I. Motive, Vorgeschichte der Reise
Die meisten Menschen bei uns reisen ins Ausland, um auszuspannen und um sich zu vergnügen. Dass sollte ihnen auch gegönnt sein, da oft ein arbeitsreiches Jahr hinter ihnen liegt und der Urlaub dazu dienen soll, wieder Kräfte zu sammeln für die Zeit nach dem Urlaub. Für Menschen die ein arbeitsreiches Leben hinter sich haben, wie bei mir, ist das nicht unbedingt erforderlich, obwohl auch sie reisen können, um sich auszuspannen und um sich zu vergnügen. Für die Urlaubsreisen werden von Reiseveranstaltern große Anstrengungen unternommen, um die nötigen Angebote für diesen Bereich der Reisenden zu erstellen. Das beste Beispiel ist die Bereitstellung immer größerer Schiffe, um möglichst viele Reisende für Kreuzfahrt-Vergnügen aufzunehmen.
Auch ich wollte eine Urlaubsreise antreten. Sie sollte aber der Erhaltung des Weltfriedens gewidmet sein. Dass man für den Frieden auch Opfer bringen sollte, ist mir vollkommen bewusst. Deshalb wollte ich diese vom Volksbund der Kriegsgräberfürsorge angebotene Reise unternehmen.
Ich wollte diese Reise meinem Cousin Alfons Puder widmen, der am 04.07.1944 im Alter von 23 Jahren im Raum Minsk-Orscha als Soldat bei schweren Abwehrkämpfen ums Leben kam.
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Dass das für mich und die Mitreisenden keine Vergnügungsreise werden würde, war mir klar, waren doch im Reiseprogramm mehrere Besuche auf Soldatenfriedhöfen vorgesehen. Doch ich wollte damit ein Zeichen setzen, dass man für den Frieden auch Opfer bringen sollte und nicht immer das Vergügen im Vordergrund stehen sollte, zumal ein Rentner auch die Zeit dazu hat.
Meinen Cousin hat man damals nicht gefragt, ob er wieder an die Front wollte; nein, er musste, sonst wäre er an die Wand gestellt worden. Als damals 11-Jähriger habe ich ihn, bevor er zurück zur Front musste, gefragt, wann wir uns wiedersehen. Darauf sagte er den Satz: „Wir werden uns sicher nicht mehr wiedersehen“. Zwar habe ich es damals nicht verstanden, was er mir damit sagen wollte, doch heute weiß ich es.
Wir wissen, dass der Russlandfeldzug mit dem Namen „Barbarossa“ der Überfall am 22. Juni 1941 auf die damalige Sowjetunion, ein Verbrechen war. Das findet heute aber kaum noch Beachtung. Laut Internet hat der 2. Weltkrieg 2,7 Millionen deutschen Soldaten das Leben gekostet hat. Aber die Gegenseite hatte 24 – 40 Millionen Bewohner der Sowjetunion als Opfer zu beklagen.
Wenn das kein Grund ist, sich für den Frieden einzusetzen, dann weiß ich nicht, wann man das tun sollte.
Wird doch heute der Osten immer noch in unserer Medienwelt nicht ausreichend beachtet, nach dem Motto des Buches: „Wir sind die Guten“ von Mathias Bröckers und Paul Schreyer. Oder nehmen wir die Bücher der Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, die als ARD-Journalistin lange Jahre beruflich in der Sowjetunion weilte, welchen fast aussichtslosen Kampf sie führt, um den Osten besser verstehen zu lernen. Ich kann sie verstehen, denn ich habe fast alle ihre Bücher gelesen.
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Meine ersten Kontakte zu der Organisation „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ (VDK) war durch meinen Cousin Alfons Puder veranlasst. Einer seiner Kameraden an der Front hatte die eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass er meinen Cousin im Bereich Minsk-Orscha am 04.07.1944 zwischen 12 und 14 Uhr hat sterben sehen. Ich wurde Mitglied bei dieser Organisation, Mitglieds-Nr. 951782. Man gab mir hier die Auskunft, dass mein Cousin auf dem Soldatenfriedhof Berjosa bei Minsk seine letzte Ruhe gefunden hat und dort auf Stelen eingetragen wird.
Ich wollte diesen Friedhof "Berjosa" besuchen, doch man gab mir zu verstehen, dass mein Cousin noch nicht gefunden worden sei, dass, wenn er aber gefunden wird, man mich anschreiben wolle. Daraufhin habe ich um alternative Reisevorschläge gebeten. Der Volksbund gab mir verschiedene Reisevorschläge. Ich suchte mir diese vom 12. bis 19. August 2016 aus. Zu dieser Reise gab es den Hinweis, dass sie stattfinden wird, wenn sich mindestens 20 Personen zur Teilnahme anmelden. Laut Mittelung der Reiseleitung des Volksbundes, die vom Reiseveranstalter OST & Fern Reisedienst GmbH gestellt wurde, erfuhr ich, dass sich 26 Personen gemeldet hätten. Damit konnte die Reise stattfinden.
Der Veranstalter übernahm die Beschaffung des erforderlichen Visums. Ich sandte dazu ein Passbild ein. Es ergab sich dann aber, dass dieses Passbild nicht den Vorschriften genügte. Also musste ich da noch tätig werden und ein metrisches Foto erstellen lassen.
II. Die Reise
Freitag, 12. August 2016
Unsere Reise mit dem VDK in die die Russische Förderation in die Stadt St. Petersburg sollte am Freitag, dem 12. August 2016 am Flughafen Düsseldorf beginnen, Abflug mit Aeroflot um 11.05 Uhr. Der Flughafen liegt 30 im von meiner Heimatstadt Essen entfernt.
Auf meine Frage an meine Tochter, ob sie mich zum Flughafen bringen könnte, erwiderte sie mir, selbstverständlich bringe ich dich hin. Und so kam es dann auch. Der Flugabfertigungsschalter für diese besondere Reise war gefunden. Hier machte ein Reisender auf sich aufmerksam, und stellte sich vor, dass er unser Reisebegleiter Manfred Blum wäre. Er fragte mich, ob ich die Reise mit der „OST & Fern Reisedienst GmbH“ machte. Ich bejahte. Daraufhin händigte er mir ein Namensschild mit meinem Namen und einer besonderer Kennzeichnung der Deutschen Kriegsgräberfürsorge e.V. aus, mit der Bemerkung, dieses im Flugzeug anzustecken und es die ganze Reise über zu tragen.
Auf dem Düsseldorfer Flughafen stiegen 16 Teilnehmern, einschließlich unserem Reisebegleiter Herrn Blum, zu, die überwiegend aus der weiteren Umgebung von Düsseldorf kamen. Mit dabei war ein Ehepaar, aus Österreich und ein Ehepaar aus den USA, aus Arizona. Die restlichen 10 Personen sollten etwas später von Hamburg abfliegen und in St. Petersburg zu uns stoßen.
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Reibungslos startete die Aeroflot-Maschine mit leichter Verspätung und landete um 14:50 Uhr auf dem Flughafen Pulkovo bei St. Petersburg.
Es dauerte einige Zeit bis alle Reiseteilnehmer ihre Gepäckstücke vom Fließband abnehmen konnten; danach noch die genaue Passkontrolle und kurz darauf standen wir vor dem Flughafengebäude und uns begrüßte eine sehr freundliche russische Dame, die sich uns mit dem Namen Arina Wtorowa vorstellte. Es dauerte eine Weile bis alle sich eingefunden hatten. Daraufhin hielt sie eine kleine Eröffnungsansprache, erklärte, dass sie jetzt für eine Woche und täglich mit uns zusammen sein wird.
Auch schönes Wetter begrüßte uns. Unsere Reiseleiterin meinte dazu, dass sie nicht immer mit schönem Wetter garantieren könne, da St. Petersburg bekannt dafür ist, dass sich das Wetter schnell ändern könnte. In St. Petersburg können von 365 Tagen im Jahr schon mal 300 Tage davon verregnet sein. Doch wir hofften auf ein wenig Glück und liefen zu unserem orangenen Bus mit dem Fahrer Michael, der uns in dieser Woche immer unser Begleiter sein sollte. Er brachte uns zu unserem Hotel „Moskwa“. Es befindet sich am Anfang des Newski-Prospekts. Als wir dort eintrafen, empfanden wir das Hotel als ziemlich riesig groß.
An der Rezeption nahm uns Arina unsere Reisepässe ab, mit der Begründung, dass das für unsere Sicherheit erforderlich wäre und dass dies bei den Städten, die wir besuchen wollten, immer der gleiche Ablauf wäre, dass die Pässe eingesammelt würden und wir sie am Morgen vor jeder Fahrt wieder bekämen.
Wir alle standen vor der Rezeption und warteten auf die Zimmerschlüssel.
Ich bekam das Zimmer Nr. 7007. Es war eine große Strecke vom Aufzug bis zum Zimmer. Das kann man nur am Grundriss erklären.
Zum Abendessen wollten wir alle eigentlich zusammen kommen, doch meiner Meinung war das nicht möglich, bedingt durch den riesigen Speiseraum und der großen Anzahl an Gästen, die sich am Bufett drängten. Auch war es am Tee- und Kaffeeausschank kaum möglich sich zu bedienen. Den Platz den ich mir dann aussuchte, war in der großen Menge an Gästen - mit Blick auf meine Reiseteilnehmer - ziemlich verlassen: Zwischen den vielen Gästen aus In- und Ausland sichtete ich nicht einen aus unserer Gemeinschaft. Dieses negative Bild in dem Hotel „Moskwa“ hat sich auch nicht mehr so richtig zum Positiven gewandelt, doch eines war positiv: ich konnte mit sehr vielen Gästen aus den neuen Bundesländern meine Bekanntschaft machen.
Samstag, 13.August 2016
Etwas besser zeigte sich der nächste Morgen beim Frühstück. Der Saal war zwar immer noch riesig, doch nicht alle Gäste waren schon dabei, sich einen Platz zu suchen und schon konnten wir unsere Reiseteilnehmer mit ihren Namensschildern besser erkennen.
Nach dem Frühstück ging es zum Bus. Er stand um 9:00 Uhr vor dem Hotel für uns bereit. Heute war als erstes eine Stadtrundfahrt durch St. Petersburg vorgesehen. Dabei konnten die Reiseteilnehmer sich nicht nur die Stadt an der Newa und dem Finnischen Meerbusen kennenlernen, sondern auch sich gegenseitig. Es versteht sich von selbst, dass ich in einem kurzen Bericht wie diesen die Schönheit der Stadt bei weitem nicht beschreiben kann. Zur Stadtrundfahrt gehörte auch eine Bootstour auf der Newa und die Eremitage.
Die vielen herrlichen Gebäude und Kirchen die alle einen wunderschönen Anstrich hatten und gut gepflegt aussahen. Nach dieser Stadtrundfahrt war der Besuch des Friedhofs Piskarjowskoje vorgesehen, der etwas außerhalb nördlich der Stadt liegt. Es ist der Gedenkfriedhof, der eine Massenbegräbnisstätte von etwa 470.000 Personen ist, die im 2. Weltkrieg für die Opfer der Leningrader Blockade durch die Deutsche Wehrmacht von 1941 – 1944 wurden. Am 9. Mai 1960 wurde er feierlich eröffnet. Kompositorischer Mittelpunkt ist eine die „Mutter Heimat“ verkörpernde Bronzeplastik. Hier gedachten wir mit einem Gebet und mit einem Gebinde der Toten.
Wir waren nicht allein, denn parallel zu uns kam eine Gruppe einer Bürgerinitiative zur Förderung der Völkerfreundschaft zwischen Deutschland und Russland. Dieaus etwa 250 Teilnehmern bestehende Gruppe unter der Leitung von Dr. Rainer Rothfuß fuhr mit Autos aus Berlin über Kaliningrad nach St. Petersburg nach Moskau.
[Ergänzung Jörg Schäfer: In alternativen russlandfreundlichen Medien ist über diese Friedensfahrt der Bürgerinitiative berichtet worden. Z.B.: Nuoviso
In der ZDF-Sendung Frontal 21 "Putins geheimes Netzwerk - wie Russland den Westen spaltet", die am 04.10.2016 ausgestrahlt wurde, wurde diese private Aktion zur Völkerverständigung und die alternative Berichterstattung darüber sowie der Citizen-Journalist Mark Bartalmai mit seinem Antikriegsfilm "Ukrainean Agony" als Putin zuzuschreibende antiwestliche Propaganda diffamiert und diese Leute als Wasserholer für Putin diskreditiert. Damit setzt sich der Teilnehmer Owe Schattauer auseinander und grundsätzlich und analytisch kommentierend Bodo Schickendanz (siehe ab Minute 12 bzw. ab Minute 15). Der Videobeitrag von Schickedanz ist eine Lehrstunde dazu, wie Propaganda funktioniert.]
Das Mahnmal wird von einer 150 Meter breiten und 4,5 Meter hohen Granitmauer abgeschlossen. Sie trägt ein Gedicht von Olga Bergholz, einer Überlebenden der Blockade:
„Hier liegen Leningrader.
Hier liegen Bürger - Männer, Frauen und Kinder.
Neben ihnen Soldaten der Roten Armee.
Mit ihrem Leben.
Verteidigten sie Dich, Leningrad.
Die Wiege der Revolution.
Nicht alle ihre edle Namen wir hier nennen.
So viele sind es unter dem ewigen Schutz von Granit.
Aber wisse, der du diese Steine betrachtest.
Niemand ist vergessen und nichts wird vergessen.“
Quelle: Wikipedia: Piskarjowskoje-Friedhof
Weitere Sehenswürdigkeiten standen an diesem Tag auf dem Programm. Unser Busfahrer brachte uns zurück ins Zentrum, zur Eremitage am Schlossplatz, dort, wo auch der Newski-Propekt endet.
Unsere Arina gab uns noch einen Tipp für ein Buch, das von der Blockade Leningrads handelt und jeder lesen sollte und ziemlich gut die damalige Situation beschreibt.
⇒ David Benioff: Stadt der Diebe
Bevor wir den Rundgang durch die berühmte Kunstsammlung aufnahmen, stärkten wir uns zur Mittagszeit mit einem kleinen Imbiss im Eremitage-Cafe.
Unsere Fremdenführerin Arina leistete während der Tour durch die vielen Räume hervorragende Dienste. Sie vermittelte uns sehr viele interessante Informationen. Und sie achtete darauf, dass unser Tagesplan zeitlich eingehalten wurde, was ihr fast immer gelang.
Der Tag endete dadurch eindrucksvoll nach dem Abendessen im Hotel „Moskwa“ am anderen Ende des langen Newski-Prospekts.
Sonntag, 14. August 2016
Wir starteten mit einer Bootstour auf dem imposanten Fluss, der „Newa“.
Ohne Pause ging es danach zu der Blockade-Gedenkstätte am Platz des Sieges (Polschadj Wosstanja), aufgrund der Standhaftigkeit und dem Überlebenswillen der Stadt, erhält Leningrad 1965 den Ehrentitel einer Heldenstadt.
Nach dieser Besichtigung ging es im Bus weiter, in südlicher Richtung in die Stadt „Puschkin“ zirka. 25 km von St. Petersburg entfernt. Das war der Lieblingsort für den Zaren Peter I.
Dort besuchten wir viele Räume, einer immer schöner als der andere. Dabei quälte sich eine große Besuchermenge durch die Räume, dabei mussten jeder sich Schutzpantoffel über seine Schuhe überziehen, damit das Parkett der Räume nicht beschädigt wird. Auch das nachgebaute „Bernsteinzimmer“ konnten wir besichtigen. Nach dieser Besichtigung der Erimitage haben wir uns noch die angrenzende große wunderschöne Parkanlage angesehen.
Danach ging es zum Bus und wir fuhren weiter in die Stadt Welikij Nowgorod, in der wir am frühen Abend eintrafen. Unser Hotel hieß „Wolchow“, genauso wie der Fluss, an dem Nowgorod liegt.
Zum Abendessen trafen wir uns in einem für unsere Gruppe reservierten Raum. Hier unterhielten wir uns noch über das, was uns der Tag geboten hatte, bis sich nach und nach die Müdigkeit einstellte und jeder sich auf sein Zimmer zurückzog.
Montag, 15. August 2016
Der nächste Tag in der Stadt Welikij Nowgorod wurde mit einer Stadtrundfahrt mit unserem Bus begonnen. Alle Besuche waren minutiös ausgerichtet, so dass man von keinem Leerlauf sprechen konnte.
Welikij Nowgorod hat zirka 200.000 Einwohner. Die Stadt war eine Hansestadt, erfuhr ich bei der Stadtführung mit einer für uns organisierten örtlichen Stadtführerin. Überhaupt war alles gut organisiert und überall wurden wir höflich behandelt. Das Hotel „Wolchow“ in dem wir für diese Nacht wohnten, war gut und nichts war zu beanstanden. Die Stadtrundfahrt wurde dann zu Fuß weiter ausgeweitet, so dass wir einen guten Überblick über diese Stadt bekamen.
Nach einem Besuch eines Restaurant mit einem Mittagsmahl nach eigener Auswahl, ging es mit dem Bus weiter auf Tour in Richtung Staraja Russa. Auf dem Wege nach „Staraja Russa“ wurde abgestimmt, ob alle einverstanden wären, eine Umgehung der Hauptstraße zu einer Kriegsgräberstätte am Ilmensee anzusteuern, der den Namen Korostyn hatte. Man muss wissen, dass viele der mitreisenden Fahrgäste, aufgrund von Informationen ihrer Lieben, die ihr Leben im Zweiten Weltkrieg lassen mussten, von verschiedenen Soldatenfriedhöfen Kenntnisse hatten, aber von den meisten Mitreisenden nicht. Alle waren mit dem Umweg einverstanden.
Für den Busfahrer war das allerdings nicht so gut, denn er musste jetzt auf der Fahrstrecke besonders aufpassen, da die Straße als Nebenstraße sich in keinem guten Zustand befand. Es gab eine Unmenge an Schlaglöchern, denen er ausweichen musste um keinen Achsbruch zu riskieren, dadurch musste er auch das Tempo drosseln und wir kamen nicht so schnell voran. Doch der Umweg hatte sich gelohnt, denn diese Kriegsgräberstätte Korostyn lag oberhalb des harmonisch hoch über dem Ufer des 982 km² großen Ilmensees. Einen schöneren Ort für einen Friedhof konnte man sich kaum aussuchen. Jedoch der eigentliche Grund für die Lage des Friedhofs war die sich in unmittelbare Nähe befindende orthodoxen Kirche, die den Ausschlag für den Friedhof gegeben hatte und das Grundstück zur Verfügung gestellt hatte. Auf ihm haben 1357 Kriegstote ihre letzte Ruhe gefunden. Diese Kriegsgräberstätte wurde vom Volksbund am 13. September 1997 eingeweiht.
Im gleichnamigen Ort Korostyn fanden wir ein Lokal, indem wir uns mit einer Pause und einer Mittagsmahlzeit erholten.
Nach dieser kurzen Pause ging es leider auf dieser schlechten Straße im Schneckentempo weiter, inRichtung Staraja Russa viele Kilometer, da wir von einer Hauptstraße zu weit entfernt waren. Aber unser Fahrer hatte großes Geschick mit dem Ausweichen der großen Schlaglöcher, somit erreichten wir endlich den Ort Staraja Russa. Doch da der Friedhof, der durch Ortsangehörige vom Volksbund unterhalten wird, nur klein ist, mussten wir uns erst nach dem Weg erkundigen. Unsere Reiseleiterin Arina stieg aus und fragte nach dem Weg. Da die Beschreibung des Wegens aber anscheinend zu schwierig war, fuhr eine befragte Einwohnerin einfach mit uns mit. Etwas abgelegen war der kleine Kriegsgefangenen-Friedhof der nahe im Ort liegt.
Auch dort wurde ein Gebinde abgelegt und mit einem kurzen Gedenken der toten Kriegsgefangenen gedacht. Die Fahrt wurde nun fortgesetzt zum nächsten Ziel, dem Ort Welikije Luki. Kurz vor diesem Ort kamen wir auf die Hauptstraße, auf der unser Fahrer wieder schneller fahren konnte und bald kam der Ort in Sicht. Wir fuhren das Hotel „Jubilejnaja“ an und checkten ein und bezogen unsere Zimmer. Nach dem gemeinsamen Abenessen kam kaum noch ein Gespräch zustande, da die Müdigkeit uns übermannte.
Dienstag, 16. August 2016
Am nächsten Tag starteten wir wieder um 9:00 Uhr mit einer Stadtrundfahrt der in einer Stadtbegehung überging. Auch hier war wieder eine Stadtführerin bestellt worden, so dass wir wieder mit großem Wissen ausgestattet wurden. Jeder, der diese Stadt betritt, sollte wissen, dass sie im 2. Weltkrieg eine große Rolle gespielt hatte, denn im Zweiten Weltkrieg kam es um „Welikije Luki“ in den Jahren 1941 und 1942 zu heftigen Kämpfen zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee. Nachdem die Wehrmacht sich nach der Niederlage in der Schlacht um Moskau zurückziehen musste, hielt sie erbittert die Stellung am Fluss „Lowat“ der durch Welikije Luki fließt. Die sowjetische Offensive Ende 1942 führte allerdings dazu, dass die deutschen Truppen, etwa 7.000 Mann, in der Stadt Welikije Luki eingekesselt wurden. Die deutschen Soldaten wurden schließlich Anfang 1943 in der Schlacht von Welikije Luki fast vollständig aufgerieben, wobei die Stadt schwerste Verwüstungen erlitt. Da es in der Umgebung dieser Stadt starke Kriegshandlungen gab, sind daher auch viele Soldatenfriedhöfe entstanden. Wir konnte daher nur den anfahren, der von unseren Mitreisenden entsprechende Kenntnisse vorlagen, wo deren Lieben Angehörigen sich befinden und das war der Soldatenfriedhof Sebesch, der nahe der Grenze zu Lettland liegt. Hier sollen einmal die Überreste von bis zu 40.000 Soldaten beerdigt werden. Zur Zeit sind auf diesem Soldaten-Friedhof über 33 000 Soldaten auf Stelen mit ihren Namen und Daten verewigt, die bei den schweren Kämpfen beim Vormarsch in diesem Raume 1941 und beim Rückzug 1944 zu Tode kamen.
Auch hier wurde mit einem Gebinde der Toten gedacht. In angemessener Zeit wurde den Mitreisenden, die hier ihre Lieben auf den Stelen eingraviert suchten, die Zeit zu einem kurzen Gedenken gegeben, bevor es wieder hieß, es geht weiter. Doch ab jetzt waren es Straßen, die unseren Straßen ähnelten. Es ging also rasch voran, so dass wir uns der Stadt Pskow am späten Nachmittag näherten. Pskow liegt zirka 280 km von Welikij Luki entfernt. Nun kam es aber überraschend vor der Stadt zu unserem ersten Stau. Er löste sich nach einer guten halben Stunde wieder auf. Unsere Reiseleiter teilte uns von Staugefährdeten mit, dass der ehemalige russische Präsident und jetzige Ministerpräsident Medwedjew sich kurz in der Stadt aufhalte und damit den Stau verursacht hatte.
Wir steuerten nun dem Hotel „Rischskaja“ zu, dort checkten wir ein, gaben die Pässe ab und konnten uns auf das gemeinsame Abendessen vorbereiten. Nach dem Abendessen war sogar noch etwas Zeit die Umgebung auszukundschaften doch die Lust hielt sich in Grenzen, denn wir waren doch von der langen Fahrt arg geschafft.
Mittwoch, 17. August 2016
Am nächten Tag kam wieder eine bestellte Stadtführerin, die uns bei der Stadtrundfahrt durch Pskow und dem anschließenden Spaziergang begleitete. Auch hier war die Kreml-Besichtigung mit der orthodoxen Kathedrale der Hauptanziehungspunkt. Eine kurze Pause verbrachten wir in einem Lokal, wo wir
auf´s herzlichste bedient wurden.
Danach fuhren wir zurück in die Stadt St. Petersburg. Wir checkten wieder in dem Hotel Moskwa ein. Da auch diese Strecke von Pskow bis St. Petersburg mit zirka 300 km länger war, waren wir auch am Ende dieses Tages im Hotel geschafft und nach dem gemeinsamen Abendessen kam auch kaum Lust auf einen Stadtbummel auf. Doch ich wollte die Orthodoxe Kirche in unmittelbarer Nähe des Hotels kennenlernen. Daher ging ich in die Messe, die angekündigt war. Mich ärgerte, dass man in der orthodoxen Kirche keine Sitzgelegenheit hat, doch ich hielt bis zum Ende der Messe durch. Ich erfuhr, dass in einer orthodoxen Kirche die Heiligenverehrung an erster Stelle steht und in keiner Weise mit der Messe der katholischen Kirche zu vergleichen ist. Mit dem Abendessen in der Gemeinschaft von meinen Mitreisenden wurde der vorletzte Tag in St. Petersburg beendet.
Donnerstag 18. August 2016
Der letzte Tag in St. Petersburg, war noch einmal ein rundum verplanter Tag, mit der Abfahrt um 9:00 Uhr zur Kriegsgräberstätte Sologubowka zirka 70 km von St. Petersburg entfernt.
Auf diesem Friedhof sind 52 245 gefallene Deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs bestattet (Stand 2015). Diese 5 Hektar große Kriegsgräberstätte wurde für die gefallenen deutschen Soldaten im Oblast Leningrad von der russisch orthodoxen Kirche „Maria Himmelfahrt“ 1994 zur Verfügung gestellt.
Außerhalb des Friedhofsgeländes steht die russisch orthodoxe Kirche „Maria Himmelfahrt“ sie wurde 1851 eingeweiht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Keller der Kirche, als Lazarett für Deutsche Soldaten benutzt. Die Kirche wurde durch die Kriegsereignisse stark zerstört und mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wieder aufgebaut und im Jahre 2003 renoviert und an die russische Gemeinde „Sologubowka“ übergeben.
Im Kellergewölbe der Kirche befindet sich jetzt ein Gedenkraum. In ihm werden Namensbücher geführt. Sie dokumentieren in 100 Bänden fast 1,1 Millionen Gefallenen. Diese Arbeit wird in enger Zusammenarbeit mit der WAS (Wehrmachtauskunftsstelle) und dem Deutschen Roten Kreuz möglich gemacht. Das Gotteshaus dient der Bevölkerung und den Gästen des Friedhofes zum Gebet und zur stillen Einkehr.
Wir besuchten auch die Sinjawino-Höhen, die im Herbst 1941 von Deutschen Truppen besetzt waren und den südlichen Belagerungsring von der damaligen Stadt Leningrads bildeten.
Dieser Bereich wurde bekannt, durch die erste bis dritte Ladoga-Schlacht, als sowjetische Truppen vergeblich versuchten den Belagerungsring zu durchbrechen. Das gelang ihnen erst im Jahr 1944. Dass es bei diesen Kämpfen auf beiden Seiten starke Verluste gab, ist der Preis gewesen.
In einem Restaurant nahmen wir ein kleinen Imbiss ein und verließen diese Stätten mit gemischten Gefühlen.
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Am Abend um 17:30 Uhr waren wir zum Abschiedsessen im Haus der Assoziation für internationale Zusammenarbeit mit russischen Gästen und Blockadeopfern eingeladen. Mit einem reichlich gedecktem Tisch wurde mit dem Abendessen und mit Getränken und kulturelle Einlagen der Abschied von der Stadt St. Petersburg vollzogen. Natürlich gab es einige Disskussionen, die den Charakter von Versöhnung in sich trugen.
Die Verpflichtung sich für den Frieden einzusetzen, so lange man lebt, war der allgemeine Tenor in unserer Gruppe, mit dem ich voll übereinstimmte. Die allgemeine Meinung fußte auf der Erkenntnis, dass ein Krieg dieser Dimension, den wir Deutsche trotz des geschlossenen Nichtangriffspakts vom 22.06.1941 gegen die Sowjetunion begannen, ein Verbrechen war, dem 2,7 Millionen deutsche Soldaten und über 20 Millionen Russen zum Opfer fielen. Dabei sind wir nirgends bei der russischen Bevölkerung auf Abneigung gestoßen. Wir wurden immer freundschaftlich behandelt und dies sollte in der Politik entsprechend gewürdigt werden!
Zu später Stunde ging es zurück in das Hotel Moskwa, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
Freitag, 19. August 2016
Am Freitag war es dann so weit. Abreise. Alle, die nach Düsseldorf wollten, standen um 5:00 Uhr früh in der Hotel-Eingangshalle, um mit unserem Bus die Fahrt zum Flughafen „Pulkovo“ anzutreten. Dort nahmen wir auch schon Abschied von den bisher Mitreisenden, da im Flugbereich jeder für sich wieder verantwortlich tätig sein musste. Damit war die sehr eindrucksvolle Reise beendet.
Ich habe es nicht bereut diese Reise unternommen zu haben, denn ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass zu wenig für den Frieden getan wird. Wir alle, die diese Reise in das größte Land der Erde unternommen hatten, haben uns immer unterwegs gefragt, was wollten wir Deutschen in diesem riesigen Land, wo man sich so winzig vorkommt ?
Doch unsere Soldaten mussten diesen Wahnsinn erdulden, den ein Diktator Adolf Hitler möglich gemacht hat und keiner hat ihm Einhalt geboten und ihn gestoppt. Alle Offiziere sind ihm gefolgt, weil der Eid auf Hitler sie dazu getrieben hat !
redaktionelle Bearbeitung:
Jörg Schäfer