
Auf der ITB 2012 - auch als Reiseblogger
Und wer kann sich heute noch Zeit für "große Sachen" nehmen?
Na, z.B. George Soros oder Bill Gates. Die setzten viel Geld ihres riesigen Vermögens für gute Dinge ein.
Zeit für "große Sachen" - Schüler? Studenten? Klar, bei dieser Zielgruppe sind soziale Netzwerke besonders hoch im Kurs. Unter den Jungen gibt es die Jünger für die social meda. Da lassen sich Köpfe waschen.
Es ist offenbar eine junge Zielgruppe. Damit sind Blogger an sich nicht deckungsgleich oder ähnlich. Man besuche einmal die Bloggerszene auf der republica in Berlin! Den Durchschnitt der Blogger dort würde ich auf 35 schätzen. Das ist schon eine andere Generation. Die Blogger, die einen Namen in der deutschen Szene haben, sind häufig über 40. In ihren Blogs geht es häufig um Demokratie und Gerechtigkeit im Netz, um soziale Verantwortung. Dagegen die Zielgruppe von Pocketvillage scheinen mehr Hedonisten zu sein.
Die Möglichkeit, für die ITB ein großes Treffen zu organisieren, unter der Marke ITB, ist der besagte "great stuff", viel Aufmerksamkeit zu bekommen und das Unternehmen zu pushen. Pocketvillage ist, das sehe ich anhand der Facebook-Lifeline des Gründers, genau vor einem Jahr gegründet worden. Damals schrieb er:
"Eigenlob stinkt, aber ist ja für den guten Zweck ein cooles startup bekannter zu machen ... 9 days to go to our lounch!!! Jetzt fan werden facebook/pocketvillage"
Der "gute Zweck" ist mir nicht vermittelt worden. Ich sehe den Nutzen nicht.
Ich sehe hier eine Verschiebung zwischen der Zielgruppe des Veranstalters auf der eigenen Website und den Leuten, für die diese Veranstaltung gemacht ist.
Blogger sind nicht blöd. Das sind nicht alles Leute, die alles cool finden und die man für´n Appel und ´n Ei benutzen kann, Reklame zu bekommen. Blogger stehen bei Unternehmen deshalb jetzt im Kurs, weil sich Manager damit Einsparungen bei den Kosten für Journalisten und Presse erhoffen. Weil sie engagiert sind, was viele Mitarbeiter nicht sind. Und weil man sie nicht verhindern kann. Einige Klagen gegen kritische Blogger von großen Unternehmen aus gingen für die Unternehmen in die Hose, weil sie einen Shitstorm auslösten, waren ein Desaster für das Ansehen.
Na mal sehen, wie es wird.
Ich werde mir einen Zettel mit Wegwerf-E-Mail-Adressen mitnehmen.
Nachtrag 08.03.2012: [Bild: Beziehungen werden geknüpft]

Ein bisschen an der Oberfläche gerieben und schon ist der Glanz ab. Wie konnten sich die ITB-Organisatoren so einwickeln lassen! Wenn da jemand gewesen wäre, der oder die von der Bloggerszene etwas versteht, hätte er sich selbst an die Macher der republica gewandt. Die haben mehrere Jahre Erfahrung mit der Organisation des Bloggertreffens und vermutlich auch gute Verbindungen auch zu Bloggern, die auf Touristikthemen fokussiert sind. Pocketvillage aber sieht aus wie eine unter Studenten geborene Idee, die miteinander gut vernetzt sind und dieses Netzt weben, um darin Moneten zu sammeln. Datenschutz scheint Schnuppe zu sein.
[Nachtrag 08.03.2012: Die Idee mit dem Bloggertreffen kam wohl nicht von der ITB, sondern wurde von den Leuten der Netzwerke herangetragen. Allerdings sind die Räumlichkeiten, wo die Travel Massive statt fand, auch früher schon für Get Together-Veranstaltungen der ITB zur Eröffnung genutzt worden, soweit ich mich schwach erinnere.]
2.2. Organisator der Reihe Phocuswright.
[Nachtrag 08.03.2012: Aus der Fachzeitschrift FVW habe ich jetzt zufällig erfahren, das PhocusWright ein amerikanisches Marktforschungsunternehmen ist.]
Für die Veranstaltung "Russia - next travel revolution?" in Halle 7.3. (Saal Auditorium Europa) am 7.3.12 ...
... habe ich entsprechend einer Empfehlung auf einer ITB-Seite versucht, mich anzumelden. Allein, mich erschreckte das lange Formular, das ich ausfüllen sollte. Also ließ ich das erst mal offen. Denn ich wollte mich erst mal informieren, wer hier soviel Informationen bekommen möchte. Ich bin stutzig geworden, ob hier ein Defizit an Wissen um den Datenschutz besteht. Und siehe da, wie ich es mir schon gedacht habe, gelange ich auf eine Website eines amerikanischen Unternehmens. Das ist etouches. Auf der Website http://etouches.causeroom.com/contact stehen die Filialen. Hauptquartier in New York.
Nö, dann nicht! Dann will ich keine Angaben machen. Mal schauen, ob es nicht auch ohne diese Anmeldung geht. Schließlich war ich schon früher zu PhocusWright-Veranstaltungen in den Hallen 7.1., 7.2. und 7.3. und war dort drin ohne schriftliche Anmeldung.
Siehe da: Man kann auch ohne die Registrierung reinkommen. Es wird auf der ITB-Seite nur empfohlen, sich zu registrieren. Aber eine Garantie, zu den gewünschten Veranstaltungen in den Saal zu kommen, bekommt man trotzdem nicht, auch wenn man sich registriert hat. Aha. Wir sind den Datensammlern auf die Schliche gekommen. Jemand mit gesundem Menschenverstand fragt sich doch gleich: Wozu? Wozu mich registrieren?

Wenige Stunden später bekomme ich eine E-Mail mit der Erinnerung, doch die Registrierung zu Ende zu führen oder noch mal zu versuchen. Die E-Mail hat keine Anbieterkennzeichnung. Am Ende steht nur:
Dear Attendee,
We noticed that you started but did not complete your registration for PhoCusWright@ITB. If this was unintentional, please click below to try again.
Click here to try again If you have additional questions before completing your registration feel free to contact me at +1 860 350-4084 x500 or lharris@phocuswright.com.
Kind regards,
Lori Harris
Senior Manager, Events Client Services
Ich denke, es ist nicht schlimm, das zu zeigen, denn diesem Unternehmen scheint Datenschutz nichts zu bedeuten. Und was für eine Telefonnummer wird mir hier gezeigt? Scheint teuer zu sein.
Was mich hier ärgert, ist die Unempfindlichkeit gegenüber Empfindlichkeiten von Messeteilnehmern. Kein Wunder. Das sind amerikanische Geschäftsleute. Schade, dass die ITB-Organisatoren ihre Partner nicht ordentlich kontrollieren, ihnen keine Pflichten auferlegen zur Einhaltung deutschen Rechts. Um Google wird die Tage viel Aufhebens gemacht in diesen Wochen, wegen der neuen Datenschutzbestimmungen, die Anfang März in Kraft gesetzt wurden, nach wochenlangen Ankündigungen auf Google-Seiten. Aber hier ist ein Fall, der auch ein kleiner Skandal ist.
Klare Verstöße gegen den Grundsatz auf Datensparsamkeit. Und verantwortlich hierfür ist die deutsche ITB-Leitung.
It´s all Marketing
Diese Daten-Sammelwut wird schon seit mehreren Jahren bei der ITB praktiziert und liegt mir schwer im Magen. Auf internationalen Messen in anderen deutschen Städten geht es nicht anders zu. Die Datenschutzbeauftragten sollten sich mal die deutschen Messegesellschaften zu Herzen nehmen.
3. Was lernen wir aus diesen Anmeldeprozeduren?
Die ITB ist international. Man ist an Sponsoren interessiert. (Nebenbei: Voriges Jahr war Syrien ITB-Convention Sponsor. Wer möchte heute nach Syrien reisen?). Damit auch möglichst viele Amerikaner dabei sind, lockert man deutsche Qualitäts-Standards beim Datenschutz. Einmal mehr werde ich in meinen Erfahrungen bestätigt, das man, wenn man bei amerikanischen Firmen was über eine Webseite bestellt, ausgezogen wird. Und deutsche Startups, die sich an den Amerikanern ein Vorbild nehmen im Business (siehe oben), machen mich misstrauisch. Ich vertrage keine Gehirnwäsche. Und deswegen habe ich kein Interesse an jungen Startups der Touristik-Branche, heißen sie nun Wimdu (der berüchtigten Samwer-Brüder, von denen auch Groupon aufgezogen wurde) oder 9flats oder oder ...
Den Leuten solcher Steilstarter fehlen häufig ein feiner Umgangston und Respekt. Sie sind Ellenbogen von überfüllten Hörsaalgebäuden gewohnt. Man sollte sich da nicht von einer hypermodernen Weboberfläche und Schickrednern einwickeln lassen. Die Steilstarter sind manchmal copycats, deren Inhaber ohne Wimpernzucken auf schnelles Geld aus sind. Manchmal wird sehr viel Geld verbrannt.

Die bessere Alternative in Sachen private Wohnungsvermittlung ist übrigens Hospitalityclub, von einem Deutschen aufgebaut, zwar nicht so schick, aber hält dicht gegen Suchmaschinen und ist ehrlich und geht respektvoll sowohl mit den Hostern als auch mit den Travellers um. Hier sind Hoster zugleich auch Traveller und umgekgehrt. Hier gehts nicht ums Geschäft, sondern um Kulturaustausch, Freunde gewinnen, billig reisen. Ein nichtkommerzieller Ansatz. Die Übernachtung kostet dem Gast also keine Gebühren an den Vermittler. - Apropos Vermittler: Wer spricht heute noch von [...Next]