Innerhalb Moskaus zählt für mich der Park in Kolomenskoje zu den schönsten Grünanlagen der Hauptstadt. Kolomenskoje lohnt besonders bei schönem Wetter einen Besuch, da man hier im Park spazieren gehen kann, mit einem ausgezeichneten Blick auf die Moskwa hinunter, bei Sonne schöner. Im Sommer gibt es am Hang neben dem Ufer am Wochende manchmal Freiluftkonzerte.
Zusammen mit meinem Freund besuchte ich den Park bei anfangs heiterem Wetter an einem Sonntagnachmittag im September 2010, just an dem Tage meiner Anreise. Wir konnten zu Fuß von seiner Wohnung aus hingehen. Man kann mit der Metro bis zur gleichnamigen Metrostation (Kolomenskoje) oder der (vom Zentrum aus) nächstfolgenden Station Kaschirskaja fahren.
Für den Park sollte man sich viel Zeit mitbringen. Ohne Besuch der Museen kann man schon gut 2,5 Stunden einplanen, eher mehr bei sonnigem, warmen Wetter.
Das Besondere in diesem Park sind der Zarenpalast im Süden des Parks, der aus Holz gebaut wurde, ohne Verwendung von Nägeln, die alten religiösen Gebäude, die Aussicht vom Hügel aus auf die Moskwa (nicht übersehen die Löwen an einem kleinen Gebäude mehr im Norden. Finden!) und ein Obstgarten. Wer Orte sammelt, die zum Weltkulturerbe gehören, ist hier richtig.
Nun habe ich Kolomenskoje im Juli 2012 wieder besucht, bei noch besserem Wetter, am Vormittag, wieder mit meinem Freund; dieses Mal auch, um den Park mit all seinen Attraktionen auch einer Kollegin aus Amerika zu zeigen. Ich habe also viele Fotos geschossen, um alle schönen in diesem kurzen Artikel zu zeigen. Deswegen gibt es hier die Galerie Kolomenskoje zum Stöbern.
Im Norden am Rande des Parks hatten wir Leute gesehen, die gebadet haben. Aber das Wasser schien mir nicht sauber zu sein, hatte einen bräunlichen Ton.
Aber zurück zum ersten Besuch:
Wir erlebten zwischen der St. Georgs-Kirche mit dem Glockenturm und der Erlöser-Christ-Kirche zwei Männer, die an einer "Glockenwand" spielten. Die Klangkörper waren schwere Metallplatten, die in Ketten von einem Gestell hingen. Ich habe von dieser Musik einen Mitschnitt gemacht, den ich hier präsentiere (javascript und Flash muss im Browser erlaubt sein, um es anhören zu können). Während man weiterliest, kann man sich das anhören (voher auf "weiter lesen" klicken, danach auf den Player).
Sommerresidenz des Zaren
Oberhalb einer Flussschleife der Moskwa liegt in einem weiten Park die ehemalige Sommerresidenz der Zaren, Kolomenskoje. Erste urkundliche Erwähnung fand dieser Ort schon im 14. Jahrhundert. Verschiedene Epochen haben ihre Spuren hinterlassen. In und am wunderschönen Park entstand ein Freilichtmuseum mit alten Holzbauten.
Leiter für den letzten Putz an den pilzartiken Zwiebeltürmchen einer neu errichteten Holzkirche in Kolomenskoje. September 2010
Auch das einfache Holzhaus Peters des Großen, das er sich in Archangelsk bauen ließ, ist hier ausgestellt. An der Kasse, die sich hier befindet, kann man Eintrittskarten auch zu verschiedenen wechselnden Ausstellungen kaufen, die sich hier oder in anderen Gebäuden im Park befinden. Es gibt mehrere Kassen auf dem Gelände. Eine befindet sich am Brauhaus, eine andere am Holzpalast.
Gleich am Eingang zum Park (von Westen kommend) hinter dem ersten Torbogen des Haupttores steht die Kirche der Muttergottes von Kasan. Zar Alexej, der Vater von Peter I., ließ sie 1660 bauen. Mit ihren blauen Kuppeln, auf denen goldene Sterne leuchten, strahlt sie bestechend schön.
Kasaner Kathedrale der Jungfrau Maria, 17. Jahrhundert. Kolomenskoje 2010
Zar Alexej ließ auch einen prachtvollen Holzpalast errichten, der leider nur noch im Museum als Modell zu besichtigen ist, da Zarin Katharina die Große ihn abreißen ließ.
Eindrucksvoll zeigt sich die Christi-Himmelfahrts-Kirche, die erste russische Zeltdachkirche aus Stein. Sie wurde 1533 zu Ehren der Geburt Iwans des Schrecklichen gebaut.
Aber die ersten Menschen siedelten in Kolomenskoje noch ein paar Hundert Jahre früher an. Es waren Bewohner der Stadt Kolomna, die um 1240 vor den Tataren/Mongolen geflüchtet waren, die von Batu Khan angeführt wurden, einem Enke von Dschingis Khan. Ab dem 14. Jahrhundert war Kolomenskoje Großgrundbesitz von Großfürsten und später der Zaren.
Der Obstgarten
Der Obstgarten ist eine Plantage mit Apfelbäumen und Pflaumenbäumen auf Wiesen. Den ließ ein Zar anlegen.
900 Apfelbäume und eine Pflaumenplantage gibt es im Kolomensker Park. Oft werden die Früchte vor ihrer vollen Reife gepflückt. Der Park ist öffentlich. Wenn nicht Du, dann nimmt die Äpfel bald ein(e) andere(r).
Die Bäume stehen in Reih und Glied. Sie waren (beim Besuch 2010) von den Gästen schon völlig geplündert worden. Die wenigen, die noch hingen, waren ziemlich sauer, noch nicht reif.
Gefallen hat mir die Treppe hinab zu einem kleinen Rinnsal, an dem wir einen Findling fanden.
Schöne Holzbrücke im Grünen. Kolomenskoje 2010
Dieses kleine Tal wird die Wunderschlucht genannt. Sie befindet sich südlich von der Plantage, auf dem Wege zum Holzpalast. Leute versuchen hier, Kleingeld auf den Findling zu werfen. Wenn es liegen bleibt, verspricht es dem Werfer männliche Potenz. Ich weiß nicht, wer sich das wieder ausgedacht hat.
Wünsch Dir was! Dieser Stein in der "Wunderschlucht" von Kolomenskoje hat eine besondere Kraft. Frauen, die sich ein Kind wünschen, sollten sich draufsetzen.
Das mit dem Münzen werfen ist in Russland offenbar noch ausgeprägter als in Deutschland, liegt wohl an der größeren Gläubigkeit der russischen Bevölkerung. Doch einige haben deswegen keine Bedenken und nehmen das geworfene Geld sogleich an sich. Gesehen vor dem Geschichtsmuseum am Platz der Revolution. Eine dürre alte Frau hob sogleich das Geld auf, dass zumeist Touristen über den Kopf hinter sich in einen Kreis mit Sternzeichen warfen, vor einer Kapelle neben dem Eingang zum Roten Platz.
Dieser Stein verspricht also dem Mann Potenz. Es gibt noch einen Jungfrauenstein in dieser "Schlucht". Er hat die Form eines Gedärms. Frauen, die sich ein Kind wünschen, setzen sich auf diesen Stein. Davon wusste ich auch im Juli dieses Jahres noch nicht. Beim nächsten Mal werde ich dem Rinnsahl von dort aus, wo man die Holztreppe hinunter kommt, dahin folgen.
Es gibt hier auch einen Naturlehrpfad. Ein Schild dazu sah ich jetzt im Juli oberhalb der Schlucht, hier ist es:
Kolomenskoje ist als Ausflugziel nicht nur für Geschichts- und Architekturfreunde interessant. Es wurde ein Naturlehrpfad angelegt, der auf dieser Karte eingezeichnet ist. Auch eine Führung zum Thema Pflanzenwelt im Park kann bestellt werden.
Der Holzpalast von Zar Alexej
Eine Überraschung war es, als ich beim ersten Besuch hier im September 2010 den Palast entdeckte. Der war zu jener Zeit gerade erst fertig gestellt worden. Leider fing es schon an kühl zu werden und einen Durchgang war es zu spät. Dieses Foto habe ich im Juli 2012 bei bestem Sommerwetter machen können. Drinnen war ich aber auch dieses Mal nicht. Die Zeit reichte nicht mehr; es war mein Abreisetag.
Das Schloss sieht wie ein Märchenschloss aus. Was den Deutschen Schloss Schwanstein ist, ist den Russen vielleicht dieser Palast.
Dacharchitektur am Kolomensker Holzpalast
Natürlich gibt es auch ein Restaurant, in dem ein großer silberner Samowar steht und in dem man unter anderem Schaschlyk essen kann. Natürlich nicht ganz billig. Wir haben das Essen nicht probiert. Ich habe einen Blick reingeworfen.
Viel Holz auch im Restaurant, das in der Nähe der Tageskasse des Holzpalastes befindet.
Also, vielleicht konnte ich Sie/Euch auf den Geschmack bringen. - Einen halben Tag einplanen!
In der Nähe der Metrostation gibt es übrigens einen Jahrmarkt, preiswertes Essen, Sandalen und alles, was Touristen so ad hoc brauchen.