Wenn man für und während seine(r) Russlandreise günstig zu Rubel kommen möchte, sollte man ein Konto bei einer Bank haben, bei der man Geld von Automaten weltweit ohne Gebühren ziehen kann - erste Alternative. Oder/und man nimmt sich Bargeld zum Eintauschen mit und wechselt dieses in einer Geldwechselstube.
Aber jetzt im Oktober wird den Geldwechselstuben der Garaus gemacht, wie am 1. Oktober verschiedentlich (z.B. Nachrichtenagentur AFP) gemeldet wird, nach einer Pressemeldung der Russischen Zentralbank. Geldwechselstuben, die nicht zu einer Bank gehören, sind nicht mehr erlaubt.
Das ist ein Grund mehr, sich, wenn man längere Zeit oder öfter in Russland ist, Zugang zu einem Zahlungssystem zu verschaffen, über das man von den zahlreichen Automaten in Moskau Geld günstig ausgezahlt bekommt, also zum Beispiel Webmoney.
Im Flughafengebäude von Wnukowo fällt nur eine Geldwechselstube auf, nämlich von der Sberbank. Die Gebühr für den Eintausch von Rubel betrug letztens, als ich Moskau besuchte, 25 Rubel, also etwa 60 Cent. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass man beim Geldziehen mit der ec-Karte am russischen Bankomaten bei vielen Banken dafür 3,50 EUR, 5 EUR oder gar, wie bei der Berliner Sparkasse, 7,50 EUR abgeknöpft bekommt.
Bei einer Geldwechselstube am Belorussischen Bahnhof einen Tag später warb ein Aufsteller mit einem günstigeren Kurs als den vom Flughafen - nämlich 1 EUR = 38,45 Rubel - und der Befreiung von Wechselgebühren. In dem Kabuff fragte ich, wieviel Rubel ich für 200 EUR bekomme. Die Frau hinter dem kleinen Fenster, unter dem das Geld durchgereicht wird, zeigte mir den Betrag von 7.640 Rubel an. Der entsprechende Kurs: 38,20, also schlechter, als auf dem Aufsteller steht und schlechter als bei der Sberbank im Flughafen Wnukowo (38,80) und ein Kurs-Nachteil von 3 EUR zur Sberbank-Wechselstube zwei Tage vorher.
Das bedeutet, hier wird mit falschen Versprechungen geworben. Ich hatte die Tage das Gefühl, dass es einen harten Preiskampf unter den Wechselstuben gibt. Um Wechselwillige anzulocken, wirbt man mit den günstigsten Kursen, um dann doch weniger Rubel auszuzahlen, zu einem schlechteren Kurs.
Ich sah kurz nach meinem Wechselgeschäft am Belorussischen Bahnhof in der Twerskaja-Jamskaja einige weitere, noch günstigere Angebote von Wechselstuben, ohne zu wissen, ob man drinnen dann wirklich das zahlen will, was draußen versprochen wird.
Nun, ich hatte mir den Betrag auszahlen lassen und habe diesen unlauteren Wettbewerb "unterstützt". Ich ließ mir aber eine Quittung geben. Hätte ich nicht danach gefragt, hätte ich sie nicht bekommen. Und hier liegt die Vermutung nahe, dass auch der russische Staat betrogen wird, weil der Gewinn gegenüber den Steuerbehörden nicht richtig deklariert wird.
Den staatlichen Verbraucherschützern war das vielleicht auch schon bekannt und mit ein Grund dafür, die Wechselstuben zu verbieten, sofern sie nicht in Bankfilialen umgewandelt wurden. Dazu hatten sie zwischen April und jetzt Ende September 2010 Zeit gehabt. Ich habe im September sehr viele solcher freien Wechselstuben gesehen, die das nicht geschafft haben. Das Verbot der Geldwechselstuben wurde von der Russischen Zentralbank erlassen.