Letzten Freitagabend besuchte ich ein Volksfest in Karlshorst. Es war der erste von drei Deutsch-Russischen Festtagen an diesem Wochenende. Das Fest findet jährlich im Juni statt. Es war mein erster Besuch und ich fand es sehr unterhaltsam. Veranstalter ist der 2005 gegründete gemeinnützige Verein Deutsch Russische Festtage e.V.
Sind Sie Berliner oder Brandenburger? Vielleicht besuchen Sie das Fest im nächsten Jahr? Wer Kontakte zu Russen sucht oder sich auf seine Reise nach Russland im Sommer einstimmen will, ist hier richtig. Aber nicht nur...
Am Eingang zur Trabrennbahn warfen Ordner einen Blick in die Taschen der Besucher und wünschten einen netten Abend. Nach einem fünfminütigen Spaziergang muss man sich entscheiden, ob man rechterhand den Weg zwischen den Ständen, parallel zur Straße, nimmt oder ob man in Richtung Tribüne des Stadions geht, links vorbei an den Toiletten. Ich ging also links herum, zur Bühne gegenüber der Tribüne. Im Viertelsieben war sie noch verlasen. Die Jungens, die die Bühne oder die Tonanlage aufgebaut hatten und am Mischpult standen, gaben unmotiviert zur Antwort, die Prinzen werden auftreten und vorher eine Gruppe "die Kinder Sotschis" oder so ähnlich.
Ich umkreiste die Tribüne. Es gab Sport- und Spielmöglichkeiten für Kinder, gesponsort von Gasprom wie Trampolinspringen, Fußball-Scharfschießen mit
Geschwindigkeitsmessung, Fußball-Zielschießen usw. Die wurden aber, als es dämmerte, später aufgeräumt. Aber es gab noch anderes auf dem Gelände wie eine Rutschbahn, eine untergehende Titanic aus Luft.
Bei Essen und Trinken hatte man eine breite Auswahl zwischen süß und deftig, deutscher oder russischer Küche. Aber Kwass habe ich nicht gesehen, russisches Bier schon.
Volkskünstler stellten ihre Exponate aus, man konnte russische Belletristik günstig kaufen. Das Quiz des Russischen Museums in Karlshorst konnte nur lösen, wer es schon mal besucht hatte. Da gab es Bücher zu gewinnen wie das zur Ausstellung "Unsere Russen - unsere Deutschen" im letzten Winter. Ich habe kaum etwas vermisst. Spätaussiedler hatten in einem Zelt eine kleine Ausstellung organisiert zu den Regionen, in denen in Russland Deutsche lebten, oder woher sie kamen. Mit dieser Familie kam ich ins Gespräch, wurde eingeladen, doch am 21. Juni zum Folklore-Fest der Tataren in Berlin Lichtenberg im Park an der Parkaue zu kommen, zum Sabantui (Veranstalter lt. Poster: Tartarlar Deutschland e.V.).
Gerade wollte ich von diesem Stand, neben dem vor ein paar großen Boxen einige Frauen tanzten, losgehen, da sprachen mich zwei Mädchen an, die mich zu meiner Meinung zur bevorstehenden Fußball-EM befragten, Olga und Jewgenia. Sie studieren in Moskau Journalistik, am Sonntagabend müssen sie leider wieder abreisen. Gerade wird eine deutsch-russische Website von oder für Nachwuchs-Journalisten beider Länder aufgebaut: www.totschka-treff.de Momentan wird man von dieser Adresse aus aber gleich auf die Website des Goethe-Institus weitergeleitet. - Da waren noch mehr Jungjournalisten auf dem Gelände unterwegs.
Ja, wer Kontakte zu Russen sucht oder sich auf seine Reise nach Russland im Sommer einstimmen will, ist hier richtig.
Es gibt einige Organisationen, die hier ausstellten oder Informationsmaterial anboten wie der Deutsch-Russische Austausch, deren Logo am Abend zuvor in den Tagesthemen des ZDF im Hintergrund zu sehen war, als man Medwedjew, der bei Angela zu Besuch weilte, im Interview zeigte.
Oder der Rat russischsprachiger Einwanderer in Berlin/Brandenburg, weitere Vereine, pädagogische Einrichtungen, Sprachzentren, aber auch einige Reiseveranstalter nutzten die Gelegenheit zur Werbung.
Am nächsten Tage sollte es auch zweimal Simultanschach mit einem Großmeister geben, dessen Name mir nicht vertraut ist. Ich spielte ja lange Zeit aktiv Schach. Da erinnere ich mich an ein internationales Meisterturnier in Potsdam in den 80ern.
Ausrichter oder Partner war das Wohnungsbaukombinat in Potsdam. Der Freund meiner Schwester war Brigadeleiter und mit Kollegen eingeladen. Er ermöglichte mir, dass ich mit dabei war an einem Nachmittag, an dem spielfrei war, an dem sich ein paar Leute der Brigade mit den (Groß-)Meistern der DDR (Tischbierek, Knaack, Bönsch u.a.) und dem befreundeten Ausland im Kulturhaus Hans Marchwitza trafen. Da durfte ich dann mit den Meistern Blitzschach spielen. Dabei waren einige "lokale" Größen aus Wünsdorf. Unter anderem wohl auch Rustem Dautow. Für mich war das ein besonderes Erlebnis...
So ein Zufall. Es traten auf der Bühne Tänzer und Sängerinnen aus
Sotschi auf. Ich habe aber niemanden erkannt. Ich war selbst gerade erst dort und hatte die Bekanntschaft eines Musikers gemacht, der ab und zu noch auftritt, etwa im Teehaus.
Der Höhepunkt waren für die meisten aber wohl die Prinzen aus Sachsen. Die sprachen auch immer wieder mal einige Brocken russisch. Ich glaube, damit haben sie neue Freunde gewonnen. Die Stimmung war ausgelassen. Die Tribüne war nahezu voll besetzt. Hinten, wo die Zuschauer auf dem breiten Weg standen, vor der Tribüne, tanzten im Kreise Kinder und Jugendliche in weinroten und beigen Trachten (Kosakenuniform?) so enthusiastisch, dass es staubte. Deren Auftritt auf der Bühne hatte ich verpasst. Sie stachelten sich immer wieder gegenseitig an, eine Runde zu tanzen, sich möglichst schnell zu drehen.
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Ich bin etwas zu früh losgefahren. Denn gerade war ich mit dem Rad drei Minuten weggefahren, begann ein Feuerwerk, so gegen 22.30 Uhr. Erst für fünf Minuten, ich konnte noch einiges davon über Baumwipfeln sehen. Einige Autos fuhren schnell auf den Parkplatz, neben den ich stehen geblieben war, um von hier aus ungestört zu schauen. Als es aufhörte, fuhr ich weiter. Doch es war nur eine Pause, dann ging es erst richtig los, sehr prachtvoll. - Sie sind ja nun vorbereitet, wenn Sie nächstes Jahr das Fest besuchen.