Kooperierende Fluggesellschaften teilen sich Flugnummern: sogenanntes codesharing. Im Rahmen dessen werden Fluggastdaten von der Airline, bei der der Fluggast gebucht hat oder vom Reisebüro gebucht wurde, an Allianzpartner weitergegeben.
Luftfahrtallianzen bringen viele Vorteile für die beteiligten Fluggesellschaften und wenige für die Passagiere: im Idealfall aufeinander abgestimmte Reisezeiten und optimierte Angebote. Große Unternehmen bekommen durch die Teilnahme an Vielfliegerprogrammen erhebliche Preisvorteile.
Für Passagiere können Luftfahrtallianzen auch Nachteile mit sich bringen. Ich denke an den Fall der Beförderung mit einer Fluggesellschaft, bei der ich nicht gebucht habe, die aber ein Allianzpartner der Fluggesellschaft ist, bei der ich gebucht habe. Das kann schlechteren Service oder einen niedrigeren Sicherheitsstandard bedeuten im Vergleich dazu, was ich bei der Buchung erwartet hatte. Bei knappen Umsteigezeiten kann es deswegen auch passieren, dass man seinen Anschlussflug verpasst, wenn man nicht ganz aufmerksam und konzentriert ist, wie der bei Führich dokumentierte Streitfall zeigt (unter 7. code-share-Flug):
http://www.reiserecht-fuehrich.de/Reiserechts-Urteile/23.2%20Montreal,%20WA,%20LuftbefV.htm
Außerdem habe ich als Verbraucher Anspruch darauf, bei der Buchung über ein CRS vom Anbieter den tatsächlichen Beförderer genannt zu bekommen. Dieser Anspruch ergibt sich aus der EWG-Verordnung Nr. 2299/89 des Rates vom 24. Juli 1989 über einen Verhaltenskodex im Zusammenhang mit computergesteuerten Buchungssystemen. Dagegen wird häufig verstoßen, eben auch beim code-sharing.
Beim Vertiefen der Kenntnisse über Datenschutz auf Flugreisen helfen Kenntnisse darüber, welche Fluggesellschaften in welcher Allianz kooperieren. Interessant sind insbesondere die Vielfliegerprogramme. Auf diese gehe ich in einem extra Artikel ein.
Darüber hinaus gibt es noch sogenannte Interline-Agreements (oder -abkommen) zwischen Airlines, nicht notwendig nur innerhalb der großen Allianzen. Darin verpflichten sich die Vertragspartner, ausgestellte Flugtickets gegenseitig zu akzeptieren und nach gemeinsam bestimmten Grundsätzen zu verrechnen. Die Verrechnung erfolgt direkt oder über das IATA Clearing House (ICH). Dies setzt eine Vergleichbarkeit von Preisen, Leistungen und Konditionen voraus. Hier liegen die Probleme.
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Nach diesem Kapitel "Allianzen der Fluggesellschaften" wollen wir uns auch noch die Datenschutzerklärungen bestimmter Airlines (Teil 5) ansehen. In einem späteren Artikel dieser Serie könnte die Beziehung zwischen den Allianzen und den globalen Vertriebssystemen, den GDS, betrachtet werden. In einem weiteren Kapitel versuche ich der Frage nachzugehen, wie man denn noch halbwegs privatsphärengeschützt nach Russland fliegen kann, oder als Alternative dazu, besser geschützt fahren kann.
Airline-Allianzen
Vorwegschicken möchte ich, dass es ständig zu Mitgliedsaufnahmen und Mitgliedsaustritten bei den drei großen Allianzen kommt. Auf Wikipedia sind schon in den Einträgen zu den Allianzen weitere Aufnahmekandidaten genannt. Es werde mich bemühen, diesen Artikel immer aktuell zu halten.
Star Alliance
Sitz in Frankfurt am Main.
Mitglieder der Allianz (Ende 2008: 21; Herbst 2009: 27):
- Adria (Slowenien),
- Aegan (Griechenland),
- Air Canada (Kanada),
- Air China (China),
- Air Dolomiti (Italien),
- Air New Zealand (Neuseeland),
- ANA (Japan),
- Avianca (Kolumbien),
- Avianca Brasilien
bmi (GB) - Austritt: 2012,
- Asiana Airlines (Südkoera),
- Brussels airlines (Belgien),
- Austrian Airlines (Österreich),
Blu1 (Finnland, Mitglied der SAS-Gruppe),
- Continental Airlines (USA),
- Croatica Airlines (Kroatien),
- Egypt Air (Ägypten),
- Eva Air (Taiwan)
- LOT (Polen),
- Lufthansa (Deutschland),
- SAS Skandinavian Airlines (Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen),
- Shenzhen Airlines (China),
- Singapore Airlines (Singapur),
- South African Airlines (Südafrika),
Spanair (Spanien), am 27.01.2012 stellte Spanair den Betrieb ein, wegen Insolvenz.
- Swiss Airlines (Schweiz, gehört zur Lufthansa),
TAM (Brasilien), 2014 zu Oneworld gewechselt,
- TAP (Portugal),
- THAI Airways (Thailand),
- Turkish Airlines,
- US Airways (USA),
- United Airlines (USA), seit 2012 vereinigt mit Continental Airlines (USA), die damit Mitglied wurde,
Die Liste der ehemaligen Mitglieds-Airlines bei Wikipedia ist unvollständig (Abruf am 10.12.2010), so fehlen dort zum Beispiel Shanghai Airlines und Sunexpress (Türkei), Luxair (Luxemburg), Air Dolomiti.
Ergänzung, 18.04.2014: Neuester Beitritt: Avianca (Brasilien)
Das Bonusprogramm der Star Alliance für die Fluggäste heißt Miles and More.
[Aktualisierung: 04.11.2017]
Lufthansa
Die Lufthansa erklärt heutzutage in ihren Bedingungen auf der Unternehmenswebsite zum code share, den Buchenden bei der Buchung zu informieren, wenn es sich bei dem gebuchten Flug um einen code-share-Flug handelt. Das kann übrigens schon zu spät sein, weil der Buchende vielleicht keine Zeit mehr hat, sich anderweitig zu versorgen.
Ich fischte bei der Recherche eine schlechte Bewertung der Lufthansa von jemanden aus dem Web, der code-share-Opfer der Lufthansa wurde, vom 22. Juli 2006 (Aktualisierung: Webseite nicht mehr verfügbar, stand auf dieser url: http://www.epinions.com/review/trvl-Airlines-Europe-Lufthansa/content_243615305348/show_%7Eallcom). Er war zufällig an so einen code-share-Flug geraten, ohne dass er bei der Buchung darauf hingewiesen worden war. Er wurde, obwohl er am Miles-and-More-Programm teilnahm und ein Business-Class-Ticket gebucht hatte, dann auf dem Flughafen vom LH-Personal behandelt wie jemand mit Economy-Class-Ticket. LH akzeptierte überraschend nicht die Vorteile des Miles-and-More-Programms des Allianzpartners.
Austrian Airlines
Austrian Airlines hat eine Beteiligung von 22 % an Ukraine International Airlines (UIA) und betreibt mit dieser ukrainischen Fluggesellschaft code share. Austrian hält Anteile am österreichischen Reiseveranstalter Goulet-Touropa Touristik, an dem der größte europäische Reisekonzern TUI die Mehrheit hält. Am Kreditkartenunternehmen Air Plus werden Anteile gehalten.
Germanwings
Germanwings ist eine Tochtergesellschaft der Lufthansa. Germanwings fliegt in Russland Moskau Wnukowo und St. Petersburg an, seit Mitte Mai 2009 auch in die Ukraine, und zwar nach Kiew (dreimal pro Woche, von Köln/Bonn aus). Zubringerflüge gibt es mit Germanwings aus Berlin-Schönefeld, München, London-Stansted, Budapest, Wien und Zürich.
Mitte Januar 2011 wurde in den Medien verlautbart, dass LH und Germanwings noch enger zusammen arbeiten. Von nun an soll der Kunde problemlos mit LH hinfliegen und mit Germanwings zurückfliegen können. Und diese Round trip soll man bei beiden buchen können.
Germanwings wurde 2011 in das Firmenbonusprogramm für den Mittelstand "Partner Plus Benefit" integriert und in die LH Partner-Plus-Firmenverträge.
Mitte September, nach einer großen Streikwelle bei Lufthansa, verkündete Lufthansa, dass Germanwings nächstes Jahr zu einem Billigflieger umgestaltet wird, bei dem dann auch Leiharbeiter arbeiten sollen (Die Verhinderung von Leiharbeitern mit niedrigeren Löhnen war ein Ziel des Streiks bei LH im September 2012).
SAS
SAS selbst gilt als Übernahmekandidat durch die deutsche Lufthansa [ARD-Börse vom 19.2.2010]. SAS ist Gründungsmitglied der Star Alliance, einer der bedeutendsten strategischen Luftfahrtallianzen. SAS Scandinavian Airlines ist ein Tochterunternehmen der SAS Group, die auch Anteile an der Hotelbetreibergesellschaft Rezidor (Radisson SAS) hielt, eine Hotelgruppe, die in Russland schon seit Jahren gut aufgestellt ist, Hotels in verschiedenen Städten hat, darunter in Rostow am Don, Sotschi. Geschäftsführer ist seit 1. Januar 2007 der Schwede Mats Jansson. Die Airline ist Gründer des Vielfliegerprogrammes SAS EuroBonus, dem sieben weitere Airlines angeschlossen sind. In einem Flyer, den ich von der ITB im März 2011 mitnahm ("Willkomen in der Welt voller Privilegien und Prämien!"), werden beide Bonusprogramme gepriesen, ohne dem Kunden handfeste Argumente für eine Entscheidung zwischen beiden zu geben. Es geht aus dem Flyer nicht hervor, ob die paar genannten Autovermieter und Hotels nur bei einem (welchem) oder dem anderen Vielfliegerprogramm Partner sind oder bei beiden. Schizophrenie in der Werbung.
Die lettische Baltic Airlines ist eine Tochtergesellschaft von SAS.
(Quelle: Wikipedia, Abruf am 17.11.2010)
Skyteam
Die dritte Allianz wurde im Jahre 2000 gegründet. Gründungsmitglieder waren Air France, Delta Airlines, Aeromexico und Korean Air. Von der Zahl der beförderten Passagiere hat sie inzwischen Oneworld überholt. Das Hauptquartier von Skyteam befindet sich im World Trade Center am Flughafen Schiphol in Amsterdam (Holland).
Mitglieder (Ende 2008: 14; Herbst 2009: 13):
- Air France (Frankreich),
- Allitalia (Italien),
- Aeroflot (Russland),
- Aero Mexico (Mexiko)
- Aer Europa (Spanien)
- China Southern (China),
- CSA Czech Airlines (Tschechien),
- Delta Air Lines (USA),
- KLM (Niederlande/Frankreich),
- Kenya Airways (Kenia),
- Korean Air (Südkorea),
- Tarom (Rumänien),
- Vietnam Airlines,
- Xiamen Airlines (China)
- China Airlines (Taiwan)
- China Eastern (China)
- Xiamen Airlines (China)
- Garuda Indonesia (Indonesien)
- Middle Eastern Airlines (Libanon)
- Saudia (Saudi Arabien)
- Jon (Frankreich)
Skyteam bietet den Passagieren freien Zugang zu über 440 Lounges weltweit.
[Ergänzung 18.04.2014:
15. Garuda (Indonesien), seit März 2014]
[Ergänzung 04.11.2017: Jetzt sind es 21 Mitglieder].
Aeroflot
Aeroflot hat nach eigenen Angaben 28 code share-Verträge mit Partnern in Russland und aus dem Ausland (Abruf von der Unternehmens-Website: 6.1.2011). Unklar ist, ob hier die Tochtergesellschaften Donavia und Nordavia bzw. Rossiya hinzugerechnet wurden. Mit seinen Partnern führt die führende russische Fluggesellschaft 80 gemeinsame Flüge durch. In solchen Fällen verspricht Aeroflot, ihre Fluggäste über über ihre Partner zu informieren.
Allerdings soll der Kunde aufpassen, ob die Bedingungen des Partners mit denen von Aeroflot übereinstimmen, wenn er, der Kunde, sein Ticket für solche code share-Flüge beim Partnerunternehmen kauft, insbesondere ob die Gepäckfreigrenzen übereinstimmen. Überhaupt wird der Kunde dazu angehalten, sich über die Differenzen der Bedingungen zwischen Aeroflot und seinen code-share-Partnern zu informieren.
Im englisch-sprachigen Wikipedia-Eintrag zur GTK Rossija (engl: Rossiya) las ich Mitte Januar 2011, dass Rossija bis Ende 2010, spätestens Anfang 2011 bei Aeroflot eingegliedert werden soll. Eine code-share-Vereinbarung besteht zwischen beiden.
[Ergänzung 13.06.2011: Am 28.03.2011 wurde berichtet, dass Aeroflot die überschuldete Tochtergesellschaft Nordavia (im Ranking der Passagierbeförderungen Platz 16 in Russland) an Norilsk Nickel verkauft hat.]
Aeroflot zeigt unter der Seite http://www.aeroflot.ru/cms/en/about/interline die Liste seiner Interline-Partner. Mit darunter sind auch die Tochter-Airlines Aeroflot Nord, Aeroflot-Don, auch GTK Rossija. Auch die Deutsche Bahn AG steht in der Liste; Lufthansa und Air Berlin. Nachtrag, 04.11.2017: Ohne Air Berlin (insolvent) sind es 140 Partner.
Czech Airlines
Zur ITB 2011 präsentierte sich die tschechische Airline mit einer aktuellen Broschüre ("Ihr Partner nach Prag und Osteuropa!". Danach bestehen in Russland diese Ziele: Moskau, St. Petersburg, Rostow am Don, Jekaterinburg, Samara; in der Ukraine Kiew und Odessa sowie im Kaukasus Tiflis (Georgien) und Jerewan (Armenien). Man könnte also auch insbesondere die letztgenannten Städte mit dieser Airline erreichen und dazu entweder mit dem Auto oder der Bahn nach Prag reisen oder mit [...Next]