Verpflichtungen zur Datenspeicherung und -übermittlung
Vorab möchte ich an einen Punkt erinnern, den ich schon in Teil 5 erwähnte, nämlich, dass die russischen Airlines nach Artikel 85.1 des Luftraumgesetzes dazu verpflichtet sind, in ihren Informationssystemen gespeicherte Passagierdaten (z.B. Pass- und Kontaktdaten) an zentrale russische Datenbanken und, wenn völkerrechtliche Verträge der Russischen Föderation dies vorsehen, auch an ausländische Behörden zu übermitteln. Bis zu diesem neuen Gesetz mussten nur die in den (Papier-)Tickets selbst enthaltenen Informationen an russische Strafverfolgungsbehörden übermittelt werden.
Aber bei Flügen aus Deutschland in die USA werden Sie nicht besser behandelt. Reisebüros, die Ihnen Ihren Flug in die USA buchen, sind seit 2010 gezwungen, von Ihnen bestimmte Daten (Familienname, alle Vornamen, Geburtsdatum, Geschlecht, Redress-Nummer) abzufragen und ins System einzugeben und darüber an die US-Behörden weiterzugeben.
Seit 1. November 2010 werden über alle, die in die USA über Flughäfen einreisen bzw. über Flughäfen reisen (mit weiterem Ziel wieder außerhalb der USA), jene Informationen abgefordert. Festgelegt hat dies die Transportation Security Administration (TSA), eine Behörde der US-Regierung, die für die öffentliche Sicherheit im Verkehr zu sorgen hat. Zu den Aufgaben gehören auch Terroristenbekämpfung und Verhinderung von illegaler Immigration.
Das in Deutschland entwickelte Buchungsssystem Vanessa der Reisebüro-Kooperation Schmetterling erkennt nach Eingabe des Flugziels, wenn bestimmte PNR-Daten (zum Begriff siehe mein Touristik-Gloassar ► PNR) nach TSA-Maßgabe verlangt werden, ohne die die Einreise in die USA nicht zulässig ist und gibt Hinweis an die Reisebüromitarbeiter, diese Daten vom Kunden einzuholen. Damit hilft es den Reisebüromitarbeitern, nur dann bestimmte PNR-Daten von Ihnen als Kunde/Kundin aufzunehmen, die notwendig sind, um Ihre Reise zu ermöglichen. Das entspricht dem Prinzip der Datensparsamkeit.
Die Reisebüromitarbeiter haben hier auch die Möglichkeit, die aufgenommenen PNR-Daten auszudrucken und ihren Kunden auszuhändigen und von ihnen bestätigen zu lassen. Damit behalten die Kunden Kontrolle über ihre Daten. Das ist gut so.
Die TSA-PNR-Daten müssen spätestens 72 Stunden vor der Einreise den US-Behörden vorliegen. Fehlen diese Angaben, ist die Airline berechtigt, die Tickets, auch wenn sie schon ausgestellt worden sind, ersatzlos zu streichen oder dem Kunden die Boarding-Karte zu verweigern.
[Ergänzung 30.06.2013: Die PNR-Daten werden über die bei Flugbuchungen über die klassischen Global Distribution-Systeme (GDS) erzeugt und sind auch Voraussetzung dafür, dass Passagiere an Vielfliegerprogrammen teilnehmen können.]
Fraglich ist, inwieweit neben diesem System noch CRS (Begriff siehe Glossar) vom Reisebüro benutzt werden, in denen auch PNR-Daten eingegeben und übertragen werden - ohne diese Datentransparenz für die Kunden. Das könnte möglich sein bei Daten für die Verbuchung von Bonusmeilen, wenn der Kunde an einem Vielfliegerprogramm teilnimmt. Mir fehlt hier eine Übersicht darüber, inwiefern dies in den CRS und den Buchungsprogrammen, die die Reisebüros verwenden, unterstützt wird. Die GDS sind Amadeus, Sabre, Worldspan.
Die gegenseitige Anerkennung von Flugmeilen zwischen verschiedenen Airlines, die zusammen arbeiten wie z.B. seit neuestem Air Berlin mit seinem Vielfliegerprogramm Topbonus mit American Airlines führt dazu, dass die Daten auch an das Partnerunternehmen übermittelt werden müssen. Doch in den USA gelten weniger strenge Datenschutzrechte als in der EU. Die Daten können dort legal besser ausgewertet werden als innerhalb der Europäischen Union.
Vielfliegerprogramme
Es gibt weltweit etwa 200 Vielfliegerprogramme. Die Zeitschrift Reise & Preise hat im März 2011 bei 13 Airlines untersucht, ob sich Vielfliegerprogramme für Fluggäste überhaupt lohnen (Titel: Normale Flugtickets oft günstiger als Prämienflüge; ehemalige Adresse: http://www.reise-preise.de/service-test/fluege/vielflieger-programme-normale-tickets-oft-guenstiger-als-praemienfluege.html).
Im Ergebnis der Untersuchung lässt sich sagen, meistens nicht; wenn schon, dann eher bei Langstreckenflügen. Man sammelt vielleicht jahrelang, bis man auf eine Punktzahl kommt, für die ein Freiflug, den man gebrauchen kann, gewährt wird. Aber nicht komplett. Für die Steuern und Gebühren muss man trotzdem zahlen. Bekanntlich ist seit Beginn des Billigfliegerbooms das Verhältnis von Steuern und Gebühren und Zuschlägen (Kerosin-Zuschlag) zum eigentlichen Flugpreis erheblich schlechter geworden. Das ist sicher auch dem Trend im Preiskampf der Airlines geschuldet, Fixkosten in variable Kosten umzuwandeln und vom zu bewerbenden Preis herauszunehmen. Verbraucherschützer in Europa haben inzwischen teilweise durchsetzen können, dass solche Täuschungen über die Gesamtkosten des Fluges verboten werden.
Eigentlich sollte das den Airlines auch schwerer machen, die angeblichen Vorteile ihres Bonusprogramms den Kunden gegenüber kommunizieren zu können. Denn es lässt sich schlecht mit der Aussage werben, dass mit soundsovielen Meilen ein Flug nach X oder Y verdient wird. Das wäre in Anbetracht doch zu zahlender Gebühren, Kerosinzuschlag und Steuern für so einen Flug dann eine Lüge.
Überhaupt werden eigene Vorteile der Airlines als vermeintliche Vorteile für die Kunden verkauft: Z.B. das Selbst-Checkin am Automaten, wird als Privileg für Business-Flieger und Besitzer einer Premium-Bonuskarte verkauft. Tatsächlich hilft das den Airlines, die Passagiere schneller abzuwickeln und die Startzeiten (bzw. die Aufenthaltsdauer am Flughafen) einzuhalten. Überziehen Sie die für sie vorgesehenen Zeiten am Slot, müssen sie Vertragsstrafe an den Flughafen zahlen, denn das geht auf Kosten der nächsten Airline. Automaten sparen auch immer Personal (das man auch von einer Ground Handling-Firma wie Global Ground in Berlin mieten kann) ein.
[Nachtrag 30.09.12: Inzwischen wurden die Selbst-Check-in-Automaten auch für Nichtteilnehmer an Vielfliegerprogrammen eingeführt, z.B. bei Lufthansa. Es gibt auch schon Airlines, die für das Checkin am Schalter, wenn der Fluggast es nicht selbst am Automaten tut, Geld verlangen, z.B. Ryanair.] Damit ist das Argument eines Vorteils des Bonusprogramms obsolet.]
Rabattjäger, die nicht die umfangreichen Bedingungen der Airline lesen, könnten die Dummen sein, wenn sie Mitgliedschaften zum Sammeln von Meilen eingehen. Treue gegenüber einer Airline lohnt sich nicht. Teilnehmer an so einem Programm können zwar jederzeit aussteigen, aber die angesammelten Punkte können von der Fluggesellschaft einfach gestrichen werden. - Das ist ein klarer Minuspunkt gegen so ein Programm, denn es widerspricht der Idee der Gutschrift, die einen Wert hat, der bei Beendigung des Rechtsverhältnisses abzurechnen ist.
Übrigens hat der Bundesgerichtshof im Januar 2010 eine Klausel im Vielfliegerprogramm der deutschen Airline LTU für unwirksam erklärt, wonach die vom Kunden gesammelten Punkte schon nach einem halben Jahr verfallen dürfen, wenn die Airline ihr Prämienprogramm einstellt und kündigt.
BGH, Urteil vom 28.01.2010, Aktenzeichen: Xa ZR 37/09
Einzelheiten hierzu und weitere Entscheidungen gegen Fluggesellschaften sammle ich hier.
Mich erinnert das an den Ärger mit Handy-Prepaid-Karten: Wo Telekommunikations-Provider die Karten nach einigen Monaten Inaktivität (6 oder 12) deaktivierten, aber das vorhandene Guthaben nicht zurückzahlen wollten. Hierzu gab es einige Rechtsstreite und der Bund der Verbraucherzahler erreichte hier etwas, wo die Klagen der Kunden wegen der geringen Streitsumme nicht berufungsfähig waren.
[Ergänzung 30.09.2012: Außerdem können die angesammelten Punkte verloren gehen, wenn die Airline, an deren Vielfliegerprogramm man teilnimmt, insolvent wird. So ist das, um zwei Beispiele zu nennen, in 2012 mit Kunden von Spanair und der ungarischen Airline Malev (Bonusprogramm "Duna Club") passiert. Air Berlin hat das genutzt und den Teilnehmern an "Duna Club" angeboten, dass die von ihnen angesammelten Punkte nicht verfallen, wenn sie bis zum 31. Mai 2012 zu Air Berlin mit seinem eigenen Programm "Top Bonus" wechseln.]
[Ergänzung 18.12.2012: Aber Air Berlin geht es wirtschaftlich auch nicht gut und Sanierer Mehdorn hat vorigen Monat große Einsparaktionen angekündigt. Heute wird mitgeteilt, dass Air Berlin die Mehrheit seines Bonusprogramms Topbonus an Etihad Airlines verkauft, nämlich 70 Prozent.]
[Nachtrag 2018: Air Berlin ist selbst insolvent geworden und die Stammkunden dürften wohl nichts mehr für die angesammelten Punkte bekommen.]
Man setzt als Reisender wohl besser darauf, sich gut über die für sich relevanten Airlines zu unterrichten (Ost Impuls hilft dabei in Bezug auf Reisen nach Russland etwas) und nach denen in Flugpreisvergleichsmaschinen zu suchen und sich hier ein Flugbuchungsportal zu suchen, das benutzerfreundlich und sicher ist.
Wenn Sie sich (um-)entscheiden, keine Vielfliegerprogramme (mehr) zu nutzen, reduzieren Sie schon mal die Möglichkeiten von Airlines, über Sie Informationen zu sammeln. Darum geht es ja in dieser Serie.
Nun zurück zu den russischen Fluggesellschaften und den Bonussystemen ...
Russische Vielfliegerprogramme
Aeroflot
Das Aeroflot Bonus-Programm heißt schlicht Aeroflot Bonus. Nach zwei Jahren ohne Aktivität verlieren die verdienten Meilen, die gutgeschrieben wurden, schon ihre Gültigkeit.
Link:
http://www.tsbot.de/program_details_90_aeroflot-bonus.html
Link zu Aeroflot Bonus (inzwischen tot, 13.12.2022): http://de.aeroflot.ru/cms/afl_bonus
Neuer Partner für das Bonus-Programm ist der russische Autovermieter Aton. (Nachtrag vom 3.5.2011, Quelle: letzte Neuigkeit auf www.at-on.ru [Seite am 13.12.2022 nicht mehr vorhanden], ohne Zeitangabe zu dieser Info). Auf der russischsprachigen Homepage von Aeroflot http://de.aeroflot.ru/cms/afl_bonus/car_rentals (13.12.2022: Seite ebenfalls nicht mehr vorhanden) scheint von dieser Partnerschaft noch nichts bekannt zu sein. Dort finde ich nur Sixt als Partner unter "Autovermieter". Auf der Seite http://www.aeroflot.ru/cms/en/afl_bonus/partners gibt es einen Überblick zu den assoziierten Partnern (Airlines, Hotels, Banken, Autovermieter und sonstige). Nachtrag 13.12.2022: Inzwischen befindet sich die Übersicht zu den Partnern hier: https://www.aeroflot.ru/partners/partners, wohin von der ehemaligen Seite nunmehr verlinkt ist.
Im Forum der Website von Aeroflot kann man sich die Klagen der Kunden ansehen, denen Ihre verdienten Meilen nicht angerechnet wurden: http://www.aeroflot.ru/board/viewforum.php?f=56&sid=b7b7ebc7b4482fd620df108556969d9a Einer der Kunden fragt am 21. Juli 2010, warum es keine automatische Synchronisation der gutgeschriebenen Bonusmeilen unter den Mitgliedern von Skyteam gibt bzw. warum es diese nicht bei Aeroflot gibt. Eine berechtigte Frage.
[Aktualisierung, 26.02.2016: Travel Daily News meldete am 17.02.2016 (englisch), dass Aeroflot einen Online-Katalog veröffentlicht hat, in dem Geschenke aufgeführt sind, die man mit den angesammelten Bonuspunkten einlösen kann. Dieser Bonuskatalog befindet sich hier:https://rewards.aeroflot.ru/en Ob die Punkte immer noch nach 2 Jahren verfallen, ist nicht bekannt.] Nachtrag, 13.12.2022: Auch diese Seite mit dem Prämienkatalog existiert inzwischen nicht mehr.
S7
Bei der russischen Fluggesellschaft S7 z.B. heißt das Vielfliegerprogramm "Prioriät" (S7 Priority). Einen Flyer dazu gab es zur ITB 2011 in deutscher Sprache. Mit der Kundenkarte Priorität (Platin oder Gold) kann man Meilen auch bei den neuen Partnern der Oneworld-Allianz sammeln, in die S7 Mitte November 2010 eingetreten ist. S7 arbeitet mit der russischen Alfabank zusammen. Die Bonusmeilen soll der Kunde mit der S7 Priority-VISA-Alfa-Bank-Kreditkarte sammeln.
Ergänzung 19.09.2017: Die Online-Anmeldung zum Programm bringt 500 zusätzliche Meilen. Dabei werden auch noch Meilen mit S7-Flügen mit Meilen belohnt für Flüge, die man in den letzten 6 zurückliegenden Monaten mit S7 mitgemacht hat.
Callcenter in Moskau (24/7-Service): +7.495.777-77-11
[Nachtrag, 26.08.2018: Jetzt feiert S7 das 10-jährige Bestehen seines Bonussystems. Laut seinem Newsletter vom 24.08.2018 sollen 10 Kunden verlost werden, die jeweils 1 Million Flugmeilen gutgeschrieben bekommen.]
Transaero
Transaero hat die folgenden Programme (beschrieben in seinen Beförderungsbedingungen unter Artikel 3.24):
- für Vielflieger (natürliche Personen): Transaero Privilege.
- Firmenprogramm (nur für juristische Personen): Transaero Club.
Das Vielfliegerprogramm für natürliche Personen gibt es mit drei Ebenen: das mittlere: Silver Privilege; die höchste Ebene: Gold Privilege.
[Ergänzung 12.05.2013
Von der ITB 2013 nahm ich ein Booklet zum Bonusprogramm mit. Einen Teil kann man ausfüllen und als Postkarte einsenden, als Teilnahmeantrag. Darauf steht nichts zum Datenschutz. Aber es werden die Logos der Partner gezeigt, als da sind:
WTB24 - Bank, Gasprombank, Moskowskij industrijalnui Bank, Otkrytie Bank, Promswjasbank, Rossbank, Rosgosstrachbank, Russkij Standard (Wodkamarke), SMP Bank, Hertz, Sixt, Perekrestok (Supermarktkette), Swjasnoi (TK-Konzern). Von den Programmen der Partner Swjasnoi ("Club") und Club Perekrestok kann man die Punkte in das Transaero-Privileg-Programm-umwandeln/verschieben.]
[Nachtrag 26.02.2016: Transaero ging im Herbst 2015 insolvent. Aeroflot wurde die Aufgabe zuteil, die zweitgrößte russische Airline abzuwickeln. Die Website http://transaero.ru/ ist jetzt offline.]
Utair
Bei Utair (gehört zu keiner der großen Allianzen) heißt das Vielflieger-Programm "Status". Es ist unterteilt in klassisch (individuell), Status Familie und Status Bisnes.
Geschäftsbedingungen wurden zuletzt mit Wirkung zum 1. April 2010 geändert. Auf die gebuchten Flüge bei Partnern bzw. gebuchten Dienstleistungen werden Meilen gutgeschrieben. Die Regeln kann man unter http://www.utair.ru/ru/transp/status/status_description/ als pdf-Datei downloaden. Es sind 23 Seiten in russisch.
Die Bonus-Karte gibt es befristet (als Pappkarte) oder als Dauerkarte (Plastikkarte). Unterschieden wird weiter zwischen der goldenen VIP-Karte, der silbernen Premium-Karte und der blauen Basic-Karte, der orangen Familienkarte und der schwarzen Business-Karte. Inanspruchnahme ist ab dem Alter von 14 Jahren möglich.
Partner zum Utair-Bonus-Programm ist die Hotelgruppe Ambassador und Best Western (z.B. Hotel Vega in Moskau).
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