Gerade sind die Paralympics in London zu Ende gegangen. Wie die Vorbereitungen auf die Winterspiele 2014 in Sotschi verlaufen, verfolge ich ein wenig. Nach den Olympischen Winterspielen finden gleich die Paralympics statt. Dann werden besonders viele Ausländer mit Bewegungseinschränkungen zu Gast sein. In Sotschi finden die Paralympics vom 7. bis 16. März 2014 statt. Zuschauereintrittskarten zu den Wettbewerben kosten zwischen 6,- und 35,- Euro.
Eine Olympiade ist ein Grund, die Infrastruktur des Ausrichtungsortes stark zu verbessern und damit auch die Lebensqualität der Einwohner. Also sind auch die Paralympics 2014 ein Anlass, auch das Thema Barrierefreiheit in Sotschi mal aufzugreifen. Was ich in Sotschi in Sachen barrierefreier Zugang bisher selbst gesehen habe, war sehr dürftig. Ich werde an dieser Stelle Informationen zum Thema Barrierefreiheit sammeln.
Barrierefreier Tourismus ist aber im Kommen in Russland. Es ist z.B. eines der Themen der Internationalen Reisemesse in Moskau Mitte Mai 2013.
Wer vor kurzem in Sotschi war und solche Hilfsmittel für Behinderte gesehen hat in der Stadt oder Umgebung (Adler, Krasnaja Poljana?), ist herzlich eingeladen, zur Ergänzung der hier entstehenden Liste beizutragen. Einfach ins Kontaktformular schreiben!
Im Herbst 2011 hat es eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema "Barrierefreie Stadt" gegeben. Jetzt sieht man auch schon Ergebnisse.
1. Im August 2012 erzählte mir mein Freund in Sotschi, dass man einen Park vor kurzem barrierefrei gestaltet hat, den Buchsbaum- und Eibenhain (russisch: Samtschitowaja Roschtscha) in Chosta. Ich war selbst dort gewesen 2006 im Oktober. Damals gab es schon einen asphaltierten Weg, auf dem an einigen Stellen gerade mal so ein Rollstuhl von der Breite her Platz hatte. An anderen Stellen war er etwas breiter. Allerdings haben Baumwurzeln den Bitumen aufgedrückt, er war also rissig und wellig. Außerdem war der Weg bedingt durch die Lage am Berg, nicht eben. Ein Rollstuhlfahrer braucht vielleicht jemanden der schiebt? Außerdem war eine Aussichtsplattform zur Schlucht hinunter uneben. Das war einfach der pure Fels. Hat man den jetzt glattbetoniert?
Das Bild zu jener Aussichtsplattform dazu kann man in meinem Artikel/Angebot Oasen- Garten- und Parkbesichtigungen in Sotschi sehen.
Am Eingang gibt es eine Treppe, die nicht überwindbar für Rollstuhlfahrer war, um in den Park hineinzukommen. Ich nehme an, dass es jetzt eine Rampe gibt. Das Museum selbst ist in diesem Sommer renoviert worden. Deswegen war es bis Mitte Juli geschlossen und einige Ausflügler von einem Kreuzfahrtschiff, die sich gerade die Tour hierher ausgesucht hatten, hatten Pech. Da hat das verantwortliche Reisebüro, das für die Kreuzfahrtgesellschaft die Touren organisiert hat, wohl nicht sauber organisiert. Aber das nur nebenbei. Man kann im Park einen kleinen und großen Rundgang machen. Beim großen Rundgang kommt man zu einer langen Steintreppe zwischen Schichten von Gestein, eine Hohlgasse. Die ist nicht für Rollstuhlfahrer passierbar.
2. Der Park der Südlichen Kulturen in Adler ist praktisch unzugänglich. Von der Hauptstraße aus gibt es eine Treppe. Aber als ich den Park besuchte, keine Rampe. Von anderen Seiten ist der Weg oft kaum passierbar, wenn es geregnet hat. Dann gibt es große Pfützen. Der Park selbst war über Jahre hinweg nicht gut gepflegt worden und deswegen auch gesperrt. Ich besuchte ihn, nachdem es ein paar Tage geregnet hatte. Weite Teile standen unter Wasser. Dieser Park ist gewiss keine Empfehlung für Rollstuhlfahrer.
3. In der Stadt Sotschi sind die Gehwege schon ein Problem für Rollstuhlfahrer. Z.B. der Gehweg in der Nawaginskaja-Straße, an der entlang sich viele Kaufhäuser und Läden befinden, von Palmen gesäumt (auf der anderen Seite). Die kleinen Steinplatten sind sehr uneben. Es gab viele Stolperfallen. Ich spreche von 2008 und 2010.
An manchen Stellen gibt es zwar Rampen für Kinderwagen. Aber ich habe meine Zweifel, ob an manchen solcher Rampen ein Rollstuhlfahrer herunterfahren kann. Vielleicht doch zu steil, mit Gefahr, sich zu überschlagen. Und zum Hochfahren wiederum zu steil.
4. Die Kaufhäuser in Sotschi werden jetzt auch für Rollstuhlfahrer zugänglich gemacht. Das verspricht hier auch eher einen return on investment, als draußen die Treppen an der Straße rollstuhltauglich zu machen.
5. Vom Hafen in Sotschi (mit den Passagierschiffen, Yachten) bis zum Hotel Jemschtschuschina sind die unsäglichen Stolperfallen auf der Promenade beseitigt worden: Die Gehwegplatten sind neu verlegt worden.
6. [Nachtrag 08.01.2014: Deutschlandradio brachte vor wenigen Tagen einen Beitrag zum Thema Barrierefreiheit in Sotschi. Erwähnt wurde explizit, dass die Busse für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich sind. Niederflurbusse mit absenkbaren Einstieg fehlen.]
7. Barrierefrei ist das zu Gazprom gehörende Hotel Grand Poljana in Krasnaja Poljana. Hier werden während der Paralympics die Sportler wohnen. Aber sonst dürfte für die meisten Behinderten dieses 5-Sterne-Hotel zu teuer sein.
8. Zugänglich für Rollstuhlfahrer soll auch das Teehaus in Utsch Dere sein. Ich habe aber Zweifel, ob man mit Rollstuhl auf das Obergeschoss hochkommt.
Lesetipp:
Zeitschrift movens, Heft März 2014, 4 Seiten zu Sotschi anlässlich der Paralympics.