Krimreise - Reiseerzählung, Teil 1: Hinreise
Eine kleine Google-Recherche ergibt, dass die Scanner mit dieser Bezeichnung der amerikanischen Firma L-3 Communications oder L-3 CyTerra Corporation als Hersteller zuzuordnen sind. Deren Geräte sind im 10-monatigen Test vom 27. September 2010 bis 31. Juli 2010 im Flughafen Hamburg durchgefallen. Der Test war freiwillig für die Passagiere.
Ob auch in Borispol ein Test mit den Körperscannern läuft oder die Geräte schon regulär eingesetzt werden, müssen wir noch recherchieren. Aus dem Folgendem müsste man schlussfolgern, dass hier schon ein regulärer Einsatz erfolgt: Für mich und alle weiteren Passagiere, die ich sah, gab es keine Alternative zum Durchlaufen durch den Tunnel mit dem Körperscanner. Alle wurden durch den Körperscanner delegiert. Eine weitere, zusätzliche Kontrolle erlebte ich nicht. Wenn die Fehlerquote dieser Körperscanner tatsächlich bei 75 % liegt, wie ein Experte sagte (siehe Golem-Artikel "Körperscanner erst einmal gescheitert"), müsste eigentlich eine zusätzliche Kontrolle erfolgen, es sei denn man ist sich in Kiew der hohen Fehleranfälligkeit (noch) nicht bewusst. Aber vielleicht heißt die 75-%-Fehlerquote auch nur, dass der Scanner zu häufig anschlägt, Fehlalarm gibt; dann verstehe ich eher, warum es keine zusätzliche Körperkontrolle gibt. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums lag die Fehlerquote der in Hamburg getesteten Geräte laut express.de (nach einer dpa-Meldung) bei 54 %.
Regulärer Einsatz oder Testphase? Vielleicht ist es auch ein Zwangstest, ein Test auf Kosten der Freiheitsrechte der Passagiere und (wegen der Durchstrahlung) Gesundheit oft fliegender Passagiere, die für den Test nicht gefragt werden, ob sie als Versuchskaninchen daran teilnehmen möchten oder nicht.
In Deutschland sind Körperscanner verboten. Ergebnis der Auswertung des Testeinsatzes von Körperscannern am Flughafen in Hamburg ist, dass diese Technik noch nicht ausgereift ist. Das EU-Parlament hat aber eben gerade beschlossen, Körperscanner in der EU zu erlauben.
Quellen
EU-Parlamentsausschuss lässt Nacktscanner zu
Körperscanner erst einmal gescheitert
Vom Terminal A die Fahrt mit dem Niederflurbus in der Dämmerung führte weiter weg vom Terminal. Im Prinzip noch pünktlich flogen wir ab. Auf diesem Flug gab es viel mehr freie Plätze.
2.4. Flughafen Simferopol
Wir landeten gegen zehn Uhr. Da war es schon dunkel. Eine kleine Überraschung war dann, das wir zu Fuß in Richtung Gepäckrückgabe und Ausgang liefen. Das Tor befindet sich, wenn man vor dem Flughafengebäude für Inlandsflüge, in welchem sich Geldautomaten befinden, steht, rechts. Hier warteten die Leute auf ihre Verwandten und Freunde.
Das kürzeste Gepäckförderband, das ich je in einem Flughafen gesehen habe! Der Wagen, von dem das Gepäck abgeladen wurde, stand praktisch neben uns Passagieren. Wir standen draußen unter einem Dach. Wir wurden nicht mehr kontrolliert. Es war schon Feierabend am Flughafen. Planmäßige und auch tatsächliche Ankunftszeit war 21.50 Uhr. - Und jetzt war ich mal gefordert als erfahrener Rucksacktourist, der sich (mangels Zeit) nicht gut über die Weiterfahrt informiert hatte, zu erkunden, wie ich weiterkomme.
Und das wurde ein prickelndes Reiseerlebnis.
Denn um diese Uhrzeit waren keine Busse zu sehen, kein Passagierstrom zur Bushaltestelle erkennbar. Ich wusste da noch nicht, wo diese sich befand. Den ersten Mann, der mir seinen Beförderungsdienst anbot, lehnte ich erst mal ab. Ich hatte keine ukrainische Währung dabei und keine Lust, abgezockt zu werden. Ich suchte das Hauptgebäude und Informationen, wie man in die Stadt gelangt und Geldautomaten. Ich fand das Gebäude, es war auch geöffnet, aber drinnen nur eine Person an einem Bankschalter bzw. einem Schalter eines Autovermieters; ich erinnere mich nicht mehr genau. Hinein wurde ich von einem weiteren Mann begleitet, der um mich als Fahrgast buhlte.
Mein Plan war, in Absprache mit der Freundin ursprünglich gewesen, nach Simferopol reinzufahren und dort in der Nähe des Bahnhofs in einem Hotel oder Hostel zu übernachten und am Morgen dann mit einem Bus nach Ewpatoria zu fahren, wo ich mich mit der Freundin treffen wollte, die mich eingeladen hatte, von wo aus wir weiter nach Westen in das Dorf am Meer fahren wollten, wo sich die Datscha befindet.
Der Flughafen befindet sich nordwestlich von Simferopol an der Straße nach Ewpatoria, ein paar Kilometer außer der Krimhauptstadt. Nach Ewpatoria sind es von hier 61 km laut einer Infotafel, zu der mich der zweite Schwarztaxifahrer hingeführt hat. Daneben gab es eine Tafel mit Angaben zu den erlaubten offiziellen Taxipreisen. Er würde mich zu diesen Preisen fahren bzw. zu dem vereinbarten Preis. - Also warum nicht gleich nach Ewpatoria fahren lassen, um dort am Morgen ukrainisches Geld zu besorgen und Zeit zu sparen? Denn die Einladung zur Datscha galt nur bis Sonntagabend. Der Mann neben mir sagte, mich zu einem Hotel zu bringen, ganz nach meinen Wünschen, also die Rolle eines Guides mitzuübernehmen. Er gewann mein Vertrauen, auch deswegen, weil er mich zur Aufklärung der regulären Preise zu diesen Tafeln geführt hatte. Meine Russischkenntnisse kamen mir zugute. Dass ich auf sein Angebot einging, war Resultat einer praktischen Vernunft. Denn ein wesentlicher Punkt dafür kam noch hinzu: Ich hatte in Berlin vergessen, meine Geldautomatenkarte einzustecken. Die Automaten in der Haupthalle konnte ich also auch nicht nutzen, hätte also auch keinen regulären Bus benutzen können und habe deswegen danach auch nicht gesucht. Bargeld hatte ich genug dabei. Also ging ich mit dem Mann zu seinem Auto. Ein gutes Auto. Ein neuwertiger Toyota, obere Mittelklasse.
Exkurs:
Busse
Folgende Buslinien gibt es am Tage am Airport Simferopol (am Tage des Rückflugs ermittelt, als ich viel Zeit hatte.):
O-Bus 8/9
Busslinien 49, 98, 100, 115
Der O-Bus kosten nur sagenhafte 1 Griwna (umgerechnet 9 Eurocent) und fährt zum/vom Hauptbahnhof, d.h. von der Straße vor dem Hauptbahnhof, nicht von dem Busbahnhof selbst. Die anderen Busse kosten pro Fahrt 3 Griwna.
Busse woanders hin als nach Simferopol habe ich am Flughafen nicht ausfindig gemacht (Es gibt ja mancherorts Fernbusse, die auch Flughäfen oder Bahnhöfe anfahren. Aber nicht hier.).
Entfernungen
- Jewpatoria: 61 km
- Jalta: 93 km
- Kertsch: 234 km
- Aluschta: 61 km
- Feodossija: 126 km
- Sewastopol: 95 km
- Saki: 37 km
- Sudak: 114 km.
Taxipreise von hier:
- russisches Auto: 5 Griwen / km
- besseres Auto: 8 Griwen / km
- VIP-Auto: Preis nach Vereinbarung
3. Noch nicht am Ziel - das Abenteuer beginnt
Mein Fahrer öffnete die Kofferraumhaube. Doch ich gab zu verstehen, dass ich meinen Rucksack und die Umhängetasche lieber bei mir hätte. Auf der Rücksitzbank, griffbereit, falls ich doch mal schnell das Auto verlassen müsste, dachte ich nur. Reise-Routine. Tramper-Tipp! Ich saß schräg hinter ihm. Wir bogen vorn an der Straße also nach links ab, weg von Simferopol.
Ja! Jetzt war es wieder da, das aufregende Reise-Gefühl, die Vorfreude auf das Kommende, die Überraschung, die Lust am sich bewähren in der Fremde, ein Gefühl der Befreiung vom Alltag, der Spaß an der Bewegung.
Ich smste meiner Freundin, die in der Datscha wartete, was ich gerade getan hatte. Die SMS sorgte für einen erhöhten Pulsschlag auch bei ihr. Mit meiner Handlung dürfte sie nicht gerechnet haben. Als Russin kannte sie sich auch nicht auf der Halbinsel aus und hatte wohl auch keine Ahnung, dass hier anders als mit Taxi nicht wegzukommen war. Es war jetzt kurz vor halbelf abends. Es folgte ein Hin und Her an SMS.
Sie schlug vor, ein bisschen weiter zu fahren, hinter Jewpatoria, nach Tschernomorskoje, wohl weil sie dort ein Hotel kannte und, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, wo sie mich mit Hilfe eines Freundes mit Auto abholen wollte, anstatt selbst mit Bus nach Jewpatoria zu fahren. Das Dorf mit der Datscha ist nur schlecht mit Bus zu erreichen (Buszeiten vielleicht in Teil 2 dieser Serie). - Übrigens hatte mein Fahrer keinen Atlas, keine Karte dabei. Auf meine entsprechende Frage noch am Anfang unserer Fahrt zeigte er auf seinen Kopf: Da drin ist meine Krim-Karte. Und es war schon dreiviertelelf. Wo ich mich absetzen ließ, ließ ich bis Jewpatoria erst mal offen. Es war die längste Taxifahrt meines Lebens. Und ich dachte an die Kosten. Aber die hatten wir vorher abgemacht: 60 EUR bis Jewpatoria.
Mein Fahrer war für alles offen. Ein selten gutes Geschäft für ihn. Falls bis zu ihr, dann Hundert Euro, hatten wir schon vor der Tafel mit den Entfernungen am Flughafen vereinbart. Er war gesprächig, wir unterhielten uns angeregt, so gut es meine Russischkenntnisse eben zuließen. Er war vor ein paar Jahren in Deutschland gewesen, war dort Auto gefahren. (Mensch, so ein ähnliches Gespräch hatte ich schon mal am Beginn meiner Russlandreise im Herbst 2008 in Moskau in einem Schwarztaxi und schon 2005 in St. Petersburg in einem Schwarztaxi mit einem Georgier.).
Ich erfuhr von ihm, dass jetzt, so spät am Abend keine Frau auf ihn wartet. Meine Frage dahingehend ergab sich so, weil er ja schon den Anlass meines Daseins hier erfahren hatte. Und er habe drei Töchter, die er mitversorgen muss. Und, stelle Dir vor, die mittlere spreche deutsch und sei in Moskau. Er bot an, dass wir miteinander sprechen sollten. So gab ich ihm meine Visitenkarte, als wir an einem Bistro außerhalb einer Ortschaft an der Straße hielten, damit er nach dem richtigen Weg fragen konnte. Später aber gab er zu, sich in diesem Teil der Halbinsel nicht auszukennen. Hinter [...Nächste Seite]
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