1. Transport von Fahrrädern in Zügen
In deutschen Zügen ist eine Fahrradminahme manchmal machbar, da, wo Platz für Fahrräder ist. Nach den Beförderungsbestimmungen der Deutschen Bahn (DB) dürfen Fahrräder mitgenommen werden, sofern es der Platz erlaubt; sonst entscheidet das Bahnpersonal. Bei zu wenig Platz haben Rollstuhlfahrer und Kinderwagen Vorrang. In der Zeitung der Deutschen Bahn und der S-Bahn Berlin "Punkt 3", Ausgabe 12/2011 steht auf S. 19 eine Übersicht über die Verkehrsspitzen in ausgewählten Regionalzügen ab Berlin. Damit lässt sich herausfinden, wann die Wahrscheinlichkeit höher ist, wegen Überfüllung nicht das Fahrrad befördert zu bekommen.
Gut fand ich in den Interregio-Zügen der 90er die Halterungen, an denen die Räder platzsparend am Vorderrad aufgehängt wurden. Gerade las ich, dass wegen großer Nachfrage mehr Platz für Räder in den Zügen nach Italien geschaffen wird, mit solchen Vorrichtungen übrigens, wie ich auf einem Bild sah, und der Transport der Räder kostet nur 6 €. Komfortabel sind aber auch die roten Doppelstockzüge von Bombardier, die als Regionalexpresszüge oder S-Bahnen in Ballungsräumen unterwegs sind, oder Schienenbusse/Triebwagen im Regionalverkehr (z.B. der ODEG: Zug von Berlin Schöneweide nach Frankfurt/Oder).
Doch im Sommer wollen viele Passagiere gleichzeitig mit ihren Rädern in denselben Zug und die Plätze reichen oft nicht, insbesondere an Wochenenden.
[Ergänzung am 27.06.2017: Am 2. Mai 2016 hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) ein Pilotprojekt "Rad im Regio - Fahrradmitnahme leicht gemacht" gestartet, berichtete die Berliner Morgenpost vom 7./8. Mai 2016 auf Seite 13. Zu den Maßnahmen des Projektes gehören leichter erkennbare Kennzeichnungen der Wagons, wo sich Plätze für Räder befinden, Markierungen auf Bahnsteigen und das Schaffen von mehr Platz in Wagons.
Für einen ersten Testlauf haben VBB-Experten vier Regionalexpresslinien ausgesucht, die besonders vom Ausflugsverkehr betroffen sind. Dazu gehört auch der RE5 (Rostock/Stralsund - Berlin-Wünsdorf/Waldstadt) der Bahntochter DB Regio Nordost und der RE2 (Wismar - Berlin - Cottbus). Insgesamt soll es zukünftig 35 fahrradfreundliche Züge geben, die durch die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern fahren. Im RE5 ist die Zahl der Fahrradplätze auf 78 pro Zug erhöht worden, ermöglicht durch den Einsatz eines speziellen Fahrradwagens, der sich in der Regel an der Zugspitze befindet.]
1.1. Preise in Deutschland
Die Deutsche Bahn verlangt für die Fahrradmitnahme im Nahverkehr bundesweit 4,50 € für eine Tageskarte. So eine Tageskarte kann auch kombiniert werden mit einem Schönes-Wochenende-Ticket (dann nicht mehr nur Nahverkehr) oder dem Quer-durchs-Land-Ticket oder mit einem Länder-Ticket (z.B. für das Land Brandenburg). In manchen Bundesländern bzw. bestimmten Verkehrsverbünden gelten abweichende Preise für ein Fahrradticket.
Quelle: www.bahn.de, Stand 18.09.2009.
Aber wir wollen das Rad nach Russland bringen. Solche Transportvorrichtungen in Zügen nach Russland sind mir nicht bekannt....
1.2. Nightliner
Ergänzung 17.12.2010: Heute telefonierte ich mit einem Radfernfahrer, der voriges Jahr an einer geführten Radtour in Russland teilgenommen hatte, mit eigenem Rad. Er hatte sich zuvor an einem Schalter der Deutschen Bahn AG selbst informiert und wies mich nun auf einen täglich fahrenden Zug von Karlsruhe bis nach Moskau hin. Der Zug wird in Hannover aufgeteilt: einige Wagen fahren nach Kopenhagen weiter, die anderen eben nach Moskau, über Berlin.
Dieser Nightliner soll einen Gepäckwagon haben, in dem sich komfortabel Fahrräder transportieren lassen. Doch unklar war, ob dieser Wagen bis nach Moskau mitkommt. Der Bahn-Mitarbeiter meinte nur was in der Art, ab der weißrussischen Grenze beginnen die Probleme... Hier muss man also weiter ermitteln. Mein Telefongesprächspartner hatte sich übrigens dann für den Flug entschieden (dazu siehe der zweite Teil).
[Aktualisierung, 15.03.2015, mit neuer url:
Auf der Website der Bahn ...
https://www.bahn.de/citynightline/view/de/service/waehrend-der-reise/halbgepaeck.shtml
bekommt man weitere Informationen, u.a. zum Nightliner. Dort gibt es eine pdf-Datei, die die Strecken zeigt, auf denen ein "Fahrradwagen" zum Einsatz kommt und man erfährt, wieviele Plätze für Fahrräder es darin jeweils gibt (zwischen 6 und 20). Nach Osteuropa (einschließlich Polen) gibt es keine Fahrradwagen. Leider ist keine Strecke nach Rostock oder Lübeck dabei, von wo aus Fähren fahren.]
Nachtrag 06.05.2013: Nachwievor nicht möglich ist die Fahrradmitnahme in ICE-Zügen, es sei denn es ist ein Klappfahrrad, das als Gepäckstück akzeptiert wird, sofern die übliche Größe nicht überschritten wird. Ob dies auch für den russischen ICE (=Sapsan) gilt, vermute ich, müsste man sich aber bei der russischen Bahn informieren.
In der TAZ vom 23./24. April 2013 gibt es auf Seite 32 eine Meldung, dass der ADFC-Fachausschuss Öffentlicher Verkehr ein mehrteiliges Kartenwerk erstellt hat, auf dem gezeigt wird, auf welchen Strecken Züge fahren, für die man Plätze für Fahrräder reservieren kann. Auf einer extra Karte sind auch die City-Nightline-Züge verzeichnet. Die Karten stehen unter www.fa-oeffenticher-verkehr.adfc.de/fahrradmitnahme/fahrplan2013/
Nachtrag 17.08.2016: Die Deutsche Bahn beabsichtigt, Nachtzüge einzustellen. Damit hat sie jahrelang Verluste eingefahren. Sie gab Ende 2015 bekannt, alle bisherigen Linien des klassischen Nachtzugverkehrs in diesem Dezember 2016 einzustellen. Aber die Österreichische Bundesbahnen ÖBB will einen großen Teil davon übernehmen, und dann auch 3 Euronight-Züge mit Schlaf-, Liege- und Sitzwagen zusätzlich betreiben, auf diesen Strecken:
Hamburg - Berlin - Frankfurt - Karlsruhe - Basel,
Hamburg - Hannover - Würzburg - München - Insbruck sowie
Düsseldorf - Köln - Frankfurt am Main - München - Insbruck.
Nachtrag 03.05.2017: Der ÖBB hat in neue Bahnwaggons mit Fahrradabteilen investiert. Hier die Infos dazu:
https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/oebb-statten-railjets-mit-fahrrad-abteilen-aus
Von Hamburg ist es nicht mehr allzu weit bis Kiel - Travemünde, von wo aus die Finnlines-Fähre nach Helsinki fährt. Von Helsinki aus kann man mit Fahrrad die Fähre nehmen, z. B. St Peter Line. Siehe dazu auch unten sub 3.
Fundstelle: Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) vom 30./31.07.2016, Wirtschaftsteil, S. 9: "Österreicher übernehmen Nachtzüge in Deutschland", von Bernd Röder.
[Nachtrag, 14.11.2019: Jetzt gibt es in den ICE-Zügen der neuesten Generation auch bestimmte Waggons, in denen Fahrräder aufgenommen werden. Man soll die Fahrräder zum Transport vorher anmelden. Ich hörte das heute im Radio.]
1.3. Flixtrain
Nachtrag, 01.08.2018:
Ost Impuls ist Partner von Flixbus und Flixtrain. In jedem Flixtrain gibt es Plätze für Fahrräder. Sie sollten einen Platz für Ihr Fahrrad anmelden, denn die Nachfrage ist generell ziemlich hoch. Das Rad mit einem Standardrahmen (also keine Aufbauten, keine Lastenräder oder Tandems) soll nicht mehr als 25 kg wiegen.
Festpreis: 9,00 € (unabhängig von der Distanz der Fahrt)
Die Fahrradsaison ist Ende Oktober zu Ende. Dann bauen die Buseigentümer die Racks für die Fahrräder ab und bauen stattdessen vielleicht Racks für Ski an. Das teilte Flixbus in einem newsletter vom 31. Oktober 2018 mit.
1.4. Russische Regionalzüge
In den Regionalzügen in Russland fehlt am Eingang zum Abteil manchmal eine Sitzgruppe mit 2 Bänken. An solchen Plätzen lässt sich das Rad gut abstellen, wie hier im Bild zu erkennen ist.
Aber eine Barriere stellen die Zugbegleiter dar. Es ist anscheinend weit unter ihnen verbreitet, die Radfahrer mit ihrem Gefährt (erst mal) nicht reinzulassen. Zumal Ausländer. Da gehen die vielleicht davon aus, dass die das russische Recht in dieser Frage nicht kennen. Wer hier die Nerven nicht verliert und hartnäckig bleibt, sollte ohne Bakschisch kurz vor Abfahrt des Zuges doch noch reinkommen. Man könnte versuchen, die Zugbegleiter nach ihren Namen zu fragen und androhen, dass man sich über sie bei der Direktion im Bahnhof beschweren wird. Leute, die keine Pokernatur sind und sowieso schon Nachteile wegen Nichtbeherrschen der Sprache haben, drücken etwas ab, um sich Stress zu sparen.
Ich habe ein Bild gefunden, auf dem zu sehen ist, wie man platzsparend möglichst viele Fahrräder deponiert. Es ist von einem Teilnehmer an der Goldener-Ring-Radtour, dem Waliser Chris Bell, einem Fahrradtüftler. Mit dem Sattel wird das Rad am Gepäckregal aufgehängt. [Aktualisierung 25.03.2017: Das Bild von Bell aus der Elektritschka liegt nun nicht mehr unter der url: http://www.highpath.net/highpath/touring/russia/images/2008/077.jpg]
1.5. Russische Fernzüge
Die Zulassung von Fahrrädern in Fernzügen ist hier so wie in Deutschland geregelt: Räder dürfen mitgenommen werden, sofern es die Platzverhältnisse erlauben. Sonst entscheidet das Zugpersonal.
In den Fernzügen ist es schon schwer, das Rad in den Wagon hochzuwuchten, wo Bahnsteige oft nicht auf dem Niveau der Wagontüren sind. Das geht nur mit Hilfe von ein, zwei Personen. In den Gängen der Fernzüge ist aber kein Platz. Man müsste es in sein Abteil nehmen. Das geht nicht in einem 4-er Abteil. Zwar gibt es in den 4-er-Abteils [...Next]