Zwar nicht die schnellste, aber die direkteste Reiseverbindung von Berlin und manch anderen deutschen Großstädten nach Rostow oder Krasnodar ist im Frühjahr 2008 eine Buslinie. Ich bin zwar in Leipzig in den Linienbus zugestiegen, aber da gilt das Gleiche.
Die Busfahrt aus Deutschland hat manche Vorteile gegenüber Flug und Zug. Direktflüge nach Rostow und Krasnodar gehen nur von wenigen deutschen Flughäfen ab, nach Sotschi noch gar keine.
Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken bilden der International Air Transport Association zufolge weltweit mit das Schlusslicht in Sachen Flugsicherheit - Sie fühlen sich mit dem Bus vielleicht noch sicherer?! Haben Sie Flugangst? Sie können vom Bus aus während des Reisens wirklich einiges von den bisher vielleicht fremden Ländern Polen und Ukraine sehen. Sie haben endlich mal Zeit, den Roman zu lesen, den Sie vor fast einem Jahr zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt bekamen. Sie finden Passagiere, die Ihnen zuhören werden. Sie können Dinge in Ihrem Gepäck transportieren, die Ihnen am Flughafen abgenommen würden. Sie können in der Regel noch anonymer reisen als mit Airlines. Buchen Sie telefonisch und zahlen bar beim Fahrer! Ihnen bleibt in manchen Fällen erspart, in Moskau von einem Flughafen zum anderen zu wechseln...
Dass es anstrengend ist, brauche ich hier nicht extra betonen. Machen Sie es sich möglichst leicht, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, auf diese Weise nach Russland zu reisen und nutzen Sie meine Erfahrungen!
Meine Sichtweise ist die deutsche. Gerade Russen und Ukrainer beziehungsweise Migranten mögen in manchen Fragen eine andere Sichtweise haben. Es sind aber auch kaum deutsche Passagiere in diesen Bussen, vor allem kaum Spätaussiedler aus Deutschland nach Russland. In einer weiteren Beschreibung einer Busreise zwischen Russland und Deutschland einer Moskauer Studentin, die ich übersetzt habe, zeige ich aber auch die russische Sichtweise.
Suchhilfe: Bevor ich mit dem Reisebericht beginne, möchte ich noch auf meine sehr gute Suchmaschine für Linienbusse für Osteuropa hinweisen, auch mit Angeboten für Rostow und Wolgograd.
Mittwoch, 23.04.2008
Buchung, Auswahl des Zustiegspunktes, Bezahlung
Gebucht hatte ich die Reise einen Tag vor Abfahrt, dienstags. So knapp vorher deshalb, weil ich von einem anderen Anbieter sehr kurzfristig vorher eine Absage meiner bestellten Tour erhalten hatte (siehe dazu meinen Testbericht [Suche eines Linienbusses nach Südrussland - Erfahrungsbericht]), die einen Tag später abgehen sollte, als ich jetzt abfuhr. Die Alternative hätte darin bestanden, dass ich einen Platz nur in einem Bus bekommen hätte, der zwei Tage später abfuhr, als der, den ich gebucht hatte. Ich konnte aber nicht zwei Tage später anreisen.
Mir war vom Inhaber des Ukraina-Reisebüros am Telefon gesagt worden, dass ich dann beim Busfahrer bezahlen könne. Diese Buslinie beginnt in Deutschland in Krefeld. Die Website von Ukraina Reisen hatte ich schon mal ein paar Tage vorher besucht und dort mir die Fahrpläne herunter geladen. Da gab es eine Strecke beginnend in Düsseldorf am ZOB, weiter nach Duisburg, Essen, Dortmund, Bielefeld, Minden, Hannover, an der A2 RT Lehrte S, Braunschweig an der A2, Magdeburg, Brandenburg, Potsdam, Cottbus, Forst/Olszyna (Grenzübergang), Lwow usw bis Rostow. Diese Strecke ist aber vor kurzem verändert worden. Leider war eine Abfahrt in Potsdam (wie auch Brandenburg und Cottbus) nicht (mehr) möglich, sondern ich müsste nach Leipzig kommen. Naja, ich nahm mir den Ausdruck dieser alten Strecke doch mit, denn die geänderte Strecke stand im Internet nicht zum Download bereit und im Übrigen sollte sich an den Ankunftszeiten in der Ukraine nichts ändern.
Update:
Jetzt, Ende Juni 2008, werden die Fahrpläne für zwei Strecken angeboten: Klickt man auf die Strecke Krefeld - Rostow - Krefeld, erscheint ein Fahrplan beginnend ab Düsseldorf und mit den Änderungen ab Magdeburg bis Rowno (statt über Forst geht es über Görlitz). Krefeld ist in diesem Plan gar nicht erwähnt.
Die andere Strecke, für die es einen Fahrplan gibt, ist Düsseldorf - Rostow - Düsseldorf. Klickt man auf den Link, bekommt man den gleichen Fahrplan noch mal. Unklar.
Gegenüber dem Download, den ich im April hatte, besteht der Unterschied in dem Abschnitt zwischen Magdeburg und Rowno (Ukraine). Bei den Städten, die blieben, blieben auch die planmäßigen Fahrzeiten unverändert.
Es gab im April noch eine andere Strecke im Angebot, von verschiedenen hessischen Städten über Niedersachsen, Magdeburg, Potsdam nach Mariupol am Asowschen Meer in der Nähe der russischen Grenze. (Von einer Anreise nach Südrussland über Mariupol rate ich nach Hinweisen eines Rostower Guides, der die Strecke und die Bedingungen in Mariupol kennt, ab.).
Mein Zustiegspunkt war der Busparkplatz am Leipziger Hauptbahnhof. Die Abfahrt sollte am Mittwoch, den 23.04.2008 um 17 Uhr sein. Ich war über zwei Stunden vorher am Abfahrtspunkt, mit einer Mitfahrgelegenheit aus Berlin zu 10 EUR gekommen. Ich nutzte die Zeit, um im Bahnhof noch Bargeld abzuheben, dessen Umtausch dann in Rubel in Bezug auf die Kosten besser ist, als wenn man in Russland Geld mit der Kreditkarte oder ec-Karte zieht. Bei Burger King (relativ am Anfang der Shopping Mall im Hauptbahnhof) gibt es nicht nur eine Toilette (sonst kann das Suchen lange dauern), sondern gegenüber der Bürger King-Theke auch PC-Plätze mit Internetanschluss der schwedischen Internet Point-Kette Sidewalk Express (die automatisch erstellte Quittung weist übrigens SEK anstatt EUR als Währung aus.). Aber erwarten Sie nicht, dass man Ihnen bei Burger King Münzen dafür eintauscht, ohne dass Sie was kaufen.
Dann wartete ich an einem kleinen Wartehäuschen mit metallener Sitzbank für 3 Personen, begann in dem extra für diese Reise gekauften Minibuch zu lesen, Turgenjew, links russisch, rechte Seite deutsche Übersetzung. Es kam ein Arbeitsloser in Jeansklamotten vorbei, etwa Ende 50, im Gesicht nicht gepflegt, und fragte nach etwas Kleingeld. Ich antwortete in russisch. Er gab es auf.
Eine Toilette zu finden in dem großen Bahnhof, ist vielleicht nicht ganz einfach. Aber ich hatte Zeit. Es gibt eine Kundentoilette bei Burger King. Man bekommt einen Chip zum Öffnen der Tür.
Als ich wieder zurück war, stand am Wartehäuschen der nächste Fahrgast für meine Strecke, ein stämmiger Mann zwischen 35 und 40. Er telefonierte in ukrainisch. Ich sprach ihn in russisch an, siehe da, seine Muttersprache war doch Deutsch. Wir waren dann aber auch die einzigen Deutschen mit Deutsch als Muttersprache in dem Bus; sonst im wesentlichen Spätaussiedler aus der Ukraine, ein paar aus Russland, auch eine Mutter mit Baby aus Tschetschenien, die aber nur bis Lugansk fahren wollte.
17.30 Uhr. Inzwischen sind noch einige Passagiere hinzugekommen, deren Unterhaltung ich zuhörte. Darunter eine Frau, die von einer selbständigen Frau begleitet worden war, die auch mir eine Visitenkarte gab. Sie hat ein Reisebüro in Leipzig, das auch diese Touren hier bucht. Da steht aber nicht ihr Name drauf. Das Schriftbild ist untypisch für eine Visitenkarte. Oben steht Vertretung von Key-Trand und Voyage. Darunter: Vorausbestellungen und Ticketübergabe im Büro in Leipzig. Direkte Reisen aus Deutschland in die Ukraine zu den Städten: Rowno, Lwow, Schitomir, Chmelnizkij, Winiza, Odessa, Poltawa, Charkow, Lugansk, Donezk. Tel.: 0341/238 84 084 0341/550 28 22 Kuhturmstraße 4; 04177 Leipzig.
Auch eine Rentnerin, die sich hier für einige Wochen von ihrem Mann trennte. Die Frau wurde dann zufällig meine Sitznachbarin. Der Schnorrer in Jeans kam wieder vorbei. Mein deutscher Begleiter, nennen wir ihn hier Anton, rief den Fahrer an, um sich zu erkundigen, wann mit dem Eintreffen des Busses zu rechnen sei. In einer halben Stunde sollte er da sein. Die Telefonnummer dieses Fahrer ist auch mir von dem Reisebüro gegeben worden, bei dem ich buchte. Anton sprach wieder russisch. Der Schnorrer ging dann gleich resigniert weiter, als er schon wieder russisch oder ukrainisch und nichts anderes hörte.
Unser Bus hatte deutlich Verspätung, kam erst um 18.20 Uhr an. Ein grauer, großer, moderner Bus, Marke Neoplan, mit der Aufschrift „Redraytrans“ in der Mitte, unter den Fenstern. Als der Busfahrer die Gepäckfächer unter den Fenstern öffnete, bekam ich einen leichten Angstzustand. Angst, dass ich nicht mehr mitkäme, denn da war kaum noch Platz für weiteres Gepäck. Die mir gut vertrauten zusammenfaltbaren weiß-roten oder weißblauen Basttaschen, die es auf russischen oder ukrainischen Märkten zu kaufen gibt, verstopften alle Fächer. Ich wollte meinen Hartschalenkoffer los werden, bevor ich mich zum Eingang bewegen konnte. Dass ich hier der erste war, interessiert jetzt keinen mehr. Jeder muss sehen, dass er sein Gepäck beim Fahrer los wird. Anton wird seine Reisetasche als erster beim Fahrer los. Für meinen Koffer bietet sich die Gelegenheit, als der Fahrer an einer Stelle zum Umbau einen Koffer herausnimmt. Der frei werdende Platz reicht gerade für meinen Koffer. Doch er steht nicht von allein. Er muss festgehalten werden, als die Klappe geschlossen wird, sonst würde er herausfallen. Anton registriert meine Angst, irgendwann auf der Tour noch meinen Koffer zu verlieren und zieht mich später noch damit auf. Später, als ich den Bus in der Ostukraine verlasse, ist dann der Koffer tatsächlich nicht mehr an der gleichen Stelle. Ich finde ihn in einem anderen Fach wieder, als ich schon einer Krise nahe bin. Was ist nun mit der Bekanntmachung, dass nur ein großes Gepäckstück erlaubt ist? Haben die Ukrainer für ihr zweites oder drittes großes Stück bezahlt? Ich glaube das nicht.
Nun, wenn wir uns den Bus innen anschauen, gibt es vielleicht noch eine Notlösung: Hinten gibt es einen Vorhang, dahinter mindestens noch zwei Sitzreihen, wenn nicht sogar drei. Ich war dort nicht. Offensichtlich für die Fahrer reserviert. Ich hätte doch mal kibitzen sollen, wie es dort aussieht. Wenn die Fahrer den Passagieren soviel Gepäck erlauben, müssten sie eigentlich den später dazukommenden Passagieren Platz hier für Koffer zubilligen?!
Der Fahrer verlangt von jedem den Reisepass, notiert sich daraus den Namen, kontrolliert das Vorhandensein des Visums. Um den Preis von 185 EUR für Hin und Rück zu bekommen, muss ich jetzt gleich auch die Rückfahrt bezahlen. Das mache ich. Eine Strecke kostet 100 EUR. Der Fahrer füllt ein Formular des Ministeriums für Transport und Kommunikation aus, mein Ticket und „Luggage Check“, meine Quittung (ukrainisch: Kwitok). Dort hat er mein Rückfahrdatum eingetragen, als Gesamtpreis hat er dort den Betrag von 1405 Griwna eingetragen; entspricht einem Umrechnungskurs von 7,60 Griwna pro EUR (Der EUR-Preis steht aber in Deutschland beim Verkauf fest.). Außerdem bekomme ich eine Broschüre mit den Kontakten zu Redraytrans und dem Fahrplan für die Strecke Krefeld – Lugansk, wobei Rostow mit aufgeführt ist. Er weist mir Platz Nr. 15 zu. Dort sitzt schon die Frau, die eben schon am Wartehäuschen ihren Mann verabschiedete. Ich lasse sie am Fenster sitzen, dann habe ich mehr Beinfreiheit. Ich weiß gar nicht, ob mein Platz der Fensterplatz ist oder der am Gang, es ist nicht zu erkennen.
Endlich geht´s los
Um 18.28 Uhr fuhren wir ab. Anton sitzt auf der anderen Seite des Ganges auf Platz 16, fast auf meiner Höhe; wir wechseln immer mal wieder einige Worte. Meine Nachbarin freut sich über die Nachbarschaft mit mir; denn sie möchte ihre Deutschsprachkenntnisse trainieren. Sie stellt sich als Lilia (Name geändert) vor. Wir sprechen aber mehr russisch. Sie ist erst im Dezember 2005 mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen. Ich erfahre von ihr, dass sie in Rostow ihren erkrankten Bruder pflegen wird. Sie wird dort von ihrem Sohn abgeholt werden und bietet mir nach kurzem Gespräch schon an, dass ich mitgenommen werden zum Hotel, in dem ich übernachten will. ...
Es dauert doch ziemlich lange, bis wir endlich an die polnische Grenze kommen, obwohl es keinen Stau gibt. Da ist es dann schon dunkel. Bis dahin laufen russische Kriegsfilme. Es gibt zwei TFT-Monitore über dem Gang. Es gibt übrigens einige Kinder auf dieser Tour. Die Tschetschenin hinter mir hat einen kleinen Jungen. Zuerst habe ich ihn nicht bemerkt. Er schlief am Fensterplatz. Doch später heult er, er schreit wirklich laut, selbst für ein Baby klingt das ziemlich hysterisch. Er ist ganz nah an meinen Ohren. Er hätte nicht ab und zu auf meinen Kopf fassen können, wenn ihn seine Mutti nicht immer auf ihrem Schoß hätte stehen lassen. - Es gibt aber noch ein jüngeres Baby, das auch ab und zu bläkt. Und vorn links, über dem Fahrer, sitzt eine Ukrainerin mit dänischer Staatsbürgerschaft mit ihrem etwa 6-jährigen Sohn. Der versucht sich mit dem hübschen zirka 5-jährigen Mädchen zwei Reihen hinter ihm anzufreunden. Der Mann vor vor mir spielt auch mal mit dem Mädchen, und macht dem Jungen Mut, sich mit dem Mädchen bekannt zu machen. Erst ziert sie sich etwas. Doch etwas später laufen die beiden den Gang rauf und runter.
Unterwegs in Polen
Wir passieren die Grenze ohne Verzug, aber immer noch mit Rückstand zum Fahrplan. Auf deutschem Boden gab es ab Leipzig keinen Halt mehr. In Polen fährt der Bus und fährt und fährt. Die verlorene Zeit soll aufgeholt werden. Vereinzelte Fragen nach einem Stopp zur Verrichtung der Notdurft wehrt der Fahrer mit Hinweis auf den zeitlichen Rückstand ab. Es gibt ja eine Toilette im Bus.
Donnerstag, 24.04.2008
Es gab dann mal einen Stopp in der Nacht, aber wir durften nicht aussteigen. - Keine Ahnung hatte ich, wann wir gerade durch welche Stadt fuhren. Der Fahrer gab keine Informationen. Sind wir durch Breslau gefahren, oder war diese Stadt vielleicht Legnica? Sind wir über Warschau gefahren oder über Krakau? Ich weiß es nicht. In Polen wurden weder Fahrgäste aufgenommen noch verließen welche unseren Bus. Noch amm späteren Abend, schon unterwegs in Polen, gab es was Heißes zu trinken. Man hatte die Wahl zwischen schwarzem Tee mit oder ohne Süßstoff und Kaffee mit oder ohne Süßstoff, jedenfalls serviert in den billigsten Plastikbechern. Beim Verteilen zeigte sich eine junge Frau mit Sonnenbrille, ins dunkle Haar geschoben, sehr engagiert. Ihr Platz war auf der rechten Seite ganz vorn, ganz nah bei den Fahrern. Einer der Fahrer stand an der Treppe beim hinteren Eingang und füllte ab. Die junge Frau brachte die Becher zu den Passagieren. Der Bus schwankte doch zu sehr, um den Becher auf dem Tablett, welches auf der Rückseite der Lehnen angebracht ist, abstellen zu können, ohne dass etwas auskippte. Na gut, zur Abwechslung eben ein kleines Spiel mit dem Ziel, die Schwankungen des Busses so auszubalancieren, dass nichts aus dem Becher verloren ging. Um es etwas schwieriger zu machen, sollten die Becher nur mit den Fingernägeln an der Wulst oben angefasst werden. Damit das von den Passagieren beachtet wurde, waren die Becher sehr dünn, so dass sie keine Isolierung boten, und ihr Inhalt war, wie erwähnt, sehr heiß. Wer schon auf dieser Linie reiseerfahrener war und keine Lust auf dieses Spiel hatte, war mit echten Campingtassen oder Hartplastiktassen ausgerüstet.
6.25 Uhr. Wir erreichen die polnisch-ukrainische Grenze. Wir stehen auf der polnischen Seite etwa 70 Minuten, bis alle Reisepässe der Passagiere kontrolliert waren. Dann heißt es im Bus, jeder Passagier soll 5 Euro auspacken. Die sollen auf der ukrainischen Seite gespendet werden, damit wir schnell weiter kommen. Die junge Frau mit der niedlichen 5-jährigen Tochter, die vor Anton sitzt, sammelt das Geld ein. Ich bin leicht überrascht. Eigentlich habe ich nichts zu verstecken, brauche daher niemanden zu bestechen. Und das Argument, nicht lange warten zu müssen? Na, die Standzeit wird doch von dem Busunternehmen wohl eingeplant sein, so dass wir planmäßig ankommen, oder? Und kommen wir bei dem Stau hier überhaupt durch? Es gibt einige Diskussionen. Die meisten zahlen das Geld. Alle sind nicht damit einverstanden. Z.B. die Frau, die vor Lilia sitzt. Ich füge mich dem Gruppendruck, Anton hat auch 5 EUR gegeben. - Doch dann wird das Geld wieder zurück gegeben, weil eben nicht alle sich beteiligt haben. Nun setzt sich der dicke Mann, der vor mir sitzt, vehement dafür ein, dass das Geld zusammen kommt. Dann macht er den Kassierer. Ich hole wieder den Schein hervor. Seine Nachbarin bleibt aber hart. Ich habe keinen Überblick darüber, wieviele weitere Leute kein Schmiergeld geben. - Es ist ja eigentlich auch unklar, wie dieses Geld dann verteilt wird, an wen. Kann ja sein, dass die Busfahrer sich auch davon noch einen Teil nehmen. Dabei habe ich doch meine Hin- und Rückfahrt schon bezahlt. Vom Reisebüro, bei dem ich buchte, nannte mir diese 185 EUR. Von zusätzlichen Ausgaben für die Fahrt war keine Rede. Berücksichtigt man die Rückreise, kommt man dann auf 195 EUR. Das ist nicht in Ordnung. Dann soll man das gleich in den Fahrpreis mit einkalkulieren, den die Passagiere zahlen sollen, wenn man die Grenzbeamten bestechen muss, um im Plan zu bleiben oder schneller als die Konkurrenz reisen zu können. Jetzt verstehe ich auch, wie dieses Transportunternehmen ein paar Stunden schneller sein kann als Reichert Reisen. Na zumindest eine denkbare Erklärung. Wir stehen auf der Brücke über einen Fluss, jetzt ist es 8.44 Uhr. Rechts neben uns ist eine Spur, auf der viele viele LKWs stehen, schon seit 18 Kilometern. Vor uns stehen einige PKW. Wir sind noch nicht durchsucht worden. Diese Prozedur wollen sich die meisten ersparen. Wir sitzen aber erst mal fest auf dieser Brücke.
Gleich hinter der Brücke befindet sich die ukrainische Grenzkontrolle. Unser Bus konnte dort auf die rechte Spur wechseln. Vor uns stehen keine Fahrzeuge mehr. Eine Grenzbeamtin sammelt die Reisepässe ein. Leute steigen aus unseren Bus aus. Ich auch. Das Wetter ist schön.
Anscheinend klappt das Schmieren, denn allzu lange warten wir nicht. Eine andere Grenzerin bittet uns einzusteigen. Vielleicht wegen mir, weil ich es gewagt habe, meine Kamera zu benutzen. Ich fotografierte den Text von einer Tafel ab, auf der erklärt ist, wie die Migrationskarte auszufüllen ist. Und den Bus habe ich fotografiert. Außer dem Busfahrer, bei dem ich es gleich verstehen kann, gibt sich noch ein junger Mann wichtig, der jünger als ich ist, in brauner Jacke Er sammelte vorhin auch schon mit das Schmiergeld ein; sagt mir, dass Fotografieren an der Grenze verboten ist. - Ich antwortete ihm nicht und stelle mich gleichgültig. Das ist wie im Kindergarten (ein Kind zum anderen: "Frau Schulz hat gesagt, wir dürfen nicht durch den kaputten Zaun gehen.") Übrigens auch der dicke Mann, der vor mir sitzt, gibt seinen Senf hinzu. Ausgerechnet die eifrigsten Befürworter des Schmiergeldeinsammelns melden sich wieder zu Wort. Nun, eigentlich doch kein Widerspruch, aus deren Perspektive: Sie sind am wenigsten gelassen gegenüber möglichen Verzögerungen unserer Reise oder Konflikten zwischen uns und den Grenzbeamten. - Ich gehe manchmal gern bis an die Grenzen, um zu erfahren, wo genau sie denn nun sind. Oder, um zu beobachten, wie sich andere Menschen dazu verhalten.
Insgesamt kostete uns die Grenze zweieinhalb Stunden Aufenthalt. Kann man wohl sagen, dass sich das Schmiergeld gelohnt hat? Mal sehen, wenn wir später einen Vergleichswert bekommen, auf der Rückfahrt nach Deutschland. Keiner musste jedenfalls sein Gepäck untersuchen lassen.
In der Ukraine
Jetzt, wo es überstanden ist, fahren wir die nächste Raststätte an. Das wird auch mal Zeit. Dort gibt es ein Bistro, einen kleinen Laden, eine Miettoilette für einen Griwna pro Person, eine Möglichkeit, Geld umzutauschen. Das nutze ich gleich, damit ich jetzt die Toilette bezahlen kann und mir während der Fahrt durch die Ukraine und zurück auch Verpflegung kaufen kann. 10 EUR sollten reichen, denke ich, bekomme als Gegenwert 77,80 Griwna.
Ich genoss meinen Salat, der zu meiner mitgenommenen Proviantausstattung gehörte, draußen, in der Sonne. Leider kam dann ein LKW mit Kessel, um die Jauchegrube zu entleeren. In meiner Nähe genoss auch die junge Frau, die die Heißgetränke ausgeteilt hatte, die Sonne. Wir sind gerade ins Gespräch gekommen, als der dicke Mann, der vor mir saß, mit zwei Bechern Tee vom Bistro herauskam, wovon er einen mit einer Scheibe Zitrone an sie abgeben wollte. Nanu, sie war überrascht, hatte nichts bestellt. Wie denn das? Sie hatte noch gar nicht mit ihm geredet. Sie wollte das von ihm nicht annehmen und gab den Becher mir. Eine nette Bekanntschaft, sie sprach sehr gut deutsch. Ich erfuhr, wo sie in Deutschland studiert hat, womit sie sich beschäftigt. - Später, als es Abend war, setzte ich mich, nachdem ich warten musste, bis ihre Unterhaltung mit der dänischen Ukrainerin beendet war, auf einen zeitweise freien Platz hinter dem Fahrer, der für seine Kollegen reserviert war, die gerade hinten im Bus ausruhten. Sie wandte sich mir gleich zu und wir nahmen unsere Unterhaltung wieder auf. Als der Fahrerkollege wieder nach vorn kam, wechselte ich an ihre Seite, denn sie hat neben sich keinen Nachbarn. Sie ließ sich von unserer Unterhaltung auch nicht von dem kleinen Jungen auf der anderen Seite des Ganges abbringen, der wieder mit ihr spielen wollte. Er wies mich darauf hin, wenn das WC frei war, um meine Gesprächspartnerin frei zu bekommen. Ich hatte vorübergehend mal leichte Bauchschmerzen, wovon er Wind bekommen hatte. Ich versuchte aber eine Benutzung dieses WCs zu vermeiden.
Die Bekanntschaft mit dieser sympatischen Frau gemacht zu haben, war für mich das Beste an der Fahrt gewesen. Sie war eine aufmerksame, herzliche Zuhörerin, erzählte von ihren Auftritten als Musikerin. Ihr Kommen nach Berlin stellte sie in Aussicht. Ich hatte ihr auch meine Sorge um meinen Koffer verraten; als ich den Bus am nächsten Morgen verlassen musste, kam sie mit raus und schaute mit nach dessen Verbleib.
Seitdem wir in der Ukraine waren, änderten die Busfahrer das Maß ihrer Fahrplandisziplin. Die Stopps an den Busbahnhöfen dauerten lange, unklar eigentlich, warum. Verständlich, dass irgendwann einmal der ein oder andere Passagier begann, die Fahrer zu ermahnen oder sich aufzuregen. Von dort aus, wo die Leute den Bus verlassen wollen, haben sie vielleicht noch einen weiten Weg nach Hause, Verwandtschaft steht irgendwo am vereinbarten Abholpunkt und wartet. Mir war meistens nicht klar, in welcher Stadt wir uns gerade befanden. Die wahrscheinlich zutreffende Erklärung für die Diskrepanz zwischen der Ruhe, die die Fahrer an den Tag legten, und der Sorge um mehrere Stunden Verspätung ist wohl, dass beide Parteien nicht denselben Fahrplan zu Grunde legten. Das war mir während der Fahrt nicht bewusst. Die Kopie des Fahrplans meiner Nachbarin, die ich mal fotografierte, um besser im Bilde zu sein, weicht von dem Plan ab, der in die Broschüre gedruckt ist, die ich vom Busfahrer beim Einsteigen bekam. - Bis Leipzig sind beide identisch. Aber dann:
Nach dem Broschürenplan An- bzw. Abfahrt in Görlitz um 21.30 Uhr, nach dem Plan von Lilia aber schon um 20.00 Uhr. Weiter: in Jagodin (polnisch-ukrainische Grenze) nach dem Broschürenplan um 12 Uhr, nach Lilias Plan um 7.00 Uhr, Abfahrt laut Broschürenplan in Rowno um 15.50 Uhr, nach Lilias Plan um 11 Uhr. Tatsächlich erreichten wir Rowno um 13.30 Uhr ukrainischer Zeit (also 12.30 deutscher Zeit).
Weiter im Fahrplanvergleich: Abfahrt in Schitomir nach Broschüre um 19.30 Uhr, nach Lilias Plan um 13.30 Uhr, Abfahrt in Kiew, Haltestelle "Datschnaja" nach Broschüre 21.30 Uhr, nach Lilias Plan schon um 15 Uhr. In Kiew war es noch hell, als wir an der Haltestelle Datschnaja ankamen. Wir lagen also zeitlich mitten zwischen den divergierenden Fahrplänen, was aber anscheinend kaum jemandem der Fahrgäste bewusst sein schien. Ich suchte hier vergebens eine Toilette, auf beiden Seiten der Straße. Wir hatten nur an der Straße gestanden. Hätte ich gewusst, dass auf der anderen Seite ein internationaler Busbahnhof ist, hinter den Gebäuden mit Spielhalle und Kiosken, hätte ich noch genug Zeit dafür gehabt. Auf der Rücktour hielten wir nicht an der Straße, sondern auf dem Busbahnhof und ich benutzte die Toilette dort. Es war um 18.30 Uhr ukrainischer Zeit, als wir von hier aus weiter fuhren.
Später hielten wir noch zweimal in Kiew, einmal, weil die Busfahrer sich mit Lebensmitteln eindeckten. Aber die Passagiere sollten im Bus bleiben. Als die Fahrergemeinschaft wieder zusammen war, machten sie gemeinsam eine Pause mit ihren Backwaren vorn im Bus, die Passagiere guckten zu und warteten ab. Währenddessen ist es dunkel geworden. Die Pause war um 19.30 Uhr ukrainischer Zeit beendet. Dann hielt der Busfahrer noch mal, um sich in einem Laden, den er anscheinend kennt, eine Kiewer Torte zu kaufen. Die Einhaltung des Zeitplans schien egal zu sein. Ich bin auch sehr verärgert gewesen, aber blieb äußerlich ruhig. Ich wusste noch nicht, ob ich wohl mit Verspätung in Rostow ankommen würde. Es war vorstellbar, dass wir die planmäßig vorgesehene Ankunftszeit um 14 hr einhalten würden. Jedenfalls war die Informationspolitik unzureichend.
Freitag, 25.04.2008
In der Nähe von Slowjansk wurden die verbliebenen Gäste unseres Busses aufgeteilt. An einer Parkbucht standen ein kleiner Bus, Marke Gasell, und zwei PKW bereit. Der kleine Bus fuhr mit einigen Fahrgästen nach Donezk. Zusammen mit Lilia und dem dicken Mann vor mir wurde ich in einen dunklen Wolga verfrachtet. Zwischen Lilia und mir auf der Rückbank standen zwei Koffer. Der Redraytrans-Bus fuhr mit den verbliebenen Passagieren weiter in die Heimatstadt der Firma, nach Lugansk. Mit dabei meine Bekanntschaft, die ich hoffe, später in Berlin zu treffen.
Ein Mann, der wie ein Armenier oder Georgier aussah, steuerte unseren Wolga. Zunächst sollten wir in der nächsten Stadt die Möglichkeit versuchen, dass wir drei mit den Linienbus nach Rostow mitfahren können. Selbstverständlich auf Kosten von Redraytrans, da wir bis Rostow bezahlt hatten. Anscheinend sind beide Unternehmen befreundet oder haben eine entsprechende Vereinbarung. Wir warteten an der Straße hinter einer Bushaltestelle. Bald schon kam der Bus. Unser Fahrer erkundigte sich. Es gab aber keinen freien Platz bzw. keine drei freien Plätze. Und so fuhren wir weiter im Wolga.
An der ukrainisch-russischen Grenze ging die Abwicklung schnell, wir mussten nicht warten. Es gab überhaupt keine Schlange. Das sei ein seltener Glücksfall, meinte unser Fahrer. Nur einen Bus gab es, dessen Passagiere sich gerade der Dokumentenkontrolle im Gebäude nebenan unterzogen. Der Grenzer auf der ukrainischen Seite wollte stichprobenhalber ein Gepäckstück von uns geöffnet sehen. Das sollte so eine blau-weiße Großraumtasche aus dem Kofferraum sein. Da seien aber nur Textilien drin, bekam er zu hören. Er betastete sie von außen und ließ es gut sein. Ein anderer Grenzer nahm unsere Reisepässe ins Grenzergebäude, um sie zu prüfen, während wir draußen warteten. Dann kam die Reisegruppe mit ihrem Gepäck von dort heraus und stieg wieder in ihren Bus ein.
Als wir die russische Grenzkontrolle passiert hatten, machten wir noch einen Toilettenbesuch. Die Klofrau war gerade beim Reinigen des Waschbeckens und hatte die Seife weggenommen, bevor ich mir die Hände waschen konnte. Dann ging die Fahrt weiter, von hier, dem Grenzübergang Nowoschachtinsk, noch 190 Kilometer bis Rostow. Hatten wir bis zur Grenze sonniges Wetter, bedeckte sich nun der Himmel.
Nach Lilias Plan sollte ich um 8.00 Uhr deutscher Zeit in Rostow ankommen, also 10 Uhr russischer Zeit, nach der Broschüre vom Fahrer ist planmäßige Ankunftszeit um 14 Uhr. Tatsächlich waren wir um 9 Uhr deutscher Zeit angekommen am sogenannten alten Bahnhof, am Ende des Scholochow-Prospekts, an einem Kreisverkehr. Der dicke Mann war schon kurz vorher in Rostow abgesetzt worden. Lilia hatte ja schon im Bus gesagt, dass sie mir weiterhelfen werde, in Rostow an mein Ziel zu kommen. Ich passte auf unser Gepäck auf, währenddessen sie sich umsah. Ich sah auf einem Tisch vor einem Cafe in durchsichtigem Folien-Geschenkpapier zylinderartige Körper stehen. Am Nachmittag sah ich sie von Nahem in einem Café. Das war der Osterkuchen, in verschiedenen Größen. Ein Rührkuchen mit bunten Streußeln.
Lilia rief ihren Sohn herbei. Er ist Anfang 50 und Zahntechniker. Wir stiegen in einen großen PKW der Marke Nissan ein. - Die Straßen sind in einem schlechten Zustand, man muss Slalom fahren. Die Hauptstraße im Zentrum, die Bolschaja Sadowaja (große Gartenstraße), ist für den Privatverkehr gar nicht zugelassen. Sie darf nur von den öffentlichen Verkehrsmitteln und Anliegern/Geschäftsinhabern genutzt werden. Es gibt drum herum eine Reihe von Einbahnstraßen. Dazu kommt noch, dass die wichtigste Autobrücke wegen Renovierung/Reparatur jetzt immer noch gesperrt ist. Nur ein paar Buslinien dürfen sie passieren. Aber wir erreichen doch mein Ziel, das Büro eines Reiseveranstalters. Lilias Sohn bringt mir meinen schweren Koffer nach, während ich mich mit den Mitarbeitern hier bekannt mache. In den folgenden Tagen hatte ich Gelegenheiten, etwas über die Kultur und das Leben der Donkosaken zu lernen.
Buswelt24.de Busreisen
Rückreise mit Bus aus Rostow
Vorgeschichte
Ich hatte vor Antritt der Rückreise abzuklären, ob der Bus auch wirklich, wie angekündigt, in Rostow am 14.05.2008 abfuhr und wo genau, wann genau. Deswegen rief ich Freitag, dem 08.05.08 in der Zentrale in Lugansk an. Dort war mir gesagt worden, dass der graue Redraytransbus am alten Busbahnhof in Rostow, der sich an der Scholochow-Straße befindet, um 14.10 Uhr abfahren würde. Sicher fühlte ich mich damit noch nicht. In meinen Unterlagen hatte ich einen Ausdruck des Fahrplans von der Website von Ukraina Reisen. Dort steht als Abfahrtsort in Rostow: "Prigorodnyj Bhf (Str. Scholochowa 126)". Das ist mehrdeutig. Denn der Prigorodnyj Woksal (Bahnhof für Nahverkehrszüge) befindet sich neben dem Hauptbahnhof. Und dort befindet sich auch der neue Busbahnhof. Wer diesen Fahrplan erstellt hat, scheint keine Ortskenntnisse in Rostow zu haben.
Mittwoch, 14.05.2008
In Rostow angekommen, übergab ich an eine Studentin Dokumente, die ich von ihrer Universität in Sotschi mitgenommen hatte. Dann musste ich mich einer Polizeikontrolle unterziehen, als ich vom Bahnsteig, an dem mein Zug aus Adler gehalten hatte, in das Bahnhofsgebäude gehen wollte. Ich fand meinen Reisepass nicht gleich, war etwas nervös deshalb, musste mit in das Polizeidiensthäuschen am Bahnsteig 1 gehen. Dort untersuchten der Wachmann in grauer Uniform, der mich angehalten hatte, im Beisein des, ich nehme an, Vorgesetzten, alle meine Taschen, ja auch Geldbörsen. Ohne Äußerung eines konkreten Verdachts wäre das in Deutschland nicht zulässig. Schließlich fand ich den Reisepass in meiner Gürteltasche. Sie hatten nichts zu bemängeln und ich durfte meine Sachen zusammenpacken und gehen. Mit dem Bus der Linie 3 fuhr ich zur Bolschaja Sadowaja, klapperte mit meinem beräderten Koffer über die Gehwegsteine, solche, die in Deutschland auch häufig verbaut werden.
Mittag, ich bin mit einem Trolleybus der Linie 3 am alten Busbahnhof angekommen und gehe an Kiosken vorbei, überlegend, was ich mir von meinen letzten Rubeln, weniger als 100, noch zu essen kaufe. Setzte mich auf eine blaue überdachte Bank und wartete auf Michael, einen jungen Mann, den ich in der ersten Woche meiner Reise hier in Rostow kennen gelernt hatte.
Er kam so gegen 13.30 Uhr mit seiner grün-gelben Trainingsjacke. Mit drei Bananen, von denen er mir gleich eine gab. Er hätte sich mit mir gern in ein Cafe oder Bistro gesetzt. Es gab hier eines, offen mit Blick zu den Bussen. Aber mein Geld würde nicht reichen.
Er hatte Infomaterial von Nichtregierungsorganisationen mit, die auch in Deutschland aktiv sind. Er würde bei einer in Deutschland arbeiten, in Sachsen. Im September diesen Jahres kommt er. Seinen Aufenthalt will er in Berlin beginnen, 10 Tage. Dann wollen wir uns treffen. Er ging mit mir zu einem Stand, wo ich mir Chebureki kaufte, zwei mit Käse. Von Fleischfüllung riet er ab. Aber vielleicht ist er Vegetarier. Er stellt viele Fragen, auch, wie man etwas richtig sagt.
Zweifel
Es ging auf 14 Uhr zu und ich sah immer noch nicht den versprochenen grauen Bus von Redraytrans. Wir waren noch auf die andere Seite des Gebäudes nebenan gegangen, dort fahren die Busse nach Moskau ab. Da stand aber kein Bus. Anders, als von der Dispatcherin von Redraytrans (auch mir gegenüber noch am Montag, 12.5.2008) angekündigt worden war, stand dann um 14 Uhr am alten Busbahnhof in Rostow kein grauer Redraytrans-Bus bereit. - Das bereitete mir natürlich Unbehagen.
Ich war aufmerksam und bemerkte den alten Ikarusbus mit Ziel "Krasnui Lutsch". Nach der Erfahrung bei der Anreise nach Rostow, wie ich noch in der Ukraine mit anderen umgeladen wurde in einen Wolga, dessen Inhaber uns nach Rostow brachte, ahnte ich, dass ich vielleicht in diesen Bus einsteigen müsste. Mein Begleiter, ausgestattet mit meiner Broschüre von Redraytrans, mit den Telefonnummern, fragte den Busfahrer, ob ich mitfahren müsse. Siehe da, dem Fahrer ist gesagt worden, dass er einen Deutschen für Redraytrans mitnehmen soll zu einem Punkt, an dem der graue Bus auf mich wartet. - Ich ließ mich von Michael vor dem Bus mit dessen Kennzeichen fotografieren, dann fotografierte ich uns zusammen. Auch für den Fall, dass etwas schief geht. Ich stieg mit einigen Zweifeln ein, brauchte die Fahrt nicht zu bezahlen, was dafür sprach, dass der Fahrer von der Firma Redraytrans informiert worden ist.
Fahrt mit einem alten Ikarus-Bus
Die Sitze sind sehr alt, abgewetzt und ausgebeult. Ich musste mich noch mal umsetzen, weil der erste Sitz mich so schief, ohne richtigen Halt sitzen ließ. Platz war ja noch genug Vielleicht nur ein Dutzend Mitfahrer von hier aus. Aber die Kopflehnbezüge waren in Ordnung. An der Grenze war es wieder ruhig. Wir brauchten hier ca. 30-45 Minuten, mussten alle mit unserem Gepäck aussteigen. Bei einem Mann hat die Kontrolle des Ausweises lange gedauert. Bei den anderen ging es zügig. Ich benutzte die Toilette zum Frischmachen, in der ich schon bei der Hinfahrt war. Das Wetter war unbeständig. Wir hatten auch etwas Sonne, aber hinter der Grenze, als wir so durch die Hügellandschaft fuhren, gab es ein Gewitter, teilweise mit Hagelkörnern. Es regnete in den Bus hinein. Komisch war nur, wo dass Wasser von der stoffbezogenen Gepäckablage an manchen Stellen auf die Sitze lief. Das war bei dem Fenstersitz vor mir, aber auch auf der anderen Seite des Ganges, wo sich inzwischen ein zugestiegener junger Mann mit MP3-Player hingesetzt hatte; der war, in seine Musik vertieft, unangenehm aufgeschreckt. Manche PKWs waren wegen des Hagels sogar an den Straßenrand gefahren und warteten den Schauer ab.
Aus der grünen Landschaft ragen (aus der Entfernung) kleine Erdkegel auf. Manchmal auch Turmgestelle mit einem großen Rad, mit Seilen dran. Hier ist Bergbau verbreitet. Der Name einer Stadt, die wir fast am Ende meiner Tour passieren, verrät, was hier abgebaut wird: Anthrazit. Hier machte der Bus eine Pause, die meisten Passagiere stiegen aus, manche rauchten. Kurze Zeit nach der Weiterfahrt, nach 4,5 Stunden war es soweit. Gegen 18.40 Uhr Moskauer Zeit (17.40 Uhr ukrainischer Zeit) an einer Kreuzung, an einer Tankstelle hinter der Stadt Anthrazit, vielleicht kurz vor Krasnui Lutsch, sicherlich an der Straße M19, stand dort auf der anderen Seite der mir bekannte Bus. Ich war erleichtert.
Weiterfahrt mit dem Neoplan-Bus
Zwei Busfahrer und schon ein Fahrgast, ein Mann aus der Gegend, sonst war der Bus leer. Ich bekam vom Fahrer wieder den Platz 15 von der Anreise zugewiesen, setzte mich aber erst mal mit nach vorn, um besser sehen zu können und den Männern zuhören zu können. Gleich nach dem Losfahren hielt der Bus an einer Kreuzung mit einem Häuschen. Sie sprachen mit dem Verkehrspolizisten, der die moderne Technik des Busses bewunderte. Sie schienen sich zu kennen. Die Sonne stand tief, das Wetter war jetzt schön. Wir fuhren nach Lugansk, zu einem Fahrzeughof, wo weitere LKWs von Redraytrans standen. Es gab eine kleine Betriebsbesprechung, bevor der Bus zum Busbahnhof fuhr, wo einige Leute zustiegen. Das war gegen 19 Uhr ukrainischer Zeit. Der Fahrer hatte die Dispatcherin vom Busbahnhof gefragt, ob unter den Passagieren auch Roma sind. Ja. Der junge, fast kahlgeschorene Mann, der mit einem Freund hereinkam und sich den Platz vor mir aussuchte, war – für mich nicht erkennbar, ein Roma.
Ich bekam während der ganzen Fahrt keinen Nachbarn. Der Bus war nicht so voll wie auf der Fahrt von Leipzig aus. Später stiegen weitere Leute zu. Aber es blieben immer noch ein paar Plätze frei dieses Mal. Lugansk von der Straße aus, was ich sah, macht gar keinen schlechten Eindruck. Eine Industriezentrum ja, aber mit Parks und Grünflächen, vielen neuen Geschäftshäusern mit großen, verspiegelten Glasflächen. Es gibt Straßenbahn und Shoppingzonen. Es gibt noch Platz in der Stadt, Bäume an den Straßen, Denkmäler und Häuser mit schöner Architektur. Schöner als Rostow, fand ich. Als wir die Stadt verlassen, geht rechts die Sonne unter.
Was ich gut fand, war, dass der TFT-Bildschirm aus blieb. Dafür lief er am darauffolgenden Abend bis nach Mitternacht... Den weiteren Streckenverlauf weiß ich nicht. Um 21 Uhr waren wir, glaube ich, in Donezk. Izjum passierten wir, daran erinnere ich mich noch schwach. Aber um Mitternacht erreichten wir Charkow. Hier gab es Knatsch. Ein Deutscher Mann, mindestens 50 von dem was ich hörte, wollte mitfahren, wurde aber nicht hinein gelassen. Denn soviel ich verstand, hatte er ein Ticket für einen anderen Bus gekauft, der kurz vorher abgefahren sein muss. Die Schuld schrieb er nicht sich zu, sondern schimpfte auf Redraytrans, fluchte. Dass er das scheiße findet – verstand im Bus jeder und erzeugte allgemein amüsiertes Grinsen. Der Deutsche hatte Ukrainer aus der Stadt, die ihm zu Seite standen, mit dem Busfahrern diskutierten, aber es half nichts. Zu zahlen war der Deutsche wohl nicht bereit. An sich gab es ja noch freie Sitzplätze. Die Leute im Bus belustigten sich etwas, denn sie meinten wohl, alles ist von seiten Redraytrans okay, der Deutsche liege falsch. Nur wenn ich die Vermutung gehabt hätte, er hätte ein Ticket für eben diesen Bus gekauft, hätte ich mich eingeschaltet. Aber er hat seinen Bus verpasst und ist ja in Begleitung gekommen; selbst schuld.
Bei der nächsten Pause mitten in der Nacht nutzte ich die Gelegenheit und kaufte mir eine große Flasche Wasser am Kiosk des Busbahnhofs. Weiß nicht mehr wo, vielleicht in Poltawa.
Donnerstag, 15.05.2008
Am Morgen gegen 7.00 Uhr ukrainischer Zeit erreichen wir Kiew, den ZOB dort kurz vor acht Uhr. Da sind wir schon im wesentlichen durch die ganze Stadt gefahren, und über den Dnjepr. Pause bis um 9 Uhr. An den Schildern der Bushaltestellen lese ich ab, was für Buslinien es hierher aus Westeuropa gibt. Da stehen auch Reisebüros dran. Ich fotografiere alle ab, um zu wissen, welche Anbieter es noch gibt. Zweimal bekomme ich auch Flyer von Frauen in die Hand, von Busreiseunternehmen, deren Busse gerade ankommen. Ich hole mir einen Tee, ein Stück Kuchen, besuche die Toilette, wo sich ein Passagier die Zähne putzt. Hätte ich auch tun sollen, weil das letzte Mal schon lange her ist, aber das Zeug liegt im Koffer. Ich lasse mir dann doch noch meinen Koffer geben und hole von dort meine deutsche Simkarte heraus.
Die Fahrt geht noch weiter durch die ukrainische Hügellandschaft, aber je weiter nach Westen wir kommen, desto weniger hügelig ist es. Vereinzelt werden Passagiere irgendwo abgesetzt. In Schitomir fahren wir auf den Busbahnhof, an den ich mich noch erinnern kann. Da ist wieder der alte Mann im Rollstuhl, der schon auf der Hinfahrt vom Busfahrer etwas Geld bekommen hatte. Ich schaue mich kurz im Bahnhofsgebäude um, 10 Minuten Pause hatte der Busfahrer verkündet. Die Sonne scheint. In Rowno waren wir so gegen 13 Uhr, soweit ich mich erinnere. Weiter weiß ich nicht mehr, nur, dass ich Kovel auf einem Schild gelesen hatte. Aber laut Fahrplan sollten wir dann über Dubno nach Lwow gefahren sein. Davon bekam ich nichts mit.
Vielleicht ist ja auch ein benachbarter Grenzübergang angefahren worden. Wobei – unserer war gut besucht. Auf dem Fahrplan steht als Grenzübergang: Ruska (Pl)-Greben(UA). Doch es war Jahodin (UA)/Dorohusk. Rava-Ruska/Hrebenne fand ich in einer Aufzählung der Grenzübergänge beim Googeln, anstatt Ruska-Greben. Aber das G wird im Ukrainischen ja zum „H“.
An der polnisch-ukraischen Grenze, die durch den Lauf des Flusses Bug bestimmt wird (er befindet sich auf polnischer Seite), mussten wir fast 4 Stunden warten. Angekommen waren wir um 15.45 Uhr. Im Bus wurde es immer wärmer, wie wir so im Bus saßen und warteten. Das Wartenlassen der Menschen hat Methode, weil die Grenzbeamten so diese nötigen, Schmiergeld zu zahlen, um endlich weiter fahren zu können. Wie auf der Herfahrt, hatte der Busfahrer einen Passagier damit beauftragt, Schmiergeld einzusammeln, von jedem 5 EUR. Dieses Mal gab ich diese nicht her, sondern fragte nur: "Satschem?" (Wofür?) und bekam von der das Geld einsammelnden Frau die Gegenfrage gestellt: "Wui Nemetz?" - Mehrmals hörte ich gelegentlich tuscheln "Nemetz" und wenn die Grenzbeamten das Gepäck kontrollieren würden, sollte ich derjenige sein, der geprüft werden müsste, weil ich ja kein Schmiergeld gezahlt hatte. - Ich tat so, als hörte ich nichts von dem. Ich blieb sehr ruhig und sparte meine Nerven. Ich hatte während dieser Fahrt (anders auf der Fahrt nach Rostow) keine Gesprächspartner gefunden, war der einzige Deutsche. Aber einige der Ukrainer dürften wohl in Deutschland wohnen. Meine Sachen brauchte ich aber nicht filzen lassen. Zwei Leute mussten aber aussteigen auf ukrainischer Seite, weil sie wohl keinen gültigen Pass hatten. Deren Taschen wurden dann wohl auch kontrolliert.
Auf ukrainischer Seite schienen die Grenzer Schlaftabletten genommen zu haben. Sie gingen sehr gemächlich und die vielen Autos störten sie nicht weiter. Ich sah dreien bei ihrer Raucherpause zu. Da kam eine Frau in Begleitung ihrer Familie und fragte etwas mit sorgenvollem Gesicht. Einer der Grenzbeamten ließ sich die Papiere geben, die sie in der Hand hielt, irgendwelche Dokumente, nicht Reisepässe. Er warf mit einem Ausdruck des Sichgestörtfühlens ein Blick drauf und erklärte was. In der nächsten Spur auf Höhe unseres Busses, 15 m weiter, wurde ein grüner PKW von allen Seiten gründlichst begutachtet, auch von unten. Teilweise wurden Teile abmontiert. Die Familie stand genervt herum. Man ließ sie aber auch lange schmoren. Das heißt, die Grenzer gingen eine Zeit lang weg und tauchten dann wieder mal auf. Die Grenzer haben hier die Ruhe weg. Das ist eben das Spiel: Die Leute werden weichgekocht. Gegen Bezahlung lässt man sie gleich durch, geht die Kontrolle der Ausweise ganz schnell. Ich sah einige PKWs vorfahren, die nur wissen mussten, bei wem sie das Geld übergeben sollen. Es gab einen Offizier mit drei Pickeln auf der Schulter, der sich wohl darum kümmerte. Stand auch ein paar Mal bei den Fahrern unseres Busses. Scheinbar reichte das gebotene Geld erst nicht. Was soll ich hier 5 EUR geben? Vielleicht stecken sich die Busfahrer selbst ja einen Teil des eingesammelten Geldes ein. Da wir so lange warten mussten, schien das eingesammelte Geld wohl nicht ausreichend gewesen zu sein. Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass die Ukrainer in meinem Bus mir das zuschrieben. Ich weiß nicht, ob ich der einzige war, der nicht bereit war zu zahlen. Ich passte mich mit meinem Gemüt dem der Grenzer hier an und ertrug alles ruhig. Beobachtete. Einmal, mehr am Anfang unseres Schmorens hier, ist ein Schwarm PKWs durchgelassen worden. Dann war wieder Ruhe lange Ruhe am Grenzbaum. Anscheinend lässt man die, die nicht zahlen wollen, nicht einzeln abfahren. Ich wüsste gerne, wieviele PKWs hier Schmiergeld zahlen. Nach etwa 2 Stunden durften wir weiter.
Die Hoffnung, dass es auf polnischer Seite schneller geht, erfüllte sich nicht. Von Bestechung sah ich hier nichts. Hier war draußen schon gleich gar kein Beamter zu sehen. Unser Bus war ja gleich an LKWs vorbei vorgefahren bis zum Grenzbaum. Doch dort standen wir dann lange herum, der Grenzposten sah verlassen aus. Um so mehr nahmen viele die Gelegenheit wahr, sich mit anderen Reisenden unseres Busses bekannt zu machen. Bis unsere Reisepässe eingesammelt wurden, hatte es bestimmt eine gute halbe oder dreiviertel Stunde gedauert. Erst nach einer Stunde und 45 Minuten durften wir endlich weiter. Alle Passagiere waren zu der Zeit schon ganz lethargisch.
Unterwegs in Polen
Wie auf der Hinfahrt: In Polen stieg kein Passagier aus und keiner zu. Zum Glück hatte ich ausreichend Trinkwasser dabei, denn es gab keine Gelegenheit mehr, noch etwas an einem Shop zu erwerben. Nun war Fernsehzeit. Es wurden viele Folgen von einer Serie gezeigt, die heißt: 9 Soldaten. Ich habe die tatsächlich mal während meiner Zeit in Südrussland gesehen, glaube in Adler. Ich wurde immer müder, es wurde immer ruhiger im Bus, viele waren schon am Schlummern, weit vor Mitternacht schon. Ich dachte: Merken die Busfahrer gar nichts? Doch zwei der Kollegen desjenigen, der gerade fuhr, sind schon nach hinten gegangen und ruhten hinterm Vorhang, wo es Platz gibt, der für die Mitarbeiter des Unternehmens reserviert ist. Da musste einfach mal einer dem Fahrer Bescheid geben. Das fiel dann auf mich, als gerade die nächste Folge anfing, um 0.20 Uhr. Der Fahrer fragte, ob schon alle schlafen. Ich sagte ja, er stellte aus. Die fette, schwarzhaarige Frau, die Mitternacht letzte Nacht, als der Deutsche protestierte, zustieg, fauchte mich an, wie ich nur darüber bestimmen könne, dass jetzt das Programm ausgestellt wird. Ich habe doch gar nicht alle gefragt. So, wie die aussieht, hängt die wohl ständig vor der Glotze. Ich sagte, alle Wünsche lassen sich hier eben nicht befriedigen. Die meisten aber sind schon nicht mehr am Glotzen interessiert und ich bin auch einer derjenigen, die schlafen wollen. Sie erwiderte nichts.
Freitag, 16.05.2008
Polnisch-deutsche Grenze: Der Bus konnte durchfahren. Doch kurze Zeit später wurde er von einem PKW des Zolls überholt und aufgefordert zu folgen. wir fuhren zu einem Parkplatz. Dort wurden alle Ausweise kontrolliert. Meinen nahm man mit, und ein paar wenige andere auch. Wir warteten vielleicht 10 bis 15 Minuten, bis wir weiter fahren durften. Die Morgendämmerung setzte ein. Die Uhrzeit oberhalb des TFT-Bildschirms war falsch, schon seit Polen. Tatsächlich war es jetzt eine Stunde früher. Ich glaube, einige Leute, auch die Frauen vor mir, staunten über die Autobahnausstattung. Meistenteils fuhren wir in der Ukraine auf Landstraßen. Und wo es Autobahnen gab, da fehlten viele der Ausstattungsmerkmale, die in Deutschland normal sind.
Ankunft in Leipzig und Weiterfahrt nach Berlin
In Leipzig kam der Bus am Freitag kurz vor 7 Uhr morgens an. Planmäßig. Ich informierte mich zunächst bei der Bahnauskunft nach Ticketpreisen für Züge ohne IC-Zuschlag. Fahrt mit Regionalbahn und Umstieg in Dessau in einen Regional-Express sollte 28,30 EUR kosten. Abfahrt 7.11 Uhr (zu knapp, da ich noch Geld holen musste und Ticket am Schalter kaufen) oder 8.11 Uhr. Ich ging zum ec-Automaten und anschließend zu Burger King, wo es PCs mit Internetzugang gab, kaufte mir ein Baguette, um eine 2-EUR-Münze zu bekommen, die ich für den Internetzugang in den Automaten stecken musste (sonst wollte mir weder die Damen von Segafredo-Cafebar noch ein Mann von Burger King, die erst um 9 Uhr öffnen, kein Geld wechseln) und suchte mir im Internet eine private Mitfahrgelegenheit. Das klappte auf Anhieb, mit dem ersten Anruf. Um 8.00 Uhr fuhr ich in einem VW Candy hinten sitzend zusammen mit einem asiatischen jungen Liebespaar, nach Berlin. Der Fahrer und seine Frau stammen aus Taschkent, leben aber schon seit 8 Jahren in Deutschland. Der Benzinpreis ist jetzt bis auf 1,50 EUR gestiegen, beschwerte sich der Fahrer. Und deshalb fuhr er auf der Autobahn auch nur 100 km/h, meistens hinter einem LKW-Laster hinterher, der Windschutz bot, was weiter half, Kraftstoff zu sparen. Ich ließ es über mich ergehen. Um 10.30 Uhr erreichten wir den Berliner Hauptbahnhof. Der Fahrer fragte nach meiner Webadresse, weil ich ihm von dem Zweck meiner Reise erzählt hatte. - Ein Leser für mich mehr. Um 11.45 Uhr hatte ich meine Wohnung erreicht.
Eine Einschätzung über Redraytrans
Bus
Der eingesetzte Bus ist ein sehr neuer Neoplan. Redraytrans hat noch einen zweiten davon, den wir unterwegs in der Ukraine auch antrafen. Die Bedienung für den Fahrer ist komfortabel, er hat die neuesten Sicherheitsvorrichtungen. Der Platz für das Gepäck der Reisenden kann auf dieser Strecke nie groß genug sein, wurde voll ausgenutzt. Es bestand Rauchverbot, heute Standard, vor nicht allzu langer Zeit durfte zumindest hinten geraucht werden. Die Sitze lassen sich auch zum Gang hin etwas verschieben. Bei hochgestellten Sitzen reicht der Beinabstand eigentlich noch aus. Aber wird die Lehne um zwei Stufen nach hinten gestellt, ist es eine Zumutung für den dahinter Sitzenden. Das kann auch mal zum Streit führen, wenn jemandem die Beinfreiheit des Hintermanns egal ist.
Die Fenster sind getönt. Schade, dass die große Scheibe vorn aufgrund der Tönung den Passagieren nicht richtig erlaubt, das Geschehen auf der Straße mitzuverfolgen, sobald es dämmert. Mit der Bedienung des Luftstroms am Sitzplatz klappte es nicht, daran versuchten sich einige Passagiere vergebens.
Als ich die Toilette doch mal aufsuchte, gab es dort kein Toilettenpapier (mehr). Darauf müssen die Busfahrer achten. Und da bin ich dann bei deren Dienstleistung.
[...Next]
Bisher kam man von Deutschland aus nicht so ganz einfach und billig an die russische Schwarzmeerküste. Am billigsten reist man in Linienbussen. In der Regel wird man dann noch ein Bahnticket nach Sotschi benötigen, etwa ab Krasnodar, der Hauptstadt der ...