So ein Zufall! Gerade habe ich begonnen, eine Bilderserie von meiner Reise nach Baschkirien (Baschkortostan) zu bearbeiten, da finde ich auf dem Programm RBB einen Dokumentarfilm über Wölfe - in Baschkirien. - Ja, ich kann mehreren Beschäftigungen gleichzeitig nachgehen :-)
Ich fasse den Film zusammen: Ein Wolfforscher wird in seinem Bemühen begleitet, die Wölfe in Baschkirien am Leben zu erhalten. In weiten Teilen der Republik sind sie nämlich schon ausgerottet. Für neureiche Russen ist es ein Abenteuer, sie zu jagen. Sie sind nicht geschützt, jeder kann mit ihnen machen was er will. Im Winter werden sie mit Schneescootern durch den hohen Schnee gehetzt, bevor sie sterben müssen. Der Wolfforscher kann nun einen dieser Jäger für seine Idee als Sponsor gewinnen für Halsbänder mit einem Sender, der dem Wolf nach einer Hetzjagd durch den Schnee angelegt wird, ohne Betäubungsschuss. Der Jäger stürzt sich vom Motorschlitten auf den erschöpften Wolf und hält ihn fest, bis der Sender angelegt ist.
Ich hatte letztes Jahr einen ähnlichen Film über Tierschützer im Primorjegebiet gesehen, die um die Rettung der Taigatiger kämpfen.
Es gibt einige Reiseveranstalter in Russland, die mit Jagdreisen zahlungskräftige Leute anlocken; aber auch deutsche Domains fand ich mit entsprechenden Angeboten.
Manche solcher Reiseveranstalter waren/sind auch auf der ITB vertreten, die ja übernächste Woche wieder läuft. Für mich ist dieses Gebiet des Tourismus´etwas anrüchig.
Wir hatten auch hierzulande das Problem, dass es nicht genug großes Wild für den Jagdeifer abenteuerlustiger zahlungskräftiger VIPs gibt. Da reisten vom Westen die Freizeitjäger in die ostdeutschen Wälder an, um Dammwild oder Rotwild zu schießen.
Die mangelhafte Kontrolle der Abschüsse gefährdet den Bestand einiger Tierarten in den russischen Weiten. Und mit Geld kann man sich von vielen Strafandrohungen sowieso freikaufen. (Das ist aber auch in Deutschland so, machen wir uns nichts vor.) Durch den Absturz eines Hubschraubers der Fluggesellschaft Gazprom Avia im Januar dieses Jahres im Altaigebirge, der zur Jagd benutzt wurde und bei dem "Hohe Tiere" umkamen oder schwer verletzt wurden, zeigte, dass die Oligarchen und Gouverneure sich alles herausnehmen. Die toten Wildschafe, die am Unfallort gefunden wurden, waren wohl aus dem abstürzenden Hubschrauber gefallen. Dieses Argali-Wildschaf ist, wie ich auf Russland Aktuell lese, vom Aussterben bedroht und gilt daher als geschützte Tierart. Mit dabei war der oberste Jagdaufseher des Altai. Die Jagdgesellschaft hatte nur Lizenzen zum Abschuss zweier sibirischer Bergziegen und eines Maral-Hirsches.
Wenn Sie sich so eine Jagd leisten könnten und ein Abenteuer in Sibirien wollen - warum nicht einen Einsatz mit Tierschützern unternehmen? Sponsern Sie lieber diese anstatt russische Reisebüros, die sich nicht um den Erhalt der natürlichen Schätze im eigenen Lande kümmern, sondern diese indirekt mit ausbeuten!
Mir fällt als Beispiel ein: Reisen auf russischen Eisbrechern, auf denen Forscher arbeiten. Die lassen sich ihre wichtigen Arbeiten von Wohlhabenden finanzieren, die dafür mit dabei sein können. Da gab es auch mal eine Expedition mit Tauchgängen zur Titanic mit der Chance für Angehörige der mit der Titanic Ertrunkenen, mit abzutauchen. Aber gab es da überhaupt noch einen anderen Zweck als das Geschäft mit den Angehörigen, der als allgemein positiv für die Menschheit angesehen werden konnte? Daran erinnere ich mich nicht mehr.
Was könnte es noch für Möglichkeiten geben, der Natur, Wissenschaft und Kultur was Gutes zu leisten und dabei zu sein und zu erleben, wie das eigene Geld nützlich verwendet wird, dort wo staatliche Gelder gar nicht oder nur spärlich fließen? ... also auch solche Vermögenden anzusprechen, die nicht ausgesprochen altruistisch veranlagt sind und für ihr Geld eine echte Gegenleistung erwarten?
Anfang der 90er lernte ich als Freiwilliger ein Tierschutzprojekt der Tierschutzorganisation BIORAMA bei der spanischen Stadt Vic kennen. Eine Großgrundbesitzerin hatte an einem flachen Berghang ein Grundstück für das Projekt abgegeben.
In einem großen Käfig lebte ein Braunbär aus den Pyrenäen. Da die Braunbären hier auszusterben drohten, sollten sie sich hier vermehren. Die Freiwilligen aus verschiedenen europäischen Ländern (plus eine Freiwillige aus den USA) bekämpften den Rost am Käfig und strichen ihn neu. - Das war nun nicht abenteuerlich. Aber interessant die Begegnungen aus Ost und West. In unserem Zeltlager schliefen mit mir jeweils junge Männer aus Kiew, Tallinn und Riga. Ums Essen/Trinken brauchten wir uns nicht zu kümmern. Das gab es im Hause einer netten Familie nur 200 Meter weiter, in dem auch Kinder ihre Ferien verbrachten. - Ein Jahr später lebten in dem Käfig noch zwei Bären mehr.
Es gab auf dem Gelände in einem Käfig auch eine Gruppe von stinkenden Wölfen, die ein Tierpark kamen, für die sich kein Abnehmer fand.
Als Reiseveranstalter und Utilitarier würde ich solche Projekte unterstützen wollen. - Wie ist hier die touristische Erschließung des Baikalsees durch den Bau eines Fernwanderweges rund um den See zu bewerten, an dem Freiwillige verschiedener Länder teilnehmen? Gut für die Natur? Um die Schönheit der Natur erleben zu können, den Wert der Natur schätzen zu lernen, muss es auch Wege da hindurch geben.
In diesem Sinne geprägt haben mich Besuche in verschiedenen Nationalparks im Westen der USA (nein, Yosemite gehörte nicht dazu) und Kanadas und die Arbeit der Park Ranger dort. Zum Beispiel hatte ich im Glacier-Nationalpark in British Columbia auf einer geführten Wanderung mit einem Park Ranger auf dem Balu Pass Trail etwas über Bären gelernt. - Und kurz danach begegnete ich tatsächlich Bären, allein in der Wildnis. Vor Schreck zur Salzsäule erstarrt war ich nicht in der Lage, sie zu fotografieren. Anscheinend war das Paar in der Hochzeit und ließ mich in Ruhe. Ich hatte keine Chance herauszufinden, ob es Grizzlybären waren oder Schwarzbären (, die nicht immer schwarz sind). Den Unterschied zwischen ihnen und die notwendige unterschiedliche Begegnungsweise auf sie hatte uns unser junger Park Ranger erklärt.
In der nächsten Nacht hatte ich keinen ruhigen Schlaf. Da schlich wohl ein Bär um meine Blockhütte. Die hatte einen Drehknauf und ich fragte mich, ob der Bär diese Tür wohl aufbekommen konnte - ich hatte keinen Schlüssel zum Abschließen; schon am Lagerfeuer fühlte ich mich von ihm beobachtet. Eine Nacht vorher hatte ich noch einen deutschen Kompagnon in meinem einfachen Hüttchen, der ein paar Tage in dieser von einem Österreicher geführten Lodge zum Lachs-Angeln verbracht hatte. Das Haupthaus war aber etwa 200 Meter entfernt, getrennt durch ein kleines Wäldchen. Mein Rufen war bis dorthin nicht zu hören. - Aber der Bär hat nicht versucht, einzudringen. Vielleicht war es auch nur ein Vielfraß.
Filmtipp
"Russland - Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane", seit 13. Januar 2011 in den Kinos
weiterführende Links
Weiße Wölfe werden auch in einem neuen Dokumentarfilm von Arved Fuchs "Im Land der weißen Wölfe" gezeigt, der am 15.3.2009 auf 3Sat ausgestrahlt wird. Dabei ist er mit Schlittenhunden in der nördlichsten kanadischen Insel Ellesmere unterwegs. Vielleicht findet man den Film in einem der bekannten Videoportale
Die Gesellschaft zum Schutze der Wölfe e.V. lädt unter dem Titel "Wenn Wölfe reden könnten" zu einem zweitätigen Symposium am 25. und 26. April 2009 ein. Verhaltensforscher, Tierärzte und Wissenschaftsjournalisten aus Deutschland widmen sich dann in Vorträgen, Diskussionen und bei Führungen den Möglichkeiten beim Umgang mit dem Wolf. Die Veranstaltung in der Waldschenke Stendenitz steht allen Interessierten offen, doch um Anmeldung wird gebeten (E-Mail an rolf.jaeger@gzsdw.de). Mit eingeladen ist u.a. der Tierparkleiter von Neuruppin, Peter Mancke, der über seine Erfahrungen mit Wölfen (u.a. Aufzucht mit der Flasche) berichten wird.
(Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 14.4.2009, S. V1)
Wolfsschutzprojekte in Europa
http://www.euronatur.org/EuroNatur-aktiv.841.0.html
Drei tote "Lausitz-Wölfe" seit Jahresbeginn
http://www.euronatur.org/Projekte-aktuell.792+M5d74d45dc0b.0.html?&cHash=ecc90920b9