Meine Reisebeschreibungen mit der Ostseefähre nach St. Petersburg und der Bus-Fernreise nach Südrussland sind mit am beliebtesten. Hier folgt wieder mal ein Erfahrungsbericht, für den ich auf mein Reise-Tagebuch zurückgriff. Vor wenige Jahren reiste ich von Berlin über Moskau nach Sotschi. Zunächst Flug mit Germanwings nach Domodedowo, später weiter mit der Russischen Bahn. Auch nutzte ich einen städtischen Linienbus, die Metro und einen Audi als Schwarztaxi.
Diese Reise hat sich als Individualreise voll gelohnt. Sie war voller interessanter Begegnungen.
Ich erzähle über diese Reise in zwei Teilen. Wissen Sie, wie vielen Menschen ich innerhalb der ersten beiden Tagen in Russland begegnet war, bis mich mein Gastgeber in Sotschi am Bahnsteig schließlich in Empfang nahm? Es waren etwa 18.
Teil 1: Berlin Schönefeld bis Moskau Roter Platz
Teil 2: Moskau Roter Platz bis Sotschi Zentrum
Teil 1: Berlin Schönefeld bis Moskau Roter Platz
Sonntag, 1. Oktober
Morgens gegen 6.00 Uhr verlasse ich meine Wohnung. Mit einem großen Koffer, einem Rucksack und meiner Laptop-Tasche. Später sagt bei der Abfertigung die Stewardes, die beiden großen Teile wögen zusammen 32 kg. Davon wiegt der Rucksack 11,5 kg. Die Umhängetasche wiegt etwa 5 kg.
Flughafen Berlin Schönefeld
Ich sehe sofort bei Ankunft am Flughafen, dass Germanwings sich rechts in dem (damals noch neuen) Gebäude befindet, das aussieht wie ein Hangar, ein Riesenstall. Germanwings wirbt für ihre Flüge ab 19 € auf dem überdachten und windgeschützen Fußgängerweg von der Mittelstraße hin zu diesem Hangar.
Bei der Gepäck-Abfertigung/Übergewicht
Ich brauche kein Ticket vorlegen. Ich fliege zum ersten Mal mit elektronischem Ticket. Nur meinen Reisepass muss ich zeigen. 5 kg des Gepäcks, das ich aufgebe, werden auf Kulanzbasis geduldet, sagt die Stewardess. Für weitere 7 kg soll ich zahlen. Aha, davon, dass ich 10 kg Freigepäck auf einer Messeveranstaltung zugesichert bekommen habe, sieht die Stewardess nichts im System. Ich mache auf diesen Punkt aufmerksam. Daraufhin ruft die Stewardess eine Nummer an und bekommt dies bestätigt. Okay, ich brauche nichts bezahlen, auch nicht für 2 kg, die jetzt noch über dem Limit liegen. Prima!
Draußen dämmert es. Es hat zu nieseln begonnen. Gestern Abend, als ich noch mal meine Kontoauszüge vor dieser großen Reise abholte, war es angenehm mild draußen.
Ich war sehr müde jetzt auf dem Flughafen, denn ich hatte nicht geschlafen – bis auf eine halbe Stunde zwischen 4.30 und 5 Uhr.
Im Wartebereich des Hangars wartete ich; schaute auch mal auf den Monitor, an welches Gate meine Maschine rollt. Eine weitere Maschine von Germanwings mit Ziel Köln-Bonn hatte etwas Verspätung. Für meine war, als ich auf den Monitor sah, das Gate noch nicht angegeben, sondern nur ein Bereich. In der Nähe dieses Bereichs befand ich mich. Durchsagen zu Germanwings-Flügen bezogen sich nur auf die Verspätung der Maschine nach Köln-Bonn. Auf meiner Bordkarte, die ich bei der Gepäckabfertigung bekommen habe, steht nicht, an welchem Terminal es an Bord geht.
Es gibt also ein erhöhtes Risiko, das mit dem ticketlosen Buchen einhergeht:
Bei mir wurde das konkret: Ich dachte, jetzt ist es schon 8.15 Uhr und immer noch kein Aufruf meiner Maschine nach Moskau. Ich dachte auch, die Leute um mich herum wollen auch nach Moskau und ich sei hier richtig.
So gegen 8.32 Uhr höre ich eine Durchsage, dass sich der Passagier J. S. an das Gate Nr. 8 begeben soll. Ich bekomme einen Schreck. Mensch, wo ist dieses Gate? Brauche erst ein bisschen Zeit zur Orientierung. Ah, dort durch die Glasschiebetür, die Treppe hinauf. Da stehen schon Germainwings-Mitarbeiter: Ich muss erst zur Dokumentkontrolle, dann die Treppe runter, raus aus dem Gebäude in einen Bus. Ich bin der einzige Passagier in diesem Bus. Er fährt mich zu dem Flugzeug, das etwas abseits steht. Da stehen auf zwei Rolltreppen die Passagiere, zu denen ich hingehöre.
Na, mensch! Das wurde ja doch noch knapp. Meine Müdigkeit! Hätte vielleicht doch mal zur Information gehen müssen und fragen. Aber die gibt es hier im Wartebereich nicht.
Um 8.57 Uhr starten wir.
Später sagt der Kapitän, wir fliegen jetzt in 10.400 Metern Höhe und wir haben Rückwind. Wir fliegen mit 960 km/h. Und 60 km/h macht davon der Wind. Deswegen werden wir die Verzögerung aufholen und planmäßig landen.
Es ist wirklich eng. Wie Sardinen in der Blechdose liegen, so sitzt man hier. Ich sitze gleich vorn, nahe dem Cockpit, in der 2. Reihe. Vor mir kauert nur ein Paar mit einem Baby neben dem Notausgang. Die wissen auch nicht, wohin mit ihrem Gepäck. Die Fächer für das Handgepäck über unseren Köpfen sind gut gefüllt. Deswegen habe ich meine Laptoptasche zwischen meinen Beinen, die ich kaum bewegen kann. Komfortabel ist ganz anders.
Ich lese etwas in dem Focus, den ich mir am Eingang nehmen konnte, döse, schaue aus dem Fenster. Ich esse und trinke nichts, d.h. doch - mein Selbstgemachtes.
Ankunft in Wnukowo
Das Wetter ist etwa wie in Berlin, stark bewölkt. Landung war kein Problem. Wir Passagiere steigen in einen Shuttlebus, einem Bus aus deutscher Produktion, Neoplan. Die Passagiere gehen in ein Gebäude und dort;eine Treppe hinauf. Oben befindet sich eine Reihe von Glaskabinen. Darin sitzen Zollbeamte. Oder besser: junge Beamtinnen. Nur drei Kabinen sind besetzt. Erst nach einer Weile fällt mir der Text an einer der Kabinen auf: "Hier nur Abfertigung von Russen und Weißrussen." - Aha, dann hätte ich einfach in die andere Schlange da drüben gehen müssen, denke ich, lasse es aber darauf ankommen, nachdem ich schon in meiner Reihe soweit vorangeschritten bin und die Reihe da drüben so lang ist. Und siehe da, ich werde hier doch abgefertigt, bekomme meinen Stempel in meinen Reisepass und eine der beiden Migrationskarten (, die ich ja in russisch ausgefüllt habe! -) wird von der Schwarzlockigen hinter der Glasscheibe einbehalten. Wir haben die Migrationskarten in der letzten halben Stunde des Fluges an Bord bekommen mit dem Hinweis, dass sich ein Muster mit einer deutschen Übersetzung im Magazin von Germanwings auf S. 38 befindet. Das Muster dort zum Ausfüllen des Formulars ist geschrieben in Englisch. Ich aber füllte mein Kärtchen in russisch aus.
(Apropos Personenschleuse: Über Beförderungsregeln der moskauer Flughäfen können Sie sich hier informieren.)
[Ergänzung: 06.04.2018:
telefonische Hilfe für den Flughafen Wnukowo: 8 (495) 937-55-55
Der Shuttle-Zug Aero-Express fährt zum Kiewer Bahnhof.
Busse der Linie 611 fahren zur Metrostation Jugosapadnaja (Südwestliche), Busse der Linie 911 zur Metrostation Salariewa.]
Dann ging es zum Gepäckabholen und in eine Vorhalle, wo schon einige Touristen erwartet werden. Mir fällt das Schild mit dem Namen „P. K.“ auf, das ein Mann in den Händen hält. Ich warte extra, um zu sehen, ob das der Herr K. ist, den ich in Berlin kenne. Aber er kommt nicht. Der Mann mit dem Namensschild gibt auf und geht.
Wie finde ich jetzt meine Gastgeberin? Wo kann ich anrufen? In der Halle gibt es nur Kartentelefone. Vor dem Aussteigen aus unserem Flugzeug habe ich noch meine Megafon-Simkarte vom letzten Russlandaufenthalt eingelegt. Doch mein Handy findet damit kein Netz. Also ist sie doch deaktiviert worden, weil ich sie über ein Jahr lang nicht benutzt habe!
Erst mal muss ich Geld wechseln. Es sind nur Wechselstuben der Sberbank zu sehen. Gewiss nicht der beste Kurs hier, aber ich muss tauschen. Wechsle 60 € bar. Als leicht zu identifizierender Westeuropäer mit viel Gepäck wechsle ich gewöhnlich nur kleine Geldmengen bis zum nächsten Zwischenziel. Bei mir ist das eine Wohnung einer jungen Frau, die mich als Gastgeberin aufzunehmen versprach. Die Reise habe ich mithilfe einer Reiseplattform organisiert, auf der es auch viele russische Mitglieder gibt.
Von Milizionären erfahre ich, wo ich den Bus 611 finde. Die Auskunft an einem Schalter in der Halle hat mir diesen genannt und die Möglichkeit mit Zug in die City von Moskau zu fahren. Vergaß ich aber, wie das geht. Die Bushaltestelle befindet sich hinter dem Parkplatz/Taxiparkplatz vor dem Gebäude, und halb hinter einem Gebäude, um das man läuft. Eine simple Haltestelle mit Glashäuschen. Der Bus, den ich nehmen muss, muss eine rote Nummer haben, sagt mir ein Mann, der hier wartet. Mit ihm komme ich ins Gespräch. Er hat eine rote Trainingsjacke, einen Plastikbeutel, aus dem er im Bus eine Bierdose holt und öffnet. Mir bietet er auch eine an. Ich lehne ab. Er zeigte sich hilfsbereit.
Ich befrage ihn zum Handy, zur Deaktivierung der Simkarte. Ja, er bestätigt meine Befürchtung zur Deaktivierung. Er holt sein Handy heraus und meint, das ist schon uralt. Es ist ein Siemens A50. Ich zeige ihm meines und sage, meines ist noch älter: ein SL45i. Er lässt mich auf seinem anrufen. Ich wähle die Nummer von Nadja. Momentan fahre ich ja ins Blaue hinein. Wir hatten verabredet, uns in der Metrostation zu treffen, die dem Flughafen Wnukowo am nächsten ist. Ein Ansagetext ertönt. Ich lasse Sergej hören. Das ist in einem Betrieb, sagt er. Heute ist Sonntag. – Na schön, ich kann sie nicht erreichen! Sie gab mir nur diese eine Telefonnummer.
Von wegen: "Wir treffen uns in der Metro!" In welcher denn? Wann? Das hat sie mir nicht geschrieben. Und jetzt kann ich nicht mit ihr telefonieren. Natürlich habe ich ihr meine Ankunftsdaten zugemailt. Auch meine Megafonnummer.
Der Linienbus erreicht die Metrostation "Jugo-Sapadnoje" (Südwestliche). Die erste (oder letzte) Station der Metrolinie. Hier befindet sich ein Zentrum des Kleinhandelns, in einem Gebiet mit Wohnhochhäusern, viele noch im Bau. Derlei habe ich vor einem Jahr auch in St. Petersburg gesehen. Sergej hilft mir nun mit dem Telefon. Meine Karte muss aktiviert werden oder ich brauche eine neue. Er geht vor und sucht einen Spezialladen. "Ewrosetj" finden wir. Das ist eine der größten Mobilfunkladenketten in Russland. Hier sind gewöhnlich Wertkarten für alle großen russischen Handynetze zu bekommen. Doch in diesem Laden kann man mir aber nicht helfen mit dem Anliegen, eine deaktivierte Megafonkarte mit bestimmter Telefonnummer wieder zu aktivieren. Sergej erfährt, wo hier in der Nähe ein Megafon-Laden ist. Wir suchen, finden ihn in einem kleinen zweistöckigen Kaufhaus [...Next]