Goldener Ring-Fahrrad-Tour Juli 2012 - Reisetagebuch, sechster Tag
Das oben erwähnte Missgeschick war ein Dorfköter. Der war auf Paul zugelaufen und hat ihn gebissen. Ich hatte einen bellenden Hund gesehen, noch weiter weg, frei herumlaufend. Auch Diane ist von dem Hund wohl angefallen worden, aber sie hatte ihn mit ihrem Rad abgehalten.
Paul berichtete, dass er eine Frau am Gartenzaun fragte, ob der Hund beißt. Sie hatte "nein!" gesagt. Hinterher sagte sie, dass es nicht ihr Hund war. Hat die Frau seine Frage überhaupt verstanden? Ich bot Paul Wundspray-Pflaster an. Er lehnte ab. Hundebisse sollten offen bleiben. Wegen der Bakterien. Blutvergiftungsgefahr.
Wir fuhren weiter in Richtung Anfang der Brücke, fuhren dann aber neben der Wolga auf der gleichen Seite wie bisher weiter.
In dem Ort Jar stoppten wir an einer Bushaltestelle, wo sich auch ein Laden befand. Wir hatten Durst und manche Appetit auf was Frisches. Andrej war aber noch nicht mit seinem Transporter angekommen. Er war auf der Straße unterwegs und musste telefonisch dirigiert werden. Auch Swetlana war mit dem Lada noch nicht da. Eigentlich war jetzt eine Pause fällig. Und wo wir hier standen, war kein guter Pausenplatz, an der Bushaltestelle mitten im Ort. Ich holte mit Tracy je einen Apfel und eine Waffel mit Honig und was zu trinken aus dem Laden. Dann folgen auch Nick, Diane, Ilana, Ian...
Dann waren unsere Begleitautos angekommen und der Campingtisch wurde aufgestellt. Die Anwohner staunten über uns, in den bunten Sachen und mit den Fahrradhelmen. Und natürlich über die Snackpause mit Tee und Kaffee aus Thermoskannen und süßen Keksen, die auf dem Campingtisch ausgebreitet worden waren, hinter dem Truck, an der Bushaltestelle.
Davon wurde ein Bettler angelockt, kam erst zu mir und Tracy und fragte, ob wir Amerikaner seien. Tracy antwortete ja, aber ich sei Deutscher. Er fragte, ob wir ihm 5 Dollar geben, angeblich für Essen, vermutlich aber für Wodka. Wladimir gab ihm ein Stück Brot mit Käse. Darauf schien der Mann nicht scharf zu sein. Er bekam kein Geld. Außerhalb der Stadt wäre das nicht passiert. Jedenfalls fand ich es nicht gut, dass wir hier im Blickfeld der Bewohner unsere Snackpause verbrachten.
Zu Jaroslawl
Jaroslawl ist das Verwaltungszentrum der Region Jaroslawl und eine der größten Museumszentren Russlands. Die Gebietshauptstadt liegt laut Wikipedia 282 Kilometer nordöstlich von Moskau.
Das Stadtamt befindet sich in der Uliza Andropowa 6, Zimmer 120.
Auch das Stadtwappen von Jaroslawl ziert ein gehender Bär mit Streitaxt (so auch Mischkin). Die Stadt hat etwa 600.000 Einwohner. Sie ist auch eine Universitätsstadt. 2010 feierte sie den tausendjährigen Geburtstag und gehört damit zu den ältesten Städten Zentralrusslands. Seit 2005 steht die Stadt mit einigen Gebäuden auf der Liste des Weltkulturerbes. Die Weltkulturerbebauten befinden sich am Zusammenfluss des Kotorosl-Flusses mit der Wolga. Im August sind am Tage der Verklärung des Herrn alle zum internationalen Festival der Chor- und Glockenmusik "Verklärung" eingeladen.
Entfernungen
Moskau: 282 km
Tutajew: 34 km
Sehenswürdigkeiten
a) Stadtzentrum mit Verklärungskloster (Weltkulturerbe)
b) Wolkow-Theater (1750 errichtet worden), das älteste Theater Russlands.
c) Philharmonie
Adresse: Uliza Maksimowa 13
Telefon: 30-92-65
d) Planetarium
Adresse: Uliza Tschaikowskogo 3
Telefon der Verwaltung: (4852) 72-93-61, 72-82-00, 72-91-14
Öffnungszeiten:
Montag - Freitag 09.00 - 21.00 Uhr
Samstag 09.00-21.00 Uhr
Sonntag 09.00-21.00 Uhr
Mittagspause: 13.15 bis 14.15 Uhr
e) Zoo
Nachrichten aus Jaroslawl und Umgebung: http://www.city.yar.ru/novosti/
***
Wir hatten wieder einen warmen sonnigen Tag. Die Gruppe war am Nachmittag weit auseinander gezogen. Ich fuhr eine Zeit lang mit Tracy, machten mal eine Pause. Tracy hatte Lust auf ein Bad in der Wolga, aber das konnten wir uns jetzt nicht erlauben, nur am Abend, an dem Platz unser Übernachtung. Ich fotografierte eine schöne Kirchruine mit Gras auf dem Dach. Und wir sahen auch eine andere alte Kirche mit löchrigem Dach und schiefen Zwiebeltürmen.
Wir kamen irgendwann, immer parallel zur Wolga auf der Straße fahrend, an einen Ort mit einer Fähre. Der Ort heißt Krasnui Profintern. Auf der anderen Seite heißt der nächste Ort (den wir nicht sahen, eine Siedlung) Nowodaschkowo. Der Fähre gegenüber, von der Straße getrennt, auf unserer Seite, stand ein neues Schloss, was vielleicht als Hotel dienen sollte. Es war noch nicht ganz fertig, Gerüste standen außen noch.
Wir überquerten die Wolga mit der Fähre (Foto), fuhren weiter und kamen irgendwann nach Nekrasowskoje, ungefähr um 14.30 Uhr.
Nekrassowskoje
Im Ort leben etwa 6.350 Einwohner. Er hat den Namen des berühmten russischen Poeten Nikolai Alexejewitsch Nekrassow. Der hat übrigens an der Universität in Jaroslawl studiert und wird hier verehrt. Nach Moskau sind es über Jaroslawl 304 km, für die ein Bus 4 Stunden benötigt.
Distanzen:
Jaroslawl: 48 km
Kostroma: 35 km
Mischkin: 100 km
Pereslawl-Salesski: 170 km
Rostow: 100 km
Uglitsch: 150 km
Tutajew: 90 km
Nach einem kurzen Stopp am Denkmal des gefallenen Soldaten in einem Streifen Park (Foto) erreichten wir ein blau angestrichenes Haus, ein Heimatmuseum (Foto). Wir warteten noch. Ich schaute mich um und entdeckte, dass es ganz in der Nähe ein Cafe gab, das neu eröffnet worden ist laut einem Poster, das über der Straße hing. Tracy wollte gern dorthin und entspannen und Kaffee trinken. Aber die Zeit hatten wir nicht, obwohl wir zuerst 10 oder 15 Minuten vor dem Museum standen.
In diesem Museum kann man erfahren, wie in der Gegend das Salz gewonnen wird und welche Bedeutung es hatte (Saal „Sol welikaja“). Es gibt hier in der Gegend sehr gutes Speisesalz. Wir haben nach dem Museumsbesuch so eine Quelle mit Salzwasser besucht, gleich neben einem See (Fotos). In Kostroma kann man sich dieses Salz kaufen. Das ist ein gutes Souvenir.
In anderen Räumen kann man sehen, wie ein typisches Bauernhaus früher ausgestattet war: Möbel, Textilien, Geräte. Ein anderes Zimmer ist eingerichtet wie das Zuhause eines Kaufmanns.
Ein anderer Raum beherbergt die Kunst der heimischen Künstler, Maler, Schriftsteller, Poeten, alte Fotos. Die Museumsleiterin spielte uns in einem Raum, dessen Thema der Zweite Weltkrieg ist, von einem sehr alten Schallplattenspieler vor, für den es keine Ersatznadel mehr gibt (Foto). Der Krieg zog nicht über Nekrasowskoje, war weiter entfernt, aber hierher kamen Soldaten und Kinder, um sich zu erholen.
Die Museumsfrauen bieten auch einen Rundgang durch den Ort an. Der würde an der um etwa 1700 gebauten Kirche der Geburt der Jungfrau (Foto) enden.
Wir fuhren weiter jetzt ein Stück Richtung Westen, über eine sehr sandige Straße, auch mit viel Schotter. Dann hinunter zum Ufer eines Sees und hier schauten wir uns die Salzquelle an. Das war Dmitris Idee, ursprünglich für die heutige Tagesetappe wohl auch nicht vorgesehen. Aber ich fand es gut, machte ein paar mehr schöne Fotos.
Die Jungens zogen ihre Kleidung aus und badeten. Das war auch nicht im Plan vorgesehen, aber hier spielte schon ein Baby und erholten sich einige Leute, auch im Boot. Die Jungen hörten schlecht, als die Eltern sie aufforderten, zu kommen. Dann den gleichen Weg zurück zum Ort und wieder auf die Landstraße.
An dem Tag kam es vor, dass Wladimir zu weit vorausfuhr. Ohne dass er hätte was erkundschaften müssen, bis die Gruppe wieder herankäme. Das war kein besonders kluges Verhalten für einen Guide einer Fahrradgruppe. Gut, wir hatten auch Erfahrungen, dass Leute von uns zu weit vorausfuhren, dass man die wieder einfangen und zurückführen musste. Nämlich in Tutajew, mit Nick und den Holländern. Aber man sollte immer bei Leuten bleiben, wenn man vorn fährt. Hinten hatte unsere amerikanische Familie Probleme, den Anschluss zu halten.
Jedenfalls schaute sich Wladimir zu selten um, als er vorn fuhr, um zu sehen, wo die Teilnehmer bleiben, ob sie hinterherkommen.
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