Die Eremitage in St. Petersburg

Der zentrale Teil des weltberühmten Museums (auch: Ermitage) ist der Winterpalast (Simnij Dworez). Er wurde nach Entwürfen von Francesco Rastrelli 1757 bis 1762 gebaut. Als Eremitage wurden Hütten oder Pavillons in Parkanlagen bezeichnet. Der Begriff wurde für Abendgesellschaften im engen Kreis um Katharina II übernommen. Für diese Gesellschaften wurde 1768 die Kleine Eremitage gebaut, die sich neben dem Winterpalast befindet. 1796 ist das Theater nach dem Tode von Katharina II geschlossen worden. Erst 1986 wurde es wieder eröffnet. 1837 bis 1852 wurde der bestehende Palast um die "Neue Ermitage" unter Führung des deutschen Museumsbaumeisters Leo von Klenze aus München erweitert. Klenze war der Architekt der Pinakothek in München.
Leitung der Eremitage
Bis 1990 war Boris Borissowitsch Piotrowski (geboren am 14.2.1908) Direktor der Ermitage. Sein Sohn Michael (geboren 1944), der das gleiche Amt 1992 übernahm, gehört heute zu den einflussreichsten Museumsleuten der Gegenwart. Er hat in Leningrad und Kairo Orientalistik studiert und ist an der Staatlichen Universität St. Petersburg Professor. Zum Personal der Ermitage gehören mehr als 300 Bewacher der Ausstellungen. Deren Bezahlung ist schlecht. Geldmangel auch beim Schutz der Exponate in den Lagern. Mangelhafte Kontrollmechanismen begünstigten lange Zeit Diebstahl. 2006 wurde bei einer Inventur das Fehlen von 221 Exponaten, wertvolle russische Juwelierarbeiten und Emaille-Schmuckstücke, im Depot festgestellt. Zu verantworten hatte dies eine Archivarin, die, vielleicht aus Anlass der Entdeckung (?), während der Routine-Inventur, einen Schlaganfall erlitt und starb. Die Staatsanwaltschaft knöpfte sich ihren Ehemann und Sohn vor. 2006 jedenfalls ließ Piotrowski alle Exponate markieren und war dabei, die Sicherheitsmechanismen zu verbessern. Wie weit er bis heute damit gekommen ist, ist mir nicht bekannt.
Reichtum der Eremitage
Die Sammlung ist so umfangreich, dass längst nicht alles zugleich ausgestellt werden kann. Millionen Objekte liegen in den Lagern der Ermitage. Für die gerade nicht ausgestellten Exponate gibt es ein klimatisiertes Hi-Tech-Lager in einem extra Gebäude am Rande der Stadt. Aber auch in den Büros der Mitarbeiter der Ermitage befinden sich zahlreiche Exponate. Und hier mangelt es an der Sicherung der Exponate. Da die Räumlichkeiten längst nicht mehr den gewachsenen Ansprüchen genügen, für die Wechselausstellungen, für die reichen Bestände des 19.und 20. Jahrhunderts, von der zeitgenössischen ganz zu schweigen, plant Pietrowski nun, das Gebäude des gegenüberliegenden Generalstabs mit seinen 806 Räumen als Dependance der Ermitage einzurichten, nachdem Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts bereits sein östlicher Teil zur Ermitage kam, in dem französische Kunst des 20. Jahrhunderts sowie russische Meister gezeigt werden. Dabei denkt er an der Einrichtung eines begehbaren Depots.
Es gibt mehr als 6.000 Kunst-Abteilungen in der Ermitage. Unter den Sammlungen befinden sich zum Beispiel 31 Picasso-Werke und 37 Werke von Matisse, Gemälde von Van Gogh, Caspar David Friedrich ... Hier befindet sich die größte Gauguin-Sammlung der Welt und eine reiche Rembrandt-Sammlung.
Eremitage im Ausland
Das Jahr 2006 war das Rembrandt-Jubiläum, denn 1606 wurde er in Leiden geboren. Deswegen gab es zahlreiche Rembrandt-Ausstellungen in dem Jahr, außer in St. Petersburg vor allem in Leiden und Amsterdam und Berlin. Unter dem Motto "Rembrandt 400" haben in den Niederlanden bereits am 15.Dezember 2005 die Feierlichkeiten begonnen, als Königin Beatrix die Ausstellung "Rembrandts Mutter, Mythos und Wirklichkeit" eröffnete.
Weitere Infos waren unter: www.rembrandt400.com zu finden (Website ist im Dezember 2008 offline.).
Kunstsammlungen der Ermitage reisen rund um die Welt, z.B. nach Amsterdam, London, wo sich jeweils kleine Zweigmuseen der Ermitage befinden. Meist mit dem Flugzeug, bald (oder: inzwischen schon?) auch mit der (Transsibirischen) Bahn. Oder Las Vegas.
Ergänzung 15. März 2009
Gestern beim Besuch der Internationalen Tourismus-Börse sah ich am Stand von Amsterdam eine Werbe-Postkarte, mit der für die Hermitage Amsterdam geworben wird. Am 20. Juni 2009 wird hier die Aussstellung "At the Russian Court", Untertitel "Palace and Protocol in the 19th century", eröffnet. Zu sehen sein werden Hunderte von spektakulären Ballkleidern, schönen Porträts von Repin und Winterhalter, elegante Möbel, beeindruckender Schmuck und kostbare Edelsteine.
Ort der Ausstellung ist der Amstelhof, ein Gebäude, das 1683 von der Holländischen Reformierten Kirche gebaut worden war (also zu Zeiten Peter des Großen). Es ist von drei Seiten mit Wasser umgeben, mit Kanälen. Wenn man auch noch den Grundriss sieht, fühlt man sich an die Petersburger Ermitage erinnert. Der Architekt Hans von Heejswijk gestaltete den Bau in einen geräumigen Ausstellungspalast um. Der geschäftsführende Manager der Amsterdamer Ermitage sagt zur Eröffnung, die Eröffnung seines Hauses ist der Endpunkt einer Planung über zwei Dekaden hinweg, zugleich aber auch eine Fortsetzung der mehr als 300 Jahre bestehenden Bande zwischen St. Petersburg und Amsterdam, die auf den Besuch des Zaren Peter dem Großen in Amsterdam zurückgehen.
Die Ausstellung soll 1.800 Werke umfassen und täglich bis 17 Uhr geöffnet sein (mittwochs bis 20 Uhr), bis Ende Januar 2010.
Die Katzen der Eremitage

Sind Ihnen bei Ihrem Besuch Katzen auf dem Gelände aufgefallen? Leute setzen Katzen auf dem Gelände der Ermitage aus, damit die hier versorgt werden. Zur Ermitage gehören nämlich 70 +/-5 Katzen. Die meisten Katzen schlafen auf den Rohren des Heizungskomplexes im Keller. Dort wird auch das Futter für die Katzen zubereitet. Die Mitarbeiterin, der schon die Verantwortung für den Einsatz des Personals obliegt, kümmert sich auch noch um die Katzen, z.B. kauft sie das Futter ein, etwa Fischkopf oder Schweinekopf für eine Suppe.
Die Katzen gehören zur Eremitage. Schon Katharina II ließ aus Kasan Katzen nach St. Petersburg bringen, die besonders für die Mäusejagd geeignet waren, um den Palast frei von Ratten und Mäusen zu halten. Heute gibt es keine Mäuse mehr hier, aber die Katzen durften bleiben.
Um von der Ermitage aufgenommen zu werden, muss sich die Katze eine medizinische Untersuchung gefallen lassen und der Kater die Kastration. Die städtische Tierklinik versorgt die Ermitage mit Tiermedikamenten. Es kommt aber auch regelmäßig ein Tierarzt. Fast alle Angestellten bekommen ihr Gehalt bar ausgezahlt. Fast jeder von ihnen spendet etwas für die Katzen. Aus dem Museumsetat gibt es keine Zuschüsse für die Katzen. Oft reichen die Spenden nicht, um sie mit Futter zu versorgen. Deswegen lassen die Mitarbeiter, die sich um die Katzen kümmern, in der Zeitung manchmal einen Spendenaufruf inserieren.
Aktualisierung 04.12.2016
Es gibt in St. Petersburg inzwischen ein Katzenmuseum. Das soll aber nicht wegen der Katzen in der Eremitage eröffnet worden sein, erklärt mir ein Mann im November 2016 von der Touristinfo St. Petersburg.
Eremitage im Stummfilm
Noch einmal zurück zum Keller. In dem 1927 aus Anlass des zehnten Jahrestages der Oktoberrevolution von Sergej Eisenstein gedrehten Film "Oktober" sieht man, wie am 7. November 1917 Bolschewiki durchs Kellerfenster und die Kellergänge in den Winterpalast eindringen. Man sieht in dem Film auch Bilder des Winterpalastes als Wohnstätte der Zarenfamilie und des Kriegsministers. Da es ein Schwarz-Weiß-Film ist, sieht man nicht, dass der Palast zu jener Zeit blassgelb war. Nach dem zweiten Weltkrieg bekam er erst die grüne Farbe. Man erkennt im Film einige Exponate, die man heute noch in der Ausstellung bewundern kann wie z.B. den goldenen Pfauen, den ich hier fotografiert habe.

Eremitage im Internet
Seit 01. Februar 2011 kann man im Internet virtuell durch die Säle der Eremitage wandeln und sich erst einmal ein Bild von ganz nahem ansehen, im Falle der Eremitage ein Bild von Rembrandt. Dies wird durch Google-Technik ermöglicht, die auch bei Streetview verwendet wurde. Weitere berühmte Museen wie die Berliner Gemäldegalerie sind dabei.
Adresse:
190000, St. Petersburg, Dworzowaja Naberejnaja 34
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag 10:30 - 18:00 Uhr
Eremitage im Generalstab
[Aktualisierung 04.12.2016:
Vor etwa 2 Jahren hat die Eremitage mit dem Generalsstab einen weiteren Teil, der für die Öffentlichkeit zugänglisch ist. Hier gibt es ständige und zeitweilige Ausstellungen. Die Architektur innen ist interessant. Hier sind auch Werke der ganz großen Maler wie Renoir, Kandinski ausgestellt. Der Eintritt nur hier kostet für Erwachsene 300 Rubel.]
Eremitage Hotel
Wussten Sie schon, dass es zur Eremitage auch das Hotel Eremitage gibt?
Es wirbt mit dem Slogan "The Art of Hospitality".
Die Eröffnung war im Frühjahr 2013:
http://www.dailymail.co.uk/travel/article-2317696/St-Petersburgs-Hermitage-Museum-open-hotel.html
Das 5-Sterne-Hotel gewann einige Preise (Awards):
Januar 2016: International Hotel Awards
Oktober 2016: World Luxury Hotel Awards
Februar 2017: Colomboss Award
Februar 2017: Russischer Hospitality Awards
Adresse:
[...Next]