I. Start in Berlin
Zum Sachenpacken blieb mir nicht viel Zeit. Habe den Flug auch nur 12 Tage vor der Abreise gebucht; der 21. Juni schien der für mich optimale Anreisetag.
Ich hatte zunächst noch einen Flug über die Türkei in Erwägung gezogen, mit Abstecher nach Trabzon, um dort mit Fährschiff über das Schwarze Meer nach Sotschi einzureisen. Das haben nicht viele deutsche Reisende gemacht. Um neue Erfahrungen zu sammeln und die Infos zur Anreise zu vervollständigen. Dazu würde man mit Turkish Airlines fliegen. Ich hatte aber zeitlich nicht viel Spielraum, als ich suchte, denn ich hatte da nicht mal das Visum und da die Deutschen gegen Schweden am 23.06.18 spielen, sollte ich nicht später als am 22.06.2018 ankommen. Und wenn schon so reisen, dann sollte möglichst auch noch Zeit sein, um Trabzon anzusehen. Ich wäre auf einen Preis von über 400 EUR gekommen. Details dazu vielleicht später.
Pobeda war bei meiner Flugrecherche (ist jetzt) die günstigste Fluggesellschaft, um (aus Berlin) nach Sotschi zu kommen. Natürlich kommt man mit 6 kg Handgepäck nicht hin. Die Preise werden zunächst nur mit dem Handgepäck angezeigt. Ich habe direkt auf der Website von Pobeda gebucht. Dort ein extra Freigepäck ausgewählt: 20 kg. Preis: 233 EUR. Ganz so einfach ist es nicht. Man muss beim Ausfüllen des Buchungs-Online-Formulars Häkchen entfernen, insbesondere Flug-Versicherung. Mit der Fluggesellschaft habe ich doch eine solvente Gesellschaft. (Man stelle sich vor, in Deutschland verkaufen Reisebüros Insolvenzschutzversicherungen....)
Flug über Flughafen Moskau Wnukowo, mit 2,5 h Aufenthalt, sollte reichen und man muss nicht lange warten.
Gestern, 21.06.2018:
Wähle sportlich: Großer Rucksack. Hoffentlich übersteht der gestern gekaufte Hartkäse die Reise bis zur Übergabe als Wunsch-Gastgeschenk vom Freund in Adler.
Auf dem Weg zum Flughafen Tegel, in der S-Bahn, rufe mit Smartphone E-Mails ab. Entdecke aktuelle E-Mail von Pobeda, die mich daran erinnert, dass ich jetzt zum Flughafen aufbrechen sollte. - Genau die Infos brauche ich jetzt:
Bis wann ist das Einchecken zulässig? Bis 40 Minuten vor Abflug. - Gut, das reicht. Ich bin nämlich ziemlich spät los, bis zuletzt gepackt und im Haushalt alles klar gemacht und die USB-Sticks mit Dateien präapriert, die ich brauchen könnte.
Bis wann ist das Boarding? 25 Minuten vor Abflug.
Flughafen Tegel
Ungefähr 14.45 Uhr am Flughafen bin ich angekommen. Pobeda-Abfertigung am Terminal C, dort, wo früher Air Berlin war, und S7 ist.
Das Check-in lief schon. Ich gedacht, die meisten Gäste wären durch. Die Schlange war lang. Das Check-in machten nicht die Stewardessen von Pobeda, sondern Mitarbeiterin des Flughafenservices BAS = Berlin Aviation Services.
Zum Festmachen der Trageriemen für den Rucksack haben sie nichts. Und sie wissen auch eine Info nicht, die für mich wichtig ist. Ich dachte aber nicht daran danach zu fragen: Wird mein Rucksack in Moskau zum Flugzeug transportiert, welches nach Sotschi fliegt oder ist es sogar dasselbe Flugzeug und bleibt der Rucksack drin? Oder muss ich den Rucksack abholen und neu aufgeben?
Ich werde gebeten unzverzüglich zum Boarding zum Gate 9 zu gehen. Beim Sicherheitscheck hat man die Wahl, ob man den Scan mit dem Körperscanner (rechte Seite) nimmt oder nicht (linke Seite). eine Mitarbeiterin von der linken Seite - nur eine Spur geöffnet - ruft zu den Passagieren, sie mögen zur rechten Seite gehen, weil es dort lehrer ist. Das sich die Leute dem automatischen Körperscan unterziehen müssen, darüber sagt sie nichts. Sie will nur Entlastung. Anscheinend wieder das Problem des Personalmangels am Flughafen.
Mir geht das nicht schnell genug vorwärts, aber ich übe mich in Geduld. Dann geht man weiter zur Passkontrolle. Lange Schlange hier. Rechts stehen Scanautomaten. Die große Mehrheit ignoriert die. Die sind nur für EU-Bürger. 2 Männer vor mir anscheinend aus Skandinavien. Ich freue mich, hier schnell durchzukommen, das zollfreie Shopping ignoriere ich vollständig.
Lange Warteschlange schon am Gate 8. Wartsaal mit Monitor, zeigt das Spiel Australien - Dänemark, aktuell 1:1.
Bin hinten in der Schlange, macht nichts, habe ja meinen Platz vorn links am Gang gebucht: 4C.
Tür öffnet sich, aber genau bei mir sagt der Mann vom BAS: halt, Bus ist voll. Neben mir eine Familie, deren Vater sich aufregt. Der muss 30 EUR zahlen, weil sein Handgepäck nicht den Maß-Regeln entspricht. Er sagt, er ist doch gerade vor einem Monat mit Pobeda geflogen und da musste er nicht nachzahlen...
Schon beim Check-in gab es zwei Männer vom Sicherheitsdienst mit Blechkästen, die stichproben bei Gepäckstücken machten. Bei mir nicht. Ich habe eine Leder-Umhängetasche für mein Notebkook.
Empfang von sympathischen Stewardessen: Tatiana, Jewgenia und Irina. Bin etwa 16.07 an Bord gekomen. Wir stehen noch ein Weilchen. Um 16.30 Uhr rollen wir los und etwa 16.38 Uhr heben wir ab, fliegen über den Grunewald und die Havel und machen die Kehrwende nach Norden, nach rechts, weg.. Sehr international die Paasagierliste, mit Mexikanern, Braslienfans, Schweden, Deutschen. Wir sprechen von Fans.
Ich hätte mir eine Flasche mitnehmen sollen. Serviert wird nichts. Später wird nur manchen ein Plastikbecher mit Wasser gebracht, anscheindn nur auf Verlangen. Ich bekomme auch einen nach meiner Bitte.
Zeit zum Lesen und dösen. Die Nacht war kurz.
Moskau Wnukowo
In Moskau wärmer als beim Abflug in Belin, ca. 22 °C
Ich sehe das Gebäude, welches sich noch im Bau befand, als ich letztes Mal hier ankam, im September 2010.
Personenkontrolle, buntes Volk zum Besuch der Fußball-WM. Türken, Brasilianer, Afrikaner, Schweden, Deutsche, ...
Toilettenbesuch. Gepäckband. Rucksack kommt nicht. Bekannte Gesichter aus dem Flugzeug verschwinden nach und nach mit ihrem Gepäck. Nur eine deutsche Dame mit ihrem Partner steht nervös am Band, dort wo die Gepäckstücke von der anderen Seite der Wand reinkommen. Es gibt einen Monitor, der zeigt diese Seite. Man sieht, wenn neue Containerwagen ankommen und entladen wird. Das ist transparent, habe ich in Deutschland (also Berlin) noch nicht gesehen. Eine Frau, die hier zuständig für das Gepäck der Passagiere zu sein scheint, antwortete der deutschen Dame. Ich hörte, wie sie klarmachte, es kann sich lohnen noch zu warten. Irgendwann wird es mir zu dumm und ich frage sie. Sie schickt mich zu einer anderen Ecke, zu einer Treppe, wo angeblich Rucksäcke stehen. Die Treppe finde ich nicht in der Richtung, wohin sie zeigte, aber das Fundbüro. Eine Mitarbeiterin schaut auf den Abschnitt, der mir vom Flugticket, den ich beim Check-in in Berlin erhalten habe, noch übrig war. Sie erklärt mir: Hier stehen beide Flüge untereinander. Das Gepäck wird in Moskau zu dem anderen Flug gebracht. Ich brauche nicht mein Gepäck abzuholen. Ich bin erleichtert, gehe wieder zu dem Band, unerwegs treffe ich auf das deutsche Paar, erkläre das. Ich richte auch aus, dass wir zur Abfertigung für den Sotschiflug gehen sollen, 2. Etage. Ich gehe mit ihnen ein Stück. Die Dame will noch Geld tauschen. Sie sah einen Umtausch: nur 56 Rubel für ein Euro? Das ist zu schlecht. Sie sucht meine Bestätigung. Kriegt sie. Gestern war der Kurs doch 1 EUR = 73 Rubel. Sie trennen sich von mir. Ich sehe einen Infostand zur Fußball-WM [Foto].
Oben angekommen sehe ich zwar den Flug, aber nicht wo er abgefertigt wird. Ich sehe Pobeda-Schalter, aber andere Flüge. Laufe durch die Halle. Nichts. Ich frage an einem Schalter. Die Date lässt sich meinen Zettel vom Check-in in Berlin zeigen und zeigt zu Pobeda, Schalter von 85 bis. 94. Ok, das ist die Rückseite, die ich vorhin nicht sah. Lange Schlange. Aber ich muss bis jetzt, 45 min vorher eichecken. Ich drängele vor , gehe zu einem Schalter, wo schon weitere ungeduldig stehen. Der Man spricht nicht gut englisch, weiß meine Frage nicht zu beantworten, die nach dem Gepäck. - Aber nach meinem Nachdruck stellt er mir den Bording-Pass aus und sagt, Bording endet um ... (ich muss mich beeilen). Das klappt dann noch. Busse stehen bereit, Ich sehe aber auch 2 Pobeda-Flugzeuge, frage den Service-Mitarbeiter, durch diese Tür nach Sotsch? Ja. Es dauert noch, bis sich der Bus füllt. Ich erkenne Deutsche, Einzelne, dann auch Schweden, dann auch Lateinamerikaner. Eine Gruppe stimmt ein "Happy Birthday to you" an. Der Bus fährt zum Pobeda-Flugzeug. Steht (noch?) an derselben Stelle wie meines aus Berlin. - Ist es dasselbe aus Berlin?
Die Info hinsichtlich Notwendigkeit der Gepäckabholung beim Zwischenstopp ist leider nicht gekommen. Hier scheint die Kommunikation zwischen Pobeda und BAS nicht richtig gut zu laufen. Dieses Mal muss ich hinten einsteigen. Sperrbänder verhindern, die Tür zu wechseln. Ich muss durch das gesamte Flugzeug laufen. Am Eingang drängelt sich noch ein junger Mann vor, ich versuche ihn zu blocken, aber im Sinne des Friedens... Ich lief erst hinter einer gebrechlichen Dame her, die mich blockerte, und rechts von mir überholten die Leute von hinter mir.
Ich hatte wieder denselben Platz 4C am Gang. Ein Mann um die 60 mit Getränkeflasche und eine Frau um die 35 saßen schon. Sympathische Nachbarin. Es war jetzt draußen dunkel geworden. Mit Rücksicht auf besseres Rausschauen beim Start machte ich das Leselicht aus. Meine Nachbarin dankte es durch einen Blick. Sie versuchte eine Schlafposition zu finden, Kopf auf Tablett am Sitz vor ihr, ging nicht. Keine Berührungsängste. Sie spielte dann ein Spiel auf ihrem Smartphone. Ich fing auf meinem mit Schach an. Spiegelung. Rechts neben mir eine Russin um die 65 kam zu 2 Fußballfans aus Lateinamerika, die machten ihr Platz, weil sie den Fensterplatz hatte. Die fing ein angeregtes Gespräch mit ihnen an. Die jungen Männer hatten noch weitere Reisepläne, mit Samara, Jekaterinburg, ...
Die Atmosphäre an Bord war ein bisschen anders als sonst. Viele hier sind anlässlich der Fußball-WM in Russland, gut gelaunt. Ich höre einen Deutschen mit anderem ausländischen Fan ähnlichen Alters mit Schulenglisch reden (Er sagte "Football", meinte aber Soccer, ja po-russki Futbol).
Mit nur wenigen Minuten Verspätung starteten wir.
Wieder kein Essen, auch kein Getränk, nur im letzten Drittel oder Viertel brachten Stewardessen vereinzelt noch Plastikbecher mit Wasser. Also ein [...Next]