Mit der großen Verabschiedung auf der Hauptbühne, mit der Danksagung an alle Helfer durch die Kernorganisatoren fand die re:publica 2012 am Freitagabend ihren Ausklang, mit einer bunten Musikerkapelle. Ich fasse die Veranstaltung aus meiner Sicht zusammen, nenne die Podiendiskussionen und Vorträge, die mir besonders gefallen haben.
Die hier erwähnten Prominenten und Sprecher kann man auf meinem Flickr-Account im Album "rp12" ansehen.
Einleitung
Neu an diesem jährlich stattfindenden Bloggerkongress war das Domizil. Der Friedrichstadtpalast und die Kalkscheune sind inzwischen wohl zu eng geworden. Über das Warum des Wechsels habe ich mich nicht informiert, aber ich finde, die Station Berlin ist szeniger. Und da ja zu den Themenschwerpunkten auch Fundraising und Startups gehört, passte die Station besser. Hier fanden nämlich schon die Gründertage Berlin statt, bei denen sich die Branchen präsentieren, die an den Gründern verdienen wollen, Banken, Berater, Designer, Versicherungen.
rp12. Zum ersten Mal das Domizil für die re:publica: Station Berlin, Luckenwalder Straße 4. Blick in Richtung Hofausgang.
Da sind wir bei den Sponsoren. Dank auch der Sponsorengelder bekamen neben den Organisatoren all die vielen freiwilligen Helfer ihr warmes Essen, um das sich das Cateringunternehmen Monopol kümmerte, und die Getränke. Mit dem Aufbau der Stände ist am Sonntag, dem 30. April begonnen worden. Am 1. Mai wurde weiter aufgebaut. Die Helfer kamen zeitlich verteilt, manche um 8.00 Uhr, oder um 10.00, andere am Nachmittag.
Auspacken, hin- und hertragen von Gegenständen, ausdrucken von A4- und A3-Blättern und Anleimen an einer großen Wand in der Weise, dass sich ein großes Mosaikwortbild ("Action") ergibt, Leinwände aufstellen, Kabel legen und auf dem Boden verkleben, hier und da was handwerkeln und Basteln (Zurechtsägen von Brettern und Leisten), Verpackungsmaterial aufräumen, Kühlschränke für die Bars aufstellen, Bars mit Getränken bestücken, die Sets für die Registrierung der Freiwilligen als auch der Gäste sortieren und beschriften, die Stühle räumlich verteilen, nach Plan. All diese Aufgaben erforderten kleinere Aufgaben und das Suchen von Werkzeugen, gerade frei verfügbaren Freiwilligen, Suche nach Plänen oder den Planern (auch Architekten genannt).
Da dieses Domizil nun neu für diese Großveranstaltung war, fehlte auch Erfahrung dazu, wo(hin) was in welcher Menge am besten passt. Da es wohl keine zuverlässigen Zahlen dazu gab, wieviele Leute wann genau wo ankommen, um zu helfen, wieviele Sachen wann wohin geliefert werden, die zum Einsatz kommen sollten, musste viel ad hoc koordiniert werden. Da ist es gut, dass es ausreichend Fläche gibt, dass die Aufbauer sich nicht gegenseitig auf den Füßen stehen. Und gut gelaunte geduldige, anpackwillige Helfer. Tot gemacht hat sich keiner. Das Arbeitsklima war gut. Das warme Essen auch.
Und als es am Mittwochmorgen offiziell losging, sah auch alles so weit ganz schick aus. Ärger löste nur das zeitweise Fehlen der Internet-W-Lan-Verbindung aus, in manchem Raum. Vielleicht reichte die Bandbreite nicht für so viele Benutzer. Die Ursachen kenne ich nicht. Kein flüssiges Internet war auch schon früher auf der re:publica ein Ärgernis. Ach so: Es störten natürlich wieder zahlreiche umgestoßene, meist leere, Glasflaschen den Zuhörergenuss. Solidarität im Internet war eines der großen Themen (Anonymous, Revolutionen in Syrien und Afrika). Aber viele der republica-Besucher, die sich dafür interessieren, schaffen nicht mal solidarisches Verhalten damit, dass sie andere nicht mit ihrem Müll belästigen.
Ich war vom 1. bis 4. Mai auf dem Stationsgelände, über das hinweg die U-Bahn der Linie 1 donnert. Das störte in der Halle 3 (oder Stage 3 - auf der Bühne 3) ein bischen während der Podiumsdiskussionen.
Außer mit Internet waren die Gäste gut versorgt. Bis auf etwas Nieselregen am 3. Mai spielte das Wetter mit. Vor allem am ersten Tag war richtig gutes Grillwetter (Barbeque ab 17.00 Uhr). Für Frauen hätte man draußen den Weg zur Toilette (besser) anzeigen können (war in der re:fill-Bar versteckt, d.h. in einem kleinen Seitenhof.)
Der erste Tag - 2. Mai
An der Teilnahme an der Eröffnung der Republica war ich leider noch verhindert.
1. Für mich ging es am Mittwoch an der Bühne 1 mit Britta Riley (in einem auffallenden schräg beige-schwarz gestreiften Kleid) auf englisch los, gegen Halbeins. Ihr Thema: Getting broke, broken and forked for the planet culture - tools for planet fixer´s collective. Das war zum Warmwerden. Es ging um window farms, also an Schnüren aufgehängten Töpfen für Blumen, Kräuterpflanzen, vielleicht auch Paprika und Tomaten zu Hause, zur Ernährung, zur Verschönerung und für ein besseres Raumklima. Sie erzählte, wie die Idee geboren wurde und sich das Projekt entwickelte. Dank von Crowdfunding sehr gut. (Crowdfunding war dann am Freitag ein Schwerpunktthema auf der Bühne 3 [co:funding].) Ihr Thema drehte sich auch um Do-it-yourself (=DIY) oder, wie sie es bezogen auf ihr Projekt nannte: R&DIY - Research & Develop it yourself. Da sind wir schon fast wieder bei dem entrepreneurial design, in dem man sich am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam ausbilden lassen kann oder an der FU Berlin oder während verschiedener Veranstaltungen der Stiftung Entrepreneurship von Professor Faltin. Bei dieser Gelegenheit muss ich gleich auf den Entrepreneur-Summit hinweisen, der am 13. und 14. Oktober 2012 an der Freien Universität Berlin stattfinden wird. Der Kartenverkauf hat bereits begonnen. Die Nachfrage ist hoch. Ich habe 2010 teilgenommen.
Riley zeigte, wie sie Werbung für das Projekt gemacht hat, zeigte ihr Video, in dem sie in einem Park im Herbst ihr Projekt vorstellt, sympathisch und flüssig. Bis dieser Eindruck aber so allgemein rüberkam, hat sie weit über 100 Anläufe gemacht (die Zahl habe ich vergessen). Inzwischen verkauft sich das Zimmer-Gartenset für Fenster als grüner Rahmen schon ganz gut.
2. Dann aber kam was für Blogger Wichtiges. Auf der Bühne 5, in einem vollen Raum mit wohl mindestens 500 Zuschauern erzählte Rechtsanwalt Udo Vetter, wovor man sich als Blogger, Website-Betreiber hüten sollte und wo man sich nicht bluffen lassen soll. Diese Gelegenheit zur kostenlosen Rechtsberatung wurde rege wahrgenommen. Vetter als Freund der Blogger. Er erklärte, dass er Facebook einfach deswegen nicht nutzt, weil nun für diesen Service seine Zeit nicht mehr reicht. (Es ist ja schon heikel genug an sich, es richtig zu benutzen.)
Vetter, den ich auch schon auf der re:publica 2007 erlebt habe, begann seinen Vortrag "Spielregeln für das Netz - sicher publizieren in Blogs, Foren und sozialen Netzwerken" mit dem von deutschen Politikern gern gesprochenen Satz:
"Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein."
Dann erzählt er frei weg, souverän, unterhaltsam von ein paar Fällen aus seiner Anwaltspraxis oder was er im Web so aufgeschnappt hat. Sein Ziel ist heute, dass die Leute hier was lernen und ein bischen schmunzeln können. Sein lockerer Vortrag war tatsächlich für viele mit konkretem Nutzen verbunden, z.B. gleich zum Thema Selbstjustiz und Shitstorm, also dem Verunglimpfen von Personen unter Namensnennung und weiterer Identifizierung (z.B. Lieschen Müller aus Celle). Er machte darauf aufmerksam, dass es so gut wie immer auch noch Namens-Vettern gibt, die eigentlich gar nicht gemeint waren, die (deren Name) aber auch mit in den Schmutz gezogen würden. Die würden mit der Unterlassungsklage und Schadensersatzklage dann natürlich auch Erfolg haben.
Auch wenn jemand mich nervt, anmacht, heißt das nicht, dass ich ihn in die Öffentlichkeit, an den Internetpranger zerren darf unter Namens- und Adressnennung. Denn jedem stehen die Grundrechte auf Persönlichkeit und Datenschutz zu. Nicht jede Belästigung rechtfertigt eine Bestrafung, schon gar nicht eine private nach eigenem Rechtsgefühl. Bei so etwas machen sich Shit-Stürmer nicht genug Gedanken zur Unterscheidung zwischen Moral und Recht.
Entwarnung gab Vetter in Sachen Impressumpflicht. Solange das Blog nicht kommerziell ist, braucht man nicht viele Angaben zu machen. Und (auf Frage): Ja, für die Kontaktaufnahme eines Blogbesuchers, der den Blogger erreichen möchte, reicht auch, wenn der Blogger statt einer E-Mail-Adresse ein E-Mail-Kontaktformular in seinem Blog anbietet. Wer nur kleiner Affiliate ist und ein paar Banner eingebunden hat, um die Kosten des Blogs zu decken, gilt noch nicht als kommerziell mit seinem Blog (Es fehlt an der ernsthaften Gewinnerzielungsabsicht, J.S., so nicht von Vetter gesagt worden).
3. Anschließend wechselte ich zur Stage 6 zu einem weiteren Rechtsanwalt, nämlich Jörg Heidrich, der manchem der Anwesenden sicherlich durch seine Beiträge für Heise online bekannt ist. Sein Thema "Mit Marken gegen Meinungen" überschnitt sich teilweise mit dem von Uwe Vetter. Ich bemerkte eine etwas abweichende [...Next]
OstImpuls via Twitter
Zusammenfassender Bericht von meinem ersten Tag der re:publica #rp12 http://t.co/vtqkkVfq Bilder dazu im verlinkten Album auf Flickr. ...
Zusammenfassender Bericht von meinem ersten Tag der re:publica #rp12 http://t.co/vtqkkVfq Bilder dazu im verlinkten Album auf Flickr. ...