Wie gut helfen die bekannten Hotelbuchungsportale bei der Suche nach Hotels und anderen Unterkünfte in Russland? Ich habe mir die wichtigsten Hotel-Preisvergleichsportale im Januar und Februar 2011 sowie Juli/August 2011 vorgenommen und getestet nach:
- Leistungsfähigkeit
- Funktionalität
- Bedienerfreundlichkeit/Ergonomie
- Umfang der Informationen
- Hotelbewertungen
Diese Portale habe ich mir angesehen:
- HRS.de
- Hotel.de
- Booking.com
- Ehotel.com
Aufgrund des Umfangs meiner Untersuchung teile ich sie wieder auf, in drei oder vier Teile. Im ersten Teil gebe ich eine Einführung und gehe näher auf die Fremdsprachenproblematik ein. Danach stelle ich die in den Test einbezogenen Hotelportale vor und vergleiche sie teilweise miteinander, zeige Verbesserungspotentiale. Im letzten Teil widme ich mich der Leistungsfähigkeit, d.h. der Frage, wieviele Hotels gefunden werden und zu welchen (möglichst niedrigen) Preisen und schließlich ein Schlusswort.
Da ich kein professionelles Testinstitut besitze und den Test allein machte, gebe ich hier nur meine Beobachtungen, Erfahrungen und meine persönliche Bewertung wider, ohne Garantie auf Objektivität (wenn auch mit dem Bemühen darum). Es lässt sich redlich darüber streiten, ob eine Eigenschaft nun in die Rubrik Funktionalität gehört oder in die Rubrik Bedienerfreundlichkeit. Die genannten Aspekte sind Synonyme, d.h. sie überschneiden sich im Sinngehalt.
Nicht untersucht wurden von mir die auf Luxushotels spezialisierten Portale von the leading hotels of the world (Frankfurt am Main) und Escapio (Berlin). Hier fehlt es an "Hotelmasse". Das erstere präsentiert aus Russland nur Hotels in Moskau und Umgebung sowie St. Petersburg. Dieselben kann man auch in den großen Hotelportalen finden. Das italienische Hotelbuchungsportal Venere ist auch 2010 noch nicht in Russland aktiv gewesen. Russland bleibt auch auf der Karte der Startseite noch unbeschriftet, doch sind Moskauer Hotels, Hostels, ein Bed & Breakfast und Ferienwohnungen heute verfügbar. [Ergänzung 23.09.2011: Vor einigen Tagen entdeckte ich bei Venere auch ein Hotel aus Woronesch: Hotel Benefit Plaza. Man ist offenbar dabei, Russland zu integrieren.]
Voraussetzungen für eine Nutzung der Buchungsplattformen
Damit man die untersuchten Preisvergleichs- und Buchungsportale vernünftig benutzen kann, muss im Browser Javascript aktiviert sein.
Für eine Reservierung muss man sich selbstverständlich mit einer E-Mail-Adresse und einem Passwort einen Login-Zugang beschaffen und danach persönliche Angaben machen.
Für eine garantierte Reservierung benötigt man eventuell eine Kreditkarte (Darauf gehe ich noch ein). Dass die angezeigten Übernachtungspreise abhängig von der Tageszeit geändert werden, wie das bei Flügen auftritt, davon ist mir bisher nichts bekannt.
Internationalisierung, kyrillische Schrift - die Sprachbarriere
Die Hotelbuchungsportale, die ich testete, sollten natürlich in deutscher Sprache verfügbar sein. Diese Anforderung ist bei keinem Buchungsportal für die Zielregion Russland im Winter 2011 hundertprozentig umgesetzt gewesen. Alle untersuchten Portale sind international ausgerichtet, sowohl bei den erfassten Hotels als auch bei der Portalarchitektur im Hinblick auf die Benutzer. Hotels und Touristen sollen zusammen geführt werden, weltweit. Die Portale verdienen Provisionen mit der Vermittlung.
Die Inhalte werden den Systemen jedenfalls aus verschiedenen Quellen zugeführt. Irgendeiner muss die russischen oder englischen (und die anderen Fremdsprachen-) Texte übersetzen. Bookings.com hat hier den Vorteil, dass das der Konzern 2010 in Moskau eine Filiale eröffnet hat, in der der kyrillische Content der russischen Hotels von Muttersprachlern bearbeitet wird. Fraglich ist aber, wie gut die Übersetzung ins Deutsche gelingt.
Wer übersetzt die Hoteldaten ins Deutsche?
Das können erstens schon Mitarbeiter eines Hotels tun, das einen Vertrag mit dem Hotel-Portal geschlossen hat.
Das kann zweitens von GIATA gemacht worden sein, einem Unternehmen aus Berlin, das auf Hoteltextinhalte spezialisiert ist. Oder vergleichbaren Technologieunternehmen wie Interactive CMS. Giata streitet sich derzeit mit Interactive CMS vor einem Gericht um die Frage, wer welche Daten in welchen Kanälen nutzen darf (Quelle: FVW 09/11, S. ), Ende Dezember 2010 hat Giata Strafanzeige erstattet. Travel CMS bietet die Produkte Travel CMS HotelView und Travel CMS eCatalog an, letzteres ist eine Online-Datenbank für die Erstellung und Verwaltung von Reiseangeboten.
Oder die Inhalte können drittens im Hause des Buchungsportals bzw. durch beauftragte (externe) Übersetzer (für das Buchungsportal oder schon das Hotel, das anschließend die Übersetzungen an das Hotelportal liefert,) übersetzt werden.
Die vierte Möglichkeit sind maschinelle Übersetzungen. Die Grammatikfehler sind hierbei auffällig. Die Qualität solcher Texte lässt häufig zu wünschen übrig.
Schon im Gerüst eines Hotelbuchungsportals sind geografische Begriffe eingepflegt. Das dürfte von Mitarbeitern des Preisvergleichs-Unternehmens getan worden sein. Mir drängte sich die Vermutung auf, dass hier eine Zusammenarbeit mit Fremdsprachen-Spezialisten bzw. mit Kennern Russlands fehlte; naja, es ist eine Schlussfolgerung bzw. die Erfahrung aus einem Telefonat mit einem Mitarbeiter eines dieser Portale.
Typische Transkriptionsfehler
Ein typischer Übersetzungsfehler ist die Verwendung der englischen Sprache für russische Eigennamen auf den deutschsprachigen Portalen. Das deutsche "j" müsste bei Eigennamen das englische "y" ersetzen und anstelle des im Englischen benutzten "ch" oder "c" müsste man im Deutschen "tsch" schreiben; das "v" im Englischen muss im Deutschen häufig durch das "w" ersetzt werden. Das ist häufig nicht bekannt. Einiges Verständnis dafür hätte ich für derlei Fehler, wenn ich die Website anonym nutze, so dass nicht meine Sprache aus meinem Browser automatisch ausgelesen werden könnte und ebenso nicht das Land, aus dem ich Zugriff nehme, weswegen mir die geografischen Begriffe dann in englisch als verbreitetste Sprache angezeigt würden. Doch die Fehler treten auch auf, wenn ein Nutzer seinen Browser nicht anonymisiert hat.
Diesen Fehler habe ich bei HRS gesehen und ich rief deswegen dort an. Man war mir dankbar für den Hinweis. Diesen Fehler sah ich auch bei eHotel. Der erste Treffer für die Suche nach einem Zimmer in Sotschi zeigte bei eHotel (am 3.2.2011) das Park Hotel unter der Adresse "2 Morskoi Lane, 354000 Sochi". Auf der Trefferseite ganz unten links sah ich in einem Kasten "in und um" aber auch diese Schreibweise: Soci. Die Einwohner bzw. überhaupt Russen sagen natürlich nicht "Morskoi Lane", was ein Mischmasch zwischen Russisch und Englisch ist, sondern "Morskoi Pereulok" (etwa: Meeres-Gasse) oder "Morskaja Naberejnaja".
Verwechslungen sah ich auch zwischen Krasnoyarski Kray und Krasnodarski Kraj. Ersterer Bezirk wurde mir zur Eingrenzung meiner Suche nach Hotels in Adler von HRS angeboten. Doch Adler befindet sich im Krasnodarski Kraj; ein anderer Name für jene Region ist der Kuban, nach dem größten Fluss dort. Somit wird dem Benutzer schon erschwert, Angebote vom richtigen, vom Benutzer intendierten Ort angezeigt zu bekommen.
Grund für dieses Kauderwelsch ist, dass Hoteldaten von den Hotels über die von diesen benutzten Hotelreservierungssysteme, die sogenannten CRS (central reservation systems), in das Buchungssystem der Hotelbuchungsplattform eingespeist werden (siehe zur Veranschaulichung oben das Bild). Die Texte in den CRS, mit denen die Preise und Kontingente in verschiedenen elektronischen Vertriebskanälen gesteuert werden können, mögen häufig (eben nur) in englischer Sprache vorliegen.
Wenn solche Texte von Mitarbeitern der Hotels, die Hotelportale als Vertriebsschiene nutzen, in deren Hotel-CRS eingetragen wurden, kamen im Übersetzungsprozess schon Fehler in die Datenbank des Hotelpreisvergleichssystems. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Hotelmitarbeiter oft nicht perfekte Englischkenntnisse haben und es nicht so genau nehmen und aus Bequemlichkeit (bzw. Zeitdruck) auf Wörterbücher verzichten. Die andere Fehlerquelle für das Kaudewelsch: Möglicherweise bieten die CRS oder Hotelbuchungsplattformen automatische Übersetzungswerkzeuge an.
Nur mit Willen des Managements der Unternehmen, die eine internationale Hotelbuchungsplattform betreiben, lässt sich diese schlechte Sprache ausmerzen, von Hand, durch Endkontrolle von Fremdsprachenspezialisten; - jedenfalls solche Daten, die die Hotelinhaber oder -mitarbeiter bei der Registrierung ihres Hotels bei der jeweiligen Hotelplattform selbst in Formulare eintippen. Aber dieses Nacharbeiten steht für die Betreiber der Hotelpreisvergleichsportale vermutlich nicht im rechten Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Auch (noch) nicht gemeistert wird die Übersetzungsproblematik bei den Hotelbewertungen.
Die Bewertungen kommen sehr oft von Touristen verschiedener Länder. Die lassen sich automatisch nicht gut in deutsch übersetzen. Somit findet man in den Portalen Texte zu einem Hotel in verschiedenen Sprachen. Hotelbewertungsportale lassen sich mehr oder weniger gut in das Hotel-Preissuch- und Buchungsportal integrieren.
Wie könnte man hier die Qualität der Übersetzung verbessern?
Hier ist eine Zusammenarbeit mit einem Hotelbewertungsunternehmen interessant, das eine Niederlassung in Deutschland hat mit entsprechendem Personal, das für eine hohe Zahl deutschsprachiger Bewertungen sorgt. Ein weiterer Faktor ist der verstärkte Einsatz von Symbolen für die Bewertung durch die ehemaligen Hotelgäste, die das Verständnis der Bewertungen über Sprachbarrieren hinweg unterstützen. Freilich wird stetig an der Verbesserung der Übersetzungs-Software gearbeitet.
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