Deutschlandradio meldete und berichtete am 28. und 29.4.2011 darüber, dass an russischen Tankstellen in manchen Regionen jetzt der Kraftstoff knapp wird und dass Russland erwägt, demnächst erst mal keinen Kraftstoff zu exportieren. Nanu, ist die Nachfrage vor den Mai-Feiertagen so stark angestiegen, weil jetzt viele Bürger Urlaubsreisen mit ihren Autos beabsichtigen?
[Nachtrag 30.4.2011: Die russische Regierung hatte im Zeitpunkt der Meldung, die ich hörte, schon beschlossen, aber nicht ein Exportverbot, sondern die Anhebung des Exportzolls um 44 % (Quelle Ria Novosti)].
Kraftstoffmangel in Russland, einem Land, das zu den größten Erdölproduzenten der Erde zählt! Im Ausland ist für die Erdölgiganten mehr zu verdienen. Und wo ein Gesetz zur Steuerung fehlt, leitet die freie Wirtschaft das schwarze Gold dorthin, wo mehr dafür bezahlt wird.
Deutschlandradio meldete am 10.02.2011, dass die russische Kartellbehörde ein Kartellverfahren gegen mehrere russische Erdöl-Unternehmen prüft, darunter Lukoil und Rosneft, die jeweils über eine Tankstellenkette verfügen. Lukoil-Tankstellen gibt es auch in Deutschland. Da frage ich mich: Werden diese Tankstellen noch weiter aus Russland, von ihren eigenen Ölquellen aus beliefert, wenn die Regierung ein Exportverbot beschließt?
Nach Angaben von Wedomosti könnte die Geldstrafe bis zu 9 % der Jahresgewinne der Unternehmen ausmachen.
Schon 2008 und 2009 hat das russische Kartellamt Bußgelder gegen Tankstellenketten verhängt.
Ich habe die Tagespreise mehrerer Tankstellen in Moskau und Woronesch fotografiert.
Demnächst erstelle ich an dieser Stelle noch eine Tabelle der von mir während der letzten Reisen gesehenen Preise. Ich kann schon sagen, dass die Preise, die ich im April 2011 in Sotschi sah, höher sind, als die voriges Jahr von Utro vermeldeten Rekordpreise, die ich im Artikel über das Autofahren in Russland auf Seite 1 erwähnt habe.
Machen wir mal eine kleine Überschlagsrechnung, um zu ermitteln, welchen Anteil der Sprit für das Auto an den Ausgaben eines typischen russischen Bürgers ausmacht:
In Sotschi liegt zur Zeit der Benzinpreis für 95 Oktan bei um die 27 Rubel. Das sind etwa 66 Eurocent. Da Sotschis Einwohner viel im Stau stecken, ist deren Kraftstoffverbrauch ziemlich hoch. Daher rechnen wir einfach mal mit 10 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer; die kosten ihn also umgerechnet etwa 6,60 EUR. Sotschi und Adler (wo sich der Flughafen von Sotschi befindet) liegen etwa 25 - 30 Kilometer auseinander. Rechnen wir mal damit, dass jemand von Adler nach Sotschi zur Arbeit fährt und für eine Strecke 50 Kilometer fährt. Dann fährt er 100 Kilometer am Tage und 500 Kilometer pro Woche allein nur zur Arbeit und zurück. Das sind 2.000 Kilometer pro Monat. Dann bezahlt er für Kraftstoff im Monat etwa 132 EUR.
Da kommt mir gerade die Frage, ob er seine Fahrtkosten von der Einkommenssteuer als Werbungskosten absetzen kann, bzw. unter welchen Voraussetzungen. Der Frage müsste man mal nachgehen, vielleicht im Russland-Forum recherchieren.
Ich schätze, dass das eher nicht der Fall ist oder wenn, dann unter höheren bürokratischen Anforderungen als bei uns. Denn ich habe schon was über die russische Umsatzsteuer gelesen. Bei Barzahlungen kann man die gezahlte Umsatzsteuer nicht vom russischen Finanzamt zurückerhalten. Aber gut, das ist ein anderes Thema.
[01.06.2011 Ergänzung: Nein, die Kraftstoffkosten für das Pendeln zwischen Zuhause und der Arbeitsstelle können nicht steuerlich abgesetzt werden, teilte mir ein befreundeter Jurist mit.]
Wir sehen jedenfalls, dass die Autokosten in der Regel noch höher sind als die für Lebensmittel. Außer den Kraftstoffkosten könnten unter Umständen noch welche für eine Garagenmiete hinzukommen, dann für die jährliche TÜV-Kontrolle bzw. Bestechungsgeld an die Kontrolleure, die die Betriebsbereitschaft des Autos jährlich zu kontrollieren haben, die Kfz-Haftpflichtversicherung und Kfz-Steuern.
Ich hatte in Teil 1 bereits was zu dem durchschnittlichen Einkommen geschrieben. In Sotschi jedenfalls verdient man klar weniger als in Moskau und St. Petersburg. Und die Nebenkosten für die Wohnung sind, sagte mir ein Sotschier Freund, auch recht hoch.
[Ergänzung 11.08.2012:] Zum ersten Juli 2012 sind die Benzinsteuern um 5,5 bis 5,7 % angehoben worden (entspricht etwa 50 Kopeken pro Liter). Zugleich gab es weitere Preiserhöhungen für Autofahrer. Geldstrafen wurden erhöht.