1. Kleiner geografischer Überblick
Das kleine Land nahe an der Grenze zwischen Europa und Asien hat Reisenden zunächst eine reiche Geschichte und schöne Berglandschaften zu bieten. Seit 3.000 Jahren Besiedlung! Es ist das erste christliche Land der Welt. Seit etwa 1.700 Jahren leben hier Christen. Armenien ist überwiegend von islamischen Ländern umgeben:
im Osten und Südwesten (!) Aserbaidschan, im Süden Iran, im Westen die Türkei. Georgien im Norden ist auch ein christliches Land.
Auf einem Territorium von 29.740 Quadratkilometern wohnen 2,238 Millionen Menschen. Das entspricht einer Einwohnerdichte von 33 Einwohnern pro Quadratkilometer. Es gibt im Lande auch die Volksgruppe der Jesiden. Durch den Krieg in Syrien kamen auch von dort Kriegsflüchtlinge. Armenien bot/bietet diesen einige günstige Konditionen: besonders niedrige Steuern z.B. Sie sollen hier ein Gewerbe betreiben können, von dem sie leben können.
Der Aragats ist mit 4.090 Metern der höchste Berg des Landes. Der Aras ist der längste Fluss des Landes: 914 Kilometer.
Zeitzone: GMT +4 h im Winter, +3 im Sommer. In Armenien wird nicht (mehr) zwischen Sommer- und Winterzeit umgestellt. Zeitunterschied zu Deutschland: im Sommer: MEZ +2 h. im Winter: MEZ +3 h.
Armenien gilt als sicherstes Reiseland im Kaukasus. Also wennschon Reise in den Kaukasus (und man auf die Besteigung des Elbrus verzichten kann), dann müssen wir hier beginnen.
Armenien hat keinen Zugang zum Meer. Es herrscht trockenes kontinentales Klima. Das bergreiche Land liegt in den Subtropen. Die meisten Niederschläge fallen im April, Mai und November. Die Sommer sind heiß, vor allem in den Tälern und Städten. Oben in den Bergen ist es kühler. Die beste Reisezeiten sind daher Mitte Mai bis Mitte Juni und Mitte September bis Ende Oktober. An einem Wochenende Anfang Oktober gibt es in Areni ein Weinfestival, welches in ein Reiseprogramm integriert werden kann (Reise zum Weinfest in Armenien).
Durchschnittstemperaturen (für Jerewan)
Durchschnittstemperaturen Armenien
Monat |
Jan |
Feb |
Mar |
Apr |
Mai |
Jun |
Jul |
Aug |
Sep |
Okt |
Nov |
Dez |
Temperatur |
-4,1 |
-1,3 |
5,6 |
12,9 |
17,2 |
22,0 |
26,2 |
25,3 |
21,1 |
13,2 |
6,0 |
-0,2 |
Touristen aus dem Ausland sind meist ausgewanderte Armenier, die zu Besuch kommen. Von den 575.281 Touristen, die 2009 gezählt wurden, waren das etwa 60 Prozent. Außerhalb Armeniens leben etwa 8 Millionen Armenier. Die Zahl der Armenier in Deutschland wird auf 50.000 bis 60.000 geschätzt (Angabe der Armenischen Botschaft in Berlin auf ihrer Website.).
Sonst kommen die meisten Touristen aus anderen GUS-Ländern (insbesondere Russland und Georgien), aus EU-Ländern, USA und Iran.
Quelle: http://www.panorama.am/en/economy/2010/02/05/apresyan/
2010 wurden 683.979 Gäste aus dem Ausland gezählt, davon 16,2 % aus Russland, 3,3 % aus anderen GUS-Ländern, 14,6 % aus den USA, 8,9 % aus Frankreich, 6,4 % aus Deutschland, 5,9 % aus Großbritannien, 16, 9 % aus anderen EU-Ländern. Nach Reiseart sortiert: 44,4 % Geschäftsreisen, 21,4 % Urlaub und Erholung, 0,8 % zu medizinischen Behandlungen, 33,4 % andere Zwecke.
Am 21. September 1991 entschieden sich in einem Referendum 99 Prozent der Einwohner für die Unabhängigkeit ihrer Republik, die Teil der Sowjetunion war, so dass an diesem Tag jetzt der Nationalfeiertag ist. Es gilt nach der Verfassung Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative.
100 Jahre nach dem Genozid: 2015 gibt es zahlreiche Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des Genozids am armenischen Volk, einige große Veranstaltungen davon am 24. April 2015 (Beginn des Genozids vor 100 Jahren).
Filmtipp: Im Oktober 2014 kam in die deutschen Kinos der Film "The Cut" des deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akin, der den Genozid thematisiert.
Landeswährung ist der Dram (Internationale Abkürzung: AMD). Er löste Ende 1993 den Rubel ab, wobei es für 200 Rubel 1 Dram gab. 1 Dram = 100 Luma. Der Dram ist auch offizielles Zahlungsmittel in dem zu Aserbaidschan gehörendem Berg-Karabach, in dem überwiegend Armenier wohnen. Banknoten gibt es diese: 1.000, 5.000, 10.000, 20.000, 50.000.
Umrechnungskurse: 1.000 AMD (Armenische Dram) = 1,77 EUR (Stand: 27.05.2014); 1,94 EUR (Stand: 08.10.2014); 1,97 EUR (Stand: 14.03.2015)
Nachtrag 22.02.2015: Umsatzsteuer: Die USt beträgt derzeit 3 %. Sie wird mit Wirkung ab 1. Juli 2015 auf 1 % gesenkt aufgrund des Beschlusses zu einer von der Regierung vorgeschlagenen Gesetzesänderung durch die armenische Nationalversammlung am 05.02.2015. [Quelle: AHK Georgien v. 10.02.15: http://georgien.ahk.de]
Wirtschaftlich schwer getroffen worden ist das Land durch diese Ereignisse:
- Erdbeben: 07.12.1988. zirka 25.000 Tote. Deswegen ist der 7. Dezember ein Gedenktag.
- Krieg um Berg Karabach mit Aserbaidschan: 1991 - 1994 (vor allem die südliche Provinz Sjunich). Dazu siehe eine Seite der armenischen Botschaft in Deutschland: http://www.germany.mfa.am/de/karabagh/
Es gibt politische Bemühungen von dritten Ländern dazu, dass Armenien und Aserbaidschan ihren Streit um Berg Karabach beilegen. So wurden die Präsidenten beider Länder, Sersch Sargsjan und Ilham Aliew von Holland nach Paris zu einem Gipfeltreffen geladen, wo sie in freundlicher Atmosphäre mit Unterstützung Frankreichs sprachen.
[Ergänzung 03.09.2016: Russland hat ein Interesse an einer Kompromisslösung, u.a. auch deshalb, weil es Aserbaidschan gern in der eurasischen Zollunion sehen würde, siehe unten.]
Details dazu in deutscher Sprache bei der Deutsch-Armenischen Gesellschaft:
http://www.deutscharmenischegesellschaft.de/2014/11/10/karabach-gespraeche-in-paris-freundliche-atmosphaere-bleibender-dissens/
- Wirtschaftsblockade und Isolierung durch Aserbaidschan bis Mitte der 1990er Jahre (im Herbst 1989 beschlossen worden). Damit verbunden ein Stopp von Energielieferungen. 1993 hatte sich die Türkei der Blockade angeschlossen, d.h. die Grenzen sind geschlossen worden.
Das Land litt an einem Mangel mit Energieversorgung. 2014 ist im Norden ein Kraftwerk in Betrieb genommen worden, das mit Unterstützung der deutschen KfW-Bank errichtet wurde. Die wichtigsten Handelspartner Armeniens sind Russland, Iran, USA und Frankreich.
- Der armenische Präsident Sargsjan unterzeichnete am 10. Oktober 2014 in Minsk ein Abkommen, durch welches der Beitritt Armeniens zur eurasischen Wirtschafts- und Zollunion mit Russland, Kasachstan und Belarus vereinbart wird. Dies garantiert Armenien u.a. Sicherheit durch Russland und vergünstigte Gas- und Erdölpreise und liegt in Russlands Interesse, dass die westlichen Bündnisse EU und NATO nicht immer näher geografisch an Russland rücken. Am 2. Januar 2015 wurde Armenien Vollmitglied der eurasischen Zollunion.
Deutschland hat mit Armenien eine Vereinbarung über die Fortgeltung des Doppelbesteuerungsabkommens mit der UdSSR vom 24. November 1981 geschlossen (BGBl. 1993 II S. 169).
Ergänzung, 08.11.2020: Die Corona-Plandemie 2020: Die Deutsch-Armenische Gesellschaft wies auf ihrer Website am 2. Juli 2020 auf einen Bericht über die wirtschaftliche Situation in Armenien im Angesicht der Politik- und Demokratiekrise von Seda Hegnyan hin und verlinkt auf jenen Beitrag, der im Web als pdf-Datei abrufbar ist und heißt:
"Das Coronavirus und Armenien"
http://www.deutscharmenischegesellschaft.de/2020/07/02/das-coronavirus-und-armenien-welche-schritte-unternimmt-die-armenische-regierung/
Feiertage
1./2. Januar - arbeitsfreie Tage
6. Januar - Weihnachten (Gregorianischer Kalender)
28. Januar - Tag der armenischen Armee, arbeitsfrei
7. April - Tag der Mutter und Schönheit
24. April - Genozid-Gedenktag (1915)
9. Mai - Tag des Sieges und des Friedens, arbeitsfrei
28. Mai - Republikgeburtstag, arbeitsfrei
5. Juli - Tag der Verfassung, arbeitsfrei
21. September - Tag der Unabhängigkeit, arbeitsfrei
7. Dezember - Erdbeben-Gedenktag
31. Dezember - Silvester, arbeitsfrei
2. Hauptstadt Jerewan
Jerewan ist älter als Rom. Offiziell wird als Gründungsjahr für Jerewan der Bau einer Festung 782 vor der Zeitrechnung angesehen. Besiedelt war die Region aber schon zur Bronzezeit, etwa 5.000 Jahre vor der Zeitrechnung. Es gab im Laufe der langen Geschichte verschiedene (ähnlich klingende) Bezeichnungen wie Yerivan, Ervan, Arayavan, Erebuni. Zur Hauptstadt Armeniens wurde die Stadt 1918.
Verwaltungsrechtlich ist die Stadt in 12 Stadtbezirke eingeteilt. Die Hauptstadt erstreckt sich über eine Fläche von 223 Quadratkilometer. Das Zentrum der Hauptstadt liegt etwa 1.000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Ararat-Ebene im Westen und Südwesten liegt auf etwa 850 Meter. Im Osten gibt es eine Kette von Hügeln "Sari Thag" (mit Fernsehantenne), die bis 1992 bewaldet war. Der dichte Wald ist aber von den Einwohnern wegen der totalen Blockade durch Aserbaidschan und auch der Türkei zur Brennholzgewinnung für Winterzeiten gerodet worden. Im Norden und Nordwesten befinden sich die Ausläufer des Aragats.
2011 wurden 1.060.138 Einwohner gezählt. Das entsprach einem Anteil an der Landesbevölkerung von 35 Prozent (Wikipedia). Jerewan verfügt über die beiden internationalen Flughäfen "Zwartnoz" (12 km westlich des Stadtzentrums) und "Erebuni" (südlich der Stadt, überwiegend für Privatflugzeuge und Militär) und über eine U-Bahn-Linie über eine Länge von 13,4 km. Sie ist von 06.00 bis 23.00 Uhr in Betrieb; fotografieren ist in den 10 Stationen nicht erlaubt. Es fahren Busse und Minibusse. Verkehrsmittel sind für Touristen aus dem Westen sehr günstig. Vor längerer Zeit gab es eine Straßenbahn. Wegen hoher Verluste wurde der Betrieb eingestellt und die Gleise entfernt.
Der Bau von Gebäuden boomt in Jerewan, Baustellen gibt es allerorten. Die Bewohner sind darüber alles andere als erfreut, wo ihre alte Nachbarschaft mit Bulldozern beiseite geräumt wird, damit Investoren Profit machen können. Infolge der Bauarbeiten ist die Luftqualität in der Hauptstadt nicht die beste, gerade im Hochsommer. Der abendliche Sommerwind von den Bergen bläst im Juni-Juli den Baustaub in die Straßen (Im August bleibt der Wind aus.). Dennoch ist die Stadt noch immer eine der grünsten Städte im Nahen Osten, mit Alleen, langgezogenen Parks, Blumenbeeten und in der Schlucht des Hrazdan-Flusses mit einem kleinen Wald.
Die Hauptstadt ist auch der deutlich teuerste Ort in Armenien. Die Reisekosten sind für Individualreisende nur schwer vorauszusehen, da die Währung infolge ihrer Abhängigkeit von den Kursen des US-Dollars und des Euros relativ stark schwankt.
Wer den Ararat besteigen will, kann nicht über Jerewan anreisen (und mindestens 10 Wochen vorher Visumantrag stellen und Genehmigung der türkischen Bergsteierorganisation einholen). Der Berg war für Tausende Jahre Teil Armeniens, liegt aber heute auf türkischem Territorium, bei klarer Sicht in Sichtweite von der Hauptstadt. Doch die türkisch-armenische Grenze ist geschlossen. Armenien hat den Wunsch, dass die Grenze wieder geöffnet wird. Dies hätte einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge. Im Dezember 2013 war der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu in Jerewan zu Gast. Der Deutschlandfunk (www.dlf.de) berichtete darüber. Die Türkei macht die Aussöhnung Armeniens mit Aserbaidschan zur Voraussetzung der Grenzöffnung. Die Armenier erwarten von der Türkei die Anerkennung und Aufarbeitung des Völkermords und eine Entschuldigung.
Es gibt über 30 Museen in Jerewan. Wichtig sind das Staatliche Geschichtsmuseum, die Nationalgalerie, Heimatmuseum, Botanischer Garten/Herbarium, einige Kunstmuseen, u.a. die zum Museum hergerichtete ehemalige Wohnung des berühmten Komponisten Aram Chatschaturjan (geborener Georgier), und neuerdings das Cafesjan-Museum der modernen Künste. Hinzu kommen zahlreiche Denkmäler, die Anlass geben, sich von der Geschichte Armeniens berichten zu lassen. Etwa das Genozid-Denkmal im Tsitsernanakaberd-Park und das Pantheon, Friedhof für die bedeutendsten armenischen Künstler des 20. Jahrhunderts.
Lesetipp: Deutsch-türkisches Journal vom 11.12.2013: Armenien: Türkischer Außenminister soll „Genozidgedenkstätte“ besuchen,
http://dtj-online.de/tuerkei-armenien-genozid-davutoglu-gedenkstaette-16307
Ossip Mandelstam: Die Reise nach Armenien. Suhrkamp-Verlag, 8. Aufl. 2012, 15,95 €.
Adresse der Deutschen Botschaft in Jerewan
Tscharents-Allee 29
Tel.: +374/(0)10/523279
www.eriwan.diplo.de
3. Weitere wichtige Städte
3.1. Gyumri
Gyumri ist nach der Hauptstadt (Entfernung: 125 km) die zweitgrößte Stadt, die Hauptstadt der Provinz Shirak, ein wichtiges Handels- und Industriezentrum des Landes. Die Stadt, die zu Zeiten der Sowjetunion Leninakan hieß, verfügt über den internationalen Flughafen "Shirak", von dem aus der russische Billigflieger Pobeda täglich startet und landet (Moskau, Jekaterinburg). An der Straße M1 nach Jerewan liegen einige wichtige Sehenswürdigkeiten. Durch das Erdbeben 1988 verlor die Stadt 70 % ihrer Infrastruktur. Die Einwohnerzahl der Stadt betrug nach der Volkszählung 2009 146.300 Einwohner.
In (oder bei) Gyumri befindet sich eine Militärbasis der Russischen Föderation. Dort befinden sich Mig 29 und Angriffshubschrauber MI 24 sowie Transporthubschrauber MI-8MT (seit Dezember 2015).
In der Stadt selbst unbedingt sehenswert ist ein zweigeschossiges Bürgerhaus in der Haghthanaki-Straße, welches das Museum der Volksarchitektur und Stadtleben beherbergt. Das Haus steht in einem hübschen gepflegten Garten mit großen Laubbäumen.
3.2. Wanadsor
Wanadsor ist die Hauptstadt der nordöstlichen Provinz Lori, 128 km von Jerewan entfernt, d.h. 1,5 bis 2 h Autostunden entfernt.. Zu Zeiten der Sowjetunion hieß die drittgrößte Stadt (bis 1992) Kirowakan (benannt nach dem Bolschewiken Sergej Kirow), davor Kharakilisa.
Zu Zeiten der Sowjetunion gab es Chemieanlagen, an denen auch Georgier und Russen arbeiteten. In der Industriestadt werden Rohstoffe verarbeitet. 1979 gab es nach offizieller Zählung 148.876 Einwohner, 1990 gab es etwa 170.000 Einwohner (Im Reiseführer "Armenien" von Jasmine Dum-Tragut wird dagegen eine Zahl von noch etwa 75.000 Einwohner genannt). Durch das Erdbeben 1988 sind diese zerstört worden. Die Stadt verlor 17 % ihrer Infrastruktur durch das Erdbeben. Infolgedessen und infolge der Blockade durch Aserbaidschan sind viele Einwohner weggezogen, teilweise ins Ausland. Nach Angaben des Außenministeriums hatte die Stadt heute 104.800 Einwohner (Zählung 2009). 1899 ist die Bahnstrecke von/nach Tblissi fertiggestellt worden, was zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte. Korruption ist ein großes Problem in der Stadt. Die Einwohner sind nicht gehaltende Versprechen von angeblichen Investoren gewohnt und infolgedessen zynisch geworden und glauben Versprechungen von Politikern und Wirtschaftsbossen nicht mehr. Touristen werden davon eher weniger mitbekommen, außer vielleicht an gehobenen Preisen.
Wanadsor liegt an der Eisenbahnstrecke zwischen Tblissi und Jerewan und einige Fernbusse halten und fahren hier ab: Alaverdi, Tumanian, Odzun auf der Strecke nach Tblissi (121 km entfernt, ca. 3 h), Taschian, Stepanawian, Gyumri und Jerewan. Freitagabend fährt ein Bus nach Istanbul. Die georgische Hafenstadt Batumi ist eine Partnerstadt von Wanadsor.
Mit Gjumri ist die Stadt mit der Straße M7 verbunden, mit Dilidschan über die M8 (40 km). Die M6 ist eine wichtige Handelsstraße. Sie führt nach Ajrum zur georgischen Grenze (mit Grenzübergang. Der Ort auf der georgischen Seite heißt Sadachlo.) über Hochplateaus über den Flüssen Phambak und Debed. Diese Straße nennt man auch die Klösterstraße (Jasmine Dum-Tragut: Armenien, Trescher-Verlag, 7. Aufl. 2014, S. 286), denn hier stehen zahlreiche Klöster und Kirchen, die vor allem zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert errichtet wurden. Zwei der Klöster stehen auf der Liste des Weltkulturerbes, Haghpat und Dzoraget. An der M6 gibt es aber auch Lebensmittel-Stände, Cafes und Übernachtungsmöglichkeiten
Lori gilt als die grünste Provinz Armeniens. Hier gibt es die größten Flächen natürlich gewachsenen Waldes. Anfang der 90er Jahre verloren die Berge rund um Wanadsor viel Wald, da die Gas- und Stromlieferungen aus Aserbaidschan eingestellt worden waren und die Menschen Material zum Heizen brauchten und die Schäden vom Erdbeben 1988 noch gar nicht alle beseitigt worden waren.
In der Region kann man auch Narben des Erdbebens 1988 finden. Die Erde war aufgerissen und es entstanden mächtige Gräben. Wanadsor ist folglich ein guter Stützpunkt für Natur-, Geschichts- und Archäologiefreunde, für Urlauber, die Ruhe suchen, die an Pflanzen interessiert sind, Vögel beobachten wollen. Bei Alaverdi (47 km von Wanadsor entfernt) gibt es einen Waldwanderweg zur armenisch-georgischen Grenze. Im Westen der Region gilt die Luft als die sauberste Armeniens. Es gibt auch Mineral- und Thermalquellen. Auch Klettertouren sind möglich. Die Männer von der Bergwacht "Spital" in Jerewan helfen hier weiter. Die Region ist einige Tage Urlaub wert.
Man kann hier auch Wintersport betreiben. Langlauf, Snowboard und Schneeschuhwandern. Wanadsor verfügt über ein paar dezente Hotels und auch Ferienwohnungen. Auch gibt es in Lori einige Pensionen und Sommerlager.
Website (nur auf armenisch): Wanadsor: http://vanadzor.am/
http://en.wikipedia.org/wiki/Vanadzor
3.3. Goris
Goris ist eine Kleinstadt mit etwa 23.000 Einwohnern (Zählung im Jahre 2009) im Talkessel des Flusses Wararak, 240 km oder 250 km südöstlich von Jerewan in der Provinz Sjunich. Sie ist mit Jerewan über die M2 verbunden, die in die Millionenstadt Täbris im Iran führt (mit dem einzigen Grenzübergang zum Iran). Südlich der Stadt wurde bis 1991 ein Flughafen betrieben. Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Betrieb eingestellt. Die armenische Regierung plant die Rekonstruktion und eine Wiedereröffnung des Flugplatzes Schunijar (benannt nach dem Ort in der Nähe) für das Jahr 2016.
In Goris lebten die Einwohner früher in Felsenwohnungen. Dann wurde eine Stadt im 19. Jahrhundert von deutschen und französischen Ingenieuren auf dem Reißbrett samt Wohnhausarchitektur für ein besseres Leben der Einwohner entworfen, mit gerade angeordneten Straßen, die von Norden nach Süden und Osten nach Westen schachbrettartig angeordnet sind. Der neue Komfort mit Wasserleitung und Strom lockte dann allmählich die Bewohner aus ihren Höhlenwohnungen. Ein schöner Blick auf die Stadt bietet sich von dem Hausberg der Stadt, dem Jerankatar.
Die Stadt, die den Namen des Flusses trägt, an dem sie liegt, wurde vom Krieg in Berg-Karabach stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Einreise nach Berg-Karabach über die M12, die hier von der M2 aus Jerewan abzweigt, ist von hier aus über den Latschiner Korridor möglich. Es fahren täglich Busse von Jerewan nach Stepanakert und entgegengesetzt. Aber die Einreise erfordert ein Visum. Dieses wird in der Vertretung Berg Karabachs in Jerewan innerhalb eines Tages seit Antragestellung ausgestellt. Gebühr: 3.000 Dramen. Gültigkeit: bis zu 21 Tage. Es soll auch möglich sein, das Visum sich erst nach Einreise in Stepanakert ausstellen zu lassen. Mit einem solchen Visum im Reisepass kann man allerdings nicht mehr nach Aserbaidschan einreisen.
Goris ist Ausgangspunkt für einen Besuch des Klosters Tatew hoch über dem Fluss Worotan und der Schlucht des Worotan selbst. Über die Schlucht hinweg kann man mit einer Seilbahn fahren, die 2010 fertig gestellt wurde. Es wird behauptet, dies sei die längste Seilbahn der Welt, mit einer Länge von 5,7 km. Sie führt über das Dorf Halidsor zum Kloster Tatew. Die Überfahrt dauert 15 Minuten. Die Gondel bietet 25 Personen Platz.
Eine Naturattraktion sind die ehemals bewohnten Höhlen von Chndzoresk, einem Dorf einige Kilometer östlich von Goris. Hier gibt es auch eine Hängebrücke über die Worotan-Schlucht, die man in eine Wandertour zum Höhlendorf einbauen kann. Außerdem sollte man sich Zeit zum Besuch der drei Dörfer Choth, Schinuhajr und Halidsor nehmen. Deren Bewohner haben die abfallende Schlucht in fruchtbare Terassen verwandelt. Es wird Wein angebaut und hier wachsen viele Walnusbäume.
4. Einreise und Ausreise, Grenzübergänge, Visa
Die Nachbarländer von Armenien sind Aserbaidschan, Georgien, Türkei, Iran. Grenzübergänge s.u. sub 4.4.
Mit Aserbaidschan gab es in den Jahren 1988 bis 1994 heftige Konflikte infolge der Unabhängigkeitsbestrebungen in Nagorni Karabach. Noch heute sind die Grenzübergänge nach Nagorny Karabach (Berg-Karabach) nicht unproblematisch. Ende Juli 2014 meldeten die Medien wieder Tote von Schießereien mit mehreren getöteten Soldaten. Und Armenpress berichtet, dass vom 28.09. bis 04.10.2014 von Nagorny Karabch aus 1.200 Schüsse in Richtung Armenien abgegeben wurden. Das Feuer wurde erwidert.
Quelle:
Armenpress vom 04.10.2014
http://armenpress.am/eng/news/778902/azerbaijan-violated-ceasefire-regime-for-about-200-times.html
Heftige Kämpfe gab es wieder im April und Mai 2016 mit Dutzenden Toten.
4.1. Wie kann man nach Armenien reisen? Wo kann man die Grenze passieren?
Armenien ist ein Binnenland. Wenn man über das Schwarze Meer in Richtung Armenien fährt, dann kommt man an einem georgischen Hafen an, sehr wahrscheinlich Batumi oder Poti. Von Poti aus fährt täglich der Zug 873 morgens um 8.10 Uhr 312 km nach Tblissi (=Tiflis), Ankunft 13.10 Uhr (Stand: Oktober 2014).
Website der georgischen Bahn (Грузинская железная дорога): www.railway.ge
Es gibt nur einen internationalen Zug: Er fährt jeden zweiten Tag an geraden Kalendertagen um 19.00 Uhr von Jerewan nach Georgien (und aus Georgien), nach Tblissi und weiter nach Batumi. Und umgekehrt. Es ist kein Schnellzug. Es gibt mehrere Halts, u.a. in den Städten der Region Gori: Alaverdi, Achtala, Wanadsor. Aus Jerewan kommend hält der Zug 4 bis 5 Stunden nach der Abfahrt in Jerewan in Wanadsor, also zwischen 23.00 und 24.00 Uhr. Am nächsten Tag kommt der Zug gegen 09.45 Uhr an. Um 16.15 Uhr fährt dieser Zug wieder ab, zurück nach Jerewan. Er hält um 01.00 Uhr in Wanadsor und kommt in Jerewan um 07.35 Uhr am nächsten Tag an. Infolge der Abspaltung Abchasiens von Georgien sieht es mit Zugverbindungen nach Russland, nämlich über Suchumi nach Sotschi, schlecht aus.
Außerdem gibt es täglich Busse zwischen Tblissi und Jerewan.
[Aktualisierung: 28.04.2018
Abfahrt in Jerewan: 21.30, Ankunft in Tblissi: 07.51 (+1 h), gerade Kalendertage
Abfahrt in Tblissi: 20.20 Uhr, Ankunft in Jerewan: 06.55 (+1 h) Uhr, ungerade Kalendertage
nur 3 Wagen: einer mit 2-Bett-Kupe, einer mit 4-er-Kupe und einer Platzkart.]
Quelle: https://www.advantour.com/armenia/trains/international.htm
Anreise aus der Türkei
Von Istanbul aus gibt es eine Fernbuslinie. Aber man muss einen Umweg über Georgien nehmen, da die Grenze zwischen Armenien und der Türkei seit 1993 geschlossen ist. Damals gab es noch 2 Grenzübergänge. Außer dem eigentlichen Busticket sind unterwegs an den georgischen Grenzen noch inoffizielle "Zollgebühren" (vielleicht im Wert von 15 USD) an georgische Grenzbeamte zu zahlen.
Buslinien Türkei: www.tacentral.com
Man kann mit Turkish Airlines von Istanbul nach Jerewan fliegen, d.h. auch von Deutschland aus über Istanbul fliegen, man bleibt im Flughafen dann in der Transitzone.
Anreise aus Aserbaidschan
Die Einreise über Aserbaidschan kann ein paar Probleme bereiten. Wenn Sie auf einer Reise sowohl Aserbaidschan als auch Armenien bereisen wollen, reisen Sie besser zuerst nach Aserbaidschan und von dort aus nach Armenien ein. Armenische Grenzschützer haben mit einem aserbaidschanischen Visum im Reisepass gewöhnlich kein Problem, Hingegen aserbaidschanische Grenzer manchmal mit einem armenischen Visum. Zwar brauchen Bürger aus Schengel-Ländern kein Visum (siehe unten). Unklar ist, wie reibungslos die Einreise für solche Touristen nach Aserbaidschan von Armenien aus verläuft.
Probleme gibt es bei Einreisen nach Aserbaidschan, wenn im Reisepass erkennbar ist, dass man in Berg-Karabach gewesen ist oder wenn man das erklärt hat. Diese Erfahrung machten in 2016 auch Schachfreunde anlässlich der Schach-Olympiade in Baku. Schachjournalist Stefan Löffler berichtet Ende August 2016, dass die Schweizer Spitzenspieler Yannick Pelletier und der Vorsitzende der Schulschachkommission Kevin O´Connell auf ihren Visa-Anträgen zur Reise nach Baku angegeben hatten, dass sie schon in Nagorno-Karabach waren. Daraufhin stellte sie das aserbaidschanische Außenministerium vor die Wahl, auf die Schacholympiade zu verzichten oder eine vorgefertigte Erklärung voller Vorwürfe gegen Armenien zu unterschreiben. "Dass es sich nicht um eine Formalie handelte, sondern dieses Statement zur anschließenden Veröffentlichung in ihrem Namen bestimmt war, wussten Pelletier und O´Connell nicht", schreibt Löffler.
Berg-Karabach machten aserbaidschanische Touristiker auch schon während der ITB 2016 zum Politikum, das auf dem Rücken der Reisenden aus anderen Ländern ausgetragen wird. Ich schrieb darüber in meinem Bericht von der ITB 2016 im Teil V. Der Krieg in Berg-Karabach war ausgebrochen aufgrund von Diskriminierungen und Verdrängung von Armeniern durch die aserbaidjanische Staatsführung. Aserbaidschan will das Ergebnis des selbst provozierten Krieges rückgängig machen und die islamisch geprägte Türkei unterstützt das islamische Aserbaidschan dabei.
Anreise mit eigenem Fahrzeug aus Deutschland
Wer aus Deutschland mit Auto anreisen will: Von Berlin aus sind es etwa 3.500 km bis Jerewan, über das Territorium der Ukraine. Wegen der Krise in der Ukraine mit kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten ist das gerade keine sichere Strecke. Man könnte mit Auto nach Odessa fahren und dort die Fähre der Fährgesellschaft Paradise Cruise & Ferry nach Batumi nehmen, was die Anreise aber teurer macht. Allein die Fahrt über das Schwarze Meer damit dauert 3 Tage.
In Anbetracht dieser Umstände empfiehlt es sich eher nicht, mit eigenem Auto anzureisen, zumal das Land klein ist. Man kann sich Autos in Jerewan mieten. Die amerikanischen Vermieter Hertz und AVIS sind in der Hauptstadt vertreten. Auf Landstraßen ist eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h erlaubt, innerorts 60 km/h.
4.2. Für Deutsche relevante Fluggesellschaften, mit denen man nach Armenien fliegen kann.
Zehn Kilometer südlich von Jerewan befindet sich der internationale Flughafen Zwartnoz, Dreilettercode EVN. Im Abflugterminal kann man mit dem Laptop per W-LAN im Internet surfen. Shuttle-Busse fahren zwischen 07.00 und 22.30 Uhr alle 10-30 Minuten ins Stadtzentrum; Fahrzeit etwa 30 Minuten. Flughafeneinrichtungen: Geldautomaten, Wechselstuben, Duty-Free-Geschäfte, Autoverleih, Informationszentrum, Taxistand.
Aktualisierung: Eine neue Fluggesellschaft mit dem Namen Air Armenia, der schon vor mehreren Jahren für eine aremenische Fluggesellschaft benutzt worden war (, die damals von Frankfurt Main aus nach Jerewan flog), die insolvent wurde (auch wegen der Sanktionen westlicher Länder gegen Russland ab 2014), wurde im März 2023 gegründet. Ihren ersten Flug meldete die Website des Flughafens Zwartnoz am 11.03.2023. Der erste Flug dieser neuen Fluggesellschaft führte mit einem Airbus 321-200 nach Moskau und dann von dort zurück. 5x wöchentlich soll diese Route wöchentlich bedient werden, Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag, jeweils nach Moskau Scheretmetjewo (und zurück). Seit 13. März gibt es auch die Flugverbindung mit Sotschi (jeweils jeden Montag und Freitag). Seit 19.03.2023 gibt es eine Flugverbindung mit Samara (jeden Sonntag). Natürlich fliegen auch russische Fluggesellschaften nach Jerewan wie z.B. Aeroflot, S7, Utair, Redwings. Außerdem kann man mit Wizzair nach Jerewan fliegen aus Wien und Warschau.
Neu in 2023 seit März ist die direkte Flugverbindung zwischen Deutschland und Armenien aus Frankfurt am Main mit Condor (Ankunftszeit in Zwartnoz um 01.20 Uhr.
[Ergänzung, 09.04.2018: Neu: Am 01.03.2018 bringt Turkmenistan Airlines eine Pressemeldung, wonach sie einen neuen Flug Frankfurt am Main nach Aschrabad über Jerewan aufgenommen haben, Flug Nr 5462 (hin) bzw. 5461 (rück, aus Aschrabad). Ich hörte davon von meinem armenischen Partner auf der ITB eine Woche später. Laut der Pressemeldung soll der Flug schon im Dezember 2017 aufgenommen worden sein.
Quelle: https://www.flyturkmenistanairlines.eu/news
Die Flugzeiten sind für den Rückflug sehr komfortabel, für den Hinflug hinsichtlich Abflug ebenfalls, hinsichtlich Ankunft nicht, aber besser als die sehr frühen Abflüge aus Jerewan sonst (jeweils Ortszeiten):
Abflug ab Frankfurt: 18.00 Uhr
Ankunft in Jerewan: 01.10 Uhr
Abflug in Jerewan: 15.00 Uhr
Ankunft in Frankfurt: 16.05 Uhr
Es wird jeweils nur am Mittwoch geflogen. Wer nicht jeweils eine Woche oder 2 Wochen bleiben will, kann daher nur einen Flug nutzen.
Meine armenische Kollegin in Jerewan teilt heute mit, dass dieser Flug noch nicht im GDS vorhanden ist und also aktuell nur direkt bei der turkmenischen Airline gebucht werden kann. Es ist die staatliche Airline von Turkmenistan.
[Nachtrag, August 2019: Turkmenistan Airline wurde auf die schwarze Liste gesetzt und daher wurden Flüge nach / aus Deutschland für sie verboten.]
Hinweis, 12.04.2023: Nachfolgende Infos zu Fluggesellschaften sind überwiegend veraltet.
Aeroflot
Flüge über Moskau Scheretmetjewo, dem Heimatflughafen von Aeroflot.
Alternativ über die Tochtergesellschaft Donavia, aus den russischen Städten Rostow, Sotschi, Krasnodar, Mineralnye Wody.
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