Am Wochenende jetzt weckte eine Meldung meine Aufmerksamkeit, die über einen russischen Wikileaks-Ableger verbreitet wird. Ich wusste nicht, dass das mit der Sommer-Residenz für Putin bei Praskowejewka ein Geheimnis war.
Als ich im Herbst 2006 in Gelendjik war, kam ich mit einem Einheimischen in die Gegend von Praskoweewka. Es gibt da am Schwarzen Meer Steilküste mit Pizundawäldern, die für schöne, duftende, gesunde Luft sorgen.
Auf der Straße nach Djanchot (einem Dorf, an dem sich ein berühmter Künstler von seiner Krankheit nach der Verbannung nach Sibirien erholte) sahen wir viele Laster, die mächtig den Staub aufwirbelten. Und andere schwere Baufahrzeuge.
An einem Abzweig von unserer Straße befand sich eine neue Brücke über ein Flüsschen und dahinter führte die sich im Bau befindliche Straße bergauf in Richtung Meer, zu dem geheimnisvollen Projekt für die Staatsführung. Da staubte es gewaltig, Raupenfahrzeuge. Mein Begleiter sagte mir, hier wird die Straße zu Putins neuem Sommer-Landsitz gebaut. Die war wohl, genau kann ich mich nicht mehr erinnern, für die Öffentlichkeit, für die Einheimischen gesperrt.
Mich wundert es, dass das jetzt, 4 und ein viertel Jahr später, Wellen schlägt. - Waren wohl noch keine Korrespondenten aus Moskau hier vorher? Die Einheimischen dürften davon gewusst haben.
Warum sich wundern? Putin hat ja schon einige Villen als Präsident bzw. jetzt als Premierminister vermutlich auch zur Verfügung. - Wie die Rechtsverhältnisse darum geregelt sind, weiß ich nicht, aber ich würde schätzen, der russische Staat ist Eigentümer und das sind die üblichen Objekte, die für Staatsbesuche (Merkel war in Sotschi mindestens zweimal zu Gast bei Putin) zur Verfügung stehen.
Wir haben in Deutschland auch ein paar Schlösser im Land Brandenburg, wo z.B. Parteitage stattfinden oder eine Queen wohnen darf.
Ich frage mich gerade, ob die Objekte, die von den Rechercheuren Putin als Besitzer zugeschrieben wurden, von ihm an Präsident Medwedjew übergeben wurden, seitdem Medwedjew mit Putins Willen das Präsidentenamt übernommen hat. Oder ob die Objekte jetzt von beiden benutzt werden dürfen. Doch zu welchen Veranstaltungen außer Empfang
von Regierungsschefs und Ölscheichs noch?
Irgendwann vor ein paar Jahren hatte ich mal eine Website in russischer Sprache entdeckt, auf der die Datschen von Putin gesammelt wurden, wo möglichst viele Informationen über diese zusammengetragen wurden. Da hatte sich jemand oder eine Gruppe daraus ein Hobby gemacht, das zu erforschen. Ich schaue gleich mal nach, ob ich mir die Seite kopiert habe.
[Ergänzung 21.03.2013: 2011 ist eine dazu gekommen in Kaliningrad, am Osseeufer. Sie ist von einer Konstantinow-Stiftung offiziell finanziert worden. Der Neubau soll umgerechnet um die 75 Millionen Euro gekostet haben. Hochranginge russische Beamte nutzen die Residenz als Gästehaus, teilt man auf Russland aktuell im Artikel "Putins Palast an der Ostsee wird von Wellen unterspült" vom 6. März 2013 mit.]
Wenn jetzt Putins Sprecher Peskow behauptet, Putin hatte nie eine Beziehung zu diesem Gebäude, so glaube ich das keinesfalls. Es lässt sich freilich verschieden interpretieren, was hier eine Beziehung ist. Drin wohnen? Erst das?
Interessant wird jetzt zu erfahren, inwieweit hier Korruption im Spiel war, Unterschlagung und dergleichen Straftaten. Es ist eine allgemein verbreitete Ansicht, dass die Korruption während der Zeit Putins Präsidentschaft nicht eingedämmt worden ist.
Mein Guide von damals, die Exkursion zu Korolenko und zum steinernden Segel, ... ein guter, ehrlicher Mann. Ich werde ihn demnächst mal anrufen.
Meine Bezugs-Quelle:
http://infokrieg.tv/wordpress/2011/01/19/wikileaks-russland-geblockt-nach-bildern-von-putins-milliarden-dollar-konigspalast/
und einige andere Meldungen, die über Twitter verbreitet worden sind
Sammlung zu Putin, u.a. zu dessen Datschas:
http://www.compromat.ru/page_10373.htm
Meine heutige Leseempfehlung:
Jürgen Roth - Die Gangster aus dem Osten
Englischsprachiger Artikel in der New York Times vom 1. Dezember 2010 über die Wikileaks-Enthüllungen darüber, was man in US-Führungskreisen über Putin und Medwedjew denkt, über Erfahrungen von US-Diplomaten in Russland, über die Korruption, die Zusammenarbeit amerikanischer Unternehmen in Russland mit Beamten bzw. Leuten aus Regierungskreisen: Unter der Oberfläche - Düstere Sicht auf Putin und Russland.