I. Handy nach Russland einführen
Am 3. Juni 2004 fand ich unter der heute nicht mehr aktuellen Domain http://www. tarif-express.de/magazin/kw3102/
eine Meldung, nach der man als Tourist beim Passieren der Grenze zu Russland sein Mobilfunkgerät anmelden musste, mit Modellbezeichnung, Seriennummer und Mobilfunknummer. Klar, dass man so leicht vom Geheimdienst zu orten war. Zumal ja die Einführung eines zweiten Mobilfunkgerätes nach jener Meldung verboten war. Heute ist Russland etwas liberaler. Kann mich nicht erinnern, eine entsprechende Belehrung irgendwo gesehen zu haben.
Von daher möchte ich empfehlen, dass Sie sich ein älteres zweites Mobilfunkgerät, wenn vorhanden, mit auf Ihre Reise nach Russland nehmen, mit passendem Ladekabel und ohne Simlock. Denn:
II. Handy schaltete sich aus, obwohl Akku nicht leer war
Obwohl mein Akku laut Akku-Anzeige nicht leer war, schaltete sich mein Handy ab und zu bei Benutzung der russischen Simkarte aus. In St. Petersburg kam das ziemlich häufig vor (2005, 2006); auch in Rostow. In Sotschi selten. Vermutlich wäre das auch passiert, wenn ich die deutsche Simkarte im Roamingbetrieb benutzt hätte, oder?
Mich interessiert, wer selbiges auch erlebt hat und wer eine Theorie dazu hat.
In diesem Zusammenhang können Sie weiter recherchieren mit dem Stichwort "Kill switch".
Das zweite Handy (siehe oben) kann man dann für die zu erwerbende russische Simkarte benutzen, während man auf der deutschen Nummer weiterhin erreichbar ist. Denn wer hat schon ein Handy für zwei Simkarten?
III. Handyschmuggel
Bis 2005 waren 90 % aller in den russischen Markt importierten Mobilfunktelefone (russisch bezeichnet als "Trubka" oder "Mobilnik") Schmuggelware. Es gab einen großen Graumarkt. Scheinfirmen führten Handys unter Umgehung des Zolls ein. Aber im Sommer 2005 hoben russische Behörden solche illegalen Firmen aus und beschlagnahmten große Mengen von Handys.
(Quelle: Heise-Meldung vom 6.9.2005,http://www.heise.de/newsticker/meldung/63654)
IV. Anrufe aus Deutschland nach Russland zu Mobilfunkgeräten
[Dieser Abschnitt IV. wurde zuletzt ergänzt: 19.11.2016]
Die Auslands-Vorwahl für Russland ist (aus Deutschland) 007 oder +7. Anschließend wählt man die dreistellige Nummer des Telefonproviders (z.B. 918) und dann die Rufnummer. Oder ins Festnetz: anstelle der TK-Vorwahlnummer die Stadtvorwahlnummer (z.B. 812 für St. Petersburg).
Mobilfunkstandards sind in Russland GSM 900 und GSM 1800.
Russland hat sich ein eigenes Satellitenfunksystem aufgebaut: GLONASS. Moderne Smartphones unterstützen das.
Das russische Post- und Fernmeldeleitungsnetz ist stark veraltet. Bei Anrufen nach Russland kommt es öfter vor, dass man in der Leitung noch Stimmen von anderen Personen hört. Die Qualität des Telefonats ist vielleicht besser, wenn man dorthin auf das Handy anruft. Das macht aus dem deutschen Festnetz heraus oft kaum einen Unterschied gegenüber einem Anruf an eine russische Festnetznummer. Man muss sich nur den passenden Call-by-call-Anbieter heraussuchen. Manchmal melden sich in der Leitung an Mobilfunktelefone in Russland aber auch Operatoren oder man hört Stimmen vom Band auf russisch und englisch, dass man dran bleiben soll, in Kürze wird die Verbindung wieder hergestellt (dann mit eingeklinktem Geheimdienst?)
Seit 2010 verkauft die russische Post in ihren Filialen preiswerte Handys. Diese Kompensation für die schlechte Festnetz-Leitungsqualität kommt etwas spät. Kritiker meinen, sie wird damit kein gutes Geschäft machen.
1. Simsay
Mit einem Handy kann man aus Deutschland nach Russland sehr günstig nicht nur mit einer Blauworld-Simkarte von Blau anrufen, sondern sich auch in manchen Russenläden eine Prepaid-Simkarte von Simsay global kaufen (siehe www.simsay.de). Damit kann man nach Russland, aber auch in die Ukraine, für 3 Cent/Minute telefonieren; nach Kasachstan für 10 Cent, nach Litauen und Lettland für 7 Cent. Das verspricht ein Werbeblatt, das im Russenladen "Rossija" am S-Bahnhof Charlottenburg Anfang August 2010 auslag.
2. Jumptel
Eine weitere günstige Möglichkeit, aus Deutschland vom Handy aus günstige Telefonat nach Russland zu führen, ist Jumptel. Darüber können Telefonate zu einem Preis von 8,9 Cent/Minute geführt werden, aus dem deutschen Festnetz für 5,5 Cent/Minute. Aus dem Festnetz kann man sich aber auch TK-Firmen bedienen, die Call-by-call bieten. Diese findet man schnell auf der Website von Teltarif.de.
Für die Nutzung mit dem Handy werden Callthrough- und Callback-Verfahren genutzt. Wie das funktioniert, wird auf der Firmen-Website von Jumptel erklärt.
[Ergänzung 19.11.2016
3. Ortel
Ein deutscher Provider, der auf internationale Anrufe spezialisiert ist, ist Ortel, ein Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Deren Prepaidkarten sind erhältlich in Kiosken, an Tankstellen, auf deren Website www.ortelmobile.de
Für Russland gibt es diese Tarife, jeweils zuzüglich einer einmaligen Verbindungsgebühr in Höhe von 0,15 €:
Anruf zu Festnetz: je Minute: 3 Cent
Anruf zu Mobilfunknummer: 15 Cent
SMS: 15 Cent]
Für eine Anmeldung ist die Angabe des Namens, Vornamens, der Wohnanschrift, des Geburtsdatums erforderlich. Zur Feststellung der Identität soll man seinen Personalausweis fotografieren und diese Datei an Orteil zumailen. Kommunikation mit verschlüsselten E-Mails (PGP, Mime) wird nicht angeboten. Ein Schwachpunkt beim Privatsphärenschutz.
V. Aus Russland nach Deutschland mit deutscher Mobilfunknummer anrufen
[Dieser Teil V. wurde eingefügt am 19.11.2016]
Das ist teuer.
1. O2-Simkarte
Ich habe am 18.11.2016 in einem O2-Shop gefragt.
Für Postpaid (nachträgliche Abrechnung), Taktung Anrufe: 60/60 für abgehende und eingehende Anrufe:
Gesprächskosten für Gespräche innerhalb Russlands: 2,99 € / min
Gesprächskosten für Gespräche aus Russland nach Deutschland: 2,99 € / min.
Eingehende Anrufe (während Aufenthalts in Russland): 1,59 € / min. Zusätzlich Kosten bei dem jeweiligen ausländischen Mobilfunkanbieter:
Megafon: 0,50 € / min
Vimpelcom: 0,50 € / min
Smarts Russia: 0,50 € / min
Ural Svyazinform (peak): 0,50 € / min und (off-peak): 0,40 € / min
NTC - New Telephone Company: ...? (Hier reicht das O2-Formular für den Ausdruck nicht mehr zur Darstellung aus.)
SMS
SMS-Versand: 0,59 € / SMS
MMS-Versand1: 0,69 € / MMS
MMS-Empfang: 0,00 €
Datentarife: 1,99 € für 6 MB Datenvolumen (24 Stunden)
2. Ortel-Simkarte
Am 19.11.2016 (heute) fragte ich nach den Kosten bei Ortelmobile.
Anruf: 0,99 € / min
Datentarif: 99 Cent / MB
***
Da also die Benutzung der deutschen Handynummer in Russland teuer ist, sollte man sich nach Ankunft, wenn man das Smartphone gern und häufig zum Telefonieren und Smsen bzw. Internetbrowsen nutzt, eine Simkarte beschaffen.
VI. Russische Mobilfunknummer beschaffen
Wenn Sie in Russland unterwegs sind und dort Leute kennen (lernen und wiedersehen wollen), brauchen Sie vermutlich eine russische Simkarte ("sim-kartotschka", umgangssprachlich auch: simka). Wie können Sie in deren Besitz kommen? Welche Provider gibt es, welche Preise, Unterschiede zu Deutschland?
Darauf möchte ich im Folgenden und in Teil 2 eingehen.
Vorweg noch ein Hinweis zur Benutzung der deutschen Simkarte in Russland:
Exkurs: Günstigeres Datenroaming
Am 1. Juli 2010 traten niedrigere Kostengrenzen für Datenroaming im europäischen Ausland laut einer Verordnung der Europäischen Union in Kraft.
***
Ein Unterschied zu Deutschland war lange Zeit, dass man sich in Russland eine Mobilfunknummer über den Kauf einer Prepaid-Karte beschaffte und sich nicht über Langzeitverträge gebunden hat. Kombiangebote mit kostenlosen Handys und Langzeit-Verträgen mit TK-Providern gab es nicht. Inzwischen haben in Deutschland auch schon sehr viele Verbraucher (vielleicht noch neben dem Langzeitvertrag) Prepaidkarten oder sogar Postpaid-Karten. Eine Statistik dazu habe ich nicht zur Hand.
Jetzt gibt es in Russland auch Verträge mit bestimmten Laufzeiten, gekoppelt mit dem Kauf eines Handys. Ich sah das im September 2010 z.B. an der Metrostation Zarizyno (Moskau). Das betreffende Mobilfunkgerät war aber gebrandet, der Hersteller nicht erkennbar. Es stand nur drauf: Qualcomm. Das ist ein amerikanischer Konzern, der mir bekannt ist durch sein E-Mail-Programm Eudora. Nicht ablesbar war der Hersteller des Handys und das Modell. So etwas würde ich nie kaufen. Es war ein Billighandy. Wenn ich mich richtig erinnere, mit dem Prosto-Tarif von Tele 2.
Es gibt viele verschiedene Tarife. Ich versuche im Weiteren mal ein paar Empfehlungen abzugeben, die aber auch auf Hörensagen beruhen. Je nach Verwendungszweck und Bekanntenkreis sucht man sich seinen Tarif. Wenn nur in der Region telefoniert werden soll, kann der günstige Tarif auch zu Lasten hoher Roaminggebühren gewählt werden.
Ein Russe/eine Russin in der Großstadt hat häufig zwei oder drei verschiedene Mobilfunknummern. 2007 kamen auf 100 Einwohner 115 Mobilfunkverträge (laut Länderprofil Russische Föderation 2009 des Deutschen Statistikamtes Destatis). Es gibt auch Tarife, bei denen man nicht ins Ausland anrufen kann. Für günstige Anrufe ins Ausland ist der Provider Skylink bekannt.
Vielleicht besuchen Sie die Websites der russischen TK-Anbieter und suchen sich Tarife heraus oder Sie lassen sich vor Ort in einem unabhängigen TK-Laden in einer Großstadt beraten, besser noch mit einer Person ihres Vertrauens. Blätter mit den Tarifen liegen in allen Telefonläden aus. Simkarten werden in Moskau an fast allen Metrostationen verkauft. An jenen "fliegenden Ständen" bekommt man aber oft nicht die Blätter mit den Tarifen. Aber vielleicht entfällt dafür die Registrierung mit dem Reisepass?!
Werbung mit Lüge: Roamingangebot "all inclusive"
Chris vom befreundeten Blog russischlernen.com hatte von seinem Russischlehrer gehört, wie ein TK-Anbieter seine Kunden abzockt. UMTS-Sticks wurden mit der Werbeaussage verkauft, dass die Roamingkosten für die Nutzung im Ausland im festen Monatspreis mit inbegriffen sei. Ein Kunde verließ sich darauf und nutzte den Stick kurz nach dem Kauf intensiv in der Türkei und bekam anschließend doch eine Rechnung über 1 Million Rubel. Das TK-Unternehmen behauptete, der Kunde habe sich nicht korrekt für diese Option registriert. Aber der Kunde klagte und bekam vor Gericht Recht und musste nicht zahlen.
[Nachtrag 11.04.2012:
Einen vergleichbaren Fall aus Deutschland fand ich jetzt:
Das Landgericht Saarbrücken erließ am 09.03.2012 ein Urteil zugunsten des Verbrauchers (Aktenzeichen: 10 S 12/12). Der Mobilfunkanbieter hat nach der Rechtsansicht der Richter seine Kunden im EU-Ausland darauf hinzuweisen, wenn erhöhte Roamingkosten anfallen, etwa durch Zusendung einer SMS oder über ein Popup-Fenster am Computermonitor. Der beklagte Verbraucher hatte auf einer spanischen Insel mit seiner Simkarte und einem USB-Stick an seinem Computer auf das Internet zugegriffen. Der Mobilfunkanbieter sperrte die Internetverbindung erst, als Roaminggebühren im Wert von 3.000 € angefallen waren. Der Verbraucher hatte eine Flatrate. Die galt an seinem Urlaubsort nicht für den Internetzugang. Ob ihm das bewusst war, wird nicht mitgeteilt.
Quelle: Rechts-Newsletter Dr. Bahr vom 10.04.2012, sub 9. ]
Ergänzung, 01.01.2016: Heise: Im Urlaub günstig ins Internet, Interview mit Urs Mansmann vom 17.06.2015 mit Fachmann
VII. Russische Telekommunikations-Konzerne
1. Aufsichtsbehörde
Aufsichtsbehörde im Bereich Telekommunikation ist in Russland die Antimonopolbehörde FAS.
Marktführer bei Ferngesprächen in Russland ist Rostelecom, ein Tochterunternehmen von Swjasinvest, einer Holding, zu der noch weitere russische TK-Unternehmen gehören. Golden Telecom agiert ebenfalls im Festnetzbereich.
MTS ist der größte Mobilfunk-Provider, dann kommt Vimpelcom, dann Megafon und danach Skylink als viertgrößte Mobilfunk-Gesellschaft.
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