Weiter geht es mit dem nächsten Teil von Mark Herpels Serie über Webmoney. Wie beeindruckt er von dem Unternehmen ist, spiegelt sich in seiner Sprache wieder. Sein Werbejargon könnte bei manchen eher sachlich veranlagten Leser Sättigungsgefühle auslösen. Ich habe seine Aussagen nicht überprüft; etwa die, dass Russen keine großen Kreditkartenbesitzer sind. - Inwieweit trifft das auf die Moskauer und Petersburger Einwohner zu? Wie sehen hierzu die Statistiken aus? Also gehen wir davon aus, dass das Marks persönlicher Eindruck, seine Meinung ist. Deutlich ist aber auch in diesem Teil wieder, dass Mark Herpel besonders vergleicht mit dem, was er in seinem Heimatland USA als Verbraucher gewohnt ist.
Zum besseren Verständnis einiger Aussagen im ersten Absatz dieses Teils im Originaltext habe ich Mark befragt und seine erläuternden Antworten habe ich in diese Übersetzung aufgenommen.
Zum Verstehen dieses aus dem Englischen von mir übertragenen Textes könnte vielleicht meine Einleitung zu dieser Webmoney-Serie behilflich sein.
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Es ist grundsätzlich unmöglich, Geld auf ein Webmoneykonto mit einer Kreditkarte zu übertragen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
- Russische Verbraucher sind keine großen Kreditkartenbesitzer.
- Zweitens ist es kompliziert, als Dienstleister oder Verkäufer in den Besitz eines Kontos zu kommen, über das Kreditkartenzahlungen abgewickelt werden können.
- Aber vor allem wollen unabhängige Wechsel-Agenten für Webmoney-Währungen kein Geld von Kreditkarten annehmen, weil dabei die Gefahr des Betrugs (gerade in Russland) sehr hoch ist, erst recht bei Internetgeschäften.
Nachtrag: Beweis der letzten Aussage: http://www.heise.de/newsticker/meldung/ID-Diebesring-mit-111-Beteiligten-aufgeflogen-1357660.html
Auch andere echte Web-Währungen wie e-gold, Pecunix oder Liberty Reserve, bei denen jede Geldübertragung (wie bei Webmoney) endgültig ist (also nicht vom Zahlungsanweisenden rückgängig zu machen), akzeptieren die Aufladung über eine Kreditkarte nicht.
Es ist nie eine kluge Entscheidung, "hartes Geld" wie Webmoney WMZ gegen "weiches Geld" von Kreditkarten oder Schecks einzutauschen. Denn letztere sind betrugsanfällig, weil bei denen die Zahlung rückgängig gemacht werden kann. Deswegen besteht bei Kunden, die mit Kreditkarten zahlen, für den Kaufmann (Währungswechsel-Agenten, Verkäufer oder Dienstleister) ein hohes Verlustrisiko.
Es ist also ein klarer Vorteil des Webmoney-Systems gegenüber Kreditkartensysteme zugunsten von Dienstleistern und Verkäufern, dass einmal auf ihr Webmoney-Konto überwiesenes Geld darauf verbleibt und nicht wieder vom Kreditkarten-Anbieter "abgezogen" werden kann.
Weiter: Jede Plastikkarten kann mit Geld aufgeladen und einer dritten Partei
gegeben werden, die das Risiko der Geldplünderung trägt. Diese Art der Geldübertragung ist mit Webmoney Transfer nicht erlaubt. Webmoney-Währung kann nicht auf eine Kreditkarte "ausgezahlt" werden.
USA: Animation zur sorglosen Benutzung von Kreditkarten
Diese Sicherheits-Beschränkungen bei Webmoney stehen im deutlichen Kontrast dazu, wie die US-amerikanischen Banken handeln. Amerikanische Verbraucher leben und sterben durch ihre Plastikkarte! Eine verbreitete Ansicht ist: "Warum sollte man bar bezahlen, wo die Plastikkarte so sicher und bequem ist?" Populäre amerikanische TV-Werbespots stellen die Welt so dar, dass sie zum vollständigen Stillstand kommt, wenn ein Käufer einen Scheck ausstellt, anstatt seine Visa Card zu benutzen!
Zugang zu Geld, das Leben ohne eine Geldkarte, die mit Geldautomaten (Bankomaten) funktioniert, kann ein großes Problem für jeden ohne Bank sein. Verbraucher ohne Bank brauchen dringender als Kartenbesitzer einen zeitgemäßen und direkten Zugang zu Geld. Ohne Kreditkarten und Zugang zu Geldautomaten - wie kann da der durchschnittliche russische Webmoney-Benutzer Zugang zu Bargeld tagtäglich bekommen?
Während ich im Moskauer Büro von Webmoney Transfer saß, stellte ich diese Frage meinen freundlichen Gastgebern. Jana nahm mich mit in einen anderen Raum, wo eine entzückende junge Dame mit dem Namen Irina mir eine Webmoney-Überweisung demonstrierte, die sie Zahlungsanweisung ("Money order") nannte. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es hierbei ein wenig Informationsverlust durch die Übersetzung gibt. Der Terminus "Zahlungsanweisung" (engl. von Mark Herpel genannt: money order. J.S.) bedeutet, genauer übersetzt "Geldübertragungsanweisung" (ohne ein Stück Papier in Scheckgröße, das zu unterschreiben wäre und gegen das man das Bargeld bekommt). Russische Webmoney-Kontoinhaber können im Webmoney-System Geld abrufen, das unverzüglich an einem von Tausenden Orten entgegen genommen werden kann. Bei dieser Transaktion wird die WMR-Rubel-Währung aus der persönlichen Webmoney-Börse genommen und über Anelik (ein lokales Geldüberweisungssystem ähnlich wie Western Union) an einen Punkt zur Entgegennahme gesandt, der sich schon an einem der nächsten Häuserblocks befindet.
Die Webmoney-Software ist mit vielen unabhängigen russischen und internationalen Zahlungssystemen verbunden. Dieser Verbund mit Webmoney macht russischen Webmoney-Benutzern Bargeld zu jeder Zeit verfügbar. Plastikkarten werden nicht gebraucht.
Am Webmoney-Konto-Bildschirm demonstrierte Irina, wie man eine Zahlungsüberweisung an einen Platz in der örtlichen Nähe auslöst. Dabei ist die richtige Adresse für die Entgegennahme festzulegen. So kommen Russen ohne Benutzung eines Bankomaten oder Besuch einer dritten Seite, ohne Bankkonto oder Geldkarte zu Bargeld.
Mir wurde erklärt, dass es mehr als zehn Zahlungs-Dienstleister gibt, die mit Webmoney funktionieren und in die Webmoney-Software-Plattform integriert sind. Aber an dem Tage, als wir eine Transaktion durchliefen, gab es sechs Online-Zahlungssysteme, die am Webmoney-Bildschirm sichtbar waren. Das heißt, jeder russische Webmoney-Benutzer kann nach dem Einloggen ins System digitale WMR-Währungseinheiten unter Benutzung eines örtlichen Zahlungs-Dienstleisters versenden und nur Minuten später das entsprechende Bargeld an einem Ort in der Nähe abholen. Weil das Webmoney-System mit keiner Karte für Bankomaten verbunden ist, funktioniert diese örtliche Bargeldauszahlungs-Lösung ausgezeichnet. Die Handhabung erweist sich als sehr geregelt und sicherer als irgendeine Plastikkarten-Transaktion.
Zur Erinnerung: Webmoney ist ein Internetzahlungssystem, das direkt mit anderen Zahlungslösungen ohne Verwendung eines Bankkontos verbunden ist. Dieses gesamte Paket erlaubt jedermann, vom Heimcomputer aus Geld zu überweisen und Zugang zu Geldauszahlungen zu bekommen. Vergleichbar sind diese Aktionen in den USA etwa mit dem Abrufen von Geld, das Ihnen über Western Union überwiesen wurde, wenn Sie sich an Ihrem Computer dort eingeloggt (angemeldet) haben.
Webmoney-Währung auszahlen lassen - Wo?
Es gibt viele solcher örtlichen Stellen um Moskau herum, an denen sich Geld bar auszahlen lässt, und noch mehr Auszahlungsstellen in den Postämtern in Russland. Anders als in den Vereinigten Staaten sind alle Bargeldabholungspunkte entweder in einer Bank oder auf einem Postamt zu finden. Es gibt keine Geschäfte einer dritten Seite in einer fremden Umgebung. Die örtlichen Banken in Russland haben diese Nichtbank-Zahlungssysteme in ihre Alltagsdienstleistungen integriert. Auszahlungen werden direkt in den Vorhallen der Banken getätigt, als bekäme man Geld von einem Bankkonto. Das überrascht, dass ein Bankfiliale auch diese Art der Überweisung akzeptiert.
Diese Art der Webmoney-Zahlung ist sicher, reguliert und sehr bequem für alle Russen, besonders für die ohne ein Bankkonto. Die Ausgabestelle, die Irina und ich besuchten, befand sich nur wenige Häuserblocks vom Webmoney-Büro entfernt. Es war die Halle einer echten Bank. Der Ablauf war der gleiche wie bei jeder anderen üblichen Banktransaktion. Zur Identifikation des Geldempfängers wird von ihm die Vorlage seines russischen Passes verlangt. Nur der echte Webmoney-Konto-Inhaber (Sender) kann das angewiesene Geld entgegennehmen. Eine dritte Person bei diesen Transaktionen ist nicht zugelassen.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie mühelos dieses bankenlose System funktioniert. Während dieses Austausch-Transaktionssystem viel sicherer und geregelter als eine Prepaid-Geldkarte ist, ist so ein Internet-Auszahlungssystem wegen der amerikanischen Normen wie solche, die im Patriot Act zu finden sind, in den USA unmöglich.
In Webmoney Transfer integrierte Zahlungssysteme
Die nachfolgende Liste zeigt vier der sechs Zahlungssysteme, die mit Webmoney verbunden sind und von der Webmoney-Website aus an dem Tage, als ich Webmoney besuchte, funktionierten:
Contact Money Transfers
http://www.contact-sys.com/eng/index.phtml
Gebühren: 1.5 - 2 % der Rubel-Überweisungen innerhalb der Russischen Föderation Unistream Money Transfers
http://www.unistream.ru/en/intro.php
ein Geldüberweisungs-Netzwerk mit Sitz in Moskau, welches nicht die Eröffnung eines Bankkontos voraussetzt.
Anelik Money Transfer
http://www.anelik.ru/eng/
Anelik System bedient mehr als 100 Banken in der Welt. Anelik hat seine höchsten Umsätze in den GUS-Ländern und im Baltikum.
Allure Money Transfers
http://www.allure.su/?lng=2
Das Allure Geldtransfer-System dient natürlichen Personen, sowohl den Einwohnern Russlands als auch Nichteinwohnern. Es bietet hohe Qualität bei der Durchführung von Geldüberweisungen in Rubel innerhalb Russlands und ebenfalls in andere Währungen im Ausland, ohne dass ein Bankkonto benötigt wird.
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Natürlich benötigt man Zugang zum Webmoney-Geld, wo man schon kein Bankkonto oder Geldzahlungskarte hat. Diese Geldüberweisungssysteme bieten solche Zugänge an Geschäfts-Plätzen rund um Moskau und diese Art der Überweisung führt zu mehr Komfort als die Bank Ihnen bietet. Schließlich könnte die Benutzung eines örtlichen Zahlungssystems zwecks Zugangs zum Webmoney-Konto die einzige Option sein, die für jemanden möglich ist, der in ländlichen Gegenden in Russland wohnt. Oft gibt es dort keine Bankomaten oder Bankfilialen. Aber ein Postamt gibt es schon noch. Und damit arbeiten diese Systeme zusammen. Innerhalb Russlands beträgt die maximale Summe für die Abhebung von Geld 300.000 Rubel, was einem Gegenwert von etwa 10.000 USD entspricht
Original: Mark Herpel, Webmoney Russian Non Bank Products &
Services (part 4), veröffentlicht auf americanchronicle.com am 17.10.2009
Übersetzung: Jörg Schäfer