Zweck dieser Migrationskarte
Die Migrationsbehörde muss über jeden Ausländer unterrichtet werden, der ins Land kommt. Mithilfe der Daten lassen sich die Statistiken errechnen, wieviele Ausländer Russland besucht haben, wann und wo. Die Migrationsbehörde - das ist das FMS = Федеральная миграционная служба. Die deutsche Entsprechung wäre das Ausländeramt oder Einwohnermeldeamt.
Letzte Rechtsänderungen
Zum 1.1.2011 fiel die Registrierungsgebühr, die ein Jahr zuvor eingeführt worden war, wieder weg. Sie betrug 2 Rubel pro Tag. Viel Bürokratieaufwand für so eine kleine Gebühr.
Im Frühjahr 2011 ist die Frist, die man hat, um sich eine Registrierung zu beschaffen, von drei Werktagen auf sieben Werktage verlängert worden. Der damalige Präsident Medwedjew hatte am 25. März 2011 das betreffende Gesetz unterschrieben. Ebenfalls von drei auf sieben Werktage verlängert worden ist die Frist, die der Gastgeber Zeit hat, der Migrationsbehörde über die Ankunft des eingeladenen Ausländers zu informieren.
Quelle für das Gesetz (Überblick, russisch): http://www.garant.ru/hotlaw/federal/313703/
Unsichere Rechtslage
Allgemein lässt sich sagen, dass die Gesetze häufig sehr abstrakt geschrieben sind und den Behörden viel Spielraum geben, wie sie sie anwenden wollen. Das gilt auch im Migrations- und Ausländerrecht. Ich stelle praktisch auf jeder Website von Visa-Service-Firmen oder Russland-Reiseveranstaltern Lücken bei der Information fest. Manchmal sind die Gesetze so dumm gefasst oder widersprüchlich, dass man zwangsläufig gegen sie verstoßen muss oder jedenfalls im rechtlichen Graubereich agieren muss, gewissermaßen als Nothilfe. Das Recht der Registrierungen ist so ein typischer Lebensbereich.
Es kann also sein, dass Sie, wenn Sie intensiv recherchieren, auf verschiedenen Websites in deutsch unterschiedliche, ja gar widersprüchliche Informationen finden. Diese unterschiedlichen Informationen können auf jeweils unterschiedlichen Erfahrungen beruhen, die von Mitarbeitern der Firmen gemacht wurden. Der eine Polizist mag eine Registrierung akzeptiert haben, der andere sie als Fehler angesehen haben und ein Bußgeld gefordert haben... Die Polizisten selbst haben ja auch die Probleme mit der Auslegung der Gesetze.
Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, aber doch nach Russland reisen wollen, suchen Sie sich einen Russlandspezialisten mit Rechtskompetenz, der Sie bei der Umsetzung Ihrer Reisewünsche, Reisepläne unterstützt.
Gesetze von Relevanz: siehe sub II.2.2 in meiner Online-Gesetzessammlung.
Umgang mit der Migrationskarte
Die Karte (bzw.: der Zettel) wird bei der Registrierung von der Behörde abgestempelt.
Man sollte sie immer dabei haben, vielleicht zusammen mit dem Reisepass in einem durchsichtigen Umschlag. Polizisten fragen gerne Ausländer nach ihren Dokumenten. Sie müssen dann zeigen, dass Sie amtlich registriert sind. Wenn die Registrierungsfrist seit Eintritt ins Land abgelaufen ist, sollten Sie ein starkes Argument dafür haben, warum Sie noch nicht registriert sind. Sonst wird ein Bußgeld fällig. Wenn Sie die erste Registrierung haben, dann genügt für weitere Orte auf Ihrem Reiseweg der Nachweis Ihrer Reiseroute, wenn Sie sich nie länger als die gesetzliche Meldefrist erlaubt aufhalten. Behalten Sie alle Ihre Fahrkarten der russischen Bahn und von den Reisebussen. Aus denen ergibt sich ja, wann sie in einer Stadt ankamen und wann Sie weiterreisten.
Wenn Sie sich möglichst sicher fühlen wollen, können Sie sich von der Migrationskarte mit dem Registrierungsstempel (und ebenso von Ihrem Reisepass mit dem Visum sowie dem unteren Teil des Anmeldeformulars, das man nach der Anmeldung bei der Post oder im FMS erhält) ja eine Kopie anfertigen lassen und sie in Ihrem Koffer deponieren, als Ersatz für den Fall des Verlusts.
Beschaffung der Registrierung
Wenn Sie in Russland nicht in Hotels wohnen wollen, dann sollten Sie vorher abklären, woher Sie Ihre Registrierung erhalten.
Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten.
Erste Möglichkeit: Das Hotel, in dem Sie wohnen, vielleicht auch die Einladung schon bekommen haben, registriert Sie bei den Behörden. Manche nehmen dafür eine kleine Gebühr.
Sie wollen nicht in einem großen Hotel übernachten?
Zweite Möglichkeit: Sie können selbst zur Migrationsbehörde gehen, wenn der Einladende das mit Ihnen nicht tun kann. Aber allein haben Sie nicht die besten Karten. Sie brauchen wahrscheinlich viel Zeit. Sie können nicht gut russisch kommunizieren, der Beamte macht Probleme, möchte geschmiert werden. (Ich habe auch schon gelesen, dass man nicht allein zur Migrationsbehörde gehen kann, sondern nur mit der einladenden Person. Für die Privateinladung mag das korrekt sein, wohl nicht für eine Einladung für ein Touristenvisum. Aber jedenfalls ist es zu empfehlen, nicht allein zum russischen Einwohnermeldeamt zu gehen. In diesem Punkte besteht jedenfalls Unsicherheit, weil ich das selbst noch nicht probiert habe. Aber es mag solche Menschen geben, die das tun: mit Geschäftsvisum, die die Hälfte ihrer Zeit in Russland sind.).
Wenn Sie einen Freund haben, vielleicht lässt der sich breitschlagen, es mit ihnen zu tun oder für sie. Oder die Person, von der Sie Ihre Ferienwohnung bekommen (Das sollte ein Auswahlkriterium für die Suche nach Privatpensionen/Privatappartments sein.). Jedenfalls muss die Adresse Ihres Helfers dann als Gastgeberadresse herhalten. Die Registrierung ist im Zusammenhang mit der Einladung zu sehen, die Voraussetzung für die Erteilung eines Visums ist. Jedoch muss nicht zwingend die einladende Person dann diejenige sein, deren Adresse für Ihre Registrierung gemeldet wird, habe ich so schon auf Websites gelesen von Firmen, die sich um die Beschaffung von Russland-Visa kümmern. Das ist nicht gerade logisch, siehe oben meine Bemerkung zur bestehenden Rechtsunsicherheit aufgrund unklarer Gesetze.
Dritte Möglichkeit: ein Reisebüro / dmc
Glauben Sie mir, es ist es wert, wenn Sie die Registrierung von einem Spezialisten machen lassen und dafür etwas zahlen. Um den Aufwand zu reduzieren, können Sie sich schon bei der Beschaffung der Einladung einen solchen Russland-Spezialisten suchen, der Ihnen auch gleich die Registrierung am Ort Ihre Eintritts in Russland verschaffft (, falls Sie sie tatsächlich benötigen). Fangen Sie nicht erst mit der Suche an, nachdem Sie eingereist sind! - Ost Impuls kann für Sie das für Moskau und St. Petersburg übernehmen.
Keine Registrierung brauchen Sie, wenn Sie gar nicht länger als 7 Werktage in Russland bleiben.
Benötigt man eine Registrierung, wenn man mehr als 7 Werktage in Russland bleibt, aber nie länger als 7 Werktage an einem Ort, an dem man sich registrieren lassen könnte? Dazu muss ich mich noch in das Migrationsgesetz hineinsehen. Entsprechend dem Zweck des Gesetzes (siehe oben) brauchen Sie in jedem Falle nach der Einreise eine Registrierug. Ob was passieren kann, wenn Sie bloß von, sagen wir, Freitagnachmittag bis Montagfrüh nach Russland reisen und nicht in einem Hotel eingecheckt haben, sondern privat wohnten, und deshalb sich keine Registrierung beschaffen konnten, weiß ich nicht. Von solchen Fällen habe ich noch nichts gehört.
[Ergänzung: 18.09.2017: Fußball-Konföderations Cup Sommer 2017 - Stress pur
Kurzfristig waren die Regelungen für ausländische Besucher des Fußball-Föderations Cup, der vom 01. Juni bis 12. Juli 2017 dauerte, zu deren Ungunsten geändert worden. Putin hat ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet. Ein Partner in St. Petersburg teilte mir während dieses Ereignisses mit, welchen Stress er deswegen hatte.
Die Registrierung musste entgegen der üblichen Regelung binnen 24 Stunden nach Einreise erfolgen - die 7-Werktage galt nicht.
Riesenlange Schlangen vor der Migrationsbehörde waren die Folge. Mein Partner hat 3 Tage im Migrationsamt verbracht für Gäste seiner Pension.]
Abmeldung beim Verlassen des Landes
Für relativ kurze Zeit bestand nach dem Gesetz die Pflicht des Gastgebers, seine Gäste, wenn sie abgereist sind, binnen 24 Stunden wieder beim FMS oder bei der Post mit Formular abzumelden. Diese Regelung galt bis 2010, ist heute nicht mehr erforderlich.
Gültigkeitsdauer der Registrierung und notwendige Wiederholung
[Der folgende Abschnitt wurde überarbeitet am 11.10.2014]
Maximal ist eine Registrierung für drei Monate gültig. Nach drei Monaten muss sowieso eine Person mit Geschäftsvisum (mit Gültigkeit sechs oder zwölf Monate) ausreisen. Nach der Wiedereinreise muss neu registriert werden.
Man sollte die höchstzulässigen Fristen eines Visums, das man sich beschaffen will, ausnutzen, um besser gewappnet zu sein für unvorhergesehene Fälle, die kurzfristige Änderungen an der Reise verlangen. Also wenn Sie eine Einladung für 14 Tage erhalten haben, die ab dem Tage ihrer Einreise zu einer 10-tätigen Reise durch Russland gebraucht wird, brauchen Sie in Ihrem Visumantrag nicht unbedingt den Tag des geplanten Rückflugs (nach 10 Tagen) eintragen, sondern den 14. Tag, für den die Einladung gilt. Dann haben Sie keine Probleme, wenn mal Ihr Flug doch nicht stattfindet, weil mal wieder die Vulkanasche in der Luft das Fliegen zu riskant macht.
Wenn Sie aber eine Reise nach Russland machen wollen, die von einem russischen Reiseveranstalter organisiert wird und dieser Reiseveranstalter für Sie eine Einladung ausschreibt, die genau für die Dauer der durch ihn organisierten Reise gilt, dann ist es nicht für das russische Konsulat plausibel, warum sie dann ein Visum haben möchten, welches länger gültig ist. Dann sollen [...Next]