[Previous...] dem Dick Cheney gehört. Denn dieses Lager, die Republikaner, wird Deutschland mehr in die Pflicht gegen Russland nehmen als die Demokraten.
Zurück zur Frage, wieweit man wohl eine eigene Stellungnahme zum Konflikt mit Georgien abgeben sollte, wenn man als Russlandreisender oder Expatriate dort darum gebeten wird.
Ich möchte zur Zurückhaltung raten. Die Informationen darüber dürften meist nicht ausreichen, um sich unbeschadet auf eine Diskussion einlassen zu können. Den Medien ist in Russland nur bedingt zu trauen. Es ist sicher nicht verkehrt, sich auch aus russischen Quellen zu informieren, wenn man schon in Russland wirtschaftlich aktiv ist, um mehr Einzelheiten zu erfahren über konkrete Zwischenfälle, die in unseren deutschen Programmen zu kurz berichtet werden. In Russland aktive Unternehmer werden dies häufig für ihre Risikobewertung auch nötig haben, aber behalten das Ergebnis ihrer Bewertung lieber für sich.
Man sollte sich aus verschiedenen Quellen informieren. Ich habe mir das in meinem Studium so angewöhnt. Dass etwas von irgendwem als herrschende Meinung bezeichnet wurde, war nie ein plausibles Argument in der Sache. Das übertrage ich hier auf die Medienlandschaft. Man sollte sich nicht nur über ARD und ZDF informieren. ARD und ZDF sind Tendenzbetriebe. Es wird für die Journalisten eine bestimmte Richtung der Berichterstattung vorgegeben. Wer es nicht glaubt, bitteschön, der lese mal über die Beschwerden ehemaliger verdienter Journalisten, die für ARD und ZDF gearbeitet haben im Artikel "Rebellion der Journalisten", http://www.tz-online.de/de/aktuelles/welt/artikel_43972.html
Politische Hintergründe und Zusammenhänge sind zunehmend weniger gefragt bei den Programmverantwortlichen. Staatsobrigkeitstreues Fernsehen. Nicht immer bloß auf Russland zeigen! In unserem Staatswesen liegt auch genug im Argen.
Über das Wertesystem von ARD und ZDF macht sich aus Anlass des Roth-Interviews mit Putin auch Thomas Knüwer in seinem Blog "Indiskrete Ehrensache" des Handelsblattes so seine Gedanken. Da geht es darum, dass das unter der oben genannten Internetadresse dargestellte Interview stark verkürzt und entstellt widergegeben wird, dass beim Lesen der Textausgabe des Interviews ein anderer Eindruck entsteht als beim Sehen des 10-minütigen gekürzten Interviews aus dem Fernsehen.
Wie kann man ein so wichtiges Interview einfach auf ein Sechstel der Interviewzeit zusammenschneiden und den "Rest" dem deutschen Publikum vorenthalten? Das geht gar nicht! Da muss ja der Verdacht auf einseitige Berichterstattung, nach Zensur aufkommen. Auf Volksverdummung.
Wer Schuld hat am Konflikt, scheint nach alldem eher eine Glaubensfrage zu sein. Fakten werden von jeder Machtzentrale anders interpretiert dem Massenpublikum dargereicht. Nicht leicht, sich ein objektives Bild zu machen, im Osten wie im Westen.
Beim Spiegelfechter erfahre ich jetzt, nachdem ich vorstehendes geschrieben habe, dass er den Boris Reitschuster, "den alten Krieger", nicht für einen neutralen Berichterstatter hält. Auch Focus sei ein Blatt, das sich durch Russophobie besonders in der deutschen Presselandschaft hervortut. Nun, mir ist das in den Artikeln von Reitschuster im August und September bisher noch nicht aufgefallen. Vielleicht bin ich noch nicht lange genug Focus-Leser. Bei der Beschäftigung mit diesem Krieg und der Kaukasuskrise, durch das Lesen in verschiedenen Blogs, habe ich jetzt schon einiges gelernt über deutsche Medien.
Welche sind für Sie/Dich solche Berichterstatter, die gründlich recherchieren oder/und ausgewogen berichten, versuchen, Erklärungen für Motive aus verschiedenen Perspektiven zu geben?
Es gibt einige Blogger, die das m.E. leisten wollen. Z.B. hier:
http://andreassozpol.blog.de/
http://asolf.spaces.live.com/
Was dieses Interview betrifft, sollte man sich unbedingt beim Spiegelfechter weiter informieren, was genau vom gesamten Interview für die Fernsehausstrahlung weggelassen wurde:
Scharfsinnig entlarvend die Kritik beim Unbequemen in seinem Beitrag "Auch Du, Thomas Roth?":
http://derunbequeme.blogspot.com/
Die Märkische Allgemeine berichtete in ihrer Wochenendausgabe vom 6./7. September 2008 über ein Mediengipfel in Potsdam, bei dem sich Journalisten aus Ost und West trafen, um darüber zu diskutieren, wie sie über den Georgien-Konflikt berichten sollten, darunter ein georgischer Fernsehmann, mehrere russische Journalisten; Leute vom russischen Dienst der BBC. Bei aller Verunsicherung über die künftige Rolle Russlands habe man das Fazit ziehen können, dass es einen neuen Kalten Krieg nicht geben wird.
Und festgestellt sei auch worden, dass die westlichen Medien am Anfang des Konflikts meist nur pro-georgisch berichtet haben.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11302458/63369/Wie_ueber_Russland_berichten_Zwischen_Journalisten_aus_Ost.html
Nachtrag 17.10.2010: F. William Engdahl: US-Regierungsbeamte geben zu, dass Sakaaschwili den Kaukasus-Krieg begonnen hat
In diesem Sinne: Lass´Dich nicht manipulieren! Lassen Sie sich nicht manipulieren!
[06.02.2011: fand ich heute: Nach dem Krieg - unzureichend gesicherte und nicht bewacht gelagerte Munition und Waffen:
http://www.youtube.com/watch?v=IYcbhZ0P3D0 ]
Nachtrag 19.10.2011: Abschlussbericht der EU-Beauftragten Heidi Tagliavini über die Ursachen des Georgienkrieges, Teil 1 (englisch, pdf-Datei), September 2009:
http://www.euractiv.de/fileadmin/images/IIFFMCG_Volume_I.pdf
Pressemeldung des EU-Rates vom 30.09.2009 zur Rolle der EU im Georgienkrieg (englisch, pdf-Datei): http://www.euractiv.de/fileadmin/images/IIFFMCG_Volume_I.pdf
Nachtrag 27.12.2008
Noch ein Literaturtipp. Vorige Woche fand ich im Buchladen dieses Buch:
Jonathan Littell: Georgisches Reisetagebuch,
Berlin Verlag 2008, Preis: 5,- EUR (ISBN 978-3-8270-0854-1
Nachtrag, 27.06.2021
Das Interview mit Roth und Putin stand einmal unter dieser Adresse, jetzt nicht mehr:
https://www.youtube.com/watch?v=IK69isy67rc