Interessanter Blick von hier aus am Alex, denke ich, als ich in einer verglasten, auch etwas verschmierten Ecke in der 3. Etage des Cubix stehe. Ein Mädchen hat sich auf den Boden gesetzt und lehnt an einer dieser gläsernernen viereckigen Säulen, die hier wie Bistrotische verteilt stehen, rosa oder lila leuchtend. Sie erinnern mich an eine Lichtinstallation, die ich während des Festival of Lights im Oktober nicht weit von hier, neben dem Radisson SAS-Hotel gesehen habe und die ich einem Posting zu jener Zeit als Lichtblick dreingab. Der Wind heult um die Ecke. Wir fragen uns, ob wir ein gutes Los hatten.
Der letzte Samstag gehörte der Berlinale. Drei Filme habe ich mir angesehen. Am Nachmittag im Cubix mit einer Freundin ging es los. Als wir an der Kasse standen und nach Karten fragten, war ich nicht gut vorbereitet, hatte mir keine Wunsch-Top-Ten-Liste erstellt. Sie sagte, einfach einen Film, der gleich beginnt. So fiel die Wahl zufällig auf einen indonesischen Film.
Auffällig viele junge Asiaten, die den Film sehen wollen, stehen in der Schlange, als in den Saal eingelassen wird. Der Film heißt Laskar pelangi. Darin geht es um eine Dorfschule, die ums Überleben kämpft. Gerade so kommen die 10 Schüler einer Klassenstufe zusammen; die Mindestanzahl, die erlaubt, dass der Unterricht durchgeführt werden kann, von einer Lehrerin, die hier gerade anfängt. Wegen der Armut der Familien müssen viele Kinder, anstatt die Schule zu besuchen, arbeiten.
Die Botschaft des Films ist: Lernen, Bildung ist ein Menschenrecht. Gebt auch den Armen die Möglichkeit, sich zu bilden! Einer der Hauptdarsteller darf am Ende des Films, nach einem großen zeitlichen Schnitt, als junger Mann nach Frankreich reisen, um in Paris an der Sorbonne zu studieren. Er hat ein Stipendium dafür erhalten. Der Film war sehenswert.
Nach einer Stärkung mit Kuchen war es im Cubix so gut wie ausgeschlossen, noch eine Karte für den Film "Hilde" zu ergattern. Ich lief zum Friedrichstatdtpalast und hatte Glück, kaufte zwei Karten für beide hier gezeigte Filme. Gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Rosaroten Panthers 2 und saß oben in der vorletzten Reihe, ohne unmittelbare Nachbarn. So war die Enge für die Beine erträglich und keinem ging mein Lachen zu nahe. Da waren wirklich ulkige Szenen drin, köstlich.
Der dritte Film Tatarak des polnischen Regisseurs Andrzej Wajda war dagegen sehr ernst bis erschütternd. Hätte ich mir nicht antun müssen.
Alle drei Filme heute waren mit Untertiteln gezeigt worden; der erste und dritte mit englischen. Nur: Um Viertel nach acht saß ich fast auf demselben Platz wie im vorigen Film, nachdem ich mir meinen Po in der Pause zwischen den Filmen auf einem beheizten Sitz am Eingang gewärmt hatte. Und Punkt halbneun, als der Film "Tatarak" beginnen sollte, sagte eine Kinofrau an, dass der Film nicht, wie angekündigt, mit deutschen Untertiteln komme, sondern mit englischen. Jeder bekomme sein Geld an der Kasse zurück, an der die Karten gekauft wurden. Toll! Warum jetzt erst diese Ansage? - Es ist kaum noch jemand aufgestanden.
Aber dann konnte man in der ersten viertel Stunde die Untertitel während des Monologs der Frau in der Hauptrolle nicht erkennen. Denn sie standen unten in der Bildmitte, genau dorthin strahlte im Film die Sonne von außen durch ein Fenster in das Zimmer. Und viel zu kurz wurden die Untertitel eingeblendet, obwohl die Akteurin gar nicht so schnell sprach. Die Pausen wurden nicht ausgenutzt. Wer sollte da noch hinterher kommen?
Der Film hatte also streckenweise etwas vom Fernsehspiel. Die Protagonistin erzählt einem nicht sichtbaren Zuhörer die Geschichte in einem wenig möblierten Zimmer. Aber dann werden auch Szenen eingespielt, in denen man die Crew hinter der Kamera sieht, das Making-of gleich mit in den eigentlichen Film gelegt. Habe ich auch noch nicht gesehen. - So ist der Film mit den schlechten Untertiteln für Nichtpolen - neben mir saß ein polnisches Paar - nicht so gut zu verstehen.
Nur kurz habe ich anschließend noch daran gedacht, ob ich zum Sony Center fahre. Denn sollten nicht zu dieser späten Stunde erst die Preisverleihungen sein? - Die Verleihung des Teddys wurde auf ARTE ab Halbzwölf übertragen. Aber das zu Ende zu gucken war zuviel des Guten.