
Bericht zur Volksbund-Reise nach St. Petersburg vom 12. bis 19. August 2016
Auch dort wurde ein Gebinde abgelegt und mit einem kurzen Gedenken der toten Kriegsgefangenen gedacht. Die Fahrt wurde nun fortgesetzt zum nächsten Ziel, dem Ort Welikije Luki. Kurz vor diesem Ort kamen wir auf die Hauptstraße, auf der unser Fahrer wieder schneller fahren konnte und bald kam der Ort in Sicht. Wir fuhren das Hotel „Jubilejnaja“ an und checkten ein und bezogen unsere Zimmer. Nach dem gemeinsamen Abenessen kam kaum noch ein Gespräch zustande, da die Müdigkeit uns übermannte.
Dienstag, 16. August 2016
Am nächsten Tag starteten wir wieder um 9:00 Uhr mit einer Stadtrundfahrt der in einer Stadtbegehung überging. Auch hier war wieder eine Stadtführerin bestellt worden, so dass wir wieder mit großem Wissen ausgestattet wurden. Jeder, der diese Stadt betritt, sollte wissen, dass sie im 2. Weltkrieg eine große Rolle gespielt hatte, denn im Zweiten Weltkrieg kam es um „Welikije Luki“ in den Jahren 1941 und 1942 zu heftigen Kämpfen zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee. Nachdem die Wehrmacht sich nach der Niederlage in der Schlacht um Moskau zurückziehen musste, hielt sie erbittert die Stellung am Fluss „Lowat“ der durch Welikije Luki fließt. Die sowjetische Offensive Ende 1942 führte allerdings dazu, dass die deutschen Truppen, etwa 7.000 Mann, in der Stadt Welikije Luki eingekesselt wurden. Die deutschen Soldaten wurden schließlich Anfang 1943 in der Schlacht von Welikije Luki fast vollständig aufgerieben, wobei die Stadt schwerste Verwüstungen erlitt. Da es in der Umgebung dieser Stadt starke Kriegshandlungen gab, sind daher auch viele Soldatenfriedhöfe entstanden. Wir konnte daher nur den anfahren, der von unseren Mitreisenden entsprechende Kenntnisse vorlagen, wo deren Lieben Angehörigen sich befinden und das war der Soldatenfriedhof Sebesch, der nahe der Grenze zu Lettland liegt. Hier sollen einmal die Überreste von bis zu 40.000 Soldaten beerdigt werden. Zur Zeit sind auf diesem Soldaten-Friedhof über 33 000 Soldaten auf Stelen mit ihren Namen und Daten verewigt, die bei den schweren Kämpfen beim Vormarsch in diesem Raume 1941 und beim Rückzug 1944 zu Tode kamen.
Auch hier wurde mit einem Gebinde der Toten gedacht. In angemessener Zeit wurde den Mitreisenden, die hier ihre Lieben auf den Stelen eingraviert suchten, die Zeit zu einem kurzen Gedenken gegeben, bevor es wieder hieß, es geht weiter. Doch ab jetzt waren es Straßen, die unseren Straßen ähnelten. Es ging also rasch voran, so dass wir uns der Stadt Pskow am späten Nachmittag näherten. Pskow liegt zirka 280 km von Welikij Luki entfernt. Nun kam es aber überraschend vor der Stadt zu unserem ersten Stau. Er löste sich nach einer guten halben Stunde wieder auf. Unsere Reiseleiter teilte uns von Staugefährdeten mit, dass der ehemalige russische Präsident und jetzige Ministerpräsident Medwedjew sich kurz in der Stadt aufhalte und damit den Stau verursacht hatte.
Wir steuerten nun dem Hotel „Rischskaja“ zu, dort checkten wir ein, gaben die Pässe ab und konnten uns auf das gemeinsame Abendessen vorbereiten. Nach dem Abendessen war sogar noch etwas Zeit die Umgebung auszukundschaften doch die Lust hielt sich in Grenzen, denn wir waren doch von der langen Fahrt arg geschafft.
Mittwoch, 17. August 2016
Am nächten Tag kam wieder eine bestellte Stadtführerin, die uns bei der Stadtrundfahrt durch Pskow und dem anschließenden Spaziergang begleitete. Auch hier war die Kreml-Besichtigung mit der orthodoxen Kathedrale der Hauptanziehungspunkt. Eine kurze Pause verbrachten wir in einem Lokal, wo wir
auf´s herzlichste bedient wurden.
Danach fuhren wir zurück in die Stadt St. Petersburg. Wir checkten wieder in dem Hotel Moskwa ein. Da auch diese Strecke von Pskow bis St. Petersburg mit zirka 300 km länger war, waren wir auch am Ende dieses Tages im Hotel geschafft und nach dem gemeinsamen Abendessen kam auch kaum Lust auf einen Stadtbummel auf. Doch ich wollte die Orthodoxe Kirche in unmittelbarer Nähe des Hotels kennenlernen. Daher ging ich in die Messe, die angekündigt war. Mich ärgerte, dass man in der orthodoxen Kirche keine Sitzgelegenheit hat, doch ich hielt bis zum Ende der Messe durch. Ich erfuhr, dass in einer orthodoxen Kirche die Heiligenverehrung an erster Stelle steht und in keiner Weise mit der Messe der katholischen Kirche zu vergleichen ist. Mit dem Abendessen in der Gemeinschaft von meinen Mitreisenden wurde der vorletzte Tag in St. Petersburg beendet.
Donnerstag 18. August 2016
Der letzte Tag in St. Petersburg, war noch einmal ein rundum verplanter Tag, mit der Abfahrt um 9:00 Uhr zur Kriegsgräberstätte Sologubowka zirka 70 km von St. Petersburg entfernt.
Auf diesem Friedhof sind 52 245 gefallene Deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs bestattet (Stand 2015). Diese 5 Hektar große Kriegsgräberstätte wurde für die gefallenen deutschen Soldaten im Oblast Leningrad von der russisch orthodoxen Kirche „Maria Himmelfahrt“ 1994 zur Verfügung gestellt.
Außerhalb des Friedhofsgeländes steht die russisch orthodoxe Kirche „Maria Himmelfahrt“ sie wurde 1851 eingeweiht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Keller der Kirche, als Lazarett für Deutsche Soldaten benutzt. Die Kirche wurde durch die Kriegsereignisse stark zerstört und mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wieder aufgebaut und im Jahre 2003 renoviert und an die russische Gemeinde „Sologubowka“ übergeben.
Im Kellergewölbe der Kirche befindet sich jetzt ein Gedenkraum. In ihm werden Namensbücher geführt. Sie dokumentieren in 100 Bänden fast 1,1 Millionen Gefallenen. Diese Arbeit wird in enger Zusammenarbeit mit der WAS (Wehrmachtauskunftsstelle) und dem Deutschen Roten Kreuz möglich gemacht. Das Gotteshaus dient der Bevölkerung und den Gästen des Friedhofes zum Gebet und zur stillen Einkehr.
Wir besuchten auch die Sinjawino-Höhen, die im Herbst 1941 von Deutschen Truppen besetzt waren und den südlichen Belagerungsring von der damaligen Stadt Leningrads bildeten.
Dieser Bereich wurde bekannt, durch die erste bis dritte Ladoga-Schlacht, als sowjetische Truppen vergeblich versuchten den Belagerungsring zu durchbrechen. Das gelang ihnen erst im Jahr 1944. Dass es bei diesen Kämpfen auf beiden Seiten starke Verluste gab, ist der Preis gewesen.
In einem Restaurant nahmen wir ein kleinen Imbiss ein und verließen diese Stätten mit gemischten Gefühlen.
***
Am Abend um 17:30 Uhr waren wir zum Abschiedsessen im Haus der Assoziation für internationale Zusammenarbeit mit russischen Gästen und Blockadeopfern eingeladen. Mit einem reichlich gedecktem Tisch wurde mit dem Abendessen und mit Getränken und kulturelle Einlagen der Abschied von der Stadt St. Petersburg vollzogen. Natürlich gab es einige Disskussionen, die den Charakter von Versöhnung in sich trugen.
Die Verpflichtung sich für den Frieden einzusetzen, so lange man lebt, war der allgemeine Tenor in unserer Gruppe, mit dem ich voll übereinstimmte. Die allgemeine Meinung fußte auf der Erkenntnis, dass ein Krieg dieser Dimension, den wir Deutsche trotz des geschlossenen Nichtangriffspakts vom 22.06.1941 gegen die Sowjetunion begannen, ein Verbrechen war, dem 2,7 Millionen deutsche Soldaten und über 20 Millionen Russen zum Opfer fielen. Dabei sind wir nirgends bei der russischen Bevölkerung auf Abneigung gestoßen. Wir wurden immer freundschaftlich behandelt und dies sollte in der Politik entsprechend gewürdigt werden!
Zu später Stunde ging es zurück in das Hotel Moskwa, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Freitag, 19. August 2016
Am Freitag war es dann so weit. Abreise. Alle, die nach Düsseldorf wollten, standen um 5:00 Uhr früh in der Hotel-Eingangshalle, um mit unserem Bus die Fahrt zum Flughafen „Pulkovo“ anzutreten. Dort nahmen wir auch schon Abschied von den bisher Mitreisenden, da im Flugbereich jeder für sich wieder verantwortlich tätig sein musste. Damit war die sehr eindrucksvolle Reise beendet.
Ich habe es nicht bereut diese Reise unternommen zu haben, denn ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass zu wenig für den Frieden getan wird. Wir alle, die diese Reise in das größte Land der Erde unternommen hatten, haben uns immer unterwegs gefragt, was wollten wir Deutschen in diesem riesigen Land, wo man sich so winzig vorkommt ?
Doch unsere Soldaten mussten diesen Wahnsinn erdulden, den ein Diktator Adolf Hitler möglich gemacht hat und keiner hat ihm Einhalt geboten und ihn gestoppt. Alle Offiziere sind ihm gefolgt, weil der Eid auf Hitler sie dazu getrieben hat !
redaktionelle Bearbeitung:
Jörg Schäfer
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