Im vorletzten Eintrag wünschte ich mir, dass die Deutsche Bahn AG auf den Andrang der Rad-Enthusiasten auf das berliner Umland reagiert und mehr als nur 4 Wagen hinter die Lok spannt. Bei einer Radtour vor 10 Tagen, zu der wir von Bernau aus mit dem Regionalexpress nach Chorin fuhren, gab es eine Erklärung für die bloß vier Wagen. Die Bahnsteige reichen nur für 4 Wagen, dann ist Schluss. - so z.B. am Bahnhof von Chorin. Unter uns war eine radbegeisterte Frau, die als Insiderin bei Bahnwaggons gelten kann. Sie meinte, beim Hersteller der Wagen, Bombardier, sucht man nach Lösungen, die volle Bahnsteiglänge auszunutzen. Entsprechend werden die Wagen auch in etwas längerer Version gebaut und können kombiniert werden, wie man es für die Bahnstationen an der jeweiligen Strecke braucht. Komisch, ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Letzten Samstag bin ich wieder auf meiner Hausstrecke gewesen, auf dem Radweg an der mittleren Havel. Dieses Mal mit dem eigenen Rad. Startpunkt war dieses Mal Potsdam. Im Mai 2009 war nun die komplette Strecke entlang der Havel eröffnet worden.
Was mir gegenüber dem Vorjahr, als die Teilstrecke zwischen Phoeben und Brandenburg an der Havel eröffnet wurde, auffiel, war die gute Beschilderung mit dem Radsymbol, Ortsangaben und Entfernungen. Die Kilometerangaben helfen mir gleich bei der Planung dieser Tour für Freunde demnächst. Aber wenn da steht: nach Werder soundsoviel Kilometer und nach Potsdam soviele, wo endet die Distanz? Am nächsten Ortseingangsschild? An der Stadt- oder Dorfgrenze (wo am Radweg Ortsschilder fehlen)? Beispiel: Der Weg führt ein paar Kilometer an Deetz vorbei, also am Ortskern. Da sind ja einige Alternativen unterwegs möglich. Mehr Übersichtskarten wären noch schöner, wie man sie in Deetz und Götzer Berge sehen kann.
Aufgefallen sind mir Radrastplätze, bestehend aus einer oder zwei Metallbänken, gegattert wie ein Zaun, ohne Lehne, aus Metall, in blauer Farbe, ein entsprechender "Tisch" und manchmal auch zwei Fahrradständer. Machte sich gut, als ich auf dem Damm in der Nähe der Ketziner Fähre gegen den Wind kämpfte und eine Pause brauchte.
Da ist es praktisch, eine Gepäckträgertasche dabei zu haben für den Proviant.
Obstplantagen
In Höhe von Schmergow gibt es eine Kirschbaumplantage und eine Plantage mit Apfelbäumen. Wer soll all die Kirschen pflücken? Meine Eltern erzählten, in Schenkenberg (liegt nicht an dieser Fahrradstrecke) kann man kostenlos in den Plantagen Kirschen pflücken, und trotzdem ist kaum Bedarf da. Naja, die Städter wissen das nicht. Und auf dem Dorf haben viele genug in ihrem Garten stehen. Unsere Knupperkirschen sind dieses Jahr endlich wieder gut. Wenig geplatzte (vor dem Gewitter mit starkem Regen am Sonntagabend jedenfalls), keine Maden, relativ wenig Stare, die sie dahinraffen.
Es gibt einige interessante Sehenswürdigkeiten zwischen Potsdam Hauptbahnhof und Werder. Eigentlich fängt der Havelradweg an der Mittleren Havel ja erst in Phoeben an. Dahinter in Richtung Osten habe ich bisher noch auf keiner Karte den einheitlichen Namen Havelradweg gesehen.
Vom Hauptbahnhof in Potsdam aus fuhr ich auf den nahen Telegrafenberg und war zum ersten Mal auf dem Gelände, das den Meteorologen, Klima- und Meeresforschern, Seismologen und so weiter als ruhige Arbeitsstätte dient. Und zufällig war die RBB-Wetteransagerin am Samstagabend eben dort und ließ sich den längsten Tag des Jahres von einem Astronomen unter der Kuppel, die ein Sternenfernrohr beherbergt, erklären. - Den Einsteinturm hatte ich am Samstagmittag für mich allein.
Und dann erfuhr ich noch etwas über die alte Telegrafenstrecke von Berlin über diesen Berg nach Hessen, in einer Ausstellung in einem Gebäude auf dem Gelände, in dem sich auch eine Kantine befindet. Auf das Gelände war ich zuvor einem Radfahrer gefolgt. Als ich nun wieder rausfahren wollte und noch beim Pförtnerhäuschen an der Geländekarte einen Moment verweilte, beschwerte sich der Pförtner über meine Dreistigkeit vorhin, ihn nicht mal zu fragen, ob ich hier rein kann. Ich glaube, er hätte mich schon gelassen, aber nicht einfach ignorieren! - In dem Moment hatte ich mal keine Skrupel gehabt und woher soll ich wissen, dass der Radfahrer, dem ich gefolgt war, am Samstagmittag seine Arbeitsstelle hier aufsucht. Könnte ja ein Fremder Neugieriger sein wie ich. Gedankenlosigkeit schützt manchmal vor einem schlechten Gewissen.
Nächste Sehenswürdigkeit: Kurz vorher, auf dem Telegrafenberg, nebenan im Walde, vor dem Friedhof, entdeckte ich einen tollen Hochseilgarten, ziemlich neu. Deswegen muss meine geplante Tour früh beginnen, um das Abenteuer mal auszuprobieren...
Ich umrundete die Halbinsel Hermanswerder. Da gab es gerade das 8. Festival Rock am Wasserturm. Es gibt hier zwei Anlegestellen für das Wassertaxi. Eine gehört dem Inselhotel. Einige Sehenswürdigkeiten will ich hier gar nicht nennen, denn ich will meine Teilnehmer später noch überraschen.
Tipp:
www.potsdamer-wassertaxi.de
Aber jedenfalls in Caputh gibt es einiges Sehenswertes und man kann bei schönem Wetter hier locker 3 Stunden verbringen. Und deswegen wird es zeitlich etwas eng, wenn man sich Brandenburg an der Havel als Tagesziel vornimmt. - Ich hatte Glück und nahm an einer Führung durch das Sommeridyll-Haus Albert Einsteins teil. Einstein hatte sich das Gelände an einem Hügel 1929 gekauft. Seine speziellen Wünsche für das Sommerhaus hatte der junge Architekt Konrad Wachsmann umgesetzt.
Im Bürgerhaus Caputh gibt es eine Ausstellung zu Einsteins Sommer-Idyll
Öffnungszeiten des Bürgerhauses:
April bis Oktober täglich (außer Montag): 11 bis 17 Uhr.
November bis März Fr. bis So., 11 bis 17 Uhr
Tel.: 033409/21 77 72
Die Preise in den Restaurants oder am kleinen Obst- und Honigstand an der Fähre sind auf Berliner Niveau. Im Heimathaus neben dem Schlossgarten bekommt man günstig Kaffee und Kuchen und kann man sich gemütlich in die gute alte Zeit zurückversetzen, als Moral noch was zählte :-)
Wenn man mit der Fähre auf die andere Seite übergesetzt ist und ein paar Kilometer weiter nach Werder fährt, wird man mit diesem schönen Ausblick belohnt.

Höchster Punkt in Werder - Blick auf die Havel