Ein Partner aus Moskau hat mir heute morgen einen Artikel der Nachrichtenagentur Regnum über die Änderungen der Regeln zur Beschaffung von Visa für Russland empfohlen.
Den habe ich jetzt übersetzt und gebe seinen Inhalt nachfolgend wider. Inhaltlich werden einige der Probleme aufgerissen, auf die ich bereits in meinem Artikel Das Russische Visumzentrum ist eine Reaktion auf kommerzielle Visumerteilungszentren in Russland für deutsche Konsulate eingegangen war. Ich versprach in meinem letzten Artikel vom 09. Januar 2013 ja bereits, noch eine Bilanz zu ziehen über die Änderungen im Visaerteilungsgeschäft und deren Folgen. Nun, mit dem Regnum-Artikel, der den Inhalt eines Interviews mit der Präsidentin des Kaliningrader Verbands der Tourismusindustrie widergibt, erfolgt bereits eine Bilanz, die ein dramatisches Bild zeichnet. Interessant daran ist, dass sich darin bereits die Erfahrungen der deutschen Russland-Spezial-Reisebüros widerfinden, und zwar auch die Erfahrungen beim Ausfüllen des neuen Online-Antragsformulars auf der Website des Russischen Außenministeriums.
In dem Beitrag des Nachrichtenagentur fehlt ein Hinweis darauf, wie es zu der Installation der Visumzentren, die für die Russischen Konsulate arbeiten, gekommen ist; kein Hinweis auf das Prinzip der Gegenseitigkeit. Die Operation Payback von Putin als Unterzeichner des Erlasses (sogenannter ukas), der dem zugrunde liegt, schlägt wie ein Bumerang zurück auf die russische Tourismuswirtschaft. Es zeigt sich, dass der Wunsch und die Bemühungen Russlands Visabefreiungen für seine Bürger zu erreichen, nicht mit Zugangsbeschränkungen für westeuropäische Reisende nach Russland verknüpft werden sollten. Das zeigten ja bereits auch die Erfahrungen mit der 3-Tage-Befreiung für Kreuzfahrtreisende (und beschränkt auch für Fährreisende).
Den Verband der Tourismusunternehmen Kaliningrad beunruhigt die negative Entwicklung auf dem Gebiet des Tourismus, die sich im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der russischen Visum-Zentren im Ausland abzeichnet. Diese Stellungnahme wurde dem Korrespondenten von REGNUM gegenüber heute am 12. Februar von der Vorsitzenden des Verbandes der Reiseindustrie von Kaliningrad Tamara Toropowa ausgedrückt.
Nach den Worten von Toropowa sind der Preisanstieg um das Doppelte und unnötige Komplikationen im Verfahren der Eintragung von russischen Visa zu einer ernsten Bedrohung für die Tourismusbranche geworden.
"Die Einführung der Visum-Zentren zugunsten von getrennten Geschäftsstrukturen, bei denen es sich tatsächlich um Vermittlung handelt, widerspricht dem vom Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin erklärten Kurs der Beseitigung der Visum-Zentren und steht den wirtschaftlichen Interessen der Russischen Föderation, den bundesgesetzlichen Grundsätzen des fairen Wettbewerbs sowie den technologischen Prozessen der Tourismusbranche entgegen", erklärte Tamara Toropowa.
"Darüber hinaus arbeiten die russischen Visum-Zentren Medienberichten zufolge mit den Konsulaten nach den Bedingungen des Outsourcings, was bedeutet, dass die zusätzlichen Kosten die Kunden bezahlen müssen, also das russische Außenministerium als Auftraggeber, und nicht die Klienten/Reisenden. So, wie die Situation jetzt ist, ist sie nicht nur absurd, sondern lässt den Verdacht eines zweifelhaften Plans aufkommen."
"Unser Anliegen wird von unseren Kollegen aus Deutschland, die sich mit uns mit einem offiziellen Brief, der von Geschäftsführern von 11 Reisebüros in Hamburg unterzeichnet ist, die traditionell in den Märkten Osteuropas einschließlich Kaliningrads und St. Petersburgs, in Verbindung setzten, geteilt", führte die Gesprächspartnerin von Regnum weiter aus. - Ein ähnliches Schicksal kann die Reiseveranstalter der Polnischen Republik ereilen, wo auch russische Visum-Zentren eingerichtet werden für Kunden, die Russland im Wesentlichen zur Erholung oder als Transitland nutzen wollen.
Der Kopf des Verbands betonte, dass im Zusammenhang mit der Eröffnung von Visum-Zentren Vorteile wegfielen, die Touristen beim Ausfüllen ihrer Visumanträge in den Konsulaten hatten. Jetzt aber lohnt es sich aus mehreren Gründen, auf die wir keinen Einfluss haben, nicht mehr, die Dienstleistungen der Operatoren (Reiseveranstalter und Agenturen) zu nutzen.
Darüber hinaus, nach der Quelle von IA REGNUM, sind deutsche Touristen mit vielen Problemen konfrontiert. Insbesondere kann jetzt ein neues Antragsformular, welches teilweise ins Deutsche übersetzt ist, nur in elektronischer Form und in englischer Sprache ausgefüllt werden.
"Die Kunden sind nicht in der Lage, die Fragebögen selbst auszufüllen, vor allem die ältere Generation, die zur meistreisendsten Klasse in Deutschland gehört.
Besonders betrifft dies das Kaliningrader Gebiet (90 % deutsche Touristen – frühere Einwohner). Im Antragsformular muss man Angaben machen, die die Klienten in dem Moment des Ausfüllens nicht zur Verfügung stehen (die Referenznummer der einladenden Seite und die Voucher-Nummer). Irgendwelche Korrekturen an den ausgefüllten Anträgen sind nicht mehr zulässig. Bei dem kleinsten Fehler muss man wieder von vorn anfangen, zitiert Toropowa ihre deutschen Kollegen.
Darüber hinaus hält sie als größten Stolperstein, beim Ausfüllen des Online-Formulars das persönliche Einkommen angeben zu müssen. "Für deutsche Staatsbürger bedeutet die Abfrage dieser Informationen eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Diese Information ist ganz persönlich und darf nicht an Dritte weitergegeben werden, sondern nur an staatliche Behörden, was die Visum-Zentren als Wirtschaftsunternehmen gerade nicht sind.", sagte Toropowa.
Über die Kosten für das Visum sprechend, stellte die Expertin fest, dass die Kosten von Visa für Touristen, die kurze Besuche in Russland machen, sich um fast das Doppelte erhöht haben.
Die Interviewte erinnerte daran, dass im Jahre 2007 die Staatsduma und das Europäische Parlament das Abkommen über die Erleichterung der Ausstellung von Visa ratifiziert haben, welches eine einheitliche Gebühr für die Bürger Russlands und der Europäischen Union festschrieb: 35 Euro.
"Mit der Eröffnung der Visazentren haben wir 35 Euro Konsulatsgebühr zu zahlen und weitere 25 Euro nimmt das Visumzentrum plus die Bahngebühren, unterstreicht Toropowa. Momentan planen die Ausländer Reisen nach Polen oder den baltischen Ländern ohne einen Besuch Russlands mit den Städten St. Petersburg und Kaliningrad, so, wie sie sich jetzt dieses komplizierte Verfahren für die Erlangung eines Russlands-Visums zu absolvieren."
"Unsere Kollegen in Deutschland konstatieren zum derzeitigen Stand rückblickend auf das Datum der Einführung der neuen Regeln und der Erhöhung der Visagebühren einen Rückgang von Touristen nach Russland um 30 %. Bis zum Beginn der Hauptsaison rechnen sie mit einem Rückgang um 50 %.“, sagte Toropowa, noch hinzufügend, dass die deutsche Partei alle Buchungen für 2014 zurückgezogen hat.
Ein entsprechender Brief, der von den Mitgliedern des Tourismusverbands des Kaliningrader Gebiets unterschrieben wurde, wird an das russische Außenministerium, an Rosturism, an den Verband RCT sowie die stellvertretende Ministerpräsidentin Olga Golodets als Aufseherin für Tourismusfragen geleitet.
Originalquelle dieser Übersetzung:
Эксперт: Российские визовые центры в Европе спровоцировали глобальный отток туристов в Россию
veröffentlicht am 12.02.2013 auf der Website von Regnum, auf http://www.regnum.ru/news/1624235.html