Art der Reise: Studienreise nach Weißrussland
Thema: Dark tourism, Geschichte
Reisezeit: ganzjährig möglich (ab 2020, nach Wiederbelebung des Tourismus - momentan nicht absehbar)
Reisedauer: 4 Tage
Mindestteilnehmerzahl: 2 Personen
Preis: je nach Größe der Reisegruppe (siehe unten) und Entwicklung im Finanzsektor (in und nach der Corona-Krise)
Dies ist ein neues Reiseangebot für Belarus. Es geht um den Unfall von Tschernobyl 1986.
Tschernobyl-Exkursionen gibt es seit mehreren Jahren. Laut Angaben aus der Ukraine besuchten in 2018 zirka 60.000 Touristen die Sperrzone in und bei Pripjat. Die Veranstalter jener Touren in der Tschernobyl-Gegend erlebten immer wieder, wie nur ein Tag des Besuches dieser Zone bei den jungen Besuchern zu einer anderen Einstellung auf das Leben führte.
Sie, Kunden von Ost Impuls, können die andere Seite der Grenzlinie zwischen der Ukraine und Belarus in der Sperrzone sehen.
Tschernobyl befindet sich nicht weit von Belarus. Die Folgen der Katastrophe für Belarus sind weniger bekannt. Die stark verseuchte Zone war lange nicht zugänglich für Touristen. Im Jahre 1988 wurde des belarussische staatliche Radiologie- und Umwelt-Reservat Polesski gegründet (siehe oben die Karte zum Nationalpark). Vorrangige Aufgabe des Parkes war und ist die Dekontamination und die Absicherung des Gebietes, eines der am strengsten geschützten Gebiete Europas, mit einer Fläche von über 215.000 Hektar.
Erst im Jahre 2018 erlaubte der belarussische Präsident Lukaschenko durch einen Erlass, dass diese Zone in gewisser Weise entsprechend der Ergebnisse der wissenschaftlichen Ermittlungen genutzt werden darf, darunter auch touristisch. Im Jahre 2019 arbeiten in diesem Gebiet zirka 700 Personen, insbesondere Wissenschaftler. Was Tourismus betrifft, so soll wird hier bezweckt, Projekte zu entwickeln, die dem Bildungstourismus zuzurechnen sind. Erhalten Sie im erweiterten Eintrag Informationen zum Ablauf des Reiseprogramms und zu deren Buchung.
Gliederung
A. Ablauf
B. Inklusivleistungen
C. Nicht inklusive
D. Preis
E. Bedingungen
F. Weitere Informationen zur Reise
A. Ablauf
I. Tag 1
12.50 Uhr: Abflug mit Belavia in Berlin
16.35 Uhr: Ankunft auf dem Minskter Internationalen Flughafen
anschließend nach Grenzkontrolle: Transfer zum Hotel Jubilejnaja; Check-in
18.30 Uhr: Stadtrundfahrt durch Minsk
Optional: anschließend Abendessen im Belorussischen Nationalgerichts-Restaurant
Während der Stadtrundfahrt lernen Sie architektonische, geschichtliche und kulturelle Denkmäler des 17. bis 20. Jahrhunderts kennen:
Der Platz der Unabhängigkeit, das Regierungshaus, St. Simeon und Helena-Kirche (die "Rote Kirche" aus dem Jahre 1910), die Unabhängigkeitsallee, der Siegesplatz mit dem 38 Meter hohen Obelisken, Ewiges Feuer zur Ehrung der Helden des 2. Weltkrieges, das Haus des Ersten Kongresses der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1898), das Kulturhaus, die Kathedrale des Heiligen Geistes (1642), die Peter- und Pauls-Kathedrale (1613), die heilige Dreifaltigkeitskirche (1874), die roman-katholische Kathedrale der heiligen Jungfrau Maria (1710), das historische Herz der Stadt - die Altstadt, 18. und 19. Jahrhundert, Nemigastraße, Nationalbibliothek, Sportkomplex "Minsk Arena"...
II. Tag 2
07.00 Uhr: Frühstück, Check-out
08.00 Uhr Transfer zur Stadt Jodino (ca. 40 km östlich von Minsk)
09.00 Uhr: Exkursion zum BELAZ-Werksgelände, zu den größten Dumpern der Erde
Der Veranstalter glaubt, dass Fans des Industrietourismus sich einen Besuch beim Hersteller des weltgrößten Dumpers nicht entgehen lassen sollten. Sie werden sehen, wie dieser zusammengebaut wird. Eine Version des Lasters schafft sage und schreibe 450 Tonnen zu transportieren. Man wird den Fans über die Produktion erzählen. Es besteht die Chance auf eine Testfahrt.
Verladung von Eisenerz auf einen Dumper "Belas", Nordrussland
Das BELAZ-Werk erstreckt sich über eine Fläche von 1,68 Quadratkilometern. Das entspricht 260 Fußballfeldern. Daher werden auf dem Gelände die Besucher mit Bus transportiert.
10.40 Uhr: Transfer zur Stadt Gomel im Südosten von Belarus (Entfernung: 340 km).
16.00 Uhr: Ankunft in Gomel. Check-in im Hotel Sozh. Mittagessen / Kaffeezeit
16.40 Uhr: Besichtigungstour durch Gomel, mit Besuch des Rumjanzew-Paskewitsch-Parkes. Rumjanzew-Paskewitsch war eine bedeutende Person des Russischen Reiches im 18. Jahrhundert.
Gomel gilt als die Stadt mit einzigartigen architektonischen Sammlungen, die in über 870 Jahren des Bestehens der Stadt gesammelt wurden.
19.00 Uhr: Zeit für ein Abendessen, Freizeit, Übernachtung
Tag 3
08.00 Uhr: Frühstück, Check-out
Fahrt zum Polesski Strahlen- und Öko-Reservat.
An der Zonengrenze in Babtschin, Belarus (Dezember 2018)
Passieren der Kontrolle an den Kontrollpunkten "Babtschin", "Maidan" und "Gluchovitschi".
Umstieg in den Bus des Reservats. Einweisung zum Verhalten in der Sonderzone von Tschernobyl. Passieren der Kontrolle zur Sonderzone.
Behördliche Erlaubnisse zum Befahren der Schutzzone, Belarus (Dezember 2018)
Transfer zum "Babchin"-SSR - Mischfuttermühlenprojekt (Entfernung: 9 km)
Wenn Sie Glück haben, könnten Sie während der Fahrt Auerhähne und in der Luft kreisende Greifvögel sichten.
Die Mischfuttermühle
Dieses Objekt ist 1984 gebaut und in Betrieb genommen worden, bevor der Unfall in Tschernobyl 1984 passierte.
Damals war es die größte Produktionsstätte für Futter und Vitaminmehl, nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen mit moderner Technologie gebaut. Das Werk war weit von einer Ansiedlung entfernt auf melioriertem Land errichtet worden. Das Werksgebiet erstreckte sich auf mehrere Tausend Hektar. Heute sind alle Gebäude und Einrichtungen des Werkes praktisch verfallen und das Territorium mit Unkraut, Gras und Bäumen überwachsen.
Diese Mischfuttermühle kann als ein Denkmal der sozialistischen Landwirtschaftsarbeit gesehen werden.
Wölfe, Elche, Rehe, Hasen, Bären und andere Tiere könnten mit Glück angetroffen werden, meint der Veranstalter. Doch sind diese Tiere scheu.
Transfer zum Grenzkontrollpunkt Maidan (3 km) und Radin (9 km) - Zugang zur 30-Kilometer-Zone (zum Gauzentrum).
Die Route führt entlang des Kanals und der Grenze der 30-Kilometer-Zone von Tschernobyl, erkennbar an dem Stacheldrahtzaun. Auerhühner, Singschwäne (Sie kommen auf die Rote Liste bedrohter Tierarten in Belarus.), Wildenten und andere Vögel können hier angetroffen werden. Auch gibt es Bieber, die hier natürlich ihre Dämme gebaut haben.
11.00 - 11.15 Uhr - Kontrollpunkt Radin wird erreicht. Heute ist die Siedlung unbewohnt.
Radin SSR befindet sich auf einer Seite des Pogonjanskikanals, umgeben von Weiden und Wäldern. Mit Verbindungskanälen wurde das belastete Wasser gesammelt.
Weiter geht es zur 7 Kilometer entfernten Bauernwirtschaft Werchowaja Sloboda. Aufenthalt 30 min.
Messung der Radioaktiven Belastung mit einem Dosimeter an der Straße während des Tages im Reservat (Belarus, Dezember 2018)
Verseuchte Felder und verseuchtes Weideland befindet sich in der Gegend von Werchowaja Sloboda. Das Dorf entstand im 19. Jahrhundert. Die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (Kolchos) wurde 1931 gegründet. 1940 lebten hier 265 Einwohner, 1959 207 Einwohner. Alle Einwohner (32 Familien) sind 1986 umgesiedelt worden. Zurück blieb das Bauerngehöft. Jetzt wachsen Kiefern und Birken auf dem Dach.
Transfer zur Wygrebnaja Sloboda (Entfernung 4 km). Auch von hier sind die Einwohner umgesiedelt worden.
Das Dorf ist bekannt seit Beginn des 19. Jahrhunderts. 13 Einwohner lebten hier im Jahre 1850, 73 Einwohner in 1940, 141 Einwohner in 1959 und 362 Einwohner (136 Familien) wurden nach dem Tschernobyl-Unfall weggebracht. Im zweiten Weltkrieg wurde das Dorf zerstört, danach wieder aufgebaut. Eines der Überbleibsel ist ein Haus im finnischen Stil.
Transfer Wygrebnaja Sloboda – Jerdnoje (6 km)
Jerdnoje ist ein für diese Region typisches Dorf im Wald auf Sandboden. Das Dorf wurde auch evakuiert. Aufenthalt 15 min.
Erste Erwähnung fand sich in einem Dokument aus dem 16. Jahrhundert. Vor dem Tschernobyl-Unglück gab es nur eine Straße, die mit Holzhäusern bebaut war, die sich über 3 km hinziehen, darunter auch welche, die Mitte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden.
Transfer von Jerdnoje nach Solnjetschnoje (22 km). Aufenthalt 45 min.
Entlang der Strecke stehen Kiefernwälder. Dann folgen Feuchtgebiete, ehemals durchzogen von Flüssen und Wiesen.
Diese Ansiedlung war von Architekten aus Moskau als ein Wohnort für Spezialisten geplant worden, eine Kleinstadt mit mehrstöckigen Wohnhäusern und asphaltierten Straßen und einiger Infrastruktur für ein normalen Leben.
Transfer von Solnjetschnoje nach Pirki (3 km). Aufenthalt: 20 min.
Der Ort entstand im 18. Jahrhundert. Wie alle evakuierten Orte ist der Ort heute mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen.
1850: 343 Einwohner: Länge: 50 Yards
1908: 703 Einwohner, Länge: 120 Yards
1986: 1.326 Einwohner (476 Familien), Länge
- Transfer zur Kontrollstelle Gluchowitschi (45 km)
- Radiobelastungskontrolle, bevor die Gruppe die Sperrzone verlässt.
- Umstieg in den Reisebus
- Mittagessen in einem Restaurant in der Kreisstadt Choiniki
- Transfer nach Minsk
- Ankunft in Minsk, Check-in im Hotel Jubilejnaja
Tag 4
07.30 Uhr: Frühstück
08.30 Uhr: Check-out
09.00 Uhr: Besuch der Sacharow-Universität Minsk, Überblick über die Labore, Vorlesungen oder Konferenzen über das Problem des Tschernobyl-Unglücks für Belarus und seine Folgen
10.00 Uhr: Transfer zum Minsker Internationalen Flughafen zur Abreise
12.25 Uhr Abflug mit Belavia nach Berlin
12.10 Uhr Ankunft des Fluges in Berlin
Sollte der Linienflug erst am Abend abgehen, erhalten Sie auf Wunsch den Transfer am Nachmittag oder Abend.
B. Inklusivleistungen
- Einsatz eines Busses
- Unterbringung im Hotel-Doppelzimmer, 3 Übernachtungen
- Mahlzeiten: 3x Frühstück, 2x Mittagessen
- Exkursionen wie im Ablauf beschrieben
- Begleitung zum Reservat (Sperrzone)
- Eintrittskarten
- Tests auf Radioaktivität
- Einzelzimmer-Unterbringung für Reiseleiter für eine Gruppe von 9 Reiseteilnehmern
- EZ-Zuschlag: 8 EUR pP
C. Nicht inklusive
- Krankenversicherung
- Anreise und Abreisekosten
- Eintritt für Besuch des Belas-Werkes
- deutsch sprechender Fremdenführer
D. Preise
in EUR, pro Person bei Unterbringung jeweils in einem Doppelzimmer.
Die Preise hier wurden ohne Berücksichtigung der Corona-Krise kalkuliert. Die Coronakrise führt zu einer neuen Situation.Änderungen im globalen Finanzsektor sind in naher Zukunft vorstellbar. Ob der Veranstalter dieses Programm (noch in 2020) wird ausführen können, ist für Ost Impuls derzeit ungewiss (Stand 28.03.2020) Die Preise können daher nur zur Orientierung verstanden werden und sind also unverbindlich.
Programm mit englischsprachiger (2. Zeile) oder deutschsprachiger (3. Zeile) Reiseleitung
Preise in EUR
Zahl TN |
2 |
4 |
6 |
8 |
10+1 |
12+1 |
14+1 |
16+1 |
18+1 |
20+1 |
25+1 |
30+1 |
35+1 |
40+1 |
englischsprachiger Guide, Preis |
779 |
444 |
378 |
309 |
298 |
266 |
244 |
226 |
274 |
256 |
233 |
212 |
210 |
190 |
deutschsprachiger Guide, Preis |
1.038 |
624 |
534 |
450 |
444 |
408 |
378 |
360 |
402 |
396 |
360 |
336 |
324 |
312 |
Stand der Preise: 17.02.2020
E. Bedingungen
Es gelten die Vermittlungsbedingungen von Ost Impuls.
F. Weitere Informationen zur Reise
Auf dieser Tour lernen Sie über die Gefahren von Kernkraftwerken, die sich hier realisiert haben. Selbstverständlich erhalten Sie Landeskunde über Belarus vermittelt. Sie können hier sehen, wie die Menschen vor 30 Jahren lebten, auf dem Dorf, aber auch in einer Kleinstadt.
Die meisten Länder mit eigenen Atomkraftwerken haben nicht die Fragen der Endlagerung der abgebrannten Brennstäbe geklärt. Die Probleme dieser Energiegewinnung ist damit auf die Folgegenerationen verschoben worden. Das bedeutet, Atomenergie ist nicht nachhaltig, ist Ausdruck von Hedonie und sieht man die Menschheit gesamt, unmoralisch, sobald es realistische Alternativen gab bzw. gibt. Ab wann sind diese in Reichweite? Mit welchen Anstrengungen werden alternative Energieträger zur Nutzung zur Verfügung stehen, das sind die Fragen. Maßstab kann keine Planwirtschaft oder Wunschdenken sein von Politikern, die nicht wissen, was machbar ist.
Diese Reise ist keine übliche Erholungsreise. Sie ist eher eine Geschichtsreise; wenn man die die Schäden des Tschernobyl-Unfalls denkt, auch als Reise, die politisch zu lösende Fragen aufwirft. Doch Begegnungen mit Politikern während der Reise sind nicht eingeplant. Am Ende der Reise kommen Sie noch mit Wissenschaftlern einer Universität in Minsk in Berührung.
Und zur Natur: Innerhalb von 30 Jahren sind die verlassenen Dörfer teilweise zugewachsen. 18 Pflanzenarten, die hier zu finden sind, sind auf die internationale Rote Liste aussterbender Arten gesetzt. Man kann über sie im Museum des Schutzgebiets lernen. Unkraut wuchert, aber die Tiere sind nicht ausgestorben. Es gibt hier 54 Säugetierarten, 25 Fischarten und 280 Vogelarten, 40 Arten davon sind selten und verschwindene Arten.
Zu den seltenen Säugetieren gehören die Przewalski-Pferde (mongolische Wildpferde), Marder, Bären, Luxe.
Es gibt 150 Wisente und etwa 2.000 Elche in dem Reservat.
Die Chancen, dass Sie Wisente zu Gesicht bekommen, sind im Winter am besten. Denn dann kommen diese Tiere aus dem Wald zu Plätzen, an denen sie von Menschen mit Futter versorgt werden. Solch einen Futterplatz wird die Reisegruppe unterwegs besuchen.
Stand: 17.02.2020