Bei der Beschäftigung mit der Frage, wie man von Deutschland aus Zahlungen nach Russland und umgekehrt preiswert und schnell abwickeln kann (Ergänzung, 23.11.2012: siehe hierzu meinen später geschriebenen Artikel "Nur Bares ist Wahres"), stieß ich auf eine Serie zu dem Thema elektronischer Zahlungsverkehr, Zahlungsabwicklung ohne Banken in Russland. Mit dieser Serie verarbeitete der Amerikaner Mark Herpel Informationen, die er während eines mehrtätigen Besuchs in der moskauer Zentrale des russischen Unternehmens Webmoney Transfer 2009 gesammelt hat. Dabei vergleicht er die Zahlungsmöglichkeiten in Russland unter der Bedingung, dass man kein Bankkonto hat oder nutzen will, mit denen in den USA und kommt zu dem Ergebnis, dass die Einwohner in Russland ohne Bankkonto im Alltagsleben besser klarkommen können als in den Vereinigten Staaten. Im Internet ist die Serie zuerst im Digital Gold Currency Magazine veröffentlicht worden.
Ich habe diese Serie übersetzt und werde sie hier - mit expliziter Erlaubnis von Mark - veröffentlichen, im Wesentlichen ungekürzt und im Bemühen um sinngemäße Übertragung.
Manchmal verwendet Mark Werbesprache. (Mir ist nicht bekannt, ob er für seine Texte von Webmoney Geld erhalten hat.) Ich will hier nur erwähnen, dass ich mich mit so einer überschwenglichen Werbesprache nicht identifizieren möchte. Ich lasse ihn in meiner Übersetzung reden, verzichte aber, obwohl er die "Ich-"Form verwendet, auf die Anführungsstriche; nur um Missverständnisse zu vermeiden.
An der Veröffentlichung meiner Übersetzung seiner Recherchen ins Deutsche liegt mir, weil ich einerseits die Gebühren, die die russischen Banken bei der transnationalen Abwicklung des Zahlungsverkehrs nehmen, unverschämt hoch finde. So lohnen sich kleinere Geschäfte mit KMU-Partnern in Russland oft schon gar nicht, weil die Gewinnmargen für die Überweisungsgebühren drauf gehen. Zum Anderen zeigt diese Serie doch einen wichtigen Bereich des Alltagslebens der Einwohner Russlands. Auch wird hier das Unternehmen Webmoney Transfer porträtiert, ein modernes Unternehmen, dass seine Fühler in die ganze Welt ausstreckt.
Mark prangert in dieser Serie zugleich an, dass in den USA Bargeschäfte kaum mehr möglich sind und der Alltag ohne Bankkonto kompliziert. Der Kontrollwahn des amerikanischen Staates führe zu einer Diskriminierung der Armen.
Dazu passend fand ich gerade diese Meldung:
Die amerikanische Verbraucherschutzorganisation Consumers Union hat kürzlich mit einer Aktion vor dem Capitol in Washington die Amerikaner aufgerufen, bei ihrem zuständigen Senator Druck zu machen, damit verbraucherfreundliche Bankengesetze durch die Legislative gehen - und nicht durch die geballte Lobby-Power der US-Banken aufgehalten werden. In der Spontan-Aktion frisst die mannsgroße Puppe im Nadelstreifenanzug und schwarzen Schuhen einen überraschten Passanten (Quelle: Handelsblatt - Finance today, 5.5.2010 mit Link zu defendyourdollars.org).
In Russland werden die Möglichkeiten, die die Bürger ohne Bankkonto dank Webmoney und ähnlicher innovativer Unternehmen der Branche seit der großen Finanzkrise in 1998 hatten, durch ein novelliertes Bankenrecht wahrscheinlich bald eingeschränkt. Natürlich gibt es auch hier das Bestreben des Staatsapparates, jeglichen Zahlungsverkehr zu kontrollieren. Dazu bald mehr.
Ergänzung 23.11.2012
Inzwischen wurde ein Bundesgesetz über nationale Zahlungssysteme erlassen, dass den Gebrauch und Missbrauch von Webmoney, Yandex Money und einigen anderen reglementiert und Meldepflichten einführt. Das Gesetz ist am 14.06.2012 in der Duma beschlossen und am 22.06.2011 verkündet worden. - Link siehe meine Sammlung russischer Gesetze.