Wenn man abends durch die Sender zappt, stößt man leicht auf eine dieser Doku-Soaps über deutsche Auswanderer. Die laufen ja schon seit voriges Jahr sehr erfolgreich. Auf den öffentlich-rechtlichen lief nun ein Film von diesem Jahr über ein Paar, das nach Russland auswanderte. Vor wenigen Tagen lief er auf ZDF Info, zuerst im Juli auf 3Sat. Da war ich aber selbst im Ausland und konnte das nicht sehen. So komme ich mal wieder etwas spät mit meinem Hinweis.
Nun, mein Blog richtet sich auch an Expatriates und - Auswanderer. Es gibt schon Dokumentarfilme, die Deutsche in Russland zeigen, die dort leben und arbeiten, etwa den aus Anlass der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und St. Petersburg (oder wieviele Jahre waren das gleich?). Aber einen so wie diese Dokusoaps jetzt sah ich noch nicht.
Obwohl "nur" Bauer, haben die beiden ein ausgefülltes, zufriedeneres Leben dort als zuvor in Deutschland; und selbst wohl die jetzige Wirtschaftskrise dürfte ihnen und ihren Öko-Schweinen nicht viel anhaben.
Jetzt, wo ich gleich diese Frage stellen will, muss ich noch sagen: Ich hoffe, mein Blog wird auch (schon) von Spätaussiedlern, Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion gelesen.
Habt Ihr, wo wir jetzt die Wirtschaftskrise haben, schon dran gedacht, wieder zurückzukehren?
Zugegeben - diese Frage ist nicht ernst gemeint. Aber es gibt Möglichkeiten, der Krise vorerst mal zu entgehen. Mit guten Ideen. Legen Sie nur Ihre Skrupel ab!
Kürzlich las ich - ich weiß nicht mehr wo - eine Meldung dieses Inhalts:
Es gibt diese russischen Spam-Mails, in denen angeboten wird, Frauen Bescheinigungen zu beschaffen, in denen Ihnen ihre Schwangerschaft attestiert wird. Diese legen sie ihrem Arbeitgeber vor und der darf sie dann nicht mehr wegen des Mutterschutzes in Russland feuern. Eine russische Redaktion hatte auf so eine Spam-Mail geantwortet und den geforderten Preis gezahlt. Tatsächlich wurde dann so eine, scheinbar brauchbare, Bescheinigung zugesandt.
Irgendwann muss der Bauch aber mal dick werden. Irgendwann fliegt der Betrug ja auf. Es sei denn...
Ich stelle mir vor, wie die Frau, die gar keinen festen Partner hat und wegen der behaupteten Schwangerschaft beim Arbeitgeber und bei den Kollegen unter Erklärungsdruck steht, jetzt auf die Schnelle einen Mann sucht, mit dem sie aus der Lüge eine humane Wahrheit macht und nachträglich noch das angekündigte Kind zeugt.
Männer, die Ihr eine zeugungswillige Frau aus dem Osten sucht: Glaubt nicht, dass Eure Chancen damit steigen! Die Frau, der was an der Bleibe in ihrem Betrieb liegt, wird sich einen Mann aus ihrer Gegend suchen, den sie als Vater, als Alibi, auf Verlangen auch vorzeigen kann. Wollen Sie in der Krise nach Russland ziehen?
Schauen Sie sich die Meldungen über die Krise in Russland an! (Ich kam nicht dazu, darüber zu berichten. Aber sowieso mag ich nicht Nachrichten auf meinem Blog wiederkäuen, um nur Content zu produzieren.). Da bricht viel zusammen. Ich stehe in Kontakt mit Leuten aus der ehemaligen Sowjetunion. - Ja, es gibt auch einen starken Kündigungsschutz in Russland. - Aber lass´das mit dem falschen Attest mal herauskommen! Da wird dann streng durchgegriffen. Da dürfen Sie nicht auf solche Verfahrensrechte hoffen, wie sie in unseren Prozessordnungen stehen. Wobei - unsere Prozessordnung ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Ich hatte jetzt schon die Idee, eine Sammlung anzulegen über den Abbau unseres Rechtsstaats. Wir nähern uns amerikanischen und russischen Verhältnissen an. - Und wohin wandert man da aus? In die Schweiz? Nana, die wird auch bald in der EU enden. Die Schweiz ist gerade Teil des Schengener Abkommens geworden, wie auch schon die Nicht-EU-Länder Norwegen und Island. Das meldete am 12.12.08 Heise online. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen dem EU-Land Schweden und Norwegen ziemlich offen - habe ich selbst in diesem Sommer er-fahren. Das geht dann aber auch einher mit dem Austausch von privaten Daten der Bürger zwischen diesen Ländern und den EU-Ländern durch die Obrigkeiten, die Geheimdienste und Polizei.
Und die EU hat sich mit den USA über die Prinzipien über den Austausch von Daten zur - natürlich! - Terrorbekämpfung geeinigt, berichtete auch Heise, gestern. Bisher war ja der "Austausch" eine ziemlich einseitige Sache. Wir lieferten an die USA. Über SWIFT in Belgien und über die Flugbuchungssysteme, die GDS die PNR. Nun ist auch die Zeit gekommen, in der unsere Buchungssysteme mit denen in Russland kompatibel werden. Die Probleme mit der kyrillischen Schrift bekommt man in den Griff. - Terrorismus gibt es auch in Russland. Nehmen wir nur den Anschlag auf den Expresszug von St. Petersburg nach Moskau letztes Jahr... Und den Anschlag auf die Moskauer Metro.
Deutschland hat auf politischer Ebene einen guten Draht nach Russland. Man wird die Notwendigkeit erkennen, sich bei der Terrorismusbekämpfung zu helfen. Auch wenn Russland kein EU-Mitglied wird: Auch so könnte man daran denken, die Daten (wenigstens potenzieller) Terroristen auszutauschen zwischen Deutschland und Russland. Wir müssen unsere Gasleitungen vor terroristischen Anschlägen schützen. Damit sichern wir unsere Zukunft, den Nachschub von Rohstoffen. Und wenn wir dann erst die privaten Daten von russischen - oder besser gesagt: kaukasischen Terroristen haben, können wir weitere Geschäfte mit den Vereinten Staaten einfädeln: Wir werden den Austausch von Daten zwischen Russland und den vereinten Staaten vermitteln! Deutschland ist als Vermittler in der Welt beliebt. Das sollten wir viel stärker nutzen, um unseren Einfluss in der Welt zu verstärken! Also gut: nicht wir - alle. Sondern unsere Strippenzieher, Politiker, Lobbyisten.
Eigentlich sind ja gerade die der Grund dafür, auszuwandern. - Oder man zieht sich als Bauer, als Selbstversorger aufs Dorf zurück, ob nun in Deutschland oder in Russland, oder auf den Phillipinen - Hauptsache ohne Tschernobyl! Ich favorisiere ja die Anastasia-Siedlung. Leider existiert sie für Deutschland bisher nur auf dem Reißbrett.
Frohes Fest!
Ergänzung, 05.05.2012:
Elternzeit gab es in Russland bisher nur für Mütter. Ein Vater hat vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geklagt und Recht erhalten. Dass Väter keine Elternzeit in Russland bekommen, ist eine Diskriminierung befand im Oktober 2010 der EGHM, übrigens unter Korrektur seiner Rechtsprechung (Urteil aus dem Jahre 1998, Fall Petrovic). Der russische Verfassungsgerichtshof hatte die Ungleichbehandlung für gerechtfertigt gehalten, wegen "der besonderen Rolle der Frau in der Gesellschaft im Zusammenhang mit der Mutterschaft". Das ist freilich irgendwie zirkelschlüssig argumentiert.
Quelle: Mike Porcenaluk, "Gleiches Recht für Väter", http://verfassungsblog.de/gleiches-recht-fr-vter/
Ergänzung, 15.05.12:
Was steht schwangeren Frauen und jungen Müttern in Russland nach dem Gesetz zu?
Mutterschutz 70 Tage vor und nach der Geburt, also Kündigungsschutz und volle Weiterzahlung des Gehalts. Danach 14 Monate lang ein Gehalt in Höhe von 40 Prozent des bisherigen Gehalts, vom Arbeitgeber. Die Zahlungsmoral der Arbeitgeber hat allerdings nachgelassen, schreibt Pauline Tillmann in ihrem Bericht aus St. Petersburg zur Situation gekündigter Mütter in Russland Heute [Nachtrag, 17.04.2021: Der Beitrag steht nicht mehr unter der hier früher verlinkten url http://russland-heute.de/articles/2012/05/04/junge_muetter_fordern_ihr_gutes_recht_14455.html.]. Auch die haben jene oben erwähnten Spam-Mails erhalten. Das dadurch entstandene Misstrauen sollte nun nicht soweit gehen, dass man Mütter auf die Straße setzt, ohne auch nur ihnen eine Chance zu geben, ihre Schwangerschaft zu rechtfertigen. Sind ja nicht alle aus der Not der Wirtschaftskrise heraus geboren.