Eine asphaltierte Piste, so breit, dass gerade ein PKW drauf fahren kann. Radfahrer müssen dann aber Platz machen. Das musste ich gestern schon mal tun. Die Strecke ist fertig von Phoeben bis Gollwitz. Nur eben noch nicht offiziell übergeben. Ich glaube nicht, dass sich Autofahrer, die sich hier breit machen, darüber Gedanken machen, dass die Piste noch nicht den Radfahrern formell gewidmet worden ist. Es ist schönes Wetter und sie wollen sich ein schönes Plätzchen im Grünen suchen, am Havelufer, an der Mittelhavel, westlich von Potsdam. Es ist Sonntag.
Als ich gestern mit dem alten Rad meines Vaters losfuhr, wusste ich noch nicht, wie weit es bis zum östlichen Ende des Radweges ist. Letztens suchte ich ihn auf den neuesten Radkarten in einem ausgesuchten Laden, fand aber nichts. Bei uns, im Dorf meiner Eltern, ist der Radweg aber schon eine Zeitlang ein Gesprächsthema. Die Strecke, die zu unserem Dorf gehört, hatte ich schon am Ende dieses Winter abgelaufen. Weil er bei uns durch Wald führt, habe ich so meine Bedenken über die Befahrbarbarkeit im Herbst und Winter. Das Laub wird ihn glatt machen. Wird er von Schnee geräumt werden? Da bin ich skeptisch, dass man ihn pflegen wird. Es wird kein Weg für alle Jahreszeiten, denke ich. Zwischen November und März werden kaum Touristen hier spazieren fahren.
Aber erst mal lässt er sich sehr schön befahren. Vor zwei Wochen bin ich den westlichen Teil bis Gollwitz abgefahren, gestern nun den mittleren Teil und östlichen Teil bis Phoeben. Ich bin froh darüber, dass es diesen Radweg jetzt gibt. Einige Leute aus meinem Dorf werden jetzt auch etwas mehr Sport treiben. Ich glaube, es wird bald auch mehr Badestellen an der Havel geben. Denn ohne diesen Weg gab es doch kaum Leute, die hier am Ufer entlangspazieren, geschweige denn mit dem Rad über Maulwurfshügel balancierten. Jetzt bekommt man leicht Zugang zu ruhigen Stellen. Ich hoffe, die Vögel, die hier nisten, werden nicht gestört.
Dort, wo der Weg ab und zu eine Straße kreuzt, gibt es eine rot-weiß gestreifte Straßensperre. Diejenige an der Straße nahe der Fähre bei Ketzin haben sich Autofahrer schon zur Seite geschoben. Dort in der Nähe kamen mir zwei PKWs entgegen, wahrscheinlich mit Picknick-Korb im Kofferraum. Auch mit Autos rechnen muss man zwischen dem Ortsausgang im Westen von Phoeben und dem Gestüt oder Reiterhof mit den Koppeln und dem Springreitplatz. Hier führt ein Reitweg ein kleines Stück direkt neben dem Radweg entlang, getrennt durch ein Geländer.
Viele Yachten und Segler waren gestern unterwegs. Aber die Havel mit ihren Inseln und Buchten, dem Schilfgürtel, bietet zahlreiche Plätze, an denen man ungestört für sich auf dem Wasser sein kann. Die Radstrecke ist wirklich abwechslungsreich. Ich bin Havelländer. Aber die Ufer der Havel ab Götzer Berge Richtung Werder kannte ich bisher kaum. In Deetz wird man etwas vom Wasser weggeführt, muss man um die Deponie herum fahren. Außer den künstlichen Hügeln der Deponie gibt es immer mal wieder natürliche Hügel zu sehen. Aus der Ferne sieht man den Götzer Berg, dann einen Hügel in Deetz und einen in Phoeben, den sogenannten Wachtelberg (in Götz gibt es auch einen), auf dem ein Turm mit Antenne steht. Die Möglichkeiten zur Einkehr können noch besser sein, insbesondere im westlichen Teil.
Ein Cafe gibt es in Deetz, in der Nähe der Ziegelei, einige Möglichkeiten in Phoeben. Hier gibt es auf der Hauptstraße auch einen Fischladen mit Fisch aus der Havel. In Götzer Berge wird man im Feriencamp versorgt, im Speisesaal des ehemaligen Ferienlagers "Mikrosa Leipzig". Allerdings liegt es nicht direkt am Wege, sondern man muss, wenn man die Dorfstraße, von den Deetzer Erdelöchern kommend, erreicht, nach links abbiegen und bis zum Ende des Dorfes fahren, vorbei an einer Koppel mit Pferden, in Richtung des Wachtelberges. Es ist nicht weit.
Malerisch ist das Stück zwischen den Erdelöchern, die sich zwischen Deetz und Götzer Berge befinden. Hier wurde früher Ton für die Herstellung von Ziegeln gewonnen. In Götz und Deetz gab es viele kleine Ziegeleien. Das heißt in meiner Kindheit waren deren zugewachsenen Ruinen Plätze meiner Entdeckungstouren. Auch mein Vater hatte sich hier schon mit seinen Kameraden herumgetrieben. Einer setzte sich in eine Lore und die anderen schoben sie über die Schienen. Manchmal entgleisten sie und landeten im Wasser. So eine Lore ist in Deetz an der Ziegelei zu sehen. In einem der Löcher zwischen Götz und Deetz, von denen viele miteinander verbunden sind, kann man auch baden.
Wo man Götzer Berge an einer Linkskurve in Richtung Götz verlässt, kann man auch mal gerade aus weiter auf einem Wege fahren, der durch Sumpfwald führt. Dann kommt man direkt zur Havel. Hinter einem Teich auf der rechten Seite kann man einen einspurigen Weg nehmen und kommt nach zirka 80 Metern an eine Bucht. Das war zu DDR-Zeiten ein beliebter Badestrand.
Vor einem Jahr zu Ostern begegnete ich hier dem Eigentümer des nächsten Bungalows, ein Ortsfremder. Er hatte sich schon intensiv mit der Geschichte des Ortes beschäfigt, also über die Großgrundbesitzer und die Ziegeleien. Das Grundstück sperrt nicht das Ufer ab, aber das Ufer ist schon längst zugewachsen. Vom Sandstrand ist nichts mehr zu erkennen. Es gibt nur mehr Bootsstege. Man kann den Weg durch den Sumpfwald noch etwas weiter fahren, passiert einige Bungalows und bekommt auf der rechten Seite noch einen Blick auf die Wasserstraße. Hingegen ist jetzt der Zugang zur Spitze der Halbinsel zugewachsen und durch einen Zaun versperrt. Voriges Jahr bin ich noch bis ganz nach vorn durchgekommen.
Badestellen direkt an der Havel findet man aber auch in Deetz und Phoeben. Entlang der Strecke wird man vom Froschgequake begleitet, kann man manchmal Fasane krähen hören (wenn man Glück hat auch sehen), Greifvögel bei ihrer Jagd beobachten.
Die ganze Strecke kann man so in 1 h 45 min bis 2 h 15 min befahren, wenn man keine längeren Pausen einlegt. Eigentlich soll die Strecke ja bis nach Brandenburg an der Havel gehen. Aber in Gollwitz wird erst einmal nicht weiter gebaut. Mein Vater, der es aus der lokalen Zeitung weiß, sagt, die Stadt Brandenburg streitet sich über den Verlauf des Radweges mit ... ich glaube dem Land Brandenburg. Die Stadt soll sich finanziell beteiligen. Aber sie ist hoch verschuldet. Ich habe mich über den Streit noch nicht genauer informiert. Jedenfalls kann man in Gollwitz noch am Ende des Weges noch etwas weiter am Wasser entlang fahren, kann dann zum Emster-Havel-Kanal kommen. Daneben gibt es einen etwas zugewachsenen Weg (gerade jetzt im Frühling). Dem bin ich gefolgt und kam zur Bundesstraße Nr. 1. Hier gibt es einen Radweg nebenher nach Brandenburg. Inwiefern dieser Streit die offizielle Eröffnung des Radweges hinauszögert, weiß ich nicht.
Wie kommt man an den Radweg von Berlin oder Richtung Magdeburg aus?
Man kann mit der Regionalbahn bis zum Bahnhof in Götz fahren, mit dem Fahrrad hier aussteigen, ins Dorfzentrum und weiter zur Havel herunter, dann kommt man auf den Radweg. Man kann auch in Werder aus dem Zug RE 1 aussteigen und nach Phoeben radeln, nur ein paar Kilometer. Vom Brandenburger Bahnhof (im Südosten der Stadt) fährt man stadtauswärts Richtung Potsdam, fährt bei Wust an einem Einkaufskomplex vorbei und biegt an der Brücke über den Havel-Emster-Kanal links ab nach Gollwitz. Erwähnenswert ist noch, dass man in Höhe von Ketzin mit einer Fähre auf die andere Havelseite gelangen kann. In der Kleinstadt Ketzin gibt es verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Übernachtungsmöglichkeiten und ein kleines Heimatmuseum.
Von Ketzin bis Paretz, wo man sich das Schloss ansehen kann, sind es etwa 2 km. Das Schloss Paretz wurde mit Hilfe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg renoviert. Eintritt in der Sommersaison ohne Führung kostet 4,00 € (ermäßigt 3,00 €), mit Führung 5.00 € (ermäßigt 4,00 €). In der Nähe gibt es auch ein Café oder Bistro. Es gibt einige Plätze am Havelradweg, an denen man sich gern länger aufhält. In Götzer Berge kann man im Feriencamp Götzer Berge einkehren, sich dort auch ein Kanu ausleihen oder vielleicht auch eine Angel. Hier kann man auch günstig in Bungalows übernachten, am Waldesrand. Aktualisierung: Das Feriencamp wurde 2012 geschlossen. Aber in der Mitte der Ortschaft gibt es ein Gasthaus in rosa mit [...Next]