Russische Banken verlangen deutlich höhere Zinsen für Kredite als sie in Deutschland gebräuchlich sind und lassen sich Überweisungen ins Ausland oder aus dem Ausland teuer bezahlen. Darin sehe ich ein Hindernis für kleine internationale Geschäfte im KMU-Bereich bzw. B2C-Geschäfte. Weil die finanzielle Abwicklung von Geschäften so teuer ist, lohnen sich manche Geschäfte mit russischen Kunden (im Versandhandel) nicht, wenn man diese Banken zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs nutzt. Das Sammeln von Forderungen zur gemeinsamen Überweisung (bei dauernden Geschäftsbeziehungen) dauert zu lange für solche, denen es an Eigenkapital und/oder Vertrauen in die Solvenz des russischen Geschäftspartners mangelt.
Ein weiterer Punkt war bis vor nicht allzu langer Zeit, dass vielen Organisationen in Russland nicht erlaubt war, Devisenkonten zu führen. Inzwischen ist aber Bewegung in den Bereich Zahlungsabwicklung in Russland gekommen.
Mark Herpel hat hierzu in Moskau recherchiert und in mehreren Teilen über moderne Zahlungssysteme in und aus Russland geschrieben (zuerst veröffentlicht im Digital Gold Currency Magazine; ich beziehe mich aber auf die Artikel im American Chronicle.). Die Entwicklungen bei den Zahlungsmöglichkeiten mit elektronischem Geld stimulierten ein starkes Anwachsen von Internetkäufen in Russland. Eine Folge davon ist, dass die russische Post mit der Prüfung der Pakete und deren Verteilung nicht mehr nachkommt, zumal die Zollmitarbeiterzahlen nicht ausreichen.
Ich habe mir Herpels Artikel übersetzt, um so (auch mir selbst) einen Überblick zu verschaffen, inwieweit es Alternativen zu der Abwicklung von Geschäften über die teuren russischen Banken gibt und Webmoney zu verstehen, das öfter im Zusammenhang mit Internetkriminalität in einschlägigen Foren erwähnt worden ist.
Heute geht es weiter mit einem Vergleich zwischen dem amerikanischen Zahlungssystem PayPal und dem russischen Zahlungssystem WebMoney.
Die meisten Leute kennen die Marke PayPal. PayPal ist ist die weltweit größte ecash-Firma. Aber PayPal diskriminiert die Bevölkerung in den USA ohne Bankkonto. Wenn Sie kein lokales Bankkonto und eine Kreditkarte zur Verifikation und Auszahlung haben, funktioniert PayPal für Sie nicht.
Das PayPal-Online-Konto wird immer über des Käufers Kreditkarte oder Bankkonto geführt (mit strengen Beschränkungen und Überprüfungen). Dieser Zahlungsverkehr vom digitalen Konto zum Bankkonto und vom Bankkonto zum digitalen Konto illustriert den Fluss amerikanischer Geldmittel zwischen nationaler Währung und den digitalen Geldkonten. Die Kreditkarte oder das Bankkonto des Inhabers ist IMMER die originäre Geldquelle. Geldmittel, die vom PayPal-Konto abfließen zurück zum Nutzer, werden im Allgemeinen über elektronischen Geldtransfer über Kabel auf das Konto bei der Bank des Nutzers übertragen.
Alle US-amerikanischen digitalen Zahlungskonten sind nur in der Lage, Geldmittel von existierenden regulären Bankprodukten zu erhalten. Es gibt keine Möglichkeit, Bargeld an ein US-amerikanisches Zahlungskonto zu senden und es gibt keine PayPal-Prepaid-Karten, die mit Bargeld aufgeladen werden könnten. In den USA ist es nicht erlaubt, digitale Zahlungsmittel außerhalb der normalen regulären Bankenprozesse zu deponieren oder abzurufen (d.h. es gibt keine Vermittler als dritte Beteiligte). Das bedeutet: wer kein Bankkonto oder keine Kreditkarte hat, hat Pech mit der Nutzung eines US-amerikanischen elektronischen Geldkontos.
Verglichen mit dem US-amerikanischen Markt ganz anders operieren russische filiallose Zahlungssysteme. Solche Restriktionen durch Firmen wie PayPal, denen US-amerikanische Verbraucher unterliegen, sind in Russland grundsätzlich nicht existent. Das Zahlungssystem "Webmoney" ist speziell für Verbraucher entwickelt worden, die kein Bankkonto und keine Kreditkarte haben. Für Nutzer von Webmoney (ohne Bankkonto) gibt es eine breite Palette von bequemen Zahlungsmöglichkeiten, die von Vermittlern als Dritte angeboten werden. Webmoney bietet sogar Prepaid-Geldkarten. Heute werden mehr als 30 % des gesamten Webmoney-Zahlungsverkehrs über Bargeld-Zahlungsterminals abgewickelt.
Amerikanische Regulierer fragen: "Wie könnt Ihr nur solche Bargeld-Einzahlungen zulassen?" Dagegen fragen russische Einwohner: "Wie kann es sein, dass Ihr nur Zahlungen über eine Bank zulasst?" Vielleicht sind beide Fragen berechtigt.
Diese Technologie des russischen Unternehmens Netto Prozessing wird stetig verbessert und aktualisiert. Während meiner Tour zu deren Büro demonstrierte mir Andrej Klyaschtorny eine Vorschau ihres neuesten Modells mit dem Namen Netto Check, welches noch später in diesem Jahr seinen Betrieb aufnimmt. Das ist eine beeindruckende Maschine, die die neuesten biometrischen Fingerprint-Scanner-Technologie nutzt, Barcode-Lesegeräte und berührungsempfindliche Bildschirme. Diese Firma erweitert schnell ihre Kundengruppen nach Europa und wenn Sie mehr wissen wollen, besuchen Sie einfach deren Website.
Originaltext: Mark Herpel, Non Bank Payments: Pay Pal or WebMoney (part 3), veröffentlicht am 19.10.2009 auf americanchronicle.com
Übersetzung: Jörg Schäfer
Tipp:
Zu den Nachteilen von Paypal: willkürliche Kontensperrung
Erfasst, verknüpft, gesperrt - Paypal-Kunden leben "sicherer", ct-TV-Ausschnitt
Nachtrag 02.03.2013: Heute ist es für Russen noch nicht möglich, sich Geld, welches sich in ihrem Paypal-Konto befindet, auf eines ihrer Bankkonten zu überweisen oder gar bar auszahlen zu lassen. Sie können ihr Paypal-Geld nur für Internetgeschäfte verwenden. Damit ist Paypal kein brauchbarer Weg, um Geld an Geschäftspartner in Russland zu übertragen.