lappen gegangen, Mehrkosten für eine extra Hotelübernachtung sind nicht entstanden. Vielleicht würde ich sonst strenger sein, wenn ich gezwungen wäre, meinem Schadensersatz hinterherzulaufen.
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