Die Russische Post benötigt seit diesem Jahr für die Beförderung von Paketen (statt zwei Wochen) bis zu zwei Monaten. Das führt dazu, dass bei vielen Versteigerungen im Internetauktionshaus Ebay und bei Verkäufen aus Ebay-Internetshops Russen nicht beteiligt werden, lese ich heute in der Online-Ausgabe der Obschtschaja Gaseta. Deren Meldung beruht auf einen Bericht des Kommersant.
Ein offener Brief über die Probleme der Russischen Post mit dem Versand von Waren war vergangene Woche im Forum www.ebay-forum.ru, auf dem Ebayverkäufer aus dem Ausland sich austauschen, veröffentlicht worden. Darin heißt es, dass die Qualität der Beföderungsdienstleistungen der Russischen Post seit Januar 2010 stark nachgelassen hat. Einige Käufer berichten, noch im Januar Pakete erhalten zu haben, die im November verschickt worden waren.
Diese etwas zu langen Fristen für die Beförderung von Waren spüren viele Verkäufer: viele Käufer halten sich mit dem Ausfüllen von Bestellformularen zurück. Die Regeln bei Ebay sehen vor, dass die Accounts von Verkäufern, deren Ware nicht binnen 30 Tagen nach Bezahlung bei den Käufern eingeht, gesperrt werden können. Deswegen sehen viele der Ebayverkäufer lieber davon ab an Russen zu verkaufen.
Auch bei anderen Internetshops treten Probleme mit dem Verkauf von Waren auf, darunter auch Amazon. In manchen Internetshops verwehrt man Russen die Onlinebestellung.
In einer Pressemeldung bestätigt die Post Russlands, dass sie derzeit nicht mit der rechtzeitigen Bearbeitung von Postsendungen aus dem Ausland nach Russland hinterherkommt.
Bis vor kurzem waren Käufe bei Ebay nur einem kleinen Benutzerkreis in Russland vorbehalten. Inzwischen gibt es russische Dienstleister, die Russen die Nutzung von Ebay erleichtern, als Vermittler agieren. EbayToday ist so ein Unternehmen, das seinen Sitz in den USA hat, aber eine russische Domain. Es wirbt damit, Russen bei Ebay ersteigerte oder gekaufte Waren aus den USA ohne große Schwierigkeiten zu beschaffen.
Die Inhaber des Unternehmens stellen sich nicht persönlich vor, ich nehme an, da sind russische Auswanderer darunter.
Ich habe selbst schon Weihnachtspakete nach Russland geschickt. Die kamen auch an. Doch war ich von den Empfängern gewarnt worden, dass Geld und Wertsachen häufig aus Paketen gestohlen worden sind. - Was soll man hier von den Postbediensteten auch mehr erwarten, als man von Polizisten in Russland weiß... Aber oft gibt es keine vernünftigen, sicheren Briefkästen. Das Bild oben mit dem blauen Kasten, der aufgebrochen wurde, das ist gar nicht so selten. Wer Pakete/Waren nach Russland versendet, sollte sich vielleicht erkundigen, ob der Empfänger über einen vernünftigen Briefkasten und hilfsbereite Nachbarn verfügt.
Die Russische Post sollte eigentlich nicht der Hinderungsgrund für den Verkauf von Waren nach Russland sein, meine ich. Denn jedenfalls in Berlin gibt es mehrere private Kurierfirmen, die mit ihren Fahrzeugen Pakete in kurzer Zeit an ihren Bestimmungsort in Russland oder Kasachstan bringen. Ich denke, das geht häufig sogar binnen einer Woche. Zahlreiche Russenläden in Berlin dienen auch als Paketstationen. Auch einige Speditionen bieten die Zustellung von Paketen nach oder aus Russland an.
Die geben sich wirklich Mühe zu zeigen, dass sie schnell und zuverlässig arbeiten. Ich erinnere mich auf einer Website eines solchen Dienstleisters gesehen und gelesen zu haben, dass man immer bei der Zustellung zum Beweis Fotos mit dem Empfänger und seinem Paket macht, das der Versender dann erhält.
Ich bin mir sicher, dass man guten Beförderungsservice auch in anderen deutschen Städten bekommen kann.
Der Online-Handel wächst in Russland stark. Otto ist in Russland sehr erfolgreich. Bei der Verteilung der Waren hilft DHL.
[Nachtrag, 8.4.2010:]
Ein weiteres Hindernis für die Nutzung von Ebay in Russland ist der Umstand, dass Paypal und auch andere bekannte Online-Zahlungssysteme sich nicht auf Russland erstrecken. Seit kurzer Zeit ist die Angabe eines Paypal-Kontos für Verkäufer auf eBay Pflicht. Das las ich vor ein paar Wochen in einer Meldung des Online-Nachrichtendienstes Heise. Doch Russlands Bürger können Paypal noch nicht nutzen. Bei Moneybookers war es bis vor kurzem auch so. Aber inzwischen ist russisch eine der Sprachen auf deren Website. Doch Russland erscheint dort nicht in der Liste der Länder, in die Geld versendet werden kann. Ich denke, das russische Devisenrecht erlaubt dem russischen Otto-Normalverbraucher nicht, solche Konten im Ausland zu haben. Aber momentan weiß ich nicht, welche Regelungen im russischen Devisengesetz hierzu vorgesehen sind.
Vor wenigen Tagen gab es aber Neuigkeiten von der Paketprüfungsfront. Die russische Post und der russische Zoll schöben sich gegenseitig die Schuld für die lange Dauer von der Entgegennahme von Paketen bis zur Zustellung zu. 80 Prozent der Pakete aus dem Ausland kommen über Moskau ins Land. Der Zoll kommt nicht hinterher mit der Kontrolle. Ohne Untersuchung auf Drogen, Medikamente, Waffen etc. kein Weiterversand. Um die 50.000 Pakete sollen sich schon angestaut haben, lese ich bei Russland Aktuell, die vermutlich ihre Infos aus der russischen Presse haben. Die Post soll jedenfalls schnell weitere Stellen besetzen, damit der Bearbeitungsstau abgebaut werden kann, wo gegenüber Januar und Februar 2009 64% mehr Pakete zu transportieren sind. Internethandel boomt jetzt also in Russland. Auch der Zoll soll Ende März 2010 15 weitere Mitarbeiter zur Auflösung des Staus abkommandiert haben.