Wir hatten den ersten Teil unseres Reiseberichts unterbrochen mit Samstag, den 6. August 2011, dem achten Reisetag. Hier lest Ihr über die Erlebnisse der zwei sächsichen Studenten Christoph Steinert und Johannes Englisch auf der zweiten Hälfte der Fahrrad-Abenteuertour durch den Osten voriges Jahr. Bilder und Text sind von ihnen, von mir jeweils editiert (J.S.).

Mit dem Fahrrad durch Osteuropa, Erlebnisbericht Teil 2
Damit wir nicht wieder ohne gültige Zahlungsmittel dastehen, suchen wir uns erstmal einen Laden, in dem wir uns nach einer Wechselstube erkundigen wollen. An einem Kiosk treffen wir einen freundlichen Mann auf einem Fahrrad, der uns sogleich zur Wechselstube führt. Die Hilfsbereitschaft beeindruckt uns. In Osteuropa scheinen alle Leute nichts Besseres zu tun zu haben, als Touristen irgendwo hinzuführen.
Dort angekommen tauschen wir einige Euro und unsere Hrywnia (UAH) um. – Unsere Euros sind also das dritte Mal getauscht worden:
- Euro zu Złoty
- Złoty zu Hrywnja
- Hrywnja zu Forint
Und jedes Mal wird es mehr: 1 € = 4 Zloty =11 Hrywna = 268 Forint. Da flattern dicke 1000er-Scheine über den Tisch.
Christoph fragt auch gleich nach einem Hotel in der Nähe. In der Wechselstube spricht man noch Russisch. Das ändert sich aber schlagartig, sobald man etwas weiter ins Land kommt.
Uns wird das Hotel Bastya in Kisvárda genannt. Nach einer kurzen Pause in der ungarischen Mittagshitze machen wir uns auf den Weg nach Kisvárda, entlang einer Überlandstraße, auf der Räder, Trecker und Kutschen verboten sind. Aber vorbeifahrende Polizisten scheinen keine Notiz von uns zu nehmen. Übrigens umgehen wir mit den Fahrrädern auch die Maut.
Die ersten Kilometer führen an einer Schlange von LKWs vorbei, die zur Grenze wollen. Tja, mit dem Rad sind wir schneller.
Angekommen im Hotel in Kisvárda. Kostenpunkt für uns beide zusammen 5500 Forint (umgerechnet etwa 20 €).
Die Hotelfrau antwortet auf Johannes' Englisch konsequent auf Ungarisch, irgendwie weiß man aber immer, was sie meint. Nachdem unser Gepäck sicher im Hotel verstaut ist, machen wir uns auf zu Tesco, einem Markt einer englischen Discounter-Kette. Wir haben keine Ahnung von der ungarischen Sprache. Um uns wenigstens notdürftig verständigen zu können, kaufen wir ein Wörterbuch und einen Touristenführer Deutsch für ungarische Touristen.
Inzwischen haben wir einen Sonnenbrand an Armen und auf dem Gesicht. Das hätte man im verregneten Polen so nicht erwartet.
Heute haben wir mehr Zeit gehabt. Es war ein Fünfundzwanzigstunden-Tag. Durch das Überqueren der Grenze von der Ukraine nach Ungarn bekamen wir eine Stunde geschenkt, denn wir haben auch die Zeitzone gewechselt. Damit geht Johannes' Armbanduhr jetzt wieder richtig. Am Mittwoch bei unserer Einreise in die Ukraine hatte er sie aus Bequemlichkeit nicht auf die Ukrainezeit Umgestellt.
Geschätzte Fahrstrecke heute:
von Užhorod bis zur Grenze = 30 km
von der Grenze bis Kisvárda = 25 km
Insgesamt: 55 km
Sonntag, 7. August 2011
Wetter: brühend heiß
Nachdem uns die nahe Dorfkirche schon früh aus dem Schlaf reißt und uns nicht länger schlafen lässt, obwohl doch Sonntag ist, schwingen wir uns behände auf die Räder in Richtung rumänische Grenze. Allerdings muss zuerst der Weg gefunden werden. Der Leser sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, dass wir ohne Karte reisen.
So versuchen wir es mit Herumfragen. Aber keine Chance dieses Mal ...
Ungarn ist radikal monolingual. Keiner kann Englisch oder Deutsch oder Tschechisch oder Russisch. Bestenfalls reicht es manchmal noch zum "Kak tebja sowut?" - "Wie heißt Du?".

In einer Kneipe, in der zwei Männer schon am Sonntagmorgen fleißig am Trinken sind, hängt eine Karte. Dort schreibt sich Christoph schnell die Orte auf, durch die wir fahren müssen. Die zwei Männer versuchen ein Gespräch mit uns zu beginnen. Es ist eine Kommunikation mit Händen und Füßen. Als sie hören, dass wir Deutsche sind, schütteln sie uns mehrere Minuten lang die Hände und man verabschiedet sich, ohne etwas verstanden zu haben.
Wir fahren weiter nach Vásárosnamény. Dort wissen wir erst nicht weiter. Wir fragen den Ersten, dem wir begegnen – spricht nur ungarisch. Dann spricht uns ein Mann deutsch an. – Endlich! Er erklärt uns den Weg in einem Kauderwelsch aus Deutsch, Russisch und Ungarisch. Und weil Osteuropäer bekanntermaßen viel Zeit haben, holt er sein Fahrrad vom Hof und führt uns ein paar Kilometer weit zu einer Tankstelle.

Von da aus geht es für uns so ziemlich geradeaus die Landstraße entlang. Wir fahren durch kleine Dörfer.
Was auffällt, ist zum einen, dass vor vielen Häusern Bänke außen an den Gartenzaun gezimmert sind, auf denen die überwiegend älteren Bewohner gerne sitzen. Zum anderen gibt es hier nicht mehr diese vielen Alkohol- und Tabak-Läden, die wir sonst in Polen und der Ukraine an jeder Ecke stehen sehen haben.
Die Landschaft selbst scheint uns etwas grüner als die der Ukraine. Es gibt viele Sonnenblumen- und Maisfelder und Wälder.
Irgendwann kommt uns auf der Landstraße ein Mann auf einem Fahrrad entgegen, der in einem Plastebeutel ein lebendes Schwein transportiert. Ein sehr ulkiges Bild.
Am Nachmittag erreichen wir Mátészalka, wo wir die Nacht verbringen werden.
Die Suche nach einer Bleibe gestaltet sich schwierig. Wir fragen in einer Kneipe nach. Dort empfiehlt man uns das Hotel Ramszes. Direkt neben Hotel Ramszes befindet sich das Hotel Koruna, in dem wir ein Zimmer nehmen.
Die Kommunikation läuft wieder über Hände und Füße. Der konsequente Monolingualismus erstaunt uns immer wieder... Hoffentlich geht´s in Budapest mit der Verständigung besser.
Geschätzte Fahrstrecke heute:
von Kisvarda nach Mateszalka = 48 km
Insgesamt: 103 km (Quelle: berechnet mit Google Maps)

Montag, 8. August 2011
Wetter: heiß und sonnig
Wir schwingen uns früh in Mátészalka aufs Rad in Richtung Satu Mare, Rumänien. Unsere Route führt auf der Landstraße entlang durch neckige kleine ungarische Kuhkäffer. Vereinzelt müssen wir uns durchfragen – wie immer mit Händen und Füßen und einem kleinen Zettel, auf dem die Orte draufstehen, durch die wir fahren müssen.
Auf diese Weise kommen wir bald nach Csenger an der rumänischen Grenze. Ein Fußgänger sagt uns, wie man nach Satu Mare (auf ungarisch: Szatmár) kommt.
Der gezeigte Weg ist die Landstraße zum Grenzübergang Csengersieme (Ungarn) - Petea (Rumänien). Das ist nicht die von uns geplante Route, aber wir folgen seiner Empfehlung, weil wir nur eine Route auf einem Zettel stehen haben und nicht wissen, wo wir rauskommen, wenn wir von Dorf zu Dorf fahren.
Das Passieren der Grenze erfolgt ohne Vorkommnisse. Schließlich bleiben wir ja innerhalb der Europäischen Union.
Aber die osteuropäische Zeitzone, in die wir kommen, nimmt uns an der Grenze eine Stunde Zeit ...
Kurz vor Satu Mare platzt Christoph der Gel-Reifen und versprüht seinen glibbrigen weißen Inhalt auf jeden, der hinter Christoph fährt, also vor allem auf Johannes. Wenn das Zeug getrocknet ist, wird es sich von der Kleidung entfernen lassen, hoffen wir. Christoph kann mit diesem Reifen aber noch weiterfahren.
Man fühlt sich gleich wieder etwas heimisch, kaum dass man in Indoeuropa zurück ist. Man kann wieder Schilder lesen und versteht ein paar Sachen, ohne was wissen zu müssen. Toll!
Ohne lange suchen zu müssen haben wir eine kleine Pension aufgetrieben, die uns für gerade einmal 15 Euro ein Doppelzimmer gibt. Unsere Räder werden sicher im Keller verstaut.
Geld in der Landeswährung Lei haben wir noch nicht. Deshalb begeben wir uns auf die Suche nach einem Geldwechsler. In der Stadt haben alle Banken seit zwei und alle Wechselstuben seit weniger als einer Stunde geschlossen. Wir schieben unser Missgeschick auf die Zeitverschiebung.
Satu Mare ist ein hübsches kleines Städtchen. Es gibt viele alte Gebäude, die aber zum Teil noch nicht restauriert sind.
Ähnlich wie in der Ukraine kehren wir ohne Landeswährung von unserer Suche zurück. Glücklicherweise können wir im Mini-Markt neben der Pension mit Unterstützung der Bedienung, die Englisch spricht, ein paar Lebensmittel mit Euro einkaufen. Das Rückgeld kriegen wir in Kaugummis ausgezahlt.
In unserem Pensionszimmer entdecken wir dann ein großes, grünes Insekt. Möglicherweise ist es eine Gottesanbeterin. Lustig. So ein Vieh haben wir in unserem Leben noch nie in echt gesehen. Fotografieren konnten ließ es sich aber nicht.
Geschätzte Fahrstrecke: Mátészalka - Satu Mare: zirka 60 Kilometer.
Geschätzter Wasserverbrauch heute pro Person: 5 bis 6 Liter.
Dienstag, 9. August 2011
Wetter: Morgens frisch, ab Nachmittag Sonne
Ab jetzt fahren wir wieder mit dem Zug weiter. Nicht weil wir unserem Reisemotto treu bleiben wollen, sondern weil die Zeit langsam knapp wird.
Die drei Länder, die wir durchradelt haben, sind nach dem, was wir erlebt haben, unterschiedlich auf Radfahrer eingestellt:
- Ukraine: gar nicht. Blanke Straße – nicht einmal Warnschilder bei Schnellstraßen.
- Ungarn: schon mehr. In Städten werden Fahrräder mittels Schilderwald auf den Fußweg umgeleitet.
- Rumänien: auch nicht wirklich. Aber Radfahrer und Motorradfahrer tragen sehr oft Warnwesten beim Fahren.
Aber egal, ob und wie ein Land auf Räder eingestellt ist: überall guckt man uns an, als wären wir grüne Aliens. Und man bestaunt unsere Gepäckkonstruktionen hinten an den Rädern.
Wir fahren mittags in die Innenstadt von Satu Mare. Der Zug nach Oradea fährt erst gegen Vier. Wir haben ein paar Stunden Zeit.

Wir ließen uns in einem Stadtpark nieder. Die Zeit nutzten wir zunächst erst mal zum Flicken des Gelreifens, der nach dem Platzen ja noch nicht gleich gebrauchsunfähig geworden war. Dann ruhte wir aus; Johannes ging dann auf die Suche nach einem Rumänisch-Wörterbuch. Da er sich Wörterbücher von allen von uns bereisten Ländern besorgt hat, schleppt er gegen Ende der Tour schon eine kleine Bibliothek mit sich herum.
Die Räder im Zug unterzubringen ist kein Problem. Die Bahn ist eine ausrangierte Regionalbahn aus Deutschland mit viel Platz. Pünktlich um 15.30 Uhr fährt sie in Satu Mare ab. Die Fahrt dauert bis Dreiviertelacht, eine Kriechtour. Bei einer Strecke von 130 Kilometern ist das Attribut "Bummelzug" da noch untertrieben. Der Zug hält an jedem noch so kleinen Bahnhof.
Im Zug sitzen lauter lustige Leute, meist Zigeuner. Einige unterhalten sich sehr lebhaft und lautstark.
In Oradea angekommen geht wieder die Suche nach Betten los: vier Hotels sind voll belegt, das fünfte befindet sich hinter Bauplanen versteckt und ist ein ganz einfaches. Unser Zimmer hat keine Dusche, aber ist gemütlich und rustikal. Die Komplettsanierung hält die Besitzer nicht von der Weiterführung des Hotelbetriebs ab. Dafür stimmt der Zimmerpreis: nur 10 Euro pro Person. Das Abendessen nehmen wir bei Mac Donalds ein. Nicht die beste Wahl, aber für unsere Bedürfnisse reicht es.
Mittwoch, 10. August 2011
Wetter: warm
Unser Hotel, die Bauruine, bietet sogar Frühstück an. Nach dem Frühstück machen wir uns zum Bahnhof auf. Neben dem Bahnhof befindet sich eine Post. Wir versenden hier ein paar Ansichtskarten.
Das Besorgen der Fahrkarten gestaltet sich problematisch, weil die Frau am Schalter nicht weiß, ob Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Sie muss deswegen zunächst mit Bukarest telefonieren. Nach einer halben bis dreiviertel Stunde gibt sie grünes Licht und schreibt eine Rechnung, die sich gewaschen hat. Der Transport eines Fahrrads kostet so viel wie eine Fahrkarte für eine Person
(Anmerkung JS: Nicht ungewöhnlich in Osteuropa: Man berichtet den Platz eines Sitzes bei großen Gepäckstücken. Die Frage ist, ob dieser Preis einer offiziellen Preisliste entnommen worden ist, oder ob in Budapest die auskunftgebende Person nur diesen Preis vorgeschlagen hat, ohne den Preis für die Beförderung eines Fahrrads zu wissen.)
Damals in Przemyśl (siehe Teil 1) meinte Frank zu uns, die Polen wären europäischer als die Europäer. Wir müssen ihn berichtigen. Polen war das entspannteste EU-Land unserer Reise. Mulţumesc, Romania! Danke Rumänien!
Beim Einsteigen in unseren Zug nach Budapest sehen wir einen hochmodernen Fahrradwagen. Das überrascht uns.
(Anmerkung JS.: In diesem Fall sollte man annehmen, dass die Karte für den Transport des Fahrrads günstiger ist als für die Person, der das Fahrrad gehört. Wusste die Dame am Schalter, dass der Zug ihrer deutschen Kunden mit so einem Fahrradabteil ausgestattet sein würde?)
Die Fahrt ist ruhig, abgesehen von der nervenden Klimaanlage, die nicht ausgeht. Nach ungefähr vier Stunden erreichen wir die ungarische Hauptstadt.
Am Ostbahnhof Keleti-Pu bekommen wir auch gleich Werbung für ein Hostel in die Hand. Auf dem Weg zum Hostel fliegt Christophs Mütze auf die Straße. Es fahren gleich mehrere Autos darüber. Er bekam seine Mütze wieder, aber mit lauter Reifenspuren darauf.
Es spricht uns ein Mann an und bietet uns ein Hostel zum fast halben Preis desjenigen Hostels an, wohin wir gerade im Begriff sind zu fahren: ein 12-Bett-Zimmer mit Couch. Johannes nimmt die Couch, für die der Mann nur sechs Euro verlangt. Außerdem erfahren wir, dass gerade irgendein Musik-Festival stattfindet, weshalb die meisten Hostels überbelegt sind. Typisch bei unserem Glück.
Und so sind wir untergebracht:
Das Hostel befindet sich in einem Hinterhof. Es besteht nur aus einem Raum, in dem sechs Doppelstockbetten aneinander stehen. Im Vorraum gibt es eine minimale Küchen-Essecke und die Couch, auf der Johannes pennen wird. Und dann noch zwei Klosetts mit je einer Dusche.
Nachdem wir nun schon mal unsere Übernachtung gesichert haben, gehen wir zum Bahnhof zurück, um zu gucken, wie wir nach Tschechien weiter kommen. Zuerst aber heißt es: Wartenummer ziehen. Zum Glück geben uns ein paar Deutsche die Nummer, die sie nicht mehr wollen. Erspart uns massiv Zeit.
Am Schalter liegt der Preis erst bei 60 Euro pro Nase nach Brno, aber irgendwie kostet es mit demselben Zug nur 40 Euro nach Prag, obwohl das eigentlich ziemlich weit weg ist. Scheint ein Hauptstadt-Spezialangebot zu sein.
Fahrräder nehmen sie nur in einem Zug mit Abfahrt um 05.25 Uhr mit. Dolle Wurst! – Das wird eine kurze Nacht.
Auf den Fahrkarten und Platzkarten steht meistens "Budapest - Prag", aber auf einer steht "Budapest - Brno". Müssen wir gucken, wie das jetzt weitergeht, ob Brno oder Prag oder so.
Auf dem Rückweg zum Hostel versuchen wir verzweifelt die sonst nicht mehr benötigten Forint bei Burger King und im Mini-Markt loszuwerden.
Donnerstag, 11. August 2011
Wetter: warm
Wir haben nicht gut geschlafen. Besonders Johannes hat es schwer erwischt: Direkt über seiner Couch befindet sich ein Bewegungsmelder, der das Licht jedes Mal anschaltet, sobald er sich bewegt. Außerdem kommen bis halbvier die anderen Gäste reingekleckert, meist Deutsche, die vom Festival zurückkehren. Wir stehen früh um Vier auf - Was für eine Qual! Wir sehen zu, dass wir so schnell und leise wie möglich aus dem Hostel kommen.
Wir fahren mit dem Rad zum Bahnhof. Das geht schneller als gedacht, da zu dieser unchristlichen Zeit keiner auf den Straßen von Budapest unterwegs ist. Der Zug steht schon bereit und wir ramschen das Zeug rein. Unsere Fahrkarte gilt tatsächlich bis Prag.
Neben uns sitzen ein paar lustige Ungaren, die von um sechs an bis nach Prag am Biertrinken sind. Eigentlich wollten wir noch eine Mütze voll Schlaf nehmen. Aber es ist lustig, ihnen zuzuhören, auch wenn man keine Silbe der Sprache versteht; und sie zu beobachten. Auch die Landschaft ist schön anzusehen. - Gegen Mittag steigen wir in Prag Hlavni Nádraži aus und machen uns auf den Weg zur Dlouhá, wo das Hostel ist, in dem wir schon einmal genächtigt haben.

Nachdem das erledigt ist, gehen wir an die Moldau zum Chillen. Wir sitzen also am Wasser und entspannen uns von der Rennerei der letzten Tage. Auf dem Rückweg kommen wir an einer Post vorbei, wo wir unsere Pflicht gegenüber den Lieben daheim erfüllen und Postkarten abschicken.
Zurück im Hostel machen wir uns was zu Essen und kommen etwas mit einem Amerikaner und drei holländischsprachigen Belgiern ins Gespräch. Christoph erfahrt übers Internet, das er seine Prüfung in Wirtschaft bestanden hat - ein Grund zum Feiern.
Bis spät abends sitzen wir mit dem Ami und den Belgiern in der Küche, trinken Bier und quatschen. Später kommen noch die Trinkspiele dazu. Gegen ein Uhr morgens gehen der Ami und die Belgier noch in einen Klub, obwohl sie schon "gut dabei" sind.
Aber unser Weg führt uns ins Bett - es war ein langen Tag.
Erfahrung des Freundschaftsabends: Wir haben zwei Dinge an Fremdsprachen festgestellt:
1. Holländisch versteht man immer besser, wenn man betrunken ist.
2. Ungarisch eignet sich wunderbar, um Zaubersprüche aufzusagen: Köszönöm kerékpár főpályaudvar!
Freitag, 12. August 2011
Wetter: warm
Unser erster stressfreier Tag seit langer Zeit. Wir stehen früh auf und gehen zum Frühstück. Danach begeben wir uns auf die Suche nach dem "U Fleku" und einer Kneipe, wo wir auf unserer letzten Reise durch Prag eine Nacht mit tschechischen Anwälten gezecht hatten.
Wir laufen langsam und entspannt und machen viele Pausen. Auf dem Weg sehen wir einen lustigen Hund, der versucht, in den Wasserstrahl einer Sprinkleranlage zu beißen. Immer und immer wieder. Nicht der intelligenteste Vertreter seiner Spezies.

Die Suche läuft erfolgreich. Wir finden beide Kneipen. Die Kneipe vom letzten Mal heißt übrigens "U Tři Bojovniků" (Bei den drei Kämpfern. Das Essen war wieder lecker. Das „U Fleků“ ist recht gemütlich aber seeehr touristenorientiert. Das Hausbier kostet auch gleich das Doppelte von dem, was man sonst so in der Kneipe zahlt.

Danach gehen wir einkaufen für heute Abend und morgen. Dabei bemerken wir, dass wir nur noch 30 Kronen (=1,20 €) (plus 400 Kronen (=16 €) Schlüsselkaution) für die Rückfahrt haben.
Abends unterhalten wir uns wieder bei tschechischem Bier und polnischem Wodka mit dem Ami und den Belgiern. Unsere Flasche Żubrówka Wodka überlebt den Abend nicht.
Gegen halbeins gehen die anderen drei wieder in einen Klub namens Harleys. Wir bleiben im Hostel. Einerseits wegen früh aufstehen, andererseits wegen besagter restlicher 30 Kronen.
Sonnabend, 13. August 2011
Wetter: warm
Am Morgen begegnet uns noch der Amerikaner. Ihm wurde über Nacht das ganze Essen und sein ganzer Wodka geklaut. Schöne Scheiße.
Wir verschwinden zum Hlavní, holen uns eine Fahrkarte und laden unser Gepäck in den Zug ein, zur Abwechslung diesmal ohne Probleme - denken wir zunächst. Dann kommt die Schaffnerin und weist uns darauf hin, dass der Zug einen extra Fahrradwagen hat. Wir laden also alles wieder aus und rennen nervös mit Sack und Pack zum Fahrradwagen. Der Zug hat bereits Verspätung. - Wir fahren mit dem Zug nach Děčin. Dort kaufen wir noch etwas Proviant für die Weiterfahrt. Gern hätten wir auch noch eine Tüte Chips mitgenommen. Dann hätten wir alle unsere Kronen aufgebraucht. Doch fehlt uns sage und schreibe 1 Krone (= 4 Eurocent). Die Verkäuferin ist nicht bereit, uns die eine Krone zu schenken. Wir sind sicher, dass es ab und zu Kunden gibt, die Fünfe gerade sein lassen und der Kassenfrau ein paar Cent schenken.
Anschließend schwingen wir uns nochmal aufs Rad, fahren die Elbe entlang etwa 20 Kilometer bis nach Bad Schandau.

Von dort aus geht es weiter nach Dresden wieder per Zug. In Dresden sprechen uns drei Leute an, ob sie auf das Sachsenticket mitfahren können. Für 5 Euro pro Nase und bing, bezahlen wir für die Fahrt nur noch die Hälfte.
Zu unseren Mitfahrern gehört ein älterer Herr, ein Afghane aus Afghanistan. Im Krieg hat er als Pilot dort Bomben abgeworfen, bis er keinen Bock mehr hatte und in die DDR ausgewandert ist. Wir haben offenbar die Gesichter, denen ältere Leute ihre Lebensgeschichte erzählen. Im Übrigen haben wir während dieser Zugfahrt erfahren, dass Bin Laden offenbar noch am Leben ist und in Amerika wohnt - und nicht, wie es auf Wikipedia zu lesen ist, am 2. Mai 2011 erschossen worden ist. Naaaaja!
Gegen Abend kommen wir in Leipzig an und gehen zum Abschluss noch einen Döner bei unserer geliebten "Alexandria" essen, einer Dönerbude. Wieder alles in Butter!