Im heutigen Teil geht es um Preise der Lebensmittel in Russland.
Auf einer Seite für deutsche Auswanderer las ich, dass die Lebensmittelpreise in Russland deutlich höher seien. Das kann man so pauschal nicht behaupten. Das träfe dann zu, wenn man sich in Russland weiterhin wie gewohnt von Fertigprodukten der Lebensmittelkonzerne ernähren will. Ich nenne dazu gleich ein paar Beispiele. Aber ich zeige auch, wo man im Vergleich zu Deutschland bei den Lebensmitteln sparen kann.
[Ergänzung 02.08.2012:] Euro am Sonntag 28/12 (für 14.- 20.7.2012) zeigt auf Seite 65 eine Grafik zur Kaufkraft, die zwei Ökonomen erstellt haben. Darin ist dargestellt, wieviele Big Macs ein Mc Donald´s-Angestellter von seinem Stundenlohn eintauschen kann, mit den Veränderungen zwischen 2007 und 2011 und das in verschiedenen Ländern und Regionen.
In 2007 konnte in Russland 1,19 Big Mac eingetauscht werden. In 2011 aber 1,70 Big Mac. Eine Steigerung von 43 %.
Zum Vergleich:
Westeuropa: 2007: 2,23 Big Macs. 2011: 2,11 Big Macs (Veränderung: -5%).
USA: 2007: 2,41 Big Macs. 2011: 2,19 Big Macs (Veränderung: -9%).
Infolge des überaus heißen und trockenen Sommers in diesem Jahr und der weitflächigen Brände ist Getreide in Russland knapper geworden und es wurden Preissteigerungen angekündigt für Produkte aus Mehl. Die Zeitung Westi meldete am 19. Oktober 2010, dass die Preise für Makkaroni-Produkte um die Hälfte steigen werden in den nächsten 6 Monaten. Der Direktor der ersten Makkaronifabrik in Woronesch, Andrej Kowaljow, sagte danach, dass es die benötigte Qualität von Mehl zur Herstellung der Pastaprodukte nicht in ausreichender Menge gibt. Daher sei abzusehen, dass man bald Getreide aus Kasachstan beziehen müsse. Die Preise für Getreide waren schon letztes Jahr für bestimmte Getreideklassen um das Doppelte gestiegen, aber bisher hatte die Makkaronifabrik von der Weitergabe dieser Preissteigerungen an die Verbraucher abgesehen. Aber weiterhin ist das nicht möglich.
Kürzlich (im Oktober 2010) gab es eine Spezialsendung ZDF Auslandsjournal über die Globalisierung unseres Fertig-Essens aus Supermärkten. Da hieß es, Deutschland hat in Europa die günstigsten Supermärkte, was den Einkauf von Lebensmitteln betrifft. Und wie man die niedrigen Preise erreicht, wird im Film am Beispiel einer Tiefkühlpizza gezeigt. Es werden auch die Kosten für deren Bestandteile genannt. Insgesamt kostet die Pizza 89 Eurocent (Es wurde aber nicht gesagt, ob für den Verbraucher oder für die Produktion, aber bei Aldi gibt es das Pizza-Dreierpack gerade für 2,49 €.) Tomatensoße aus der italienischen Region Lazio, Mozarello aus nordirländischer Kuhmilch, Salami von deutschen Schweinen, Herstellung in Berlin beim No-Name-Hersteller Freiberger Pizza (u.a. Pizza Alfredo - war kurz zu erkennen).
Wenn solche industriell hergestellten Lebensmittel von den Konzernen erst nach Russland transportiert werden müssen und für sie noch Zoll zu zahlen ist und andere Gebühren für Lizenzen, ist klar, dass sie dort teurer sind.
Wenn man sich auf russische Produkte beschränkt, kann man im Vergleich zu Deutschland vielleicht ein wenig sparen. In der Provinz sind Lebensmittel nicht selten nur halb so teuer wie in den Großstädten. Aber wenn einem die Wurst am Wurststand nicht zusagt, weicht man vielleicht eben doch auf ein Fertigprodukt wie Pelmeni oder Pizza aus.
Hier mal ein paar Beispiele mit Vergleich (Preise eingesammelt im September 2010):
Nutella Brotaufstrich
Bei Netto nebenan gibt es gerade Gläser mit 440 Gramm Inhalt für 1,89 € (Aktion: 40 gr geschenkt).
Nimmt man bei Aktionen noch größere Gläser, geht es noch billiger auf 100 Gramm gerechnet, in deutschen Supermärkten.
Dagegen sah ich in einem Moskauer Laden in einer Querstraße zur bekannten Einkaufsstraße Twerskaja ein Glas mit nur 180 Gramm, das kostete 100 Rubel, also umgerechnet etwa 2,50 €.
Die Schwartau-Marmelade im gleichen Regal kostete 107 Rubel für ein 340-Gramm-Glas, also etwa 2,70 €.
Oder bei der Supermarktkette Perekrestok in Woronesch kostete das Glas Nutella mit 350 Gramm 134 Rubel, entspricht etwa 3,25 €, und ein Glas mit 630 Gramm 240 Rubel, etwa 6 €. Man sieht: Krumme Zahlen beim Gewicht. Soll wohl die Vergleichbarkeit der Preise erschweren?!
Der Preisunterschied ist bei diesem weitbekannten Produkt krass.
Ausnahme:
Wo ich gerade bei Schokoladen-Brotaufstrich war: Die Milka sah ich in einem Laden der Supermarktkette Pjaterotschka für umgerechnet den gleichen Preis, wie sie hier bei Netto (79 Cent) verkauft wird; aber es war ein Aktionspreis. In einem anderen Laden kaufte ich eine 100-Gramm-Tafel für 29,90 Rubel. Die meisten Russen haben natürlich ein schlechteres Einkommen als Einwohner in Deutschland und werden sich daher Schokolade mit Alpenmilch selten leisten.
Nächstes Beispiel - Joghurt
Joghurt ist nach meinem Gefühl in russischen Supermärkten (in Großstädten) kaum günstiger als in deutschen. Die russische Joghurtmarke "Tschudo" wird sehr stark vermarktet, auch im Fernsehen.
Ein 4er-Pack Joghurt, kleine Becher (Marke weiß ich nicht mehr, aber jedenfalls nicht Ehrmann) kostete mich in einem Laden im Wohngebiet meines Gastgebers 64 Rubel. Teuer.
Es gibt aber auch kleine Joghurt-Becher zu im Vergleich zu Deutschland konkurrenzfähigen Preisen: "Alpengurt Sotschny", der Becher für 5,60 Rubel im Viererpack. Im gleichen Laden der Markenjoghurt "Tschudo" in der 1-Liter-Flasche kostete 52,90 Rubel (etwa 1,30 €). Bei Aldi gibt es Trinkjoghurt für 65 Cent die Halbliterflasche, also im Preis auf den Liter identisch. Aber in der kleineren Flasche ist der Tschudo teurer als der Aldi-Trinkjoghurt.
Milch
Milch ist im Moskauer Supermarkt im Allgemeinen, soweit ich es mitbekam, nicht günstiger. In den Regionen, auf dem Lande, holen sich die Leute Milch auch direkt von Milchautos, bringen ihre großen Gurkengläser dort mit hin. Milch ist dort sicher deutlich günstiger, wird aber schneller sauer.
Butter
Butter ist etwa gleich teuer wie in Deutschland. Ein Stück kaufte ich einmal für 29,80 Rbl (240 oder 250 gr).
Käse ist in Moskau und Woronesch vom Preisgefühl her eher teurer als in deutschen Supermärkten, in Woronesch wohl noch teurer als in Moskau, behauptete eine russische Freundin in Woronesch.
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Günstiger zu kaufen als in deutschen Russen-Lebensmittelläden bekommt man Kwas eine 2-Liter-Flasche für 24,90 Rubel kaufte ich. Für eine 2-Liter-Flasche bezahlt man in Berliner Russenläden 2 €.
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Es gibt eine russische Firma, die im Jahre 2000 damit anfing, russische Lebensmittel in Deutschland zu verkaufen. Die Firma Dovgan GmbH. Das ist ein sehr schweres Geschäft, sagt deren Geschäftsführer Andrej Kowaljow in einem Interview mit der Moskauer Deutschen Zeitung. (Artikel vom 7. Februar 2010). Mir fällt auf, dass auch der oben erwähnte Direktor des Makkaroniwerkes Andrej Kowaljow heißt.
Brot
Im ersten russischen Fernsehprogramm wurde etwa am 21.09.2010 in den Abendnachrichten ein Beitrag zu den Lebensmittelpreisen gebracht. Medwedjew wurde gezeigt, wie er im Supermarkt Brot kaufte, weil er die Preise im Lande vergleichen wollte. Sie liegen nach dem Fernsehbericht so bei 12 bis 14 Rubel, doch ich hörte nicht, bei welchem Gewicht. Ich sah zu solchen Preisen kleine Brote, etwa 400 gr. schwer. Das bedeutet, etwa 40 Rubel für 1 kg, also 1 €.
Hier ein paar meiner Lebensmittel-Einkäufe:
schwarzes Brot, 400 gr: 14,90 Rbl.
Trinkwasser aus der Flasche:
Wasser Lednaja, 0,5 l: 25 Rbl.
Gemüse
gebackene Bohnen in der Dose, 425 ml: 27,30 Rbl.
Salat
Sie wollen grünen Salat anrichten?
Grüner Salat wird von vielen Russen noch nicht geschätzt. Man mag nicht für Unkraut Geld ausgeben, Kraut, das auch am Wegesrand wächst. Kopfsalat ist selten zu bekommen; wenn schon mal, dann ohne Strunk, unten mit Gummi zusammengehalten; hält natürlich nicht lange frisch. Aber ich habe auch Salat in kleinen Töpfen mit Erde gesehen; sind aber kleiner als wir sie in Deutschland gewohnt sind.
Für so einen rohen Salat aus Blättern bezahlt man etwa 35 Rubel. In Moskau bezahlte ich 37,30, in Woronesch in einem Markt mal 35 Rubel.
Kräuter zum Salat. Nehmen wir einen Bund Petersilie und einen Bund Dill: kostete in einem Moskauer Discounter jeweils 26,90 Rbl.
Obst
Bei Obst gibt es prinzipiell kaum Unterschiede zu Deutschland. Kauft man Obst von Einheimischen aus dem Garten, ist es wahrscheinlich billiger als bei uns.
Pfirsiche: 1 kg im Laden der Firma "Agroaspekt" in der Kolomenskaja Uliza 17: 52,90 Rbl.
Äpfel: Royal Gala: 39,90 Rbl./Kilo., also ca. 1 € (nicht in einer Folientüte, sondern lose in der Stiege).
Bei REWE kosten Äpfel das Kilo 2 €, bei Aldi und Netto auch weniger. Bei Netto gab es gerade einen 2 kg-Beutel "Kinderäpfel" für 0,89 €. Also bei Äpfel lässt sich prinzipiell nicht sagen, dass sie teurer oder billiger sind.
Pflaumen (bei Pjaterotschka): 59,90 Rbl./Kilo (etwa 1,50 €)
Im Netto-Markendiscount gibt es im Oktober Pflaumen aus Italien (aber keine Bauernpflaumen) für 88 Euro-Cent für eine 1-kg-Schale (Aktionspreis).
Kuchen, Gebäck:
Piroggen kosten in Moskau an Kiosken pro Stück so zwischen 18 und 25 Rubel.
Beispiele meiner Käufe:
Slojka Swerdalow (Kiosk in Woronesch): 16,80 Rbl.
Apfelstrudel (schmeckte gut, wie aus Deutschland) in Woronesch am Kiosk: 34 Rbl.
Pirogge mit Marmelade am gleichen Kiosk:13 Rbl.
Kleine Torte mit Creme mit 6 Stücken (Kiosk in Woronesch): 144 Rbl.
Kuchen (bzw. Torte) mit Waldfrüchten belegt, 1 kg (in einem Moskauer Supermarkt der Firma "Garant Trade M" im Prospekt Andropowa 23): 221,20 Rbl.
Waldfrüchte
Blaubeeren: Kilogramm: (im Netto Markendiscount in Berlin: 12 EUR, 8.9.2010)
Heidelbeeren (Netto Markendiscount, Adlergestell. Schale. 200 gr?): 1,49 € am 27.09.10
rote Johannisbeeren: (bei REWE in Berlin: 8 EUR, 8.9.2010)
Pfifferlinge: Am Kiosk bei einer Metrostation Kolomenskaja in Moskau sah ich welche, die pro Kilogramm für 230 Rubel verkauft wurden.
[wird gelegentlich ergänzt]
Günstigere Lebensmittel
Günstiger als in Supermärkten kann man Lebensmittel in echten Märkten kaufen, vielleicht auch öfter frischer, und man hat zudem noch die große Auswahl, kann vergleichen und vielleicht verhandeln. Auf Märkten gibt es oft auch Kioske speziell für [...Next]