Erst Pinke, dann pinkeln!
Üblich ist es hier (so jedenfalls meine Erfahrungen), schon beim Eintritt in die Toilette zu bezahlen, nicht wie in Deutschland, beim Verlassen der Toilette (soweit noch nicht automatische Sperren installiert sind, die man mit Münzen füttern muss). Aber ich setzte mich darüber manchmal hinweg und bezahlte erst beim Verlassen. Denn, so dachte ich mir dabei, was weiß ich, was mich da erwartet? Was ist, wenn ich mir am Waschbecken nicht die Hände waschen kann und mir die Hände nicht abtrocknen kann, oder wenn Klopapier fehlt? Klar wurde das nicht immer ohne Worte hingenommen und so gab es schon mal kleine Diskussionen mit der Toilettenfrau.
Wenn Sie nicht auffallen wollen, sagen Sie nichts und legen die Münzen auf den Teller. Aber ich werde manchmal von einem Missionar geritten und provoziere ein bisschen, um zu lernen, was ist wenn ... - So habe ich ja auch schon vor den Augen von Grenzbeamten an der polnisch-ukrainischen Grenze fotografiert. Toiletten sind aber Orte, die auch so gefährlich sein können wie die Grenze. Vor allem die Klosetts auf Busbahnhöfen. Auch hier kann man sehr schnell in eine missliche Lage kommen...
Es kann sein, dass Sie für ihr größeres "Geschäft" sich nicht hinsetzen können, sondern hocken müssen. Das kann anstrengen. Es strengte mich an in einer öffentlichen Toilette kurz vor Ostern 2011 in Tuapse (Schwarzmeerküste) am Kai und Eingang zum Fußballstadion (siehe großes Foto oben): Ich hatte Angst, mir ein Ei in die eigene Hose zu legen. Türen gab es auch nicht. Es waren drei Boxen wie im Pferdestall, mit einer niedrigen Mauer, an deren Anfang ich mich festhalten konnte - wie ein Kletterer am Fels. Wasserspülung gab es nicht; stattdessen in einer Ecke ein paar oben aufgeschnittene Plastikwasserflaschen. Deren Inhalt verwendet man zum Nachspülen. Und die Klofrau füllt dann die Flaschen wieder auf.
Dann vielleicht doch lieber das enge WC in Ihrem Bus nehmen. Gut, wenn Sie zusammen mit jemandem aus dem Bus zur Toilette mitgehen, mit dem/mit der Sie sich sicherer fühlen können. Auch deswegen ist es sinnvoll, ihre Nase auf der Reise nicht die ganze Zeit in ein Buch zu stecken oder mit Stöpseln/Musik in den Ohren unbeteiligt in die weite Landschaft zu schauen, sondern sich ein bisschen dem einen oder der anderen Mitreisenden zuzuwenden.
Toiletten-Benutzungskosten lagen im Oktober/November 2006 zwischen 5 und 15 Rubel. Manche Klofrauen befinden sich in einer Kabine hinter Glas, andere an einem Tisch beim Eingang, wie bei unserer Busfahrt auch. Fragwürdig ist durchaus, ob die Klofrauen rechtlich einen Anspruch darauf haben, dass die Benutzer der Toiletten an sie zahlen. Nach einem föderalen Gesetz müssen Toiletten an Bahnhöfen/Busbahnhöfen kostenlos zu benutzen sein.
Ermäßigungen bei Toilettennutzungen
Im Bahnhof von Brjansk sah ich ein Schild an der Toilettenkasse, auf dem erklärt ist, für wen die Toilettenbenutzung kostenlos ist:
Behinderte, Rentner, Kriegsveteranen und - Achtung - Passagiere, die mit dem Zug ankamen innerhalb der letzten Stunde. Die Fahrkarte muss man der Klofrau vorzeigen.
Aktualisierung 27.12.2016. Diese Regelung gilt auch im Dezember 2016 in Moskauer Bahnhöfen.
Womit man rechnen kann
Vorsicht, an Busbahnhöfen muss man besonders mit Kriminellen rechnen, die sich hier ihre Opfer unter den Reisenden für Betrugs- und Gewaltdelikte aussuchen. Bei meiner Abreise in Majkop (Adygea) nach Mineralnije Wody bin ich von meinem Gastgeber in Majkop schon gewarnt worden. Und tatsächlich begegnete mir so eine Gaunerbande unterwegs, beim Stop in Armawir.
Während meiner Busdurchfahrt durch die Ukraine im April und Mai 2008 machte ich diese Erfahrung:
An der polnisch-ukrainischen Grenze kostete an einer Tankstelle mit Bar und Laden die Toilette 1 Griwna (ca. 14 Cent). Es gab zwei Toiletten, die jeweils einen Vorraum mit Waschbecken hatten. Damit die Abfertigung der Schlange von Passagieren (vor allem aus unserem Bus) schneller ging, durften Leute auch in den Vorraum des Klosetts, um sich frisch zu machen, wenn die Person vor einem in der Reihe auf dem Klosett war, also hinter der zweiten Tür.
Man sollte sich während einer Busreise hier, während der Rast, wenn man eine Toilette nutzen darf, mit Toilettenpapier eindecken, falls man die Toilette im Bus benutzen muss und nicht schon was von zu Hause dabei hat. Möglicherweise gibt es im Bus kein Toilettenpapier (mehr). Auch gut ist, wenn Sie im Handgepäck diese kleinen Reinigungstücher dabei haben, vielleicht auch ein kleines Stück Seife von Ihrem letzten Hotelbesuch, einen feuchten Lappen in einem Gefrierbeutel und ein kleines Handtuch. Vielleicht können Sie sich in dem Miniwaschbecken im Busklo die Hände spülen.
Zähne putzen
Auch daran denken: Während Ihrer Reise werden Sie vielleicht längere Zeit nicht Ihre Zähne putzen können. Bewahren Sie ihr Zahnputzzeug im Handgepäck auf, dann können Sie so einen Toilettenbesuch während einer Rast auf einem Busbahnhof einer größeren Stadt vielleicht nutzen, sich mal Ihre Zähne zu putzen. Da dauert der Aufenthalt ja ab und zu schon mal 15 Minuten.
Fällt jemandem noch was ein? Nur raus mit der Sprache. Das ist ein Örtchen, an dem Sie als Individualreisende(r) einer erhöhten Gefahr ausgesetzt sind. Seien Sie hier besonders konzentriert! :-). Aber nicht zu stark drücken, denn davon kriegt man Hämorrhoiden.
[Nachtrag 21.05.2009:]
Beim Lesen des Focus vom 11. April 2009 stoße ich auf einen Splitter, mit dem auf den Welttoilettentag hingewiesen wird - der 19. November - und auf die Welttoilettenorganisation WTO, die vom vermögenden Unternehmer Jack Sim in Singapur gegründet worden ist. Und (weitere Entdeckung) in Berlin gibt es laut Wikipedia Germain Toilett Organisation e.V., die dem Verband angehört und als gemeinnützig anerkannt ist. Aber in Berlin haben wir ja auch die Wall AG, die Stadtmöbel baut, u.a. öffentliche Toiletten. Ein Besuch kostet bei uns 50 Cent, die man in einen Schlitz steckt. Klofrauen braucht es hier nicht.
Sehr gute Toiletten auf westlichen Standard finden Sie häufig in den Zentren der russischen Metropolen in Restaurants und Cafes vor. Hier ein Beispiel aus der St. Petersburger "Bierbar" Joksel Moksel in der Maratastraße 26/11 (2006). Hier kann man beim Pinkeln Artikel deutscher Zeitungen an der Wand lesen.
[Nachtrag 09.09.2016:]
Apropos Zeitungen:
Die Berliner Zeitung fragt in ihrer Ausgabe vom 09.09.2016, was aus den Berliner Toiletten wird.
Derzeit gibt es in Berlin 258 öffentliche Toiletten, davon 218 von der Wall AG (oder jetzt GmbH, laut Zeitung?) betrieben. Von diesen 2018 sind 172 die barrierefreien runden vollautomatisierten Toiletten. Die Wall AG hat auch Stadtmöbel für die Städte Moskau und St. Petersburg produziert. Es sind Werbeträger. Die Bereitstellung von öffentlichen Toiletten wird aus Daseinsvorsorgeaufgabe des Staates gesehen in Berlin und jetzt ist man der Auffassung, hier darf es keine Verquickung mit der Privatwirtschaft geben, sprich: Finanzierung der Unterhaltung über Werbung. Daher sollte (das hochverschuldete) Berlin die Toiletten in Eigenregie unterhalten. - Na dann gute Nacht!
Ich sehe hier kommen, dass Berlin auf Kosten seiner Bürger und Gäste sparen will. Hauptsache man kann behaupten, die Berliner Verwaltung ist transparent. Es ist aber nicht sexy für Berlin, wenn es an immer mehr Ecken nach Pisse stinkt. Von wegen Transparenz - das ist nur Heuchelei eines Wichtigtuers.
Busse in Russland. Ich war schon oft mit Bussen in Russland unterwegs (aus russischer, ungarischer, deutscher oder asiatischer Produktion) und möchte hier einen kleinen Einstieg in die Buskunde aus Individualtouristensicht bieten. Es kann für eine Marktre ...